Mama und Mutti - Gleichgeschlechtliche Pflegeeltern

Shownotes

In dieser besonderen Juni-Folge, die im Zeichen des "Pride Month" steht, freuen wir uns sehr, euch heute ein Interview mit Anja und Elke präsentieren zu können. Die beiden haben vor etwa 7 Jahren ein Pflegekind aufgenommen. In diesem Gespräch erfahrt ihr mehr über ihr Leben als Pflegefamilie, die Liebe und tiefe Verbundenheit, die sie mit ihrer Pflegetochter teilen. Doch auch die Herausforderungen, Vorurteile und Stigmatisierung, denen sie begegnet sind, kommen zur Sprache.

Wichtige Hinweise:** Unser nächster Online-Infoabend findet am Dienstag, den 11.06. um 19:30 Uhr statt. Wenn ihr Interesse daran habt, Pflegefamilie zu werden, seid ihr herzlich eingeladen, teilzunehmen.

Einwahldaten: ID: 411 120 5279 Passwort: Netzwerk Link: Zoom-Meeting beitreten

Mehr Infos auf unserer Homepage: www.netzwerk-pflegefamilien.de

Transkript anzeigen

00:00:00: Sie war noch gar nicht so lange bei uns.

00:00:03: Da ist irgendwann Mama rausgerutscht bei mir.

00:00:06: Das war eher sehr unangenehm, peinlich.

00:00:10: Dann hab ich gesagt, das muss dir nicht peinlich sein.

00:00:13: Wenn du das möchtest, kannst du Mama zu mir sagen.

00:00:17: Dann hat sie gesagt, ja, das möcht ich.

00:00:20: Das ist so typisch unser Kind.

00:00:22: Moment, wenn ich jetzt zu dir Mama sage, was sage ich dann zu Elke?

00:00:28: Wenn dann so was kommt wie, das ist doch nicht normal bei euch.

00:00:33: Und so was geht doch überhaupt nicht.

00:00:35: Das darf man nicht. - Das darf man nicht.

00:00:37: Dann sagt unser Kind, ganz einfach, in Deutschland ist das erlaubt.

00:00:44: Ein Mann kann einen Mann heiraten, eine Frau, eine Frau.

00:00:47: Oder eine Frau, ein Mann.

00:00:49: Oder man lebt alleine.

00:00:51: So geht sie damit um.

00:00:52: Es gab eine Alltagssituation an der Garderobe.

00:00:55: Wir waren unterschiedlicher Meinung, eine Erzieherin und ich.

00:00:59: Worauf die Erzieherin dann zu mir meinte,

00:01:02: du hast ja überhaupt keine Ahnung von dem, worüber wir reden.

00:01:06: Du bist ja keine richtige Mutter.

00:01:09: Herzlich willkommen zu Netzwerkpflegefamilien, der Podcast.

00:01:21: Es ist Juni und wir befinden uns mitten im Pride Month.

00:01:24: Der Pride Month steht für Stolz, Toleranz und Selbstbewusstsein

00:01:28: der LGBTQ Community und kämpft gegen Stigmatisierung und Ausgrenzung,

00:01:33: beispielsweise von gleichgeschlechtlichen Paaren.

00:01:36: Ich freue mich ganz besonders, euch für diese Folge ein Interview

00:01:39: mit einem gleichgeschlechtlichen Pflegeelternpaar vorzustellen,

00:01:42: die vor circa sieben Jahren ein Pflegekind aufgenommen hat.

00:01:46: Wie ihr Leben als Pflegefamilie so läuft,

00:01:48: welche Liebe und tiefe Verbundenheit sie und ihre Pflegetochte haben,

00:01:53: aber auch welche Vorurteile und Stigmatisierung sie erleben mussten.

00:01:56: Das hört ihr in der heutigen Folge.

00:01:58: Ich wünsche euch viel Spaß mit dem Interview von Anja und Elke.

00:02:03: Hallo, ihr beiden.

00:02:05: Vielen Dank, dass ihr Teil unseres Podcasts heute seid,

00:02:09: dass sie bei euch sein darf.

00:02:11: Mögt ihr euch einmal kurz vorstellen?

00:02:13: Ja, ich bin Anja, ich bin 51 Jahre alt

00:02:16: und seit 2017 Pflegemutter von unserer Pflegetochter.

00:02:21: Ja, ich bin Elke, 62 Jahre alt

00:02:25: und bin mit meiner Frau seit 2003 verpartnert.

00:02:32: Wir kennen uns seit 2001

00:02:34: und sind auch kirchlich, haben wir uns segnen lassen,

00:02:40: nach der Verpartnerung.

00:02:41: Und seit 2017 sind wir gleichgestellt nach dem Gesetz

00:02:47: und haben uns nochmal das dritte Mal das Ja-Wort gegeben.

00:02:50: Wow, schön. Darf ich fragen, wie ihr euch kennengelernt habt?

00:02:53: Ja, so ganz klassisch im Dezember 2001

00:03:00: in einer schwulespischen Disco,

00:03:03: heute würden wir ja sagen Club wahrscheinlich,

00:03:06: da haben wir uns kennengelernt.

00:03:08: Wir haben uns gesehen und das hat sofort gefunkt und funkt immer noch.

00:03:12: Schön.

00:03:14: Super, dann seid ihr zusammengekommen,

00:03:18: lebt ihr zusammen und irgendwann entstand der Wunsch,

00:03:22: ein Kind bei euch aufzunehmen oder wie ist es dann dazu gekommen,

00:03:26: Pflegeeltern zu werden?

00:03:28: Eigentlich war der Kinderwunsch bei uns beiden schon ganz zu Anfang

00:03:33: und es gibt ja nur unterschiedliche Möglichkeiten, Mutter zu werden.

00:03:39: Und durch meinen Beruf, ich bin Halbpädagogin,

00:03:44: lag es mir irgendwie auch recht früh schon nah,

00:03:48: einen Pflegekind aufzunehmen.

00:03:49: Und ja, so ist der Wunsch, wie gesagt, relativ schnell entstanden

00:03:54: und dann wurde er irgendwann konkret.

00:03:57: Was war so dann dieses Thema zu sagen,

00:04:00: ja, auf jeden Fall ein Pflegekind und nicht durch irgendeine andere Möglichkeit?

00:04:05: Also was hat euch dazu bewegt, ein so flottes Sozial-Laggedanke oder?

00:04:10: Wir wollten einfach einem Kind in einer solchen Situation

00:04:16: ein sicheres, neues Zuhause geben mit viel Liebe und Geborgenheit.

00:04:21: Und durch deine Arbeit hast du das Thema auch schon,

00:04:25: weil ihr ein bisschen präsenter, vielleicht als es andere Menschen waren.

00:04:28: Ja sicherlich, das war für mich präsent, ja.

00:04:31: Ja, wie verlieften denn der Prozess?

00:04:34: Wie ist es dann weitergegangen vom Wunsch hin?

00:04:37: Wo ging es dann weiter?

00:04:39: Ja, wir haben uns erst mal informiert im Internet.

00:04:44: Gibt ja unterschiedliche Möglichkeiten.

00:04:46: Wir haben uns über Literatur informiert, Bücher mit Erfahrungsberichten gelesen.

00:04:54: Irgendwann war klar, wenn uns an einen Jugendamt

00:04:59: bzw. an das Jugendamt, das für unseren Wohnort zuständig ist.

00:05:03: Und ja, parallel dazu, das war ganz interessant,

00:05:08: haben wir gesehen in Bielefeld und auch in Paderborn liefen Werbemaßnahmen.

00:05:14: Gezielt gleichgeschlechtliche Paare wurden gesucht, um ein Pflegekind aufzunehmen.

00:05:19: Wir haben dann einen Termin gemacht bei unserem zuständigen Jugendamt.

00:05:23: Den haben wir auch relativ zeitnah bekommen.

00:05:27: Ja, leider kommen wir dazu einer nicht ganz so schönen Situation, die wir erlebt haben.

00:05:35: Das Gespräch muss man ehrlich sagen, das verlief.

00:05:38: Also vorweg möchte ich sagen, die Mitarbeit, die Zusammenarbeit mit dem jetzigen Jugendamt,

00:05:45: die verlief von Anfang an bis heute super.

00:05:48: Da gibt es überhaupt keine Probleme.

00:05:50: Aber dieser eine Termin, der verlief unterirdisch.

00:05:54: Okay.

00:05:55: Ja, möchtest du vielleicht ganz kurz?

00:05:58: Ja, also unterirdisch deshalb, weil wir da mit merkwürdigen Fragen konfrontiert wurden.

00:06:08: Zum Beispiel waren sie schon vorher einmal mit einem Mann zusammen und wie war das?

00:06:13: Da haben wir uns ein bisschen merkwürdig, kam uns das vor, solche Fragen überhaupt zu stellen.

00:06:24: Das wird ja sonst auch nicht, solche Fragen würden auch nicht gestellt.

00:06:28: Einem Hetropa könnte man genauso hoch durch Fragen stellen.

00:06:34: Da waren wir schon zunächst erstmal ziemlich irritiert.

00:06:40: Das war auch eine der Fragen, die uns gestellt wurden.

00:06:45: Zum Schluss des Gesprächs hat uns die Mitarbeiterinnen dann mitgeteilt, dass sie für uns da keine Chance sieht,

00:06:52: eine Pflegschaft zu übernehmen, weil wir schließlich auf dem Land leben und hier auch eher konservative Menschen leben.

00:06:59: Es ist schon ein bisschen merkwürdig alles gewesen.

00:07:02: Ja, und die Eltern natürlich auch eines Pflegekindes ihr Einverständnis geben müssen.

00:07:08: Und da könnte sie sich nicht vorstellen, dass die Eltern das bei einem gleichgeschlechtlichen Paar tun würden.

00:07:14: Allenfalls könnte sie sich vorstellen, dass ein Teenage-Einfrage käme.

00:07:20: Was natürlich, also für uns war das eigentlich, deutete das darauf hin,

00:07:24: na ja, kleinere Kinder wohl eher nicht, weil beim Teenage auf dem Land ist ja nichts anderes als kleineres Kind.

00:07:30: Also es ist jetzt unabhängig.

00:07:32: Ja, und ich frage, wo ist jetzt der Unterschied? Was macht den Unterschied?

00:07:36: Ja, und dann haben wir dann im Auto gesessen, relativ geknickt und enttäuscht.

00:07:42: Und dann haben wir uns während der Vater noch entschieden dazu, wie wir das immer so machen,

00:07:49: sofort irgendwie Wege suchen, was machen wir?

00:07:53: Und dass wir das so nicht stehen lassen wollen und wir nach anderen Kontakten

00:08:00: uns umschauen wollen.

00:08:02: Und es stand ja auch im Widerspruch zu den geschalteten Anzeigen, die wir vorgelesen hatten.

00:08:08: Ja, und das haben wir dann auch getan.

00:08:11: Und so sind wir dann auf den VSE gestoßen.

00:08:14: Und es gab dann das erste Telefonat und schon in dem Telefonat wurde uns die Angst komplett genommen.

00:08:22: Und es gab dann die ersten Termine beziehungsweise Besuche hier zu Hause bei uns.

00:08:28: Ja, und es wurde uns gesagt, natürlich bekommt ihr irgendwann einen Pflegekind, könnt ihr einen Pflegekind aufnehmen.

00:08:38: Wir wurden dann geschult.

00:08:40: Die Workshops, die sind wirklich sehr hilfreich, muss man sagen, gerade die Anfangsphase, wo dann ja auch Unsicherheiten sind.

00:08:48: Man hat oder wir haben gelesen natürlich, aber wenn man dann geschult wird und dann noch die Erfahrungsberichte

00:08:56: von den jeweiligen aktiven Pflegeeltern, die meist so im Anschluss dann stattfanden, gehört hat, das war hilfreich.

00:09:04: Auch in dem Entscheidungsprozess.

00:09:06: Also wir waren uns ja schon sicher, aber wir wurden dann nochmal in dem Ganzen bestätigt.

00:09:11: Genau, dieser Austausch.

00:09:13: Und das ist natürlich was anderes, das zu lesen, wie das ist mit einem Pflegekind zu sein oder mit einer Pflegefamilie wirklich zu sprechen.

00:09:22: Was ja auch ein Grund ist, weswegen wir den Podcast gemacht haben, weil wir das häufig mitbekommen.

00:09:28: So dass am Anfang da eine große Unsicherheit da ist und wir gesagt haben, wir machen auch diesen Podcast, um Pflegeeltern eine Stimme zu geben,

00:09:35: damit aber auch Leute in Vorbereitung das hören können.

00:09:39: Super.

00:09:40: Genau, also dann wurde dir vorbereitet, habt die Workshops mitgemacht und irgendwann kam eure Pflegetauchte.

00:09:46: Wie lange hat das denn so gedauert, die Vorbereitung, bis ihr dann in eine sogenannte Anwarnung gegangen seid?

00:09:53: Einige Monate.

00:09:54: Also wir mussten schon gefühlt sehr, sehr lange warten, weil wir es kaum abwarten oder erwarten konnten,

00:10:02: dass endlich bei uns ein Pflegekind einzieht.

00:10:05: Ich kann es gar nicht mehr genau sagen, es waren auf jeden Fall einige Monate.

00:10:09: Gab es einen Anruf?

00:10:12: Dann, wir haben eventuell eine ein Kind.

00:10:16: Wie war das?

00:10:18: Ja, der erlösende Anruf kam dann vom VSE.

00:10:24: Und so, wir haben eine potenzielle Pflegetochte für euch.

00:10:30: Ja, wir haben uns natürlich, erst mal sagt das so ein bisschen, sagt dann erst mal doch das Herz in die Etage tiefer.

00:10:38: Aber wir haben uns natürlich mega gefreut.

00:10:40: Dann ist unser Kind dann kurz vor ihrem vierten Geburtstag, ist sie bei uns eingezogen.

00:10:48: Wir hatten ja in der Anbrannungsphase, waren zwar auch schon Kontakte da, aber die waren auch sehr toll.

00:10:54: Wir haben ja viel gespielt und so.

00:10:56: Wir haben Ausflüge gemacht.

00:10:58: Es war halt immer wieder sehr, sag ich jetzt mal traurig, wenn wir dann fahren mussten.

00:11:02: Und nachher war sie ja auch sehr traurig, wenn wir dann fahren mussten.

00:11:06: Na ja, kurz vor ihrem vierten Geburtstag, nämlich einige Woche vor ihrem Geburtstag,

00:11:10: ist sie dann bei uns eingezogen.

00:11:12: Ja, jetzt ist sie im Sommer schon, also jetzt 11, ist also schon, ja, sieben Jahre jetzt bei uns.

00:11:20: Du hast das Blind Data noch in der Sprung?

00:11:22: Ja, genau.

00:11:24: Das war auch sehr aufregend.

00:11:26: Das war aber in der Anbrannungsphase.

00:11:28: Als wir dann diesen Anruf erhalten hatten, dann gab es die Überlegung, können wir sie vorher erstmal sehen.

00:11:36: Und wir hatten dann dieses Date in einem Gartencenter.

00:11:40: Das hört sich erst mal schräg an.

00:11:42: War aber ganz nett.

00:11:46: Also die Bereitschaftspflegemutter ist mit unserer Tochter durch den Markt gegangen.

00:11:52: Es gab da auch so ein, für Kinder, ein Erlebnisbereich.

00:11:55: Dort hat sie gespielt.

00:11:57: Und wir konnten dann aus sicherer Entfernung gucken und beobachten.

00:12:02: Und ich weiß das genau, als sie dann mit ihrem kleinen Kindereinkaufswagen auf uns zusteuerte.

00:12:09: Sie wusste ja von nichts.

00:12:11: Da war es um uns schon geschworen.

00:12:13: Liebe auf den ersten Blick.

00:12:15: Das war wirklich lieber auf den ersten Blick.

00:12:17: Und wir sollten ja im Anschluss überlegen, wir sollten auch eine Nacht drüber schlafen.

00:12:25: Wir haben beide gleichzeitig gesagt, das brauchen wir gar nicht.

00:12:28: Das ist unser Kind.

00:12:31: Ach, wie schön.

00:12:33: Könnt ihr mir eure Pflegetausung ein bisschen beschreiben?

00:12:36: Ich kenne sie ja gar nicht. Was ist sie für ein Mensch?

00:12:38: Also sie ist sehr lebendig.

00:12:43: Aufgeschlossen.

00:12:44: Sehr sportlich.

00:12:46: Sie ist musikalisch.

00:12:48: Kreativ geworden, sage ich jetzt mal.

00:12:51: Also muss man immer dazusagen.

00:12:53: Besonders tierlieb.

00:12:55: Genau.

00:12:57: Hat einen ausgesprochenen Gerechtigkeitssinn.

00:12:59: Setzt sich für andere Kinder ein.

00:13:02: Setzt sich für Schwächere ein.

00:13:04: Ist Schülersprecherin.

00:13:06: Hat im Lesewettbewerb gewonnen.

00:13:08: Also sie hat unheimlich viele Talente.

00:13:11: Und wir sind mega stolz.

00:13:13: Das merke ich.

00:13:15: Ja, wie hat sich denn so die Beziehung, also als sie eingezogen ist mit knapp vier Jahren,

00:13:20: wie hat sich die Beziehung im Laufe entwickelt?

00:13:23: Gab es da dann auch, denn das ist ja häufig dann so eine Honeymoonphase,

00:13:27: dass es am Anfang wunderbar läuft.

00:13:29: Und dann läuft es vielleicht dann noch mal ein bisschen komplizierter,

00:13:33: weil das Kind hat einige Sachen vielleicht nachholen muss.

00:13:35: War das bei euch auch so?

00:13:37: Oder wie war das?

00:13:38: Es war, also die ersten zwei Jahre waren besonders knackig.

00:13:42: Also sie waren sehr schön natürlich.

00:13:45: Aber sie waren auch mit sehr viel Anstrengung verbunden für alle Seiten.

00:13:49: Also für unser Kind war es ja auch schwierig erstmal sich hier in die Familie zu integrieren.

00:13:54: Und sie hat ein großes Päckchen mitgebracht.

00:13:58: Das verbunden war mit vielen Ängsten.

00:14:01: Das verbunden war mit mangelnden Erfahrungen, mit einfachsten Dingen.

00:14:08: Zum Beispiel hatte sie Angst vor Wasser.

00:14:13: Sie hatte Angst zu duschen, zu baden.

00:14:17: Und so haben wir sie da zum Beispiel herangeführt, indem ich sie in eine Badewanne gesetzt habe

00:14:24: und nur ganz, ganz wenig Wasser eingefüllt habe.

00:14:28: Erlebnismaterialien, Spielzeug, Wasserspielzeug dazugegeben habe,

00:14:33: sodass sie dieses Element Wasser erstmal kennenlernt und keine Angst mehr davor hat.

00:14:37: Dann die Nächte.

00:14:39: Also sie hatte Angst, im verschlossenen Räumen sich aufzuhalten, im Dunkeln.

00:14:44: Sodass wir dann die ersten Monate Wechsel übernachtet haben,

00:14:50: dass wir Lichtquellen im Raum integriert haben, ein Lichtakvarium zum Beispiel.

00:14:58: Später hat sie dann alleine im Zimmer geschlafen, erstmal bei geöffneter Tür.

00:15:05: Und so schrittweise haben wir dann die Angst genommen.

00:15:08: Ein Babyfohn, das hatte sie sehr, sehr lange, ungewöhnlich lange,

00:15:11: aber darüber hatte sie die Sicherheit, wenn etwas ist, wir sind da.

00:15:16: Schön also ganz einfühlsam versucht das aufzuarbeiten, sie heranzuführen.

00:15:24: Also sie musste auch erstmal Vertrauen zu uns gewinnen.

00:15:28: Das ist ja auch ganz natürlich.

00:15:30: Wir waren fremde Personen und sie hat auch die erste Zeit über Gefühle nicht reden können.

00:15:36: Sie hat mit uns nicht reden können, sie war verschlossen wie eine Muschel.

00:15:42: Kann man sagen, wir mussten sie erstmal so öffnen.

00:15:45: Jetzt quatscht sie, sie ist eine Quatschstante.

00:15:48: Und kann auch über ihre Gefühle reden.

00:15:51: Sie hatte natürlich auch Frust, wenn bestimmte Situationen schwierig waren.

00:15:57: Da konnte sie nicht drüber reden.

00:15:59: Dann hat sie sich ganz kreative Dinge einfallen lassen,

00:16:02: wie zum Beispiel das Zerschneiden von Kleidung.

00:16:05: Auch unsere Kleidung.

00:16:07: Und wir mussten überlegen, wie lösen wir dieses Problem.

00:16:11: Dann haben wir eine Schnippelkiste uns ausgedacht,

00:16:15: in der unterschiedliche Materialien sich befanden,

00:16:18: die sie dann in diesen Momenten als Ventil nutzen konnte.

00:16:24: Ja.

00:16:25: Schön, herz ich so an, gerade wo ihr sagtet, die ist sportlich, sie bewegt sich viel,

00:16:31: hat dann nur auch solche Sachen gemacht.

00:16:34: Dadurch hat sich wahrscheinlich euer Leben und euer Alter auch komplett auf den Kopf gestellt.

00:16:40: Konplett.

00:16:41: Ja.

00:16:42: So hört es sich an.

00:16:44: Gibt es so, ihr hattet jetzt gerade gesagt mit dem Zerschneiden von Klamotten,

00:16:50: was natürlich, gerade wenn es vielleicht dann doch irgendwie die Lieblingshose war, die man hat,

00:16:55: was dann natürlich auch mal bei einem Ärger auslöst.

00:16:58: Und dass natürlich auch vielleicht auch eine herausfordernde Situation war,

00:17:01: damit umzugehen, das immer wieder neu zu reflektieren,

00:17:04: gab es so ansonsten noch so Momente, die für euch herausfordernd waren?

00:17:09: Herausfordernd ist, dass unsere Tochter sehr fordernd ist,

00:17:15: indem sie immer die Nähe sucht zu uns, nicht alleine sein kann.

00:17:19: Auch in kleinen Situationen, wenn sie zum Beispiel im Garten auf dem Trampolin springt,

00:17:24: wie wir im anderen Bereich des Gartens uns aufhalten,

00:17:27: muss sie das Trampolin springen, unterbrechen und zu uns kommen,

00:17:32: damit sie die Sicherheit hat, wir sind in der Nähe für sie da.

00:17:36: Ja, das hat einen guten Grund, dass sie das tut.

00:17:42: Das kann man ja auf jeden Fall gut nachvollziehen.

00:17:45: Aber ansonsten hört sich das sehr harmonisch an.

00:17:49: Ja, das ist es auch.

00:17:51: Ich kann nicht mit einem so typischen Alltag vor euch vorstellen.

00:17:55: Der typische Alltag, wir wetten sie morgens,

00:17:59: dann macht sie sich nach dem Frühstück auf dem Weg zur Bushaltestelle,

00:18:04: sammelt auf dem Weg ihre Freundin ein, in den Rest gemeinsam.

00:18:09: Nach der Schule kommt sie meist ziemlich erschöpft, aber auch fröhlich nach Hause.

00:18:16: Wir setzen uns dann erst immer hin, machen eine Pause.

00:18:20: Sie ist ein wenig und wir tauschen uns aus.

00:18:24: Das ist unser Ritual, das braucht sie auch.

00:18:27: Sie muss uns erzählen, was in der Schule passiert ist,

00:18:32: muss runterkommen, muss zur Ruhe kommen.

00:18:35: Danach beginnt sie dann mit den Hausaufgaben.

00:18:38: Nach der Hausaufgabensituation ist dann so der Freizeitbereich.

00:18:43: Entweder sie verabredet sich mit ihren Freundinnen,

00:18:47: oder sie unternehmt mit uns etwas, oder sie geht ihren Hobbys nach.

00:18:53: Was hat sie für Hobbys?

00:18:55: Sie spielt gerne Fußball.

00:18:57: In der Mannschaft auch?

00:18:59: In der Mannschaft, ja.

00:19:01: Zurzeit noch in einer gemischten Mannschaft.

00:19:04: Und ab Sommer wahrscheinlich dann in einer reinem Mädchenmannschaft.

00:19:09: Elke, wie ist es denn bei eurer Pflegetochter,

00:19:15: gerade schon die Hausaufgaben,

00:19:17: wie unterstützt ihr denn ansonsten eurer Pflegetochter

00:19:20: bei schulischen, vielleicht auch persönlichen Herausforderungen?

00:19:25: Ja, also wir sind bei den schulischen,

00:19:29: da sind wir immer natürlich mit von der Partie.

00:19:34: Es ist immer jemand da, der sie bei den Hausaufgaben unterstützt.

00:19:39: Sie hat jetzt gerade neuen, leichte Athletiker-Gee in der Schule

00:19:44: und da ist sie natürlich auch wieder sehr ehrgeizig.

00:19:47: Und dann mussten wir jetzt am Wochenende schon einmal zusätzlich ein bisschen üben.

00:19:53: Sie wollte unbedingt trainieren noch zusätzlich,

00:19:57: weil sie noch besser sein wollte.

00:19:59: Also es ist da schon sehr ehrgeizig.

00:20:02: Ja, das ist mir schulisch jetzt.

00:20:05: Und natürlich, wenn sie so Probleme hat,

00:20:09: dann ist es wichtig, dass sie sich auch mit anderen Kindern in der Schule

00:20:14: mit anderen Kindern in der Schule, dass da mal irgendetwas vorgefallen ist,

00:20:17: dass sie geschubst wurde.

00:20:20: Da gab es dann auch schon mal einen größeren Vorfall.

00:20:23: Dann ist es wichtig, dass wir das für sie klären.

00:20:26: Wir suchen dann das Gespräch mit der Lehrerin, der Klassenlehrerin

00:20:30: oder mit anderen entsprechenden Personen.

00:20:33: Da beteiligt war einer.

00:20:35: Zum Beispiel im Freizeitbereich war das ja mal, dass sie an einem Wasserspielplatz...

00:20:40: Ja, das war ein größerer Vorfall, muss man sagen.

00:20:44: Es gibt hier einen schönen Wasserspielplatz im Ort, da hat sie mit ihrer Freundin gespielt.

00:20:50: Es waren zwei ältere Jungs dort, die haben Hakenkreuze und diverse Texte gesprät auf Schilder,

00:21:02: die dort angebracht sind. Kira weiß, sie ist altesentsprechend da im Thema und hat gesagt,

00:21:10: hallo, was ihr da macht, das ist erstens verboten und zweitens finde ich das nicht in Ordnung.

00:21:15: Wie mutig. Das ist sehr mutig. Daraufhin wurden sie und ihre Freundin von den Jungs bedrängt

00:21:22: und jetzt kommt es noch dicker. Es wurde dann gesagt, mit euch, ihr habt beide schöne blaue

00:21:30: Augen, könnte man arische Kinder zeugen. Ach, doch, ja. Kira und ihrer Freundin wurde das

00:21:38: ganz zu brenzlig. Sie sind dann weggelaufen zu uns, zu den anderen Eltern und wir haben dann das

00:21:45: natürlich aufgegriffen und haben gesagt, das geht gar nicht. Haben dann mit den Eltern gesprochen

00:21:52: und entsprechend dafür gesorgt, dass diese Schmierereien erstens verschwinden und zweitens,

00:21:56: dass so etwas nicht noch mal vorkommt, dass unsere Tochter so bedrängt wird. Das heißt, ihr

00:22:03: bekanntet auch die Jungs. Also es war jetzt nicht unbekannte für euch. Nein, das waren nicht

00:22:08: unbekannte. Sie muss halt oder sie soll ja auch immer die Sicherheit haben. Wenn ich zu meinen

00:22:16: Eltern gehe, dann helfen die mir, die unterstützen mich und das ist sie auch wichtig. Das gibt ihr

00:22:26: eben die Sicherheit, dass sie immer, so soll es zumindest, dass sie immer zu uns kommen kann.

00:22:31: Und was wir natürlich auch oder wie wir auch damit umgehen, ist, dass unsere Tochter,

00:22:39: jetzt ist sie ja auch mittlerweile zehn Jahre alt bzw. fast elf, dass sie Situation auch

00:22:46: selbständig klärt. Das ist uns wichtig. Nicht nur Mama und Mutti klären, sondern ich muss auch,

00:22:54: auch wenn ich vielleicht mal in der Schule Blödsinn gemacht habe, dann muss ich das vielleicht

00:23:00: mit der Lehrerin entsprechend klären, selbständig. Du hast gerade gesagt Mama und Mutti. Bei dem Thema

00:23:06: waren wir ja noch gar nicht. Ist das dann die Bezeichnung von eurer Tochter, wer ist Mama,

00:23:12: wer ist Mutti, ist das tatsächlich an der Stelle? Ja, das ist tatsächlich so. Also ich bin Mama

00:23:17: und Elke ist Mutti und das Ganze ist so entstanden. Sie war noch gar nicht so lange bei uns. Da ist

00:23:23: ihr irgendwann Mama rausgerutscht bei mir und das war eher sehr, sehr unangenehm, peinlich. Und

00:23:30: dann habe ich ihr gesagt, Mensch, das muss dir nicht peinlich sein. Wenn du das möchtest,

00:23:35: dann kannst du Mama zu mir sagen. Dann hat sie gesagt, ja, das möchte ich. Das ist so typisch

00:23:42: unser Kind. Ja, Moment. Wenn ich jetzt zu dir Mama sage, was sage ich denn dann zu Elke? Sie hatte

00:23:51: ein Problem. Ich muss euch doch auseinanderhalten können. Und dann habe ich gesagt, was meinst du,

00:23:58: du könntest sie ja auch Mutti nennen. Ja, das ist eine gute Idee. Das mache ich so. Und wirklich

00:24:05: seit dem Tag sind wir Mama und Mutti. Wow, wie schön. Ja. Hätten jetzt gerade schon das Thema Schule

00:24:11: auch. Ist das Thema, dass eure Tochter ein Pflegekind ist? War das in der Schule mal Thema oder ist das

00:24:20: gar nicht so groß aufgefallen? Also da kann man ja schon zunächst mit dem Kindergarten anfangen.

00:24:26: Da war das schon Thema. Denn es gab so die Aussage der Erzieherin keine Regenbogenfamilie im

00:24:36: Vorfeld. Also wir waren die erste Regenbogenfamilie an dieser Kita. Komplett Neuland. Komplett Neuland

00:24:43: und auch sehr amisant in diesem Zusammenhang. Wir hatten die Eingewöhnungsphase den allerersten

00:24:52: Tag in der Kita und es kommt dann eine Erzieherin auf mich zu, eine junge Erzieherin muss ich dazu

00:24:58: sagen und sagt zu mir, du, Anja, ich habe gerade mitbekommen. Sie sagt ja zu dir Mama, ja sage ich,

00:25:09: ist richtig. Ja, da habe ich doch meine Frage. Was sagt sie denn zu der anderen? Papa? Ja, genau,

00:25:20: da darf man lachen. Ich muss es an dieser Stelle auch. Das war schon sehr absurd und ich habe sie

00:25:28: dann aufgeklärt und habe gesagt, nie. Also das ist die Mutti. Ach so, okay. Es war dann wahrscheinlich

00:25:36: überhaupt nicht böse gemeint, aber es war komplett Neuland und tatsächlich dann hier auf dem Lande

00:25:43: ist das nicht alltäglich. Aber das war ja quasi das, das hätte euch auch passieren können,

00:25:49: sagen wir mal, wenn ihr auf anderem Wege ein Kind bekommen hättet. So, das ist ja nicht dieses

00:25:54: Thema Pflegekind, sondern einfach ein Kind von zwei Frauen. Dieses Pflegekind sein war das,

00:26:01: das war dann noch nicht so ein Thema, also dass sie ja eigentlich andere Eltern hat und es Gründe

00:26:07: gibt, dass sie jetzt bei euch lebt. Sicherlich war das auch eine Herausforderung für die Erzieherin,

00:26:15: ganz bestimmt, weil das auch Neuland war und es gab auch immer wieder Überforderungssituationen.

00:26:24: Unsere Tochter hat das dann auch sehr schnell bemerkt und hat in Situationen, wo sie Schwierigkeiten

00:26:32: hatte, zum Beispiel mit anderen Kindern, sich nicht an die Erzieherinnen gewandt, sondern hat

00:26:38: so lange gewartet, dass wir die Situation dann aufklären. Da hat man dann schon gemerkt,

00:26:44: dass es Neuland ist für diese Erzieherin. Und in der Schule dann eher weniger? In der Schule

00:26:53: gab es da kein Problem und keine Berührungsängste auch mit uns jetzt ist gleichgeschlechtliches Paar.

00:26:59: Nein. Wie war das mit Mitschülern? Also war das irgendwann mal so ein Thema? Also Mitschüler,

00:27:11: in der Kita, das kann ich nochmal so vorwerknehmen, gab es überhaupt keine Probleme? Da gab es Fragen

00:27:17: und Kira hat dann ganz souverän geantwortet. Ich habe halt eine Mama und eine Mutti und das ist

00:27:22: auch gut so. Und es gab da auch eine recht amisante Situation. Ein Mädchen wollte unbedingt dann

00:27:32: auch zwei Mamas und dann ist sie zu ihrer Mama und hat gesagt, du Mama, ich möchte genauso wie

00:27:38: zwei Mamas. Dann hat sie gesagt, du das ist nicht meine Sache, das musst du mit Papa klären.

00:27:45: Das hat uns diese Mutter dann irgendwann mal ganz amisiert erzählt. Okay. Wie wisst ihr,

00:27:53: ob die Eltern noch zusammen sind? Ja, die sind noch zusammen. Alles gut. Ja und in der Schule,

00:28:01: in den ersten Jahren, sie kannten sich auch zum Teil schon vom Kindergarten, gab es da keine großen

00:28:09: Fragen, aber die kommen jetzt. Die Kinder werden ja älter und dann kommt es auch mal zu blöden

00:28:15: Kommentaren. Wir haben unser Kind darauf vorbereitet, was sie erwarten könnte und sie weiß auch

00:28:24: entsprechend dann damit umzugehen. Also wenn dann so was kommt, wie "Das ist doch nicht normal

00:28:29: bei euch und sowas geht doch überhaupt nicht." Das darf man nicht. Ja, das darf man nicht.

00:28:35: Dann sagt unser Kind ganz einfach, in Deutschland ist das erlaubt. Weißt du das nicht? Ein Mann

00:28:46: kann einen Mann heiraten, eine Frau, eine Frau oder eine Frau, ein Mann oder man lebt alleine. So

00:28:53: geht sie damit um. Ja, schön. Ich habe mit vielen Pflegefamilien, auch mit Pflegekindern gesprochen.

00:29:00: Häufig war so ein Punkt, wo so klar wurde, dass dieses Kind, nicht das leibliche Kind der Eltern

00:29:07: ist, sondern das ein Pflegekind ist, dass sie das häufig irgendwie beim Arzt oder in der Schule

00:29:12: vor allem am Nachnamen festgemacht hat. Dass es halt ein Kind einen anderen Nachnamen hat. Das ist

00:29:16: bei euch denn glaube ich nicht so, ne? Dass eure Tochter glaube ich den Nachnamen von euch hat.

00:29:22: Ja, mittlerweile tritt sie den Nachnamen von uns. Das war ja ein großer Wunsch.

00:29:27: Relativ früh hat sie geäußert, ich finde das doof, dass ich nicht euren Namen habe. Ich fühle

00:29:38: mich sonst wie auf Besuch hier und ich gehöre doch zur Familie und dann möchte ich doch auch diesen

00:29:43: Namen tragen. Und das hat sie immer wieder auch dann in den Gesprächen mit der Mitarbeiterin vom

00:29:51: VSE, mit der Mitarbeiterin vom Jugendamt geäußert. Und ja, irgendwann ging dann das Ganze, tatsächlich

00:30:01: auch der Vormund war mit im Thema, ging das Ganze vor Gericht. In der ersten Instanz wurde

00:30:09: das abgelehnt. Dann hat sie einen Rechtsbeistand bekommen und das ging in die zweite Instanz und

00:30:15: da hat sie dann gewonnen und sie trägt seitdem unseren Namen und das haben wir natürlich groß

00:30:22: gefeiert. Ja, das glaube ich. Sie trägt auch ein Trikot beim Fußball mit ihrem Namen, mit

00:30:29: ihrem neuen Nachnamen. So neu ist er jetzt ja mittlerweile nicht mehr, aber sie ist immer noch

00:30:34: stolz. Ja, das glaube ich gerne. Wie habt ihr gefeiert? Groß oder in einer kleinen Runde? Wir sind erst

00:30:42: mal direkt an dem Tag essen gegangen in ihr Lieblingsrestaurant. Super. Das war ja auch

00:30:52: wahrscheinlich an der Stelle, wo du gerade gesagt hast, mit der Namenseindauung. Das

00:30:56: sind ja viele Prozesse gewesen, die dann in Gang gesetzt werden mussten. Wie habt ihr so die

00:31:00: Beratung vom VSE und auch gegebenenfalls vom Jugendamt mitbekommen? Also war das unterstützend

00:31:07: für euch und wie konnten die euch, wie ist so die, die Beratung an der Stelle für euch?

00:31:13: Weil wie empfindet ihr das? Also generell ist die Beratung vom VSE sehr gut und sehr wichtig

00:31:20: für uns. Egal welche Situation, egal welche Schwierigkeiten und da gab es schon einige

00:31:27: gleich zu Anfang. Wir waren nie alleine und das ist wirklich ganz toll. Es macht vieles einfacher.

00:31:35: Der Austausch und die Beratung ist sehr wichtig. Es ist schön zu hören. Jetzt ist die Familienberaterin

00:31:44: für euch gerade aus dem Raum, aber sie wird es ja wahrscheinlich dann noch hören. Er hat schon

00:31:51: relativ viel auch so gesagt, wie ihr eure Tochter stärken wollt und was ihr mit auf dem Weg

00:31:57: gibt. Habt ihr so bestimmte, ja, grob gesagt Erziehungsziele, Ideale, vielleicht Philosophie,

00:32:05: die ihr anstrebt und wie gibt ihr diese Werte auch an eure Tochter weiter? Unsere Philosophie

00:32:13: beruht auf Vertrauen, Liebe, Ehrlichkeit, dass wir füreinander da sind und uns zuhören.

00:32:21: Respekt allen Lebewesen gegenüber, Tiere sind uns sehr wichtig und ja, Lernen am Modell.

00:32:28: Das heißt, wir leben es ihr vor und wir leben es mit ihr. Natürlich sind Fehler auch in

00:32:35: Begriffen. Fehler Akzeptanz ist glaube ich ganz wichtig, gerade in Erziehungsfragen.

00:32:41: Wenn ihr so zurück denkt, gibt es so besonders schöne Erlebnisse als Pflegevermedie, die

00:32:48: ihr gerne mit mir teilen wollt. Ja, ein besonders schöner Moment war halt bei der Anmeldung

00:32:59: zu unserer Hochzeit in 2017. Da war unser Kind schon bei uns und da wollten wir uns

00:33:05: ja als dritte Mal "Ja" sagen und während der Traugung wurde natürlich unser Kind

00:33:13: mit einbezogen und dann hat als Zeichen der Verbundene halt zu uns auch einen Ring bekommen,

00:33:20: so wie wir natürlich auch. Und sie war halt so mittendrin bei uns. Und ja, es gibt natürlich

00:33:27: ganz viele kleine, schöne, besonders schöne Momente und wir sehen uns zum Beispiel immer

00:33:35: noch eine Videoaufzeichnung an, in dem sie, ja, so was ich, so circa fünf Jahre alt, also

00:33:45: nun vielleicht so ein Jahr bei uns, da sitzt sie hier am Tisch, am Küchentisch mit Kochmütze

00:33:52: und Schürze und belegt gerade ein Pizzablech und dann hat sie dabei textsicher und lautstark

00:34:04: Regenbogenfarmen von gestern den Ott mitgesungen und war wirklich so voller Innenbrunst

00:34:10: und so richtig schön, so zufrieden. Ja, ja. Schön. Was würdet ihr denn anderen gleichgeschlechtlichen

00:34:22: Panzen, die in der ähnlichen Situation sind, die vielleicht überlegen, Pflegekind, ist

00:34:26: das was für mich, ja oder nein? Was würdet ihr denen mit auf den Weg geben wollen? Ja,

00:34:32: auf jeden Fall traut euch und wendet euch an den VSE, da ist man gut betreut, begleitet.

00:34:40: Gut vorbereitet auch auf die Aufgaben und das was auf ein zukommen kann, ja und man

00:34:48: stößt beim VSE natürlich auch nicht auf Vorbehalte. Ja. Was ich ganz wichtig oder wir

00:34:55: ganz wichtig finde. Vielen Dank für diesen Werbepart. Ja, das ist aber so. Ganz ehrlich

00:35:01: gemeint. Ja, das freut mich. Vor allem nach der Situation, die ihr am Anfang erlebt

00:35:08: habt, wo man ja auch an der Stelle hätte sagen können, okay, wir lassen's. Ja, aber

00:35:12: so sind wir nicht. Wir sind hartnäckig. Und wir sind hartnäckig und ich denke, bestimmt

00:35:20: haben wir und auch andere Paare in ähnlicher Situation mit mehr Steinen, die einem im

00:35:26: Weg gelegt werden zu tun, aber man sollte sich davon nicht verunsichern lassen und den

00:35:31: Weg so weitergehen. Schön. Welche Wünsche und Träume habt ihr für eure Tochter? Wir wünschen

00:35:40: uns für sie, dass sie ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben führen kann, dass

00:35:47: sie einen Beruf findet, der sie erfüllt, den sie gerne macht, nehmen sie sich wohlfühlt.

00:35:54: Ja, und wenn sie eine Partnerschaft leben möchte mit Mann oder Frau, dann bitte auf Augenhöhe.

00:36:00: Und so für uns als Familie wünschen wir uns einfach, dass wir auch nach dem Pflegekindverhältnis

00:36:10: weiterhin verbunden bleiben als Familie. Wow, schön. Ja, ich wäre jetzt so weit erst

00:36:18: mal am Ende mit meinen Fragen. Ich danke euch erst mal vielmals für dieses Interview

00:36:23: und frage euch aber noch, möchtet ihr noch etwas sagen, was wir bisher noch nicht aufgegriffen

00:36:29: haben, bevor wir endgültig den Deckel hier drauf machen? Ja, nochmal, wer überlegt,

00:36:36: ein Pflegekind aufzunehmen, wendet euch an den VSE? Ja, kann ich nur zustimmen. Dem

00:36:44: ist nichts hinzuzufügen. Vielen Dank euch beiden. Gerne. Das war das Interview mit Anja

00:36:50: und Elke. Fast, denn wie es manchmal so ist, fällt einem im Nachgang noch etwas ein, so

00:36:56: auch bei den beiden. Es sind zwei Erlebnisse, die noch einmal zeigen, auch im Jahr 2024,

00:37:02: es ist wichtig, genau hinzuschauen, wo queere Menschen im Alltag Ausgrenzung und Diskriminierung

00:37:07: erfahren. Bis dahin sage ich Tschüss und freue mich, wenn ihr diesen Podcast Freunden, Freundinnen

00:37:13: und Bekannten zeigt. Und noch ein kleiner Hinweis, am Dienstag, den 11. Juni, findet um 19.30 Uhr

00:37:19: unser nächster Online-Info-Abend statt. Wenn ihr Interesse habt, Pflegefamilien zu werden,

00:37:23: klickt doch gerne mal rein. Den Link findet ihr in den Shownotes. Und nun, wie versprochen,

00:37:28: die zwei Geschichten, die Anja und Elke noch im Nachgang erzählt haben. Ja, die eine Geschichte,

00:37:36: die hat sich im Kindergarten ereignet. Es gab eine Alltagssituation an der Garderobe

00:37:42: und ich hatte dann eine Meinungsverschiedenheit. Da waren unterschiedlicher Meinungen einer

00:37:47: Erzieherin und ich. Worauf die Erzieherin dann zu mir meinte, du hast ja überhaupt keine

00:37:54: Ahnung von dem, worüber wir jetzt hier reden. Du bist ja keine richtige Mutter. Huh. Huh,

00:38:01: genau. Woraufhin ich dann gesagt habe, nicht auf diesem Niveau, so können wir nicht miteinander

00:38:08: reden und habe mich umgerät dreht und bin gegangen. Ich war sehr verletzt und wir haben

00:38:16: dann sofort Kontakt aufgenommen zur Mitarbeiterin vom VSE und er hat gesagt, das geht nicht,

00:38:23: da muss ein Gespräch stattfinden und das hat es dann auch. Das hat einiges klären können.

00:38:31: Das hat dann einiges klären können, aber es hat wirklich wieder mal deutlich gemacht,

00:38:37: dass es da ein Problem an dieser Stelle gibt mit uns, mit der Konstellation. Aber es hat auch

00:38:43: gezeigt, dass wir immer eine Unterstützung haben. Ja, genau. Wir waren also auch nicht alleine.

00:38:48: Die zweite Situation, da war unser Kind direkt betroffen, es ging um Muttertagsgeschenke.

00:38:56: Muttertagsgeschenke, die gebastelt werden. Oh je, jetzt sind wir ja zwei Mütter. Jetzt könnte

00:39:03: man ja auf die Idee kommen, ist doch gar kein Problem. Das Kind bastelt gern, lass sie doch zwei

00:39:08: Geschenke basteln. Nein, es wurde unserem Kind verweigert. Sie durfte nur ein Geschenk basteln

00:39:15: und das an jeden Muttertag. Sie hat ja sogar darauf aufmerksam gemacht und wollte ein zweites

00:39:20: Basteln, aber das... Warum ging das nicht? Weil das nicht üblich ist. Es wird ein Muttertagsgeschenk

00:39:28: gebastelt. Und hat dann jemand zu euch wenigstens das Vatertagsgeschenk bekommen? Wäre nett. Wir waren

00:39:37: auch nicht zum Väter nachmittag eingeladen. Basteln nachmittag. Ja, aber sie war da wirklich

00:39:45: in Not und das jedes Mal. Also im ersten Jahr natürlich mehr. Im nächsten Jahr war sich darauf

00:39:53: vorbereitet. Ich wende mich dann an Mama oder ein Mutti und eine von beiden bastelt mir

00:39:58: zusammen ein anderes Geschenk. Ja, es sind so Momente, wo man merkt, da sind auch einige

00:40:03: Bretter zu bohren und was jetzt für uns... Also im Nachlangen, wo man irgendwie darüber

00:40:09: lachen kann für das Kind, ist das dann an der Stelle ja... Fragt es sich da wahrscheinlich,

00:40:14: bin ich denn überhaupt richtig? Ja, ja. Das finde ich das schlimme an der Stelle. Und da müssen wir

00:40:19: dann in die Bresche steigen und schon sagen, so, liebes Kind, wir sind für dich da, wir klären

00:40:25: die Situation. Es gibt andere Möglichkeiten, in dem Fall noch ein Geschenk zu basteln, aber trotzdem.

00:40:33: Es... Sie fühlt sich anders in dem Moment. Ja. Sie hat es aber gelernt, damit umzugehen und an der

00:40:42: Schule gab es solche Situationen nicht mehr. Und vielleicht in anderen Einrichtungen würde es dieses

00:40:48: Problem auch nicht geben. Das ist ja auch individuell. Da muss auch niemand Sorgen haben in der Stelle.

00:40:55: Weil das Gute ist vielleicht, weil ihr quasi Pioniere oder Pionierinnen an der Stelle war

00:41:04: bei diesem Kindergarten. Vielleicht habt ihr ja irgendwelche Denkprozesse ausgelöst. Ja, das

00:41:08: hoffen wir auch. Die dann jetzt nachfolgende Menschen, die das ähnlich geht, dass sie die dann nicht mehr

00:41:11: so erleben müssten. Das wäre schön. Netzwerk Pflegefamilien, der Podcast.

00:41:21: [Musik]

00:41:24: [Musik]

00:41:26: Hallo.

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