Wo meine Wurzeln sind
Shownotes
In dieser Folge führe ich ein Interview mit Joanna. Sie ist 22 Jahre alt und lebte seit ihrem 4. Lebensmonat in einer Pflegefamilie. Sie teilt ihre einzigartige Geschichte als ehemaliges Pflegekind. Sie erzählt von ihrem Wunsch, anderen Mut zu machen und darüber aufzuklären, was es bedeutet, in einer Pflegefamilie aufzuwachsen. Ihr erfahrt mehr über die Bedeutung ihrer Pflegefamilie für sie und ihren Wunsch nach einer "normalen" Kindheit. Und wir reden darüber, wie sie auch nach persönlichen Krisen wieder Mut zu finden.
Hört euch das Interview an, um herauszufinden, was es mit dem Tattoo auf dem Cover-Bild zu dieser Folge auf sich hat.
Transkript anzeigen
00:00:00: (Ruhige Musik)
00:00:01: Ich habe so oft gehört oder zu hören bekommen,
00:00:04: "Oh, das tut mir aber leid."
00:00:06: Und da kriege ich jetzt schon wieder Gänsehaut.
00:00:09: Ich kann den Menschen keinen Vorwurf machen mit meinem Umfeld,
00:00:13: weil sie es einfach nicht besser wissen.
00:00:15: Aber das ist grad der Punkt, dass sie es nicht besser wissen.
00:00:18: Und das möchte ich halt ändern.
00:00:20: Also, wenn mir ein Wort direkt in den Kopf kommt,
00:00:24: dann ist es wirklich Liebe und Heimat,
00:00:28: seitdem ich denken kann,
00:00:30: sind das wirklich die Menschen,
00:00:32: die mir das Urvertrauen wiedergeben konnten,
00:00:34: was mir genommen wurde, sage ich mal, auf biologischer Seite.
00:00:38: Netzwerkpflegefamilien, der Podcast.
00:00:45: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts.
00:00:51: Immer wieder bekommen wir Rückmeldungen über E-Mails
00:00:54: oder über die sozialen Medien, was uns natürlich sehr freut.
00:00:57: In dieser Zeit bekam ich eine ganz besondere Nachricht von Joanna.
00:01:01: Joanna ist 22 Jahre alt
00:01:03: und lebte seit ihrem vierten Lebensmonat in einer Pflegefamilie.
00:01:07: In der Mail schrieb sie mir,
00:01:08: wie gerne sie über diesen Podcast ihre Geschichte erzählen möchte.
00:01:12: Um anderen Menschen, denen es ähnlich geht, Mut zu machen,
00:01:16: offen über das Leben in einer Pflegefamilie zu berichten.
00:01:19: Sie möchte aber auch aufklären.
00:01:21: Aufklären, was es überhaupt heißt, Pflegekind zu sein.
00:01:24: Weil sie es immer wieder erlebt hat,
00:01:26: das Thema für Außenstehende schwer ist zu begreifen.
00:01:30: Und sie nicht wissen, wie sie damit umgehen können.
00:01:33: Ich habe Joanna für ein längeres Interview getroffen.
00:01:36: Wir haben über die Bedeutung ihrer Pflegefamilie gesprochen,
00:01:39: den Wunsch nach einer in Anführungsstrichen normalen Kindheit.
00:01:43: Und darüber, wie sie auch nach vielen Schicksals schlägen,
00:01:46: neuen Mut findet.
00:01:47: Vielleicht habt ihr schon das Cover dieser Folge gesehen.
00:01:51: Darauf seht ihr ein Tattoo mit einem Datum.
00:01:53: Was es damit auf sich hat,
00:01:55: in dem Interview mit Joanna.
00:01:57: Dabei wünsche ich euch viel Spaß.
00:01:59: Hallo, Joanna.
00:02:01: Es freut mich, dass du hier bist.
00:02:03: Wir kommen miteinander ins Gespräch über dein Leben,
00:02:06: in einer Pflegefamilie und die Zeit darüber hinaus.
00:02:10: Magst du dich mal kurz vorstellen?
00:02:12: Ja, danke, dass ich erst mal hier sein darf und das teilen darf.
00:02:16: Ich bin Joanna.
00:02:18: Ich bin dieses Jahr 22 Jahre alt geworden.
00:02:21: Wohne derzeit auch seit zwei Jahren in Düsseldorf.
00:02:25: Und genau, besuche heute hier euren Podcast.
00:02:29: Ich will direkt quasi in dieses Thema einsteigen.
00:02:33: Du bist sehr früh in eine Pflegefamilie gekommen.
00:02:36: Kannst du mir etwas über die Umstände erzählen,
00:02:39: wie das überhaupt gekommen ist?
00:02:41: Und so ein bisschen die Hard Facts vielleicht?
00:02:44: Ja, also, es war einmal.
00:02:47: Ich war genau vier Monate alt,
00:02:50: als ich in die Pflegefamilie gekommen bin.
00:02:53: Nach der Geburt war das so, dass es eigentlich direkt klar war,
00:02:56: sie kommt in eine Pflegefamilie.
00:02:58: Da hatte man dann gar nicht so viel Spielraumzeit.
00:03:01: Ich war dann erst noch bei meiner leiblichen Oma,
00:03:04: mütterlicherseits, für ein paar Monate.
00:03:07: Da hat sich dann aber auch schnell rauskristallisiert,
00:03:09: okay, das ist die Übergangszeit, bis es mit dem Gericht
00:03:13: und alles geklärt worden ist.
00:03:14: Und dann bin ich offiziell genau am 16.05.2002
00:03:18: dann in meine Pflegefamilie gekommen.
00:03:21: Und ja, jeden Tag, also immer mein Alltag,
00:03:25: kann ich eigentlich nennen,
00:03:27: ich bin seit 22 Jahren in einer Pflegefamilie.
00:03:30: Du hast mir vorher schon erzählt,
00:03:33: du bist nicht das einzige Kind gewesen,
00:03:35: was in der Pflegefamilie gelebt hat,
00:03:37: sondern dass du viel Trubel auch war.
00:03:40: Kannst du mir etwas ein bisschen darüber erzählen?
00:03:42: Wer war da alles? Wie ist so der Alltag auch gewesen?
00:03:46: Genau, meine Pflegeeltern, sag ich mal,
00:03:49: haben schon vorher Pflegekinder aufgenommen.
00:03:52: Und ich war dann sozusagen die Letzte.
00:03:55: Also, es war auch klar, ich komme in Dauerpflege.
00:03:58: Es gibt ja einen Unterschied zwischen Bereitschaft und Dauerpflege.
00:04:02: Das wissen ja viele auch nicht.
00:04:03: Und stand dann fest, dass ich in Dauerpflege komme
00:04:06: und da auch erst meine Familie zu finden, die dafür bereit ist.
00:04:10: Und dann haben sie meine Pflegefamilie gefunden.
00:04:12: Und dadurch, dass sie schon Pflegeeltern waren,
00:04:15: und dann war das für Dauerpflege, war das so "perfect match",
00:04:19: sag ich mal.
00:04:20: Und meine Pflegefamilie hat halt noch drei leibliche Kinder.
00:04:25: Dementsprechend habe ich für mich zwei Schwestern und ein Bruder.
00:04:29: Und bin da schon in eine Großfamilie reingekommen, sag ich mal.
00:04:33: Genau.
00:04:34: Und dann war das so, dass wir nebenbei noch Dauerpflegekinder
00:04:41: eigentlich hätten, die dann aber auch irgendwann gegangen sind
00:04:45: und da gehen mussten.
00:04:46: Und ich dann, sage ich mal, alleine da war als Pflegekind,
00:04:51: mit dem Pflegekindstatus.
00:04:53: Und dann hatte ich meine drei Geschwister noch und das Leben so.
00:04:58: Es war auch trubelig.
00:05:00: Und hatte dann meine Eltern und wir waren so das Dreier gespannt,
00:05:05: weil meine Geschwister dann auch ausgezogen sind.
00:05:07: Hm. Was hat das so für ein Verhältnis zu den leiblichen Kindern
00:05:12: in der Familie?
00:05:13: Also immer noch, das kann ich sagen, das ist meine Familie,
00:05:16: das meine Geschwister.
00:05:18: Von Anfang an haben die mich ja, sag ich mal, begleitet wie bei einer Geburt.
00:05:23: Also ich bin ja in die Familie gekommen an dem Tag.
00:05:26: Und es war, als wäre man gerade aus dem Kreis da gekommen, sag ich mal,
00:05:30: das sagen sie auch, haben das ja alles miterlebt, mit begleitet.
00:05:35: Auch der Besuch und wie der Tag war, als ich angekommen bin,
00:05:39: das ist eigentlich ein ganz besonderes Verhältnis,
00:05:42: was sie mir auch immer verdeutlichen und immer wieder sagen,
00:05:46: dass ich Familie bin und dass das für sie gar keinen Unterschied
00:05:51: gemacht hat.
00:05:52: Hm. Also fühlst du dich quasi wirklich auch komplett wie,
00:05:57: wurdest du behandelt wie die anderen Kinder auch?
00:06:01: Es gab, du hattest keine Sonderrolle, beispielsweise?
00:06:04: Nee, also ich war mittendrin statt nur dabei,
00:06:07: auch mit dem Chaos, auch mit Streitigkeiten und alles,
00:06:11: was dazugehört.
00:06:12: Also das war nie, ich glaub, von deren Seite aus auch nie, oh,
00:06:18: wir behandeln sie jetzt anders, weil ja, sie ist halt ein Pflegekind.
00:06:22: Sie war das ja auch schon gewohnt von meinen Eltern und auch alle
00:06:26: familiär.
00:06:27: Sie haben heute auch alle jeweils selber zwei Kinder.
00:06:30: Und das war irgendwie nie per se das Thema, oh, wir sind jetzt irgendwie
00:06:36: eine speziellere Familie.
00:06:38: Obwohl das auch in der heutigen Zeit irgendwie in 2024 ja eigentlich
00:06:43: gar nicht mehr ausschlaggebend ist.
00:06:45: Es gibt ja so viele Familienmodelle, aber trotzdem, klar,
00:06:48: fällt man irgendwie noch mal so ein bisschen raus.
00:06:51: Genau, da gehen wir später ja noch näher drauf ein, was das eigentlich
00:06:56: heißt, dann auch Pflegekind gewesen zu sein.
00:06:58: Hast du gerade von gespannt, dass es halt auch andere Pflegekindler
00:07:01: gab, die dann auch gegangen sind?
00:07:03: Wie fühlten sich diese, diese Abschiede an für dich?
00:07:07: Also, zu dem Zeitpunkt war ich ja recht jung, kann man ja so sagen.
00:07:13: Und ich bin also rein gewachsen.
00:07:16: Das war auch nicht wie im Film, sage ich mal.
00:07:19: Dieses klassische, nach 18 Jahren sagen wir dir jetzt, oh, wir müssen jetzt
00:07:24: mal mit dir reden.
00:07:25: Übrigens, du bist nicht unser leibliches Kind, du bist in der Pflegefamilie
00:07:31: aufgewachsen.
00:07:32: Dazu muss man auch sagen, ich bin ja nicht adoptiert worden.
00:07:36: Das ist ja auch noch mal ein großer Unterschied.
00:07:37: Das verwechseln auch gerne Außenstehende.
00:07:41: Was das noch mal heißt, auch vor allem selber, dieses rechtliche.
00:07:45: Ja, ich bin halt nicht so überrascht worden.
00:07:49: Ich bin einfach rein gewachsen.
00:07:51: Und es war für mich, glaube ich, zu dem Zeitpunkt, ich habe das nicht
00:07:58: so realisiert.
00:07:59: Ich wurde auch mehr abgeschottet, dass das nicht so an mich rankommt.
00:08:02: Aber ich habe natürlich gesehen, wie meine Eltern das getroffen hat,
00:08:06: auch emotional.
00:08:07: Und genau über die Jahre hinweg waren wir, sage ich mal, nur zu dritt.
00:08:11: Und irgendwann haben meine Eltern aber gesagt, dass sie gerne Bereitschaft
00:08:17: lege machen wollen.
00:08:18: Keine Dauerpflege mehr, dass ich das, sage ich mal, letzte Dauerpflegekind
00:08:23: bin.
00:08:24: Sie aber diesen Job und auch irgendwie die Leidenschaft und irgendwie auch
00:08:28: deren Mission, sage ich mal, gerne weiter fortführen wollen.
00:08:32: Und haben sich damit dem Thema auseinandergesetzt.
00:08:35: Und das ist natürlich eine familieninterne Sache.
00:08:38: Da muss eigentlich jeder zustimmen und auch bereit sein, sich darauf
00:08:43: einzulassen wieder.
00:08:45: Und dann haben wir das in der Familie, sage ich mal so besprochen.
00:08:48: Alle waren eigentlich direkt dabei und haben die Idee oder den Wunsch
00:08:54: unterstützt.
00:08:55: Und ich war dann auch Feuer und Flamme, weil es dann so in die Pobatät
00:09:00: ging.
00:09:01: Und ich das total toll fand, auch immer Babys so zu haben.
00:09:05: Und ja irgendwie noch so Geschwister zu haben, etwas kleinere.
00:09:09: Meine Geschwister sind ja dann ausgezogen.
00:09:12: Und das fand ich dann total toll.
00:09:15: Und da muss man aber sagen, wir haben über die Jahre hinweg super viele
00:09:20: Bereitschaftschlägekinder aufgenommen.
00:09:22: Und da war das immer super individuell, wie die Trennung war, wie die
00:09:27: Begegnung war.
00:09:29: Ich bin ja auch älter geworden und musste bei dem einen mehr weinen,
00:09:34: bei dem anderen weniger, weil sie ja auch je nachdem, wie lange sie bleiben,
00:09:39: ist es dann nochmal anders oder mit welcher Story sie auch kommen.
00:09:43: Aber ich habe schon gemerkt, ich konnte mich schon so identifizieren,
00:09:47: also auch in so jungen Jahren.
00:09:48: Und das so von extern mitzuerleben, was meine Eltern wieder machen,
00:09:54: hat mir dann irgendwie auch schon ein bisschen geholfen in den
00:09:57: frühen Jahren, irgendwie mit dieser Thematik aktiv konfrontiert zu werden.
00:10:05: Genau, da wollte ich gerade so ein bisschen darauf hinaus, wie wenn das
00:10:10: gegen der Pubertät ist, wo man auch selber dann zu sich findet, auch überlegt,
00:10:15: wer bin ich eigentlich und vielleicht auch dieses Thema.
00:10:17: Ich habe zwei Familien und man bekommt, man hat ein Bereitschaftspflegekind
00:10:24: dann bei sich und dann einige Monate später vielleicht,
00:10:27: dann das nächste, sind das ja wahrscheinlich auch viele Punkte,
00:10:30: wo man dann selber noch mal ins Reflektieren kommt.
00:10:33: Wie ist das eigentlich bei mir und wer bin ich eigentlich?
00:10:36: Hat das so Prozesse bei dir auch ausgelöst?
00:10:38: Genau, ja, die Frage wer bin ich und wer'n ja wie viele.
00:10:41: Ich glaube, Pubertät ist schon so ein harter Fall für alle Eltern.
00:10:47: Und für mich war das so gerade, weil ich nicht diesen Cut hatte,
00:10:51: wie ich schon erwähnt habe.
00:10:52: Wir müssen jetzt mit dir reden, das ist so und so, sondern ich kann mich
00:10:56: daran gar nicht erinnern, du, das ist so fließend alles.
00:11:00: Aber natürlich hat mein Körper alles gespeichert, sage ich mal und auch
00:11:03: was Außenstehende mir erzählen, wie es damals war und mich interessiert
00:11:07: das ja auch total, weil ich da keinerlei Erinnerungen dran habe oder auch
00:11:10: meine ganzen Dokumente, meinem erwachsenen Ort, wo meine Mama wirklich
00:11:16: alles dokumentiert hat, danke an der Stelle, weil es ist so interessant,
00:11:20: dass sein ganzes Leben dokumentiert worden ist von allen möglichen
00:11:24: Stellen und Akten.
00:11:26: Das ist so ein bisschen Fluch und Segen zugleich, weil für mich war
00:11:30: das Normalität.
00:11:31: Ich bin zur Schule gegangen, ich hatte meine Freunde, ich habe alle
00:11:36: kennengelernt.
00:11:37: Es war aber dann irgendwie immer so, dass mich das immer im Alltag
00:11:42: eingeholt hat, also in den banalsten Sachen.
00:11:44: Und da musste ich irgendwie ein bisschen lernen mit umzugehen.
00:11:47: Das fing halt so in der Schule an, wo es dann irgendwie hieß, ja,
00:11:53: zum Beispiel in der französischen Prüfung mussten wir unseren
00:11:56: Stammbaum aufzeichnen und den dann so vorstellen oder es ging um die
00:12:00: Familie und generell einfach Familie vorstellen.
00:12:04: Dementsprechend war ich dann, muss ich auch erst mal überlegen,
00:12:09: okay, was bedeutet für mich Familie und ich habe ja meine biologische
00:12:13: Familie und das war dann für mich auch irgendwie, musste ich erst mal
00:12:17: schlucken und innehalten, weil für mich war klar, ich werde meine
00:12:20: Pflegefamilie vorstellen und für mich ist das meine Familie.
00:12:24: Aber da kommt natürlich auch immer Fragen auf, weil ja, erklär mal
00:12:29: erstens auf französisch, was Pflegefamilie heißt, aber auch
00:12:33: dann diese Fragen, ach, deine Geschwister sind ja viel älter als du
00:12:38: oder oh, da haben deine Eltern dich aber noch mal spät bekommen.
00:12:40: Und da musste ich denen das noch mal erklären oder auch mit dem
00:12:44: Nachnamen.
00:12:45: Das sind so kleine banale Sachen, die einfach in einem Nebensatz
00:12:49: erwähnt werden, die aber in mir super viel ausgelöst haben und das
00:12:53: halt über die Jahre hinweg.
00:12:54: Am Anfang hat es mich irgendwie mehr aus der Bahn geworfen und ich
00:12:59: wollte nicht so viel ausholen und habe es dann immer verdrängt und das
00:13:02: in einem Nebensatz auch zurückgeantwortet.
00:13:05: Mit der Zeit habe ich aber gemerkt, dass man so viel weiter
00:13:09: ausholen kann und ich faktisch ja nicht davor wegrennen kann.
00:13:14: Es war aber dann so, ja, ein bisschen schwierig, weil für mich war es
00:13:18: so normal, Normalität.
00:13:20: Aber ich habe gesehen, dass die anderen halt anders reagiert haben.
00:13:24: Und das war dann eher der innere Konflikt, wo es dann so angefangen
00:13:30: hat. Okay, ich setze mich jetzt damit auseinander aktiv.
00:13:33: Inwiefern anders reagiert?
00:13:36: Also die Reaktionen sind eigentlich immer gleich, dass Fragen gestellt
00:13:43: werden wie, ach, wie ist das denn mit dem Nachnamen oder oh, die sind aber
00:13:48: älter, also hauptsächlich dieser Altersunterschied, woran man es
00:13:51: eigentlich auch feststellen kann, allein nur daran.
00:13:54: Das ist heutzutage noch so, wenn ich das manchen Freunden so sage, wo ich
00:13:59: dachte, sie wussten da schon, meine Geschichte, dass sie dann total
00:14:04: überrascht sind, weil sie nicht damit gerechnet haben, weil für, sag ich
00:14:08: mal, so eine Familie sind und man das einfach nicht merkt, dass da
00:14:12: irgendwie, sag ich mal, was anders ist.
00:14:14: Ich mag das Wort anders eigentlich auch nicht.
00:14:17: Aber dann kommen diese Fragen und dann sage ich das, ja, ich bin seit
00:14:22: dem ich vier Monate alt bin in einer Pflegefamilie und da kommt der
00:14:26: Stein eigentlich erst ins Rollen und Aussagen wie, oh, das tut mir
00:14:31: leid, das ist, glaube ich, auf Platz eins meiner Reaktion.
00:14:34: Genau und dann merke ich aber anhand der Gesichter und der Reaktion,
00:14:42: dass der Interesse hintersteckt, dass sie mich dann irgendwie auch
00:14:45: ein bisschen, ja, doch auch anders wahrnehmen und das möchte ich
00:14:49: halt nicht, weil das hat absolut nichts mit meinem Sein zu tun.
00:14:53: Sie haben mich ja so als Mensch kennengelernt, auch meine Familie,
00:14:56: die die meine Familie kennen.
00:14:58: Aber ich merke schon, dass sie klar, es ist meine Vergangenheit,
00:15:04: dass es der, wer ich bin, warum ich heute hier bin und dass da halt
00:15:07: dieses Interesse besteht, aber so viele Fragezeichen offen sind.
00:15:12: Und damals habe ich das versucht zu verdrängen.
00:15:16: Ich habe versucht, das so platt wie möglich zu reden, gar nicht
00:15:21: weiter drauf einzugehen, weil mich das so sauer auch gemacht hat.
00:15:25: Das war dann diese Phase von, OK, ich bin sauer, ich bin sauer auf
00:15:29: meine leiblichen Eltern.
00:15:31: Warum kann das nicht einfach jeder akzeptieren, dass es für mich
00:15:35: meine Familie ist, auch biologisch habe ich dann so versucht,
00:15:39: das zu verdrängen.
00:15:40: Genau, das war ein ganz langer Prozess auf jeden Fall.
00:15:45: Also der Wunsch nach einer in Anführungsstrichen normalen Kindheit.
00:15:48: Also gab es auch Rückmeldungen, wo du wirklich dachte, das kann
00:15:55: doch nicht wahr, sondern dass du irgendwie stigmatisiert worden
00:16:01: bist oder irgendwelche wirklich negativen Erfahrungen, wo man dann
00:16:06: auch denkt, OK, vielleicht ist die Freundschaft, die ich habe,
00:16:08: vielleicht doch nicht so eine gute oder was ist das eigentlich für
00:16:12: ein Vollidiot, der da gerade in meiner Klasse ist.
00:16:14: Gab es solche Momente eigentlich auch?
00:16:16: Da muss ich von Glück reden, dass das bei mir nicht so war.
00:16:20: Ich hatte eine sehr behütete Familie, ich hatte keinerlei
00:16:23: Mobbingerfahrung.
00:16:25: Es haben alle Verständnis gezeigt.
00:16:28: Das war eher diese Neugier.
00:16:31: Also da war ich auch ganz überrascht worden, weil ich habe mich
00:16:33: da teilweise für geschämt.
00:16:35: Aber das war eine Sache, die ich mit mir ausmachen musste.
00:16:37: Meine Familie hat mir keinerlei Gründe gegeben, dass ich mich schämen
00:16:42: hätte müssen oder die waren ja auch sehr transparent.
00:16:45: Und auch in den Freundeskreisen waren wir die Familie, die Kinder
00:16:50: aufnimmt, so über eine längere Zeit und wie ich länger lebenslänglich.
00:16:57: Dementsprechend kann ich da zum Glück von sagen, dass ich das nicht
00:17:02: erleben durfte.
00:17:04: Es war halt eher, dass ich glaube ich diese Person war für mich selber.
00:17:08: Also dass ich innerlich mich eher so runtergemacht habe oder gefragt
00:17:13: habe, ja, was soll das denn jetzt hier?
00:17:16: Und genau diesen Status, den man irgendwie doch hat, nicht einfach
00:17:22: ablegen kann.
00:17:24: Genau.
00:17:26: Du hast gerade gesagt, dass deine, dass du als sehr behütet
00:17:30: aufgewachsen bist.
00:17:31: Wie würdest du deine Pflegeeltern beschreiben?
00:17:34: Also wenn mir ein Wort direkt in den Kopf kommt, dann ist es wirklich
00:17:38: Liebe und Heimat.
00:17:40: Seitdem ich denken kann, sind das wirklich die Menschen, die mir das
00:17:45: Urvertrauen wiedergeben konnten, was mir genommen wurde, sage ich mal,
00:17:49: auf biologischer Seite.
00:17:51: Also ich bin da immer gerne jemand, der ein Metaphern spricht, damit
00:17:56: Leute das ein bisschen verstehen.
00:17:57: Für mich ist das so, dass ich damals, also dass ein Baum gesät wurde.
00:18:03: So ich wurde gesät und ich habe meine Wurzeln natürlich geschlagen
00:18:08: an der Stelle.
00:18:09: Ist einfach so, dass aber sage ich mal, ja, mein Wachstum nicht,
00:18:16: nicht vollzogen werden konnte.
00:18:18: Und das sage ich mal meine Pflegeeltern dann für mich so ein
00:18:22: die Gärtner waren, wenn man das so sagen kann, die mich halt
00:18:26: ausgebuddelt haben und meine Wurzel mitgenommen haben, mich aber wo
00:18:30: anders eingepflanzt haben, wo ich dann ja sprießen konnte, meine
00:18:34: Entwicklung vollbringen konnte, dass man sich das irgendwie so
00:18:39: vorstellen kann, dass das etwas ausgepflanzt wurde mit all den
00:18:44: Wurzeln und alles drum und dran.
00:18:46: Aber dass ich woanders halt eingepflanzt wurde, sage ich mal.
00:18:50: Meine Pflegeeltern, ich mag das Wort Pflegeeltern auch nicht.
00:18:54: Ich streiche immer überall das Wort Pflege, weil es für mich
00:18:57: einfach meine Eltern sind und auch meine Familie, Pflegefamilie,
00:19:03: dass das einfach Menschen sind, die mir Liebe beigebracht haben,
00:19:09: die mir gezeigt haben, dass man Familie sein kann ohne Herkünfte.
00:19:16: Und dass es überhaupt keine Rolle spielt, wenn man sich so liebt und
00:19:21: voreinander da ist.
00:19:23: Darf ich auch heute noch und werde ich glaube ich auch immer haben,
00:19:27: den größten Respekt auch vor meinen Eltern und von meinen
00:19:30: Geschwistern, dass sie das alle so mitmachen, meine Geschichte mit
00:19:35: durchlebt haben.
00:19:35: Es war auch nicht immer einfach.
00:19:37: Und es uns nie getrennt hat, sondern immer weiter zusammengebracht
00:19:43: hat, tatsächlich über die Jahre hinweg.
00:19:44: Genau, und da bin ich total dankbar für.
00:19:47: Das wunderbare Worte und ich hoffe jetzt, dass deine Eltern das
00:19:52: auch hören.
00:19:53: Ich habe gerade so ein bisschen an diese Metapher irgendwie gedacht,
00:19:57: wenn man in so einer, wenn man als Familie verwandt ist, irgendwie
00:20:02: man hat ein ähnliches Bluder, wo ich diesen Begriff total blöd finde.
00:20:05: Ich dachte gerade, ja, dass das an der Stelle aber vielleicht überhaupt
00:20:08: nicht wichtig ist, sondern genau das, was man erlebt, die Liebe,
00:20:11: der in Zusammenhalt und das wahrscheinlich das wesentlich
00:20:14: wichtiger ist.
00:20:15: Das hast du gerade gesagt, auch mal durch schwierige Zeiten,
00:20:20: du hast mir im Vorfeld auch gesagt, dass du ja auch neben deiner
00:20:24: Pflegefamilie auch Unterstützung bekommen hast, durch eine
00:20:27: therapeutische Behandlung.
00:20:29: Magst du mir so ein bisschen davon erzählen, worum es da ging und
00:20:33: wie es dir auch geholfen hat und wie lange es überhaupt auch ging?
00:20:36: Das fing eigentlich genauso an, seitdem ich denken kann.
00:20:41: Also ich weiß es jetzt gerade auch faktisch gar nicht, wann das
00:20:44: angefangen hat.
00:20:45: Ich wurde ja immer also durch Besuchskontakte auch begleitet.
00:20:50: Die musste ich ja auch machen, weil meine leibliche Mutter noch das
00:20:54: sorgerecht hatte und das Jugendamt war natürlich immer dabei.
00:20:57: Ich hatte diverse Sachen weiter in, die mich auch immer begleitet haben.
00:21:02: Sag ich mal auf dem Papier.
00:21:05: In der Praxis sah es dann ein bisschen anders aus, weil ich mich
00:21:11: da irgendwie nie abgeholt gefühlt habe bzw.
00:21:15: Du bist ja irgendwie als Pflegekind oder generell für Sacharbeiter*innen
00:21:21: eigentlich auch nur, sage ich mal, eine Akte.
00:21:24: Also ich habe das ganz stark gemerkt, gerade weil ich auch so oft
00:21:27: Wechsel hatte aus diversen Gründen, dass du klar, deine Akte wird weiter
00:21:33: gegeben.
00:21:33: Dein Fall wird kurz dokumentiert bei den ganzen Hilfeplangesprächen,
00:21:38: die ich ja jetzt rückwirkend auch lesen kann und meine Entwicklung
00:21:42: dort steht.
00:21:43: Wenn ich das total schwierig, dass man sich irgendwie ernst genommen
00:21:49: fühlt oder dass diese Normalität, die man eigentlich verspürt,
00:21:54: irgendwie auf dem Papier dann durch Fachbegriffe oder sonst was
00:21:58: ersetzt wird, dementsprechend fand ich das irgendwie schwierig,
00:22:02: mich da auch zu öffnen.
00:22:03: Und ich fand das immer persönlich der Horror, wenn so ein Hilfeplan
00:22:09: Gespräch oder Besuchskontakt auch stattfand, weil das mir gezeigt hat,
00:22:16: okay, da geht gerade etwas in meine Normalität rein, zwar die
00:22:19: Realität.
00:22:20: Das muss man so differenzieren.
00:22:22: Normalität und Realität war für mich auch ganz lange diese
00:22:25: Parallelwelten schwierig.
00:22:28: Und dann bin ich genau in Therapie gegangen mit jungen Jahren.
00:22:33: Also ich erinnere mich noch so, dass ich vor der Schule eine Stunde
00:22:38: hatte, wo ich in Therapie war und dann nach in die Schule gegangen
00:22:41: bin und alle auch gefragt haben, wo warst du denn?
00:22:44: Und dann bin ich da aber auch schon offen mit umgegangen.
00:22:47: Und das hat mir natürlich geholfen, weil ich zu dem Zeitpunkt
00:22:51: verwirrt war, weil ich da halt so reingeboren worden bin.
00:22:55: Einfach von Fachmännischer Seite und die das Jugendamt auch
00:23:00: gemerkt hat, okay, wir setzen da jetzt früh an.
00:23:03: Im Nachhinein war das auch das Beste, was mir hätte passieren können,
00:23:07: weil ich so viel unterbewusst als Kind da denk man ja ganz anders
00:23:11: verarbeiten konnte.
00:23:13: Und das hat mir glaube ich jetzt im Nachhinein für mein
00:23:16: Zukunft, ich so gezeigt, okay, das ist gut, weil du hast gerade
00:23:21: schon in der Gegenwart, kommen immer wieder Sachen hoch,
00:23:25: aber du musst jetzt nicht mehr so krass in die Vergangenheit, sage
00:23:29: ich mal, graben, um da die Komplexe und alles aufzuarbeiten.
00:23:34: Und ich glaube, ich war dann auch so bis zur Pubertät Therapie,
00:23:40: bis dann von außen und ich auch selber gesagt habe,
00:23:44: dass es halt sozusagen nicht mehr nötig ist, dass ich so stabil bin.
00:23:49: Aber dass ich immer wiederkommen kann, wenn was ist, also dass man
00:23:53: dann einfach aufhört und sobald irgendwelche Triggerpunkte wieder
00:23:57: kommen oder ich so wieder aus der Bahn geworfen werde, dass ich immer
00:24:01: da und da anknüpfen konnte, das war auch mal eine Therapeutin des
00:24:04: Vertrauens, das war für mich auch ganz wichtig, weil ich natürlich
00:24:08: Bindungsängste hatte und immer noch im Alltag habe.
00:24:12: Und deswegen war das für mich auch wichtig, eine Person zu haben.
00:24:15: Das war zum Beispiel bei meinen Sacharbeiterinnen dann schwierig,
00:24:19: weil die sich immer gewechselt haben und ich halt etwas Standhaftes
00:24:24: brauchte, steht auch in den Unterlagen.
00:24:26: Irgendwann habe ich dann auch gesagt, okay, ich brauche das jetzt
00:24:30: nicht mehr, habe es ein paar Jahre nicht gebraucht und bin dann aber
00:24:35: auch nochmal im Erwachsenenalter hin und habe da kurz ein kleines
00:24:40: Checkup Update gemacht und das tat dann auch gut, wenn man da einfach
00:24:44: wieder anknüpfen konnte.
00:24:46: Genau.
00:24:48: Das war auch die gleiche Therapeutin, weil dann also es war
00:24:51: wahrscheinlich auch eine wirklich feste Ressource für dich,
00:24:54: diese Person.
00:24:57: Hatte es gerade gesagt, einerseits das Thema Besuchskontakt oder
00:25:01: wollte ich später noch mal so ein bisschen darauf eingehen, das Thema
00:25:04: Hilfeplattengespräch auch da fühlst du dich eher unwohl, woran lag es
00:25:10: da? Also deswegen, was waren Gründe?
00:25:14: Du dachtest, warum muss das jetzt sein?
00:25:16: Also ich fand es erst mal total komisch, ein offizielles Treffen zu
00:25:22: haben mit diesen Leuten und ich wusste, die haben ja hinter meinem
00:25:28: Rücken alle was miteinander zu tun und dann besuchen die mich und
00:25:32: dann war das auch das erste Mal, dass ich sie teilweise kennengelernt
00:25:35: habe, sonst kannte ich immer nur die Namen und ich habe mich dann
00:25:39: immer ein bisschen gefühlt, als würden die mich halt analysieren.
00:25:42: Klar, aber wer möchte denn schon gerne so analysiert werden und ich
00:25:46: habe teilweise auch gemerkt, sie raten dann auch ihre Fragen runter und
00:25:50: während ich geredet habe, haben sie natürlich Brutte Kohl geführt.
00:25:54: Und ich fand das immer so eine strange Situation, weil ich dann auch
00:25:59: gemerkt habe, okay, ich schlüpfe jetzt auch in eine Rolle.
00:26:02: Also das war wie so ein Bewerbungsgespräch immer und später
00:26:08: hatte ich ja auch aktive, alleine Hilfeplattengespräche, auch wegen
00:26:14: der Jugendhilfe, dass ich dann anfangen musste, mich selber
00:26:17: darum zu kümmern und da konnte ich das auch so ein bisschen besser
00:26:21: händeln, weil ich meine eigene Vertretung war und nicht auf dem
00:26:25: Papier der oder die ist für sie gerade zuständig oder
00:26:29: genau ist da gerade so Ansprechpartner für und das tat mir dann irgendwie
00:26:36: auch gut, auch mit Vollendung meines 18. Lebensjahr, dass ich da
00:26:41: selber für mich Partei ergreifen konnte und das nicht irgendwie
00:26:47: immer überakten und externe Menschen gingen.
00:26:50: Was hatte da gerade so in den jüngeren Jahren, was hatte so bei
00:26:56: Hilfeplattengesprächen gefehlt oder hättest du eine Idee, wie kann man
00:27:00: das vielleicht auch kindgerechter machen, dass du denkst, ja, meine
00:27:03: Stimme wird auch gehört?
00:27:05: Hast du da Ideen zu?
00:27:06: Es ist eine ganz schwierige Frage und ich glaube, die kann ich
00:27:10: pauschal ja nicht so beantworten, weil es ist von Fall zu Fall ja total
00:27:15: individuell und unterschiedlich, aber ich glaube, das ist der Punkt,
00:27:18: weil Hilfeplattengespräche haben ihre eigene Struktur oder auch
00:27:21: Besuchskontakte.
00:27:23: Klar, formal und richtig sind da Sachen festgelegt, aber dass man
00:27:28: irgendwie mal aus diesen Muster irgendwie auch mal versucht
00:27:31: auszubrechen und in meinem Fall war das, glaube ich, einfach, dass man
00:27:36: mich begleitet, aber mich halt lässt, dass man mir die Freiräume
00:27:40: lässt und mich einfach beobachtet oder schaut, okay, im alltäglichen
00:27:46: Leben und nicht so einen Termin ansetzt und dann schaut, so.
00:27:50: Ich glaube, das hätte mir geholfen und klar, dass man diese Standhaftigkeit
00:27:58: von einer Person hat, das hätte mir auch geholfen, dass ich weiß,
00:28:03: okay, ich kann mich darauf verlassen, XY kommt wieder und dass man
00:28:07: vielleicht auch eine Art Ritual macht.
00:28:09: Also das hätte ich, glaube ich, gut gefunden, weil Rituale geben mir
00:28:17: persönlich auch Sicherheit und Halt.
00:28:19: Und ich glaube, als Kind ist es dann irgendwie auch total wichtig,
00:28:23: so eine Form von Ritualen zu haben, weil sich der Körper dann auch
00:28:27: darauf einstellen kann und die Sachen dann wieder abrufen kann und
00:28:32: dass man die Dinge, die besprochen werden oder später dann auch liest,
00:28:37: dass man das dann besser verarbeiten kann oder abspeichern kann.
00:28:40: Wahrscheinlich ist es ja auch so, gerade wenn du junger bist,
00:28:43: du hast dann Hilfeplangespräch, dass da auch Sachen erzählt werden,
00:28:46: wo du denkst, was heißt das jetzt überhaupt?
00:28:48: Bist du dann zu deinen Pflegeeltern gegangen, hast du das mit denen
00:28:51: nachbesprochen und wie fühlt man sich überhaupt als Kind
00:28:55: nach so einem Hilfeplangespräch?
00:28:57: Also welche Emotionen kommen da in einem auf?
00:28:59: Fragezeichen oder auch unverständliches Frust?
00:29:04: Was kann das heißen?
00:29:06: Also ich bin ja auch meistens später im älteren Alter
00:29:10: immer mit so einer No-Bog-Einstellung reingegangen
00:29:14: und ich glaube, das war aber auch ganz gut,
00:29:16: weil ich mich nicht vollkommen verrückt gemacht habe
00:29:19: und genau erst haben meine Eltern vor mir
00:29:24: in dritter Person gesprochen zu der Sachbearbeiter, Sachbearbeiterin
00:29:29: und das fand ich dann irgendwie komisch, weil ich denke,
00:29:32: ich sitze hier gerade, also neben euch
00:29:35: und es hat sich ein bisschen angefühlt wie so Anwälte und so ein Verhör.
00:29:39: Das war dann irgendwie komisch
00:29:41: und dann hatte ich ja noch mal ein Einzelgespräch
00:29:44: und das war dann einfach so eine Interviewsituation tatsächlich
00:29:49: und deswegen habe ich auch einfach aufs den Bauch heraus geantwortet.
00:29:53: Später habe ich die Hilfeplangespräche,
00:29:55: das Protokoll auch immer bekommen und konnte nachlesen,
00:29:58: was da steht und falls Änderungen gewünscht waren,
00:30:01: konnte ich das auch sagen.
00:30:03: Da habe ich das besser verstanden
00:30:05: und durfte dann meinen Segen so abgeben
00:30:07: und vorher war das wirklich so, wo ich noch keine Einsicht drin hatte.
00:30:11: Habe ich mich schon gefragt, was haben die denn jetzt gerade wirklich
00:30:13: da aufgeschrieben und habe dem Ganzen irgendwie nicht so getraut,
00:30:17: sage ich mal.
00:30:18: Und jetzt später, wo ich das alles nachlesen kann aus dem Archiv,
00:30:22: finde ich das auch spannend, wie die das wahrgenommen haben,
00:30:25: was ich gesagt habe, weil die Kinderpsychie spielt ja komplett anders
00:30:29: als die Erwachsene und was die daraus gedeutet haben,
00:30:32: auch fachmännisch, ist dann schon interessant
00:30:36: und auch ein bisschen so schockierend zu sehen.
00:30:40: Aber ich glaube, die Fragezeichen, die ich damals hatte,
00:30:43: die entwickeln sich gerade mehr und mehr zu Ausrufezeichen,
00:30:45: also auf jeden Fall.
00:30:47: Kleinen Themenwechsel wieder.
00:30:49: Du hast eben gesagt,
00:30:51: wenn man dich in deiner Kindheit, in deiner Schulzeit gefragt hast,
00:30:56: wie ist das eigentlich mit deinem Nachname
00:30:58: oder warum sind deine Geschwister viel älter
00:31:01: und dann sagen musst du es ja, ich bin ein Wegekind.
00:31:04: So, ne?
00:31:05: Das war es eher sehr einzilbisch getan.
00:31:07: Jetzt erlebe ich dich hier,
00:31:09: dass du reflektiert von dir und von deiner Situation
00:31:13: erzählen kannst.
00:31:15: Und du hast mich ja auch tatsächlich bei Instagram angeschrieben,
00:31:19: dass du gerne deine Geschichte erzählen möchtest.
00:31:21: Wie kam dieser Switch?
00:31:23: Ist das so nach und nach ein Prozess gewesen
00:31:26: oder gab es irgendwelche Momente, wo du für dich gedacht hast,
00:31:30: ne, ich möchte damit gerne anders umgehen?
00:31:33: Ja, das ist auch eine sehr spannende Frage.
00:31:36: Und auch an der Stelle hätte mir jemand gesagt,
00:31:40: vor ein paar Jahren oder auch in meiner Kindheit,
00:31:43: Jugendzeit, dass ich heute hier sitze und so,
00:31:46: einfach offiziell mich so, sag ich mal, im Blödsinn,
00:31:50: oder es jetzt einfach auch raushaue,
00:31:52: da hätte ich, glaube ich, auch einfach nur gelacht.
00:31:55: Ich glaube auch, so ein bisschen mein Umfeld.
00:31:57: Ja, das fing an, dass ich gemerkt habe,
00:32:01: also es ist ein Prozess, es war auf jeden Fall ein Prozess,
00:32:04: es ist immer noch ein Prozess, das gehört auch gerade zum Prozess.
00:32:07: Aber über die Jahre hinweg habe ich gemerkt,
00:32:11: ich bin in einem ständigen Wandel,
00:32:13: aber meine Familie bleibt ja konstant.
00:32:16: Und damals war das wirklich so,
00:32:19: das haben auch die Facharbeiter, Menschen, nenne ich sie mal,
00:32:24: gesagt, dass ich damals alles verdrängen wollte.
00:32:27: Also das war so meine Strategie, auch als Kind.
00:32:30: Ich wollte auch unbedingt adoptiert werden,
00:32:33: weil ich dachte, mit einer Adoption und mit dem radikalen Kontaktabbruch
00:32:37: zu meinen leiblichen Eltern ist das alles gelöscht.
00:32:41: Also ganz banal ist es gelöscht, ich kann damit abschließen,
00:32:44: ich habe den Namen nicht mehr, da werde ich nicht mehr darauf angesprochen.
00:32:48: Eine Adoption auszusprechen ist einfacher,
00:32:50: da wissen die Leute, was Sache ist.
00:32:52: Und vielleicht kommen nicht mehr so viele Fragen auf,
00:32:55: zumindest auch rechtlich nicht mehr.
00:32:57: Und da haben die natürlich damals gemerkt und auch gesehen
00:33:00: und mich auch beschützt, wofür ich im Nachhinein auch sehr dankbar bin,
00:33:04: wo ich damals aber auch einfach nur sauer gegenüber war,
00:33:07: dass sie das nicht akzeptiert haben,
00:33:09: dass ich unbedingt adoptiert werden möchte
00:33:11: und dass ich keinen Kontakt mehr möchte, weil sie wussten,
00:33:14: das ist gerade eine Verdrängungsstrategie,
00:33:17: die auf Dauer nicht gut ist.
00:33:19: Und genau, da muss ich das mehr oder weniger akzeptieren.
00:33:23: Ich hatte ja als Kind auch Kontakt zu meinen leiblichen Eltern,
00:33:27: musste man, zu einem gewissen Punkt.
00:33:30: Dann war das so Richtung Pubertätin,
00:33:32: dass ich selber entscheiden konnte, ob ich Besuchskontakt möchte
00:33:37: und in welchen Rahmen und wie oft und all diese Sachen.
00:33:42: Und ab meinem neunten Lebensjahr habe ich gesagt, ich möchte nicht mehr.
00:33:47: Das war auch das letzte Mal, wo ich meine leiblichen Eltern gesehen habe.
00:33:51: Und da fing das dann auch an, als ich diese Autonomie bekommen habe.
00:33:56: Da habe ich gemerkt, okay, ich kann mich da gerade mit auseinandersetzen.
00:34:00: Ich bin nicht mehr so gefangen, mehr oder weniger.
00:34:05: Und ich war auch immer der feste Überzeugung.
00:34:08: 18. des Lebensjahr bedeutet gleich Freiheit.
00:34:11: Ich glaube, so wie das irgendwie jeder Teenie denkt.
00:34:14: Aber für mich war das klar rechtlich,
00:34:16: noch einmal eine ganz krasse Sache.
00:34:19: Und da dachte ich, dann bin ich auch ein freier Mensch
00:34:21: und habe diese Normalität noch mal anders.
00:34:24: Und wie gesagt, vorher wollte ich immer alles verdrängen.
00:34:27: Aber dann, auch durch die Therapie, habe ich gemerkt,
00:34:31: du kannst es ja nicht verdrängen
00:34:33: und auf der einen Seite das akzeptieren, wo du heute bist,
00:34:37: aber halt nur aus der Geschichte heraus.
00:34:39: Es ist ein kompletter Widerspruch, etwas verdrängen zu wollen,
00:34:43: obwohl es das ist, was dich ausmacht.
00:34:46: Und das habe ich dann irgendwie über die Jahre hinweg auch gelernt.
00:34:51: Ich glaube, da ist auch einfach Faktor Alter später eine Rolle.
00:34:56: Und die Erfahrung, genau, dann habe ich halt diesen
00:35:00: schon radikalen Kontaktabbruch gemacht im Teenie-Alter,
00:35:06: weil ich mich auch erst mal selber sortieren musste.
00:35:09: Und meine Familie hatte, ich hatte was Bodenfestes,
00:35:12: ich habe mich aufgehoben gefühlt,
00:35:14: ich hatte andere Pubertätsprobleme.
00:35:17: Genau, habe dann mein Leben gelebt.
00:35:20: Und mit der Zeit, ja, vieles mir immer leichter darüber zu reden.
00:35:26: Ich weiß auch nicht.
00:35:27: Ich glaube einfach, mein Umfeld, meine Freunde, meine Familie
00:35:31: sind da alle super neugierig und offen mit umgegangen.
00:35:36: Und ich hatte nicht mehr dieses Gefühl, ich muss mich schämen,
00:35:39: ich muss mich rechtfertigen, ich muss alles auspacken.
00:35:43: Das hat sich irgendwie so eingespielt.
00:35:45: Und ich habe gemerkt, je mehr ich darüber rede
00:35:47: und je mehr ich darüber aufkläre,
00:35:50: erstens hilft es mir total dabei, weil man das verarbeitet.
00:35:55: Und zweitens habe ich gemerkt,
00:35:58: oh, ich bin auch ein bisschen stolz drauf.
00:36:00: Und drittens natürlich die Reaktion,
00:36:03: weil ich unglaublich viel Feedback bekommen habe,
00:36:06: was mich total berührt hat, weil ich gemerkt habe,
00:36:09: okay, ich fange auch an Menschen zu berühren,
00:36:12: vor allem die mich eigentlich kennen,
00:36:15: aber nochmal anders kennenlernen.
00:36:17: Und das stärkt die Bindung zu denen halt auch nochmal enorm.
00:36:22: Und mit der Zeit habe ich dann ja gelernt
00:36:25: oder auch realisiert,
00:36:30: dass ich gerne über dieses Thema aufklären möchte,
00:36:33: so wie meine Pflegeeltern auch.
00:36:35: Meine Pflegermama hat ein Buch geschrieben
00:36:39: über die ganze Situation, über deren Sichtweise.
00:36:43: Und ich habe davon mitbekommen,
00:36:46: aber ich habe es bis vor einem Jahr nicht gelesen.
00:36:50: Ich habe es auch erst aktiv später bekommen,
00:36:53: weil sie auch wollte, dass ich es später erfahre, lese.
00:36:59: Und genau, dann habe ich es gelesen.
00:37:03: Und das war für mich auch, glaube ich, der Punkt,
00:37:07: wo ich gesagt habe, okay, meine Eltern sind eh schon solche Vorbilder
00:37:11: für mich und auch meine Mama, wo sie dieses Buch geschrieben hat,
00:37:16: dass ich gemerkt habe, okay, ich möchte auch meinen Weg finden,
00:37:20: damit umzugehen.
00:37:22: Ich möchte einen Weg finden, wie ich auch aufklären kann
00:37:28: über diese Thematik, weil es ist total spannend, finde ich.
00:37:32: Ich lerne auch so vieles dazu und jede Geschichte ist individuell.
00:37:36: Und ja, von außen, also es interessiert halt auch viele.
00:37:40: Viele wissen nicht mal, dass es diese Thematik gibt.
00:37:44: Genau.
00:37:46: Und dann habe ich irgendwie angefangen,
00:37:51: auch darüber zu sprechen,
00:37:53: offen damit umzugehen.
00:37:56: Und als ich dieses Buch, wie gesagt, gelesen habe,
00:37:59: wurden mir so viele Sachen auch klar.
00:38:01: Und es wurden noch viel mehr Ausrufe zeichnen,
00:38:04: weil das andere Sichtweisen sind, wo ich vorher gar keine Ahnung hatte,
00:38:10: dass das so war, wie es war.
00:38:12: Jetzt habe ich gerade überlegt, was frage ich dich als nächstes,
00:38:17: weil das ist gerade so viele Punkte, weil ich dachte jetzt die Frage,
00:38:20: aber vielleicht dann doch, ich glaube, ich möchte gerne noch ein bisschen,
00:38:25: was über das Buch wissen.
00:38:27: Das finde ich jetzt mega spannend.
00:38:29: Wie ist denn dieses Gefühl zu wissen,
00:38:32: deine Pflegemutter hat ein Buch über die Zeit mit mir geschrieben
00:38:38: und generell über ihr Pflegeeltern da sein.
00:38:43: Was hast du darüber erfahren, was du, du sagst das gerade von den anderen Sichtweisen,
00:38:48: die du vorher noch so nicht gesehen hast,
00:38:51: kannst du mir einfach ein bisschen darüber erzählen, das finde ich mega spannend.
00:38:54: Ja, klar, auf jeden Fall.
00:38:55: Also es fing damit an, dass ich auch mein Studium letztes Jahr abgebrochen habe.
00:39:02: Muss man dazu sagen.
00:39:04: Und ich da schon wieder in so eine kleine Existenzkrise gefallen bin,
00:39:08: weil ich ein Mensch bin, der strukturiert ist,
00:39:11: der Organisation braucht, wahrscheinlich, ja, nicht nur wahrscheinlich,
00:39:16: sondern durch meine Vergangenheit.
00:39:18: Und dann habe ich dieses Buch gelesen und ich wusste gar nicht, was mich erwartet.
00:39:23: Also ich wusste davon gar nichts.
00:39:25: Ich wusste nur, dass sie darüber geschrieben hat, wie das ist,
00:39:30: Pflegeeltern zu sein.
00:39:31: Sie hat den ganzen Prozess geschrieben, was sie bewegt hat,
00:39:35: wie die, sag ich mal, Aufnahme, Prüfungen sind und alles so von A bis Z.
00:39:41: Und sie hat unsere Namen natürlich geändert.
00:39:44: Und ich bin da, wie gesagt, mit 0,0 Erwartungshaltung reingegangen,
00:39:49: dachte, okay, schau ich mal rein.
00:39:51: Es war total spannend, erst mal diesen Prozess,
00:39:54: bevor ich ja noch gar nicht da war, zu lesen.
00:39:57: Das Leben vor mir, sage ich mal.
00:40:00: Weil sie haben mir im Nachhinein natürlich erzählt,
00:40:03: weil ich gefragt habe, wie ist das denn damals?
00:40:07: Habt ihr euch für mich entschieden, wie ist das passiert?
00:40:10: Und ich habe ein super kommunikatives Verhältnis mit meinen Eltern.
00:40:14: Ich laufe wegen jeder kleinsten Wunder, sage ich mal,
00:40:17: heute noch zu denen und wir kommunizieren
00:40:21: und haben eigentlich keine Geheimnisse voreinander.
00:40:24: Dementsprechend haben die mich da auch total aufgeklärt.
00:40:28: Aber als ich das dann noch mal so gelesen habe,
00:40:31: war das für mich total spannend zu sehen,
00:40:33: wie meine Mama die Sachen verarbeitet, schriftlich, sage ich mal,
00:40:38: wie sie das beschreibt, was da alles passiert ist,
00:40:42: welche Gedanken sie hatte und auch, wie das Zusammentreffen mit uns beiden war.
00:40:49: Genau, und dann ging es halt eigentlich so kapitelweise
00:40:53: um jedes einzelne Pflegekind.
00:40:56: Also, das war, jeder wurde ein bisschen vorgestellt.
00:41:00: Ich hatte dann mein kleines Kapitel und es wurde dann fortgeführt
00:41:04: und am Ende war es so ein Ganzes.
00:41:07: Und da sind noch so viele andere Themen angesprochen worden,
00:41:12: wo ich gar nicht wusste, dass sie existent waren.
00:41:17: Und das war für mich total spannend.
00:41:20: Und natürlich hat das bei meiner Verarbeitung geholfen,
00:41:24: Sachen aber auch wieder aufgerissen.
00:41:27: Es war für mich auch so eine kleine Triggerwarnung einfach.
00:41:31: Aber ich war total stolz und es hat mir so geholfen
00:41:34: und auch Sachen verstehen lassen, warum sie damals so gehandelt haben,
00:41:39: wie sie gehandelt haben, was ich nicht verstanden konnte,
00:41:42: wollte wie auch immer, auch das Thema Adoption.
00:41:46: Und das war irgendwie so eine kleine auch liebes Erklärung an mich.
00:41:50: Das kann man gar nicht in Worte fassen, was das in einem Auslöst,
00:41:55: wenn man das so liest, von der eigenen Familie.
00:42:00: Und danach war ich auch einfach, ich hab geweint,
00:42:03: ich war voller Dankbarkeit, ich konnte vieles, sehr vieles,
00:42:08: besser verstehen.
00:42:10: Und es hat mir aber auch geholfen, diesen Zukunftsblick zu haben.
00:42:13: weil ich jetzt Sachen mehr weiß und mich die Worte zu berührt haben.
00:42:19: Wir haben eben über diese Wurzeln gesprochen und auch jetzt über deine Pflegeeltern und
00:42:27: was sie dir bedeuten.
00:42:28: Und du hast ein ganz besonderes Zeichen dieser Verbundenheit, nämlich ein besonderes Tattoo.
00:42:33: Kannst du mir das ein bisschen erklären, was es mit diesem Tattoo auf sich hat?
00:42:39: Ja, also das ist auch ein Punkt, wo ich immer darauf angesprochen werde, seitdem ich es habe.
00:42:45: Man kann es ja irgendwie nicht nicht sehen.
00:42:47: Genau, das ist der Tag, an dem ich in meine Pflegefamilie gekommen bin, in Zahlen, für
00:42:54: die ist jetzt nicht sehen, an meinem rechten unteren Knöchel.
00:42:58: Und das habe ich mir mit meiner Volljährigkeit stechen lassen.
00:43:03: Also am 18. Geburtstag habe ich mir das stechen lassen, habe dann die letzte Stunde geschwänzt
00:43:13: und bin zu meinem Tattoo-Termin gegangen, weil das 18. Lebensjahr für mich wie gesagt ja
00:43:18: auch so eine krasse Bedeutung hatte, von wegen Freiheit und alles.
00:43:23: Und wie gesagt vor ein paar Jahren hätte mir jemand gesagt, dass ich mir das tätowieren
00:43:29: lasse, wo ich immer von ausgegangen bin, nein, ich möchte darüber nicht reden, es ist für
00:43:36: mich normal, ich verdräng das lieber, dass ich es mir dann unter meiner Haut stechen
00:43:41: lasse, was ja auch lebenslänglich bedeutet.
00:43:44: Da hätte ich auch einfach nur gelacht und genau das ist glaube ich auch dieser Change,
00:43:48: dass ich mich dann dazu entschlossen habe, okay, ich möchte etwas haben, ich möchte es
00:43:54: sichtbar machen.
00:43:55: Also für mich ist das schon so innerlich verankert, tätowiert, sage ich mal meine Geschichte,
00:44:02: aber ich möchte es auch nach außen tragen.
00:44:04: Und auch diese Narben, die ich vorher immer versucht habe zu überdecken, sage ich mal,
00:44:09: also sage ich mal psychische Narben, meine Geschichte, jeder Mensch trägt Narben, habe
00:44:17: ich versucht immer zu überdecken und jetzt kann ich aber offen mit diesen Wunden und
00:44:22: Narben umgehen und sich halt auch zeigen und sagen, hey, das bin ich, das macht mich aus.
00:44:27: Und dann habe ich, genau, mich dazu entschieden, ein besonderes Tattoo stechen zu lassen, habe
00:44:34: vorher auch meine Familie gefragt, was sie davon halten und ob sie mir in den ganzen
00:44:40: Akten nochmal das Datum rausholen können, wo ich offiziell in die Pflegefamilie gekommen
00:44:44: bin.
00:44:45: Und dann habe ich ihnen das so gezeigt und die waren natürlich auch hin und weg und
00:44:51: haben sich geerd gefühlt, waren dankbar.
00:44:54: Und für mich ist es auch eine besondere Stelle, weil wie gesagt, ich bin da ein bisschen
00:44:59: metaphorisch unterwegs, dass es ein Zeichen dafür ist und auch wo es steht, wo meine Wurzeln
00:45:06: sind.
00:45:07: Das hat es mir gerade schon angesprochen.
00:45:09: Genau, dass meine Wurzeln da, sage ich mal, erneuert wurden, dass ich an diesem Tag umgepflanzt
00:45:16: geworden bin und dass ich auch in der Familie laufen gelernt habe und immer wenn ich hinfalle,
00:45:23: dass ich wieder aufstehen kann und ja weitergegen kann.
00:45:26: Und das ist für mich dann ein ganz besonderes Symbol.
00:45:30: Und ich bereue es keineswegs, kein einziger Tag, der Schmerz hat sich gelohnt und zeigt
00:45:37: mir irgendwie auch nochmal, wenn ich es dann so sehe plötzlich, erinnert es mich auch irgendwie
00:45:43: nochmal daran, oh krass, es steht da und es erinnert mich immer noch daran, wer ich bin
00:45:48: und dass es gut ist, dass es so gekommen ist, wie es ist.
00:45:52: Und wie gesagt, vor Jahren hätte ich mir das nie erdenken können, dass ich das mal mache,
00:46:00: aber es zeigt mir umso mehr auch mein Wachstum und mein Fortschritt, weil es alt hat ich
00:46:06: auch mit mir mit.
00:46:07: Vor einiger Zeit habe ich mit einer Pflegefamilie gesprochen, die auch für den Podcast den
00:46:15: Tag des Einzugs jährlich feiern, so ein bisschen wie so ein zweiten Geburtstag und das fand
00:46:20: ich auch irgendwie so ein, das ist einfach auch mehr, dass solche symbolischen Gesten
00:46:24: und symbolische, an der Stelle ein Datum, ihr seht nicht wichtig, glaube ich, sein können.
00:46:29: Ist das für dich auch so ein bisschen, ja wie so ein zweiter Geburtstag oder einfach so
00:46:33: eine Bedeutung, ab hier fing vielleicht mein Leben erst wirklich an, anstatt des Geburtstartungs,
00:46:40: was man ja theoretisch auch drauf hätte schreiben können.
00:46:42: Ist das so für dich?
00:46:44: Also ganz klares Ja.
00:46:46: Also klar, mein Geburtstag, den feiere ich gerne und hat auch für mich eine klar krasse Bedeutung,
00:46:54: aber dieser Tag ist wirklich dann für uns, glaube ich, auch alle, also auch auf dem Papier,
00:47:01: aber auch so faktisch gesehen ein bedeutsamer Tag und ich habe es jetzt schon die letzten
00:47:06: Jahre gemacht, dass ich jedes Jahr ein Foto von diesem Tattoo in die Familiengruppe schicke,
00:47:13: so "Hey, heute vor XY Jahren", genau, weil ich feiere dann sozusagen zwei mal recht schnell
00:47:22: hintereinander so einen besonderen Tag und an dem Tag selber fühle ich auch total viel
00:47:30: Dankbarkeit und zelebriere das so für mich einfach auch intern, sage ich mal und erinnere
00:47:37: mich immer noch daran, okay, was es gerade in dem letzten Jahr passiert und lasst das
00:47:42: so Revue passieren, wie ich mich entwickelt habe.
00:47:46: Es ist so ein kleiner Reminder irgendwie immer, auf jeden Fall.
00:47:49: Und ich trage das genau mit Dankbarkeit und Stolz.
00:47:53: Ich möchte jetzt gerne noch mal ein bisschen mit dir auf deine biologischen Eltern eingehen.
00:48:00: Du hast gesagt, du hattest Besuchskontakte, war das mit der Mutter nur oder mit dem Vater
00:48:06: auch, wie war das?
00:48:08: Nee, das war mit beiden tatsächlich.
00:48:11: Also bei mir ist das auch noch mal auch auf biologischer Seite, sage ich mal ein bisschen
00:48:16: komplizierter, was die Familienverhältnisse angehen.
00:48:20: Also es war so, dass meine leibliche Mutter also ihren Mann kennengelernt hat, den damaligen.
00:48:29: Die war dann verheiratet und er ist dann verstorben und meine leibliche Mutter war dann Witwe,
00:48:36: mit vier Kindern aber von ihm und hat dann später, sage ich mal, mein leiblichen Vater
00:48:42: kennengelernt und dann haben sie mich bekommen und dementsprechend habe ich noch vier leibliche
00:48:49: Halbbrüder mütterlicherseits und trage aber tatsächlich meinen Nachnamen, das ist der
00:48:56: Nachname von meinem verstorbenen Stiefvater, den ich gar nicht kenne.
00:49:01: Das ist auch so ein bisschen strange und jetzt man mir das so erzählt hat, das war auch später
00:49:05: erst diese ganze Situation, biologischer Seite, diese Parallelwelten, da war ich auch erst
00:49:12: mal, wow, muss ich auch immer.
00:49:14: Ich glaube, die verborrende Geschichte, wenn ich gerade so überlege, wo wir eben vom Stammbaum
00:49:19: gesprochen haben, französische Unterricht, hätte man den aufzählen müssen, hätte man
00:49:23: ja gar nicht mehr verstehen.
00:49:24: Ja, da wäre die eins allein deswegen schon sicher gewesen.
00:49:27: Genau.
00:49:28: Und die waren aber nie verheiratet oder liert, meine leiblichen Eltern und mein leiblichen
00:49:37: Brüdern hatte ich gar keinen Kontakt.
00:49:40: Also die waren irgendwie nie dabei.
00:49:43: Also meine Pflegemama hat mir gesagt, dass ein, zwei Besuchskontakte auch mal mit denen
00:49:50: war, aber daran kann ich mich nicht besinnen und ich hatte irgendwie auch nie das Bedürfnis,
00:49:56: überhaupt die noch kennenzulernen.
00:49:58: Ich hatte da meine Baustelle schon und die Besuchskontakte waren immer mit denen zwei,
00:50:03: manchmal war einer nicht dabei, manchmal schon.
00:50:06: Und genau, haben auch immer bei uns stattgefunden, also in einem sicheren Rahmen.
00:50:13: Das war auch immer wichtig.
00:50:15: Das war mir auch immer wichtig.
00:50:16: Das war bei euch aber zu Hause?
00:50:17: Genau.
00:50:18: Okay.
00:50:19: Ja.
00:50:20: Und dann, genau, die sind immer vorbeigekommen und wir haben auch irgendwie nie was unternommen.
00:50:26: Also die waren immer bei mir, weil ich nicht weg wollte und ich wollte auch nicht alleine
00:50:30: mit ihnen irgendwo hin.
00:50:31: Das haben sie auch akzeptiert.
00:50:34: Ich wollte meinen sicheren Rahmen haben.
00:50:36: Ich wollte meine Pflegeeltern in der Nähe haben.
00:50:39: Das hat sich über die Jahre in Weck dann so durchgespielt, bis ich dann irgendwann gesagt
00:50:43: habe, dass ich nicht mehr möchte, dass das so eine intime Sache auch für mich ist und
00:50:48: ich möchte mich auch nirgendwo anders mit denen treffen und habe dann genau ab meinem neunten
00:50:53: Geburtstag den Kontakt abgebrochen.
00:50:56: Und das ging dann auch so einfach?
00:50:58: Hat der wahrscheinlich dann häufig stehen dann ja auch Besuchskontakte den Eltern zu?
00:51:04: Ja.
00:51:05: Aber wahrscheinlich an nun andere Seiten auch gesehen, dass das für dich an der Stelle
00:51:08: in deinem jetzigen Stand, wie du gerade bist, dann so nicht zielführend ist und das genau
00:51:16: und dann hattest du als die Besuchskontakte abgebrochen worden mit neun Jahren dann auch
00:51:21: keinen direkten Kontakt mehr mit den beiden wahrscheinlich.
00:51:25: Genau.
00:51:26: Also ich habe da radikal gesagt, ich möchte nicht mehr.
00:51:29: Wie du gerade schon gesagt hast, die hatten einen Recht darauf, auch gerade weil meine
00:51:34: Mutter noch das leibliche Sorgerecht hatte.
00:51:36: Aber ich habe dann immer wieder protestiert und gesagt, okay, ich lasse das jetzt über
00:51:41: mich ergehen, aber die haben auch gemerkt, das schadet meiner Entwicklung eher und ich
00:51:46: möchte wirklich nicht und ich war auch bei Verstand und ich war klarer Sichtweise.
00:51:51: Nicht wie das vorher der Fall war, dass ich irgendwie noch so ein bisschen vernebelt war
00:51:56: und das nur verdrängen wollte, sondern ich konnte dann wirklich selber sagen, okay, ich
00:52:01: kann mir den Rahmen aussuchen, ich kann mir die Zeitspanne aussuchen und die wurde halt
00:52:08: immer länger.
00:52:09: Ich habe dann gesagt, nur alle vier Monate statt jede zwei oder so und so fing das dann
00:52:14: an und dann habe ich irgendwann gesagt, ich möchte nicht mehr.
00:52:18: Dann haben die das auch in die Wege geleitet.
00:52:20: Ich habe damit nichts zu tun gehabt, sage ich mal.
00:52:24: Es ging dann immer über genau die Ämter.
00:52:27: Das habe ich auch gesagt dem Jugendamt, ich so bitte reden Sie mit meinen Eltern, ich
00:52:31: kann und möchte das nicht.
00:52:33: Ich möchte keinen Kontakt haben.
00:52:35: Das haben wir auch gemacht.
00:52:37: Und danach war es allerdings so, dass die immer wieder versucht haben, schriftlich Kontakt
00:52:40: zu mir zu haben in von, vom Briefen.
00:52:43: Das war schon noch sehr präsent, dass sie mir auch zu meinem Geburtstag immer wieder
00:52:48: Briefe geschrieben haben, die meine Pflegefamilie aufbewahrt hat.
00:52:53: Ich habe sie teilweise gar nicht erst geöffnet, weil ich das nicht wollte.
00:52:57: Ich habe sie aber halt geduldet, weil ich war auch der Meinung, ja okay, sollen sie schicken,
00:53:03: schicken, schicken, sie werden halt keine Antwort bekommen.
00:53:06: So.
00:53:07: Und das hat sich halt gezogen, bis ich dann irgendwann auch gesagt habe, okay, das nimmt
00:53:11: jetzt für mich auch wieder ein Ausmaß an.
00:53:13: Ich möchte auch jegliche Brief, jeglichen Briefkontakt unterbunden bekommen.
00:53:19: Und das fanden die, sag ich, Ämter aus und wird ein bisschen kritisch, auch seitens
00:53:24: meiner Eltern.
00:53:25: Das mussten die denn ja auch immer wieder erklären.
00:53:28: Und es war natürlich auch schmerzhaft für die, wenn ihre leibliche Tochter so radikal
00:53:34: Kontaktabbruch haben möchte.
00:53:37: Dann wurde ich ja eh 18 Jahre alt und dann hat auch die Jugendhilfe geendet.
00:53:43: Das war dann auch noch mal so ein Punkt.
00:53:45: Und ich bin dann ja auch mit 19 Jahren ausgezogen und ab dem konnte ich ja dann eh selbst bestimmen,
00:53:53: wo es hingeht.
00:53:54: Gerade dieses Thema Besuchskontakte oder Umgangskontakte, wie man es nennt, das ist ja immer sehr individuell.
00:54:01: Also da gibt es, wir haben hier einige Beispiele, hatten wir auch im Podcast, wo die Besuchskontakte
00:54:09: auch sehr positiv für das Kind sein können und da das auch für das Kind bereichern sein
00:54:15: kann.
00:54:16: Bei dir war es jetzt nicht.
00:54:17: Im Entsprechend ist das halt eine sehr individuelle Sache und das finde ich an der Stelle auch
00:54:19: wichtig, auch auf die Kinderstimmen zu hören und alle im Prozess da anzuschließen und nicht
00:54:27: nur weil eine Seite das will so durchzuziehen, ohne auf den anderen irgendwie rücksicht
00:54:32: zu nehmen.
00:54:33: Das ist glaube ich auch an der Stelle ganz wichtig.
00:54:34: Du hast mir erzählt von einem Brief, den du geschrieben hast.
00:54:38: Ich glaube nach deinem Abitur, als du im Urlaub warst, den ich total spannend fand, der Kind
00:54:45: nämlich auch an deine Mutter haben.
00:54:47: Ja, das war so, dass ich, genau das war nicht nach meinem Abitur, sondern nach meinem 18.
00:54:54: Lebensjahr, genau nach meinem 18.
00:54:56: Geburtstag habe ich mir das sozusagen selber geschenkt, weil ich wollte halt immer reisen,
00:55:01: verreisen, weil mir das irgendwie auch nicht so möglich war und mit 18 konnte ich das dann
00:55:07: und dann bin ich mit einer Freundin genau in den Urlaub geflogen und das war für mich
00:55:13: auch eine ganz krasse Erfahrung, sage ich mal, auch für meine Entwicklung und auch um
00:55:18: dieses Freiheitsgefühl wirklich zu spüren und einfach zu sagen, ey, wir fliegen einfach
00:55:23: morgen in den Urlaub, ich bin dann kein gebunden, ich muss keine Formulare ausfüllen, irgendwie
00:55:29: so was und war dann im Urlaub und das tat mir irgendwie so gut, weil durch meine Volljährigkeit
00:55:36: und durch diese Verantwortung, die ich dann irgendwie nur noch für mich selber hatte,
00:55:41: habe ich mich dann schon gefragt, okay, möchtest du denen noch irgendwas sagen oder bist du
00:55:49: dafür jetzt bereit, weil ich habe immer auch gesagt, ich bin da noch nicht bereit zu und
00:55:55: das wurde auch dann akzeptiert von den Seiten, weil sie konnten mich auch zu nicht zwingen,
00:56:00: aber es war natürlich immer die Frage auch, die sie mir gestellt haben, auch Thema Besuchskontakt,
00:56:06: ja, weil meine Eltern waren ja beide schwer krank auch, also meine leibliche Mutter hatte auch
00:56:13: Krebs und beide waren ja alkoholabhängig und dann war auch immer die Frage, okay, Joanna,
00:56:19: aber was wäre wenn? Also das wird einen dann auch immer schon vorgehalten, dass man sich darüber
00:56:25: Gedanken machen sollte, weil als Kind realisierst du das halt nicht so und die sind davon ausgegangen,
00:56:32: okay, nächstes Jahr könnte es halt schon sein, dass sie nicht mehr da sind und wie gehen wir
00:56:37: damit der Situation um? Und ich habe es halt immer alles abgeblockt, aber das war dann so der
00:56:42: Moment, wo ich mich auch gefragt habe, okay, du hattest jetzt schon so lange keinen Kontakt mehr,
00:56:47: du bist jetzt volljährig, du kannst selbst bestimmen, ob du ihn schreiben möchtest oder nicht,
00:56:52: hast du noch Fragen oder sonst was und das war für mich dann so eine kleine Reise auch noch mal
00:56:58: und da habe ich gemerkt, okay, du bist bereit, also ich hatte wirklich diesen Moment, ich kann das
00:57:04: gar nicht ausdrücken, der war irgendwie einfach da, als ich am Meer saß und dann habe ich das so
00:57:10: verspürt und auch den Drang gehabt, einfach zu schreiben und dann habe ich einfach drauf losgeschrieben,
00:57:17: habe den geschrieben in meinem Namen, das fand ich auch sehr krass und auch das zu spüren,
00:57:23: weil sonst habe ich immer alles über die Ämter laufen lassen in meinem Namen, habe aber nie
00:57:28: selber irgendwie den Stift in die Hand genommen, das finde ich auch noch mal was Persönlicher
00:57:33: ist und Krasser ist, genau, habe dann diesen Brief geschrieben und habe ihn da drin, sage ich mal,
00:57:40: mehr oder weniger halt gesagt, dass ich ihn halt verzeihe, also dass ich ihn verziehen habe,
00:57:46: dass sie für mich aber nicht meine Familie sind und dass sie das bitte akzeptieren sollen,
00:57:55: müssen wie auch immer und dass ich ihnen alles Gute wünsche und dass es mir gut geht, dass ich
00:58:02: jetzt meine Familie habe, dass es mir auch leid tut, was ihnen wiederfahren ist und dass ich
00:58:06: keinen Kontakt möchte, ich es aber nicht ändern kann, möchte und genau dieser Brief, das war für
00:58:13: mich was ganz Persönliches, sehr Befreiendes, aber irgendwie auch was Beängstigendes, weil ich ja
00:58:21: irgendwie dann schon, ja, sehr ging mir die Pumpe, als ich dann gesagt habe, könnte ich den bitte
00:58:26: verschicken, ich wusste ja auch gar nicht, wo die wohnen oder sonst was, habe das dann über
00:58:31: das Amt laufen lassen und die waren auch total ja überrascht und aber auch begeistert, dass ich
00:58:37: mich da jetzt so zu entschieden habe und das habe ich halt gemeint, weil man muss selber diese
00:58:43: Überzeugung spüren und selber sagen, okay ich bin jetzt bereit und dass einem die Hilfsmittel
00:58:48: gestellt werden diesen Weg zu finden, ich glaube das ist ultra wichtig und dass man nicht an etwas
00:58:53: reingezwungen wird und alle reden einen ein, ja was ist, wenn sie jetzt morgen sterben würden und
00:58:59: würdest du die nicht noch mal besuchen wollen und in dem Moment, wenn du einen Nein verspürst und
00:59:04: du nicht dafür bereit bist, dann sollte man auch gehört werden, weil ich habe zwölf Jahre oder
00:59:12: ja zehn Jahre gebraucht, um diesen Moment zu finden, aber ich habe ihn gefunden und das hat mir
00:59:19: ultra viel gebracht und ich glaube halt auch mein leiblichen Eltern, dass ich mich überhaupt
00:59:23: noch mal gemeldet habe, genau und dann habe ich diesen Brief verschickt, aber ich habe auch
00:59:29: explizit gesagt, dass ich keine Antwort wünsche, dass sie diesen Brief einfach erhalten sollen,
00:59:36: lesen sollen, was sie damit machen, ist ihnen überlassen, aber dass ich keine Rückantwort
00:59:41: möchte und das für mich, ich habe damit abgeschlossen, sage ich mal, ich habe mein inneren
00:59:45: Frieden dadurch irgendwie wieder gefunden und das habe ich ihnen dann auch so versucht zu
00:59:52: vermitteln, wie gesagt sie waren sehr krank, ich weiß bis heute nicht, also erst angekommen,
00:59:57: das wurde mir versichert, genau, aber das war für mich so auch ein ganz krasser Schritt in
01:00:05: meiner Entwicklung, sage ich mal und auch, dass es von mir ausgeht. Das ist nicht so
01:00:11: zwungenes wahr, sondern du selber dafür gesorgt hast, ich möchte noch einmal auf diesem Wege
01:00:16: den Kontakt aufnehmen, wenn man sagt ja immer, man schreibt sich was von der Seele und an der
01:00:22: Stelle war das genau wahrscheinlich das, ich schreibe mit das von der Seele, was ich jahrelang
01:00:26: nicht ausdrücken konnte, nicht ausdrücken wollte, jetzt tue ich es einmal an der Stelle,
01:00:31: mich gespannt, ich, und dann hast du, ja genau, du wolltest keine Antwort haben und wahrscheinlich
01:00:40: das nächste, was du von ihnen gehört hast, war, dass sie ja dann gestorben sind auch,
01:00:44: das hast du mir glaube ich erzählt, du warst auf der Arbeit oder wie war das dann für dich zu
01:00:49: hören, okay das war jetzt auch dann das letzte Lebenszeichen, was sie von mir gehört haben und
01:00:55: jetzt sind sie auch nicht mehr da, welche Gefühle stiegen in dir auf? Also ich kann mich da noch
01:01:02: ganz genau dran erinnern, bei meiner leiblichen Mutter war das so, ich war gerade mitten in
01:01:07: der Abiturphase, 2021 war das, und ich war gerade babysitten bei meiner Nichte und bei meinem Neffen
01:01:15: und dann habe ich die Nachricht von einem meiner leiblichen Halbrüder tatsächlich bekommen,
01:01:20: also mehr oder weniger aus Zufall und er hat mir das dann halt gesagt, also er hat mir geschrieben,
01:01:28: ja unsere Mama ist verstorben und für mich war schon da klar erstens, das ist nicht meine
01:01:36: Mama, also es war für mich okay, ich musste kurz schlucken, aber für mich waren sie ja offiziell
01:01:45: emotional schon gar nicht mehr anwesend, also es mag jetzt sehr rabiat klingen, aber für mich waren
01:01:52: sie ja für mich schon immer nicht da anwesend so gestorben und das war dann irgendwie einfach nur
01:02:01: nochmal so die Bestätigung, dass es jetzt wirklich physisch nicht mehr war, das habe ich so
01:02:06: hingenommen, ich dachte mir, oh krass und ich wusste da ja auch, sie ist krank und es war eigentlich
01:02:11: auch nur eine Frage der Zeit, so wie mir das die Vorgänger ja schon gesagt haben, ich glaube das
01:02:17: war dann auch ganz gut, sich darauf einstellen zu können, das hat mich auf eine Art und Weise
01:02:24: ja berührt, weil ich dachte, jetzt ist es einfach bestätigt, aber es hat in mir irgendwie nichts
01:02:28: ausgelöst, das war so, oh krass, jetzt ist es wirklich so, jetzt ist der Tag gekommen, aber mehr
01:02:36: war da irgendwie auch nicht und ich glaube meine Pflegefamilie, die fanden das irgendwie da nochmal
01:02:41: so krasser, weil sie die ja länger kennengelernt haben und das auch damals aktiv wirklich miterlebt
01:02:49: haben, während ich das gar nicht mitbekommen habe als Kind, aber für mich war das irgendwie ja
01:02:56: jetzt einfach nur eine Bestätigung, um es so einfach vormal zu sagen, was ich dann natürlich
01:03:03: schwierig fand, es kann dann irgendwie alles dazu, ich war auf mich, was heißt, allein gestellt,
01:03:10: rechtlich, aber schon, ich musste, ich war 18, ich musste mich um die halbweisen Rente kümmern,
01:03:16: ich bin in dem Jahr sogar noch ausgezogen, ich hatte mein Abitur parallel am Laufen und ich
01:03:22: glaube das war dann irgendwie alles schon viel und irgendwie hat das natürlich was in mir
01:03:27: ausgelöst, was ich aber später dann auch erst realisiert habe, aber diese Verantwortung,
01:03:32: die man dann irgendwie auch hatte und sich wieder mit der biologischen Seite auseinandersetzen
01:03:36: zu müssen, allein wegen der rechtlichen Sachen, weil ich wusste weder wo beide wohnen, was sie
01:03:43: gemacht haben, sondern irgendwas, es ging halt immer alles über Amtshilfe, dementsprechend habe
01:03:49: ich mich dann um alles gekümmert, musste halt immer wieder mein Fall erklären und jegliche
01:03:53: Unterlagen einreichen, das war dann so ein Bürokratiekrampf, aber es hat mir irgendwie auch
01:03:59: voll geholfen damit umzugehen, die Sachen in der Hand zu halten, das zu lesen, sich darum zu
01:04:05: kümmern, Sachen zu erfahren und genau, habe mich dann um alles gekümmert, bin ja dann auch ausgezogen
01:04:12: mit 19 und war dann sage ich mal auf dem Papier, hatte ich halt dann nur noch eine Beziehung zu meinem
01:04:21: leiblichen Vater und da war aber derselbe Case, dass ich nicht wusste wo er ist, was er macht,
01:04:27: sondern es ging irgendwie alles um über Amtshilfe, damit war ich aber auch total fein und im Reihen
01:04:35: mit mir, es hat halt einfach funktioniert, so genau, dann habe ich dir ja schon geschrieben,
01:04:43: kurz bevor wir diesen Termin ausgemacht haben, dass ich vor zwei Wochen, ja, circa vor zwei Wochen
01:04:50: durch Zufall dann auch erfahren habe, dass mein leiblicher Vater seit Juli 2023 verstorben ist
01:04:57: und das habe ich auch ja ganz zufällig erfahren durch einen Amt auch, ich habe bis heute keinerlei
01:05:05: Bestätigung weder von meiner leiblichen Mutter noch von meinem leiblichen Vater von irgendetwas
01:05:10: offiziellen bekommen, weil man einfach keinen Kontakt hatte und ich hatte es uns glaube ich
01:05:17: nicht erfahren, also hätte man diese Daten banken mich und hätte ich nicht irgendwie was nachgefragt,
01:05:25: hätte ich das irgendwie glaube ich nicht erfahren oder wenn dann auch viel später, so wie jetzt,
01:05:29: über Ämter und das ist halt eingetreten der Fall und da muss ich wirklich fairerweise sagen in dem
01:05:36: Moment wo ich das erfahren habe, weil das auch so plötzlich kam, kam noch mal alles hoch, also das
01:05:42: war dann wirklich die offizielle Bestätigung und dann wirklich dass beide nicht mehr da sind und ich
01:05:49: bei meinem leiblichen Vater nicht wusste okay war er jetzt vorerkrankt oder nicht, das kam dann
01:05:56: irgendwie schon sehr plötzlich und jetzt auch erst zwei Jahre nach ihrem Tod und das war für
01:06:01: mich dann wirklich ja schon schlimm in dem Sinne, weil jetzt wirklich ich bin vollweise sage
01:06:11: ich mal mit 22 und auch wenn ich emotional nie was gespürt habe sage ich mal ist diese Biologie
01:06:21: oder dieses biologische Band ja irgendwie trotzdem vorhanden und da war das so, dass es so durchgeschnitten
01:06:28: wurde, hatte ich das Gefühl, dass dieser eine Fahne der irgendwie noch da war, dass er jetzt
01:06:33: auch offiziell weg fällt und rechtlich auch sich viel ändert und ich glaube das war auf der einen
01:06:39: Seite so okay krass jetzt sind beide wirklich weg und ich musste auch direkt an diesen Brief
01:06:45: denken und da gehen die ganz viele Fragen durch den Kopf von a bis z was wäre wenn und von
01:06:52: Schuldgefühlen und keine Ahnung also kann man gar nicht beschreiben was ich da gefühlt habe,
01:06:57: aber es war keine Art von Trauer, also das muss man einfach auch sagen für mich war das nicht,
01:07:02: das ist gerade Trauer, sondern ganz ganz andere Gefühle die ich gar nicht so kategorisieren kann
01:07:09: und dann war das so, dass ich gemerkt habe, dass ich eine gewisse Erleichterung auch verspüre,
01:07:16: es mag jetzt auch ein bisschen krass klingen, aber das war halt das was ich die ganze Zeit irgendwie
01:07:24: so verspürt habe, dass ich zwischen diesen zwei Welten bin irgendwie und jetzt war das so durch
01:07:29: dieses Band was dann ja durchgeschnitten wurde, dass ich jetzt Gewissheit habe, dass ich Klarheit
01:07:35: habe, dass ich weiß, sie sind jetzt auch einfach nicht mehr da so und ich muss mich auch nicht
01:07:40: mehr fragen was machen die denn gerade oder denken die noch an mich also das war in dem
01:07:47: Moment waren ganz viele Ausrufezeichen da aber auch ein bisschen zu viel auf einmal wenn man so
01:07:52: sagen kann und ja sich das jetzt nochmal einzugestehen oder auch das sozusagen wenn man jetzt die
01:08:00: Geschichte immer wieder erzählt oder ich gefragt werde hast du noch Kontakt zu dein weiblichen
01:08:05: Eltern wenn ich nochmal sage ich bin in der Pflegefamilie groß geworden dass ich dann jetzt
01:08:11: schon offiziell sagen kann ja sie sind jetzt beide verstorben tatsächlich seit kurzem das ist
01:08:18: irgendwie nochmal dass die Geschichte jetzt so ein bisschen neu geschrieben wird so neues Kapitel
01:08:22: und das fand ich dann ja überfordernd erleichtern und irgendwie noch gar nicht so real das sind ja
01:08:36: in der Zeit sagen wir zwischen dem 17 und damit 22 jährigen lebensjahr ist ja unglaublich viel
01:08:43: passiert also sowohl bei dir abitur gemacht studium dann jetzt eine ausbildung und auf dieser
01:08:50: privaten Ebene dass beide eltern gestorben sind obwohl du nicht viel mit ihnen zu tun hat es aber
01:08:57: das macht natürlich was was mit einem da könnte man ja schnell auf den Gedanken kommen okay ich
01:09:03: lasse es sein gerade wenn man dann irgendwie man man strebt ein studium an und dann hat man
01:09:08: ihr sind die Probleme mit der die halbfaisen renne zu beantragen aber überhaupt nicht weiß
01:09:13: wo muss ich denn überhaupt hin woher nimmst du dann die kraft da auch wieder aufzustehen nach
01:09:18: dem man den nächsten nacken schlag an der stelle bekommen hat das ist eine sehr gute
01:09:25: frage ich glaube ich würde ganz ja direkt sagen meine familie die mich da unglaublich
01:09:33: aufhängt die mich unterstützt die mir da halt gibt dass ich nach hause fahren kann und da weinen
01:09:40: kann und ja all meine probleme da kurz abladen kann dass ich nicht alleine bin so auch wenn ich
01:09:48: ausgezogen bin und mich manchmal alleine fühle dass ich weiß ich kann in den nächsten zug und
01:09:52: nach hause fahren ich kann da auftanken diese sicherheit die die mir geben ist da diese liebe die
01:09:59: ich brauche wenn ich das gerade nicht auch wenn ich gerade selber nicht so lieben kann oder
01:10:07: verzweifelt bin und denke ich komme dann nicht mehr raus das ist wirklich die form von Unterstützung
01:10:13: sagt dafür ist eine familie da und auch dieser zusammenhalt dieser zuspruch die zeit also ich
01:10:20: glaube das ist so habe ich meine mamma auch gesagt dass sie so 24 sieben in alarmbereitschaft ist sage
01:10:27: ich mal und dass ich darauf zählen kann ich glaube das ist ja auf jeden fall so der primäre halt und
01:10:36: was noch dazu kommt über die jahren weg dass mein glaube mich halt unglaublich stärkt den ich durch
01:10:41: meine familie aber auch vermittelt bekommen habe ich habe mich ja auch das war 2018 glaube ich genau
01:10:51: dazu entschlossen mich auch aktiv selber taufen zu lassen also das haben die mir vorher auch immer
01:10:56: freigestellt und ich diesen prozess dahin mein glauben prozess dahin auch selber gestalten
01:11:04: konnte und ich dann gemerkt habe ok ich möchte das also es ist ja dieser klassische fall auch von
01:11:09: warum lässt gott so viel leid zu und warum es mir das passiert und es kann doch nicht sein und ich
01:11:16: glaube nicht daran und so meine welt geht gerade immer wieder kaputt und ich kann das alles nicht
01:11:23: mehr das ist alles ja zu viel wie du das grad schon erwähnt hast und ich muss einfach sagen dass
01:11:30: mich der glaube und solche sage ich mal schicksals schläge wirklich einfach nur bereichern und mich
01:11:39: stärker wachsen lassen und auch an dem moment wo ich gemerkt habe war also eine kleine welt
01:11:47: zerbricht irgendwie gerade wieder oder das flasche von der wunde wird grad so dermaßen
01:11:51: abgerissen wo man denkt wo das verhält doch nie wieder das aber immer eine nabe entsteht wo ich
01:11:59: rückblickend sagen kann wo ich bin so stolz auf diesen heilungsprozess ich sehe rückwirkend
01:12:05: irgendwie immer das gute in dem moment kann man es einfach nicht aber jetzt auch zum beispiel
01:12:10: die wochen oder tag für tag ganz einfach gesagt sehe ich rückwirkend das gute und ich weiß dass
01:12:20: ich irgendwie einen plan habe weil ich fühle mich sehr oft planlos in meinem leben also wer nicht
01:12:26: aber auch in meiner vergangenheit dass ich mich so oft frage wohin mit mir auch wenn man dann zum
01:12:31: beispiel das studium abbricht was ja jeder mensch wahrscheinlich mal irgendwie hat der diese
01:12:36: erfahrung gemacht hat dass ich so oft denke wohin eigentlich mit mir das ist ja generell
01:12:41: immer schon meine lebensfrage wer bin ich wohin mit mir wenn ich das schon so lange begleitet
01:12:47: und du versuchst halt antworten zu finden aber findest keine klar es ist dann frustrierend und
01:12:54: du weißt nicht wie du damit umgehen sollst aber für mich war das dann wirklich aktiv der glaube
01:13:01: und dass ich glaube dass das gut ist dass ich aus dieser leiblichen familie rausgekommen dass
01:13:08: es gut ist dass diese sachen jetzt mir wieder fahren sind so und ich bin auch total dankbar
01:13:16: dafür also vorher konnte ich das nicht so wahrnehmen und annehmen diese dankbarkeit und jetzt auch mit
01:13:22: den ja tonen von meinen leiblichen eltern dass ich jetzt aber auch sagen kann okay es hat irgendwie
01:13:31: ein grund warum das passiert ist du wirst es gerade nicht verstehen können gleich wirst es
01:13:35: noch nicht verstehen aber dass ich irgendwie merke da ist was und es gibt mehr halt sei es
01:13:42: jetzt meine familie oder halt der glaube dass ich mich darauf berufen kann war rückblickend denke
01:13:48: ich jetzt auch ich habe so oft gedacht auf früher mein kleines ich dass ich da nie rauskomme oder
01:13:55: dass es jetzt vorbei ist oder ja ganz krass auch dass man sich denkt warum soll ich denn noch leben
01:14:02: also das sind auch so klarkrassere fragen die ich mir natürlich irgendwann mal gestellt habe
01:14:09: weil man so belastet ist aber rückblickend kann ich einfach sagen dass das gut ist
01:14:18: und dass es immer gut wird für mich selber und dass ich meinem früheren ich halt auch so sagen
01:14:26: würde wahrscheinlich jetzt auch die gegenwahrt joana die gerade hier sitzt und in ein paar jahren
01:14:32: die zukunfts schon aber weiß was da passiert die würde mir wahrscheinlich jetzt andere
01:14:36: sachen sagen als ich jetzt meiner vergangene heiz joana aber dass ich immer wieder sagen kann
01:14:43: so so keep going so geh einfach es hat seinen grund du hast einen plan das ist ja auch irgendwie
01:14:52: auch schöne am leben und du kannst so dankbar sein was du erreicht hast was was dir gegeben wurde
01:15:00: wo du heute bist und alles andere kannst du halt auch nicht beeinflussen bist du gerade
01:15:10: glücklich du merkst es eine kleine pause zwischen ich bin schwierig so zu beantworten also die eigene
01:15:22: definition von glück und ich glaube da bin ich gerade noch dabei das herauszufinden auch gerade so
01:15:28: was in den letzten wochen passiert ist und ich mag es auch nicht glück oder leid auf die
01:15:34: waage zu legen aus so mit meiner geschichte weil klar kann ich sagen oder gucke ich mir die und die
01:15:39: an die haben es gerade viel schlimmer aber ich versuche mich davon zu differenzieren und abzukapseln
01:15:46: und zu sagen okay wenn es mir gerade nicht gut geht oder ich sage ich bin glücklich wo andere sagen
01:15:51: würden wie kannst du denn gerade glücklich sein oder wie kannst du denn gerade unglücklich sein
01:15:54: und ich versuche das für mich so rauszufinden und ich glaube ich bin glücklich insofern ja wie
01:16:07: ich gerade damit umgehe oder wie ich die lage so einschätze oder was was meine form von von glück
01:16:15: ist also es ist ganz schwierig zu beantworten auf jeden fall wenn ich da jetzt so ehrlich bin
01:16:20: aber ja ich glaube das ist auch von tag zu tag unterschiedlich also was ich auf jeden fall
01:16:29: sagen kann dass ich dankbar bin also das bin ich gestern heute und morgen und jeden tag und ich
01:16:37: glaube das ist das einfach und ich bin glücklich dass ich dankbar sein kann und dankbar dass ich
01:16:43: ja auch glücklich sein kann genau und dass ich da die chancen auf jeden fall sehr schön ich habe
01:16:53: jetzt kaum noch fragen an dich gibt es noch etwas über dass wir noch nicht gesprochen haben was
01:16:59: dir aber auf dem herzen liegt nicht dass eigentlich nicht aber vielleicht so ein kleiner appell oder
01:17:08: so ein kleines fazit dass ich persönlich sagen kann ich habe mir auch die podcast folgen angehört
01:17:16: von anderen und man denkt immer man ist alleine damit also jeder ist alleine mit seiner individuellen
01:17:23: situation und man hat so ein oberthema vielleicht was menschen miteinander verbindet sei es jetzt
01:17:28: thema adoption pflegefamilie trennungen sonst was aber ich habe gemerkt jetzt auch dieser ganze
01:17:37: prozess hier und dass ich jetzt darüber rede und als ich das gehört habe dass es total wichtig ist
01:17:45: dass man menschen auch einfach nicht so kategorisiert oder dass nur weil man diesen diesen status
01:17:53: sage ich mal hat irgendwie in irgendeiner form ein titel oder sonst was dass man einfach auch daran
01:18:00: denkt das habe ich auch schon gesagt dass jeder fall individuell ist und ich habe so oft gehört
01:18:06: oder zu hören bekommen oh das tut mir aber leid und da kriege ich jetzt schon wieder gänsehaut
01:18:12: und ich kann den menschen kein vorwurf machen oder meinem umfeld weil sie es einfach nicht besser
01:18:16: wissen aber das ist gerade der punkt dass sie es nicht besser wissen und das möchte ich halt ändern
01:18:22: und dass man da einfach transparent mit umgeht klar muss man aufpassen dass man jetzt nicht
01:18:27: irgendwie menschen verletzt aber das ist auf jeden fall wege gibt individuelle wege wie man
01:18:33: diesen menschen begegnen kann jetzt mal über meinem thema pflegefamilie und genau dass man da
01:18:42: halt offen für ist und dass man einfach akzeptiert also ich verstehe auch so viele dinge nicht
01:18:47: ich versuche sie halt zu akzeptieren und das wünsche ich mir für mein umfeld halt auch dass
01:18:53: sie viele dinge nicht verstehen auch mit mir aber dass sie es halt so akzeptieren und ja dass
01:19:00: man einfach auch darüber redet und fragt und ich finde das auch schwierig für außen stehen
01:19:06: das ist dann so ein bisschen wie gehe ich jetzt mit dem thema um und klar früher war ich auch ich
01:19:12: baue die mauer gerade auf wenn du mich zu diesem thema was fragst aber dass man einfach so sich
01:19:18: dafür sensibilisiert und irgendwie das ja das das schöne auch sieht oder akzeptiert dass der
01:19:25: mensch glücklich ist und ja da einfach offen mit umgeht und wie gesagt einfach so eine akzeptanz
01:19:35: hat und auch wenn es viele fragezeichen gibt dass man die ja durchaus auch wie bei mir lösen kann
01:19:45: und dass man da kein mit mit leid für braucht also das finde ich auch immer schwierig und auch
01:19:53: wichtig zu sagen dass es eigentlich leid tut weil mir tun meine leiblichen eltern letztendlich
01:19:59: einfach nur leid oder auch die kinder also dass mir die kinder leid tun auch heute noch die sage
01:20:07: ich mir auch in normalen familien oder trennungsfamilien jeder unterschiedlich leid erfährt das tut mir
01:20:13: eher leid auf die einzelnen fälle weil die am wenigsten dafür können und mit ich tue mir
01:20:22: auch selber leid das ist nur mal so ich brauche das mit leid nicht von außen sondern das ist ja
01:20:27: gerade dieser schmerz den man fühlt dass einem ich tue mir selber so leid und denke mir warum
01:20:32: ich aber genauso in dem moment fragen sich das wahrscheinlich ganz viele andere auch täglich
01:20:39: und genau dass man einfach kein mit leid bekommt sondern das das freut mich aber weil sie ja sehen
01:20:47: wie ja doch schon glücklich ich in meiner pflegefamilie bin und die menschen denen es eigentlich
01:20:55: leid tun müsste so wie meine leiblichen eltern die den tat das halt nicht leid da hätte ich mir
01:21:03: mit leid gewünscht tatsächlich das ist dann dieser andere fall genau dass das einfach dass ich
01:21:12: das so zu verstehen geben kann dass es da kein mit leid bedarf wenn es einem menschen besser geht
01:21:19: durch die geschichte die er durchläuft hat genau eine letzte frage habe ich noch und das ist immer
01:21:29: so ein kleiner werbeblock für pflegefamilien allgemein und die menschen die überlegen pflegefamilie
01:21:38: ist das was für mich oder nicht welche bohtschaft hast du an sie ich glaube dass es auch einfach
01:21:48: gesagt nicht aufgeben und irgendwie auch dran bleiben und wenn man mit so einer überzeugung
01:21:56: dahinter steht egal was es außenfeld sagt oder man selber zweifelt auch wenn man gerade denkt wo
01:22:04: soll das noch hin führen man weiß es nicht auch gerade der der prozess pflegefamilie zu werden
01:22:11: oder zu sein das das ist ein abenteuer glaube ich und da stecken wir auch noch mitten drin aber dass
01:22:18: man das einfach zusammen angeht und einfach schaut wohin führt uns die reise und dass man
01:22:22: aber rückblickend wie ich auch gesagt habe es kommt alles wie es kommen muss tatsächlich und dass
01:22:28: man das irgendwie versucht aus zu blenden zu hinterfragen und das nimmt und das fügt sich dann
01:22:34: irgendwie und wenn es dann sage ich mal gelingt wo auch immer der weg hin führt dass man dann sehr
01:22:42: stolz auf sich sein kann und auch die menschen die da das abenteuer mit begleiten und gestalten und
01:22:50: dass es nicht genügend pflege pflegefamilien geben kann an der stelle und dass ich so dankbar
01:22:58: bin für das was ich erleben durfte und ich wünsche mir einfach dass es da klar auch andere
01:23:03: familien gibt die kindern und Jugendlichen die diese reise auch ermöglichen und diese
01:23:11: chancen wirklich geben können und dass es das ist ja darauf was halt ankommt so fremde menschen
01:23:21: zu lieben und den ein zuhause zu ermöglichen und dass man diesen gedanken halt einfach nicht verliert
01:23:28: dass ich das alles lohnt super vielen vielen dank für dieses gespräch vielen dank dass wir diese
01:23:37: reise quasi machen durften und das hat mir glaube ich echt viel gegeben und ich danke dir vielmals
01:23:44: ja ich danke dir auch das war das interview mit joana ich war sehr ergriffen von ihren
01:23:52: worten und gleichzeitig fasziniert wie sie auch in persönlichen krisen einen sinn erkennen kann
01:23:57: um wieder aufzustehen die nächste folge unseres podcast erscheint am 7. juni entweder über unsere
01:24:04: homepage www.netzwerk-pflegefamilien.de oder bei dem podcast an bieter eures vertrauens
01:24:11: netzwerk pflegefamilien der podcast
01:24:24: [Beifall]
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