Vormundschaft durch die Pflegeeltern?!

Shownotes

In dieser Folge sprechen wir über das Thema Vormundschaft bei Pflegekindern. Was bedeutet es, wenn es einen Vormund oder eine Vormünderin gibt und wann muss ich mich an diese Person wenden? Wir gehen außerdem der Frage nach, wann es sinnvoll ist, dass Pflegeeltern selbst die Vormundschaft übernehmen.

Unser heutiger Gast ist Simone, die zwei Pflegekinder hat und bei einem Kind seit einiger Zeit die Vormundschaft übernommen hat. Sie erzählt uns, wie es dazu gekommen ist und welche Erfahrungen sie gemacht hat.

Mit dabei ist auch die Familienberaterin Rita Everding, die insbesondere auf die rechtlichen Aspekte eingeht. Viel Spaß beim Interview!

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00:00:00: Eine Vormundschaft ist die rechtliche Vertretung eines Kindes.

00:00:05: Bei uns war es so, dass wir erst die Amtsvormundschaft hatten für unser erstes Pflegekind.

00:00:11: Dann haben wir Anfang des Jahres 2024 die Vormundschaft beantragt

00:00:16: und haben die auch dann im März erhalten.

00:00:20: Es ist ein sehr, sehr gutes Gefühl, die Vormundschaft für das Pflegekind zu haben.

00:00:26: Würdest du das so teilen oder gibt es da noch einen? Aber!

00:00:31: Netzwerkpflegefamilien - der Podcast

00:00:39: Hallo, wieder einmal zu einer Folge von Netzwerkpflegefamilien - der Podcast.

00:00:44: Heute reden wir über das Thema Vormundschaft bei Pflegekindern.

00:00:48: Wir besprechen Fragen wie, was bedeutet es eigentlich, wenn es ein Vormund oder eine Vormünderin gibt?

00:00:53: Wann muss sie mich an diese Person wenden? Und was können wir als Pflegeeltern eigentlich alleine entscheiden?

00:00:59: Und wir sprechen über die Frage, wann es sinnvoll ist, dass Pflegeeltern selber die Vormundschaft übernehmen.

00:01:05: Bei meinem heutigen Gast ist nämlich genau das der Fall. Simone hat zwei Pflegekinder

00:01:10: und bei einem hat sie seit einiger Zeit die Vormundschaft übernommen.

00:01:14: Wie es dazu gekommen ist, darüber redet sie heute mit mir und meiner Kollegin Rita Ewerding.

00:01:19: Viel Spaß beim Interview.

00:01:22: Hallo Simone, Hallo Rita. Schön, dass ihr heute bei diesem Podcast dabei seid und über das Thema Vormundschaft sprecht.

00:01:31: Aber bevor wir da beginnen, möchtet ihr euch einmal vorstellen. Rita, du vielleicht zuerst.

00:01:36: Ja, sehr gerne. Ich freue mich auch, heute hier zu sein. Mein Name ist Rita Ewerding

00:01:40: und ich bin Familienberaterin hier im Netzwerkpflegefamilien seit knapp zehn Jahren jetzt.

00:01:46: Ja, super. Simone.

00:01:48: Ja, hallo. Ich bin hier Simone. Ich bin 51 Jahre alt und bin Pflegemama von zwei Pflegekindern,

00:01:56: die seit 2015 und seit 2020 bei uns wohnen.

00:02:02: Magst du mir vielleicht zu Beginn einmal verraten, was waren so ...

00:02:05: Ja, es hat die Gründe, ein Pflegekind aufzunehmen bei dir.

00:02:09: Als ich sehr jung war, wollte ich schon immer ein Pflegekind aufnehmen.

00:02:14: Das war mein großer Traum. Ich hatte schon immer den Wunsch, ein Kind in meine Familie zu integrieren.

00:02:22: Das halt nicht so einen guten Start hatte.

00:02:25: Und dieser Wunsch ist halt 2015 das erste Mal in der Fäloge gegangen.

00:02:31: Du hast ja gerade gesagt, du hast zwei Pflegekindern. Magst du so ein bisschen über die beiden erzählen, was sind das für Kinder?

00:02:38: Ja, das erste Pflegekind ist ein sehr impulsives, lebendiges Kind.

00:02:45: Das zweite ist eher das ganze Gegenteil davon. Das ist ein ruhiges, besonnenes Kind.

00:02:54: Aber beide sind sehr, sehr spannend und gleichermaßen liebenswert.

00:03:00: Schön.

00:03:02: So, und heute haben wir das Thema Vormundschaft. Rita, kannst du mir einmal erklären, was überhaupt eine Vormundschaft ist und wann sie auch benötigt wird?

00:03:14: Ja, also eine Vormundschaft ist die rechtliche Vertretung eines Kindes.

00:03:20: In den meisten Fällen haben ja verheiratete leibliche Eltern das sorgerecht über ihre Kinder.

00:03:28: In manchen Fällen ist es aber so, dass die leiblichen Eltern dieses Sorgerecht nicht ausführen können und dann wird ein Vormund vom Familiengericht bestellt, der dann die rechtliche Vertretung des Kindes übernimmt.

00:03:46: Was für Situationen sind das? Also ich stelle mal vor, das ist ja so ein bisschen Ultima Ratio, das Sorgerecht an der Stelle zu entziehen und einen Vormund einzuschalten.

00:03:56: Also was muss passieren, dass es zu einer solchen Situation kommt?

00:04:01: Ja, also in unserem Bereich ist es häufig so, dass es um Kindeswohlgefährdungen geht, dass Eltern es nicht gut schaffen, sich um die Belange der Kinder zu kümmern,

00:04:12: so dass es dann durch die jeweiligen Familiengerichte dazu kommt, dass die älterliche Sorge entzogen wird.

00:04:22: Wie ist da so diese rechtliche Basis? Also welche Paragrafen gibt es da und wie funktioniert dieses Prozedere an der Stelle?

00:04:33: Das ist also tatsächlich ein familiengerichtliches Verfahren im Rahmen von Kindeswohlgefährdungen.

00:04:40: Im Bürgerlichen Gesetzbuch ist das verankert, das ist der §1666 bei Kindeswohlgefährdungen, der §1773 BGB, der hinterlegt, dass dann eine Vormundschaft eingerichtet werden muss.

00:04:57: Und jetzt habe ich gehört, dass es eine Reform von dem Vormundschaftsgesetz gegeben hat. Ich glaube im Jahr 2023, also letztes Jahr, welche Veränderungen bringt diese Reform mit sich?

00:05:10: Ja, das ist richtig. Da hat es tatsächlich eine Veränderung gegeben.

00:05:14: Das Vormundschaftsrecht generell ist ja im Jahre 1900 in Kraft getreten und ist schon mehrfach punktuell ergänzt und verändert worden und ist dadurch auch ziemlich unübersichtlich geworden.

00:05:28: Durch die Reform wird das jetzt neu geordnet und der Gegenwart angepasst.

00:05:34: Und wesentliche Neuerungen im Vormundschaftsgesetz sind, dass der Vormund das Recht und die Pflicht hat, das Mündel zu vertreten und relevante Angelegenheiten zu regeln, also auch die finanziellen Angelegenheiten.

00:05:47: Er hat auch die Aufgabe, regelmäßigen Kontakt zum Mündel zu haben. Er soll im Prinzip eine Vertrauensperson werden.

00:05:54: Ein extra Ansprechpartner noch mal neben den Pflegeeltern, wo das Kind auch mal sagen kann, was vielleicht nicht so gut ist, was nicht so gefällt, wo es schwierig wird in der Familie.

00:06:05: Das Kind und der Jugendliche hatten Recht auf Förderung und Erziehung, unter Ausschluss von Gewalt und körperlichen Schäden.

00:06:13: Das Kind hat auch ein Recht auf den persönlichen Kontakt mit dem Vormund.

00:06:17: Da wird also sehr viel Wert draufgelegt, dass da auch eine gute Beziehung besteht.

00:06:22: Und ganz wichtig ist auch, dass das Kind eine Beteiligung hat in den Angelegenheiten, die das Kind betreffen.

00:06:30: Das ist auch die Partizipation, die auch im Hilfeplanverfahren gelebt wird.

00:06:35: Das sind ja schon einige Pflichten, die du jetzt gerade angedeutet hast, die ein Vormund hat.

00:06:41: Kannst du mir das so ein bisschen aus der Praxis erzählen, welche Pflichten so ein Vormund hat?

00:06:46: Also beispielsweise, wie häufig muss er sein Mündel an der Stelle sehen?

00:06:51: Und was ist dann so diese Aufgabe, die die dann wirklich konkret im Alltag haben?

00:06:57: Also ist es vorgesehen, dass der Vormund seinen Mündel einmal im Monat trifft.

00:07:04: Das ist auch abhängig vom Alter.

00:07:07: Das ist jetzt bei kleinen Kindern natürlich noch mal etwas anders organisiert und gestaltet,

00:07:11: als es jetzt bei 13, 14-jährigen Kindern ist, wo vielleicht auch mal eine Aktivität ansteht,

00:07:16: wie gemeinsames Eisessen gehen oder spielen im Kinderzimmer.

00:07:21: Das ist also sehr wichtig, dass das passiert.

00:07:25: Ja, und Pflichten im Prinzip sind die Vertretung des Kindes auch in allen rechtlichen Angelegenheiten.

00:07:32: Wenn es zum Beispiel darum geht, eine Operation muss durchgeführt werden,

00:07:37: dass der Vormund sich dann darum kümmert, die notwendigen Unterschriften gibt,

00:07:42: dass Anträge gestellt werden auf Hilfen, beispielsweise auf Hilfen zur Erziehung auch.

00:07:48: Das sind die wichtigen Dinge oder auch in Geldangelegenheiten,

00:07:52: dass Geldangelegenheiten geregelt werden, beispielsweise auch Erbausschlagungen.

00:07:58: Wer kann alles ein Vormund sein?

00:08:03: Das ist ja nicht immer ein Amtsvormund, sondern es können ja unterschiedlichste Leute sein,

00:08:10: beispielsweise auch Pflegeeltern.

00:08:12: Das heißt, wer kann an der Stelle die Vormundschaft eigentlich beantragen für ein Kind?

00:08:18: Die Vormundschaft kann jede Person beantragen, die geeignet ist.

00:08:24: Das ist eine wichtige Voraussetzung.

00:08:26: Das heißt, es war durchaus üblich, dass in der Regel Amtsvormünder bestellt worden sind,

00:08:34: häufig auch erstmal vorübergehend, damit das Kind überhaupt eine rechtliche Vertretung hat

00:08:39: und in Ruhe geguckt werden kann, welcher Vereinsvormund oder möglicherweise Einzelvormund

00:08:46: kann dann in die Vormundschaft eintreten.

00:08:49: Und hier in unserer Familie gab es ja halt eben erst die Erfahrung bei dem ersten Pflegekind

00:08:56: mit dem Amtsvormund und dann nach vielen Jahren war die Überlegung da

00:09:04: und wurde das auch von allen Beteiligten als eine gute Idee empfunden,

00:09:09: dass die Pflegeeltern die Vormundschaft übernehmen.

00:09:12: Ja, genau.

00:09:14: Das leitet mich zu Simone über, dass ich wollte ich gerade fragen,

00:09:17: wie war das denn bei deinem ersten Pflegekind?

00:09:20: Das hat Rita da schon ein bisschen vorweggegriffen.

00:09:22: Magst du das nochmal aus deiner Sicht erzählen?

00:09:24: Ja, bei uns war es so, dass wir erst die Amtsvormundschaft hatten für unser erstes Pflegekind.

00:09:32: Dann haben wir Anfang des Jahres 2024 die Vormundschaft beantragt

00:09:38: und haben die auch dann im März 2024 erhalten.

00:09:44: Worüber wir sehr, sehr glücklich sind.

00:09:47: Magst du so ein bisschen aus deiner Erfahrung berichten,

00:09:50: wie war diese Zusammenarbeit mit einem Vormund?

00:09:53: Das kam dir dann zu euch in die Familie rein, hat das Kind dann besucht

00:09:58: oder wie kann man sich das so im Alltag vorstellen?

00:10:00: Ja, genau. Die Vormünderin hat uns relativ regelmäßig besucht.

00:10:05: Unser Pflegekind hat sich auch immer sehr gefreut, sie zu sehen

00:10:08: und es war ein sehr enger Kontakt, den wir hatten

00:10:13: und wir hatten fast eine Erziehungspartnerschaft, würde ich fast sagen.

00:10:18: Es war so, dass wir uns ausgetauscht haben über viele Probleme, die es gab, die es zwischenzeitlich gab.

00:10:24: Wir haben auch immer gemeinsam nach Lösungen gesucht.

00:10:27: Es war ein sehr, sehr angenehmes Zusammenarbeiten.

00:10:30: Da sind ja viele Menschen bei euch in der Familie ein- und ausgegangen.

00:10:36: Amtsvormund, dann kamen Menschen vom Netzwerk Pflegefamilien zu euch,

00:10:42: regelmäßig. Wie habt ihr diese Besuche so erlebt

00:10:49: und wie war die Zusammenarbeit auch zwischen Vormund, dem VSE an der Stelle, euch

00:10:56: und gab es noch weitere Parteien in diesem Konstrukt?

00:11:00: Du hattest gerade gesagt von einer Erziehungsgemeinschaft an der Stelle.

00:11:05: Wie war das?

00:11:07: Also wir haben es immer als sehr angenehm empfunden.

00:11:10: Es war so, dass diese Treffen nur zwei bis drei Mal im Jahr stattgefunden haben.

00:11:16: Also die waren nicht jede Woche da.

00:11:19: Aber es war dann aber auch immer sehr, sehr angenehm.

00:11:23: Es hat Spaß gemacht, sich über das Kind auszutauschen.

00:11:26: Es war auch für mich oder auch für meinen Mann immer so eine kleine Reflektion,

00:11:32: auch die man da auch erfahren hat.

00:11:35: Und wir wohnen immer sehr, sehr fair und immer sehr auch achtungsvoll behandelt,

00:11:43: vom VSE und auch von der Vormünderin und vom Jugendamt.

00:11:48: Das war sehr, sehr angenehm.

00:11:50: Rita, welche Rolle nehmt ihr denn ein auch bei der Amtsvormand?

00:11:54: Wie kann man sich das vorstellen in diesem, ja, tatsächlich auch Netzwerk

00:11:58: an Jugendhilfe einrichten?

00:12:00: Sowohl Jugendamt, Vormund, ihr als freier Träger.

00:12:05: Also wie läuft da so eine Kooperation an der Stelle?

00:12:08: Ja, die läuft in der Tat so, wie Simone das schon geschildert hat.

00:12:13: Es gibt regelmäßige Kontakte.

00:12:15: Es gibt den Austausch zwischen der Vormünderin und der Familie.

00:12:19: Es gibt den Austausch zwischen der Vormünderin und mir als Beraterin.

00:12:23: Wir haben auch häufiger gemeinsame Termine in der Familie gehabt,

00:12:27: wenn es um bestimmte Dinge ging.

00:12:29: Es gab natürlich auch mal kritische Themen, die so besprochen worden sind,

00:12:33: wo wir geguckt haben, wie können wir gut da miteinander umgehen,

00:12:36: wie können wir gut gemeinsame Lösungen im Sinne des Kindes finden?

00:12:40: Gar nicht auf das Beispiel von Simone, sondern so allgemein.

00:12:44: Was könnten so kritische Momente sein?

00:12:47: Liegt es an den unterschiedlichen Brillen, die man vielleicht aufhat,

00:12:50: Vormund für das Kind, ihr für die Familie im Ganzen

00:12:54: oder was sind da so kritische Momente, die es vielleicht geben kann?

00:12:58: Ja, so allgemein würde ich mal aus meiner Erfahrung in der Beratungstätigkeit sagen,

00:13:04: können so Dinge sein wie anstehende Berufstätigkeit

00:13:09: oder Veränderung der Berufstätigkeit,

00:13:12: dass es da vielleicht nochmal Gesprächsbedarf geben könnte,

00:13:16: dass vielleicht ein Vormund, eine Vormünderin das nochmal anders sehen würde,

00:13:20: als möglicherweise die Pflegefamilie oder auch ich als Beraterin

00:13:25: oder zu welchem Zeitpunkt macht es Sinn, ein Kind,

00:13:29: was vielleicht noch nicht so lange in der Familie lebt, in eine Kita zu geben,

00:13:33: also quasi in eine Fremdbetreuung.

00:13:36: Auch da gibt es manchmal Themen, wo es gut ist,

00:13:41: dass man da nochmal gemeinsam in Austausch kommt.

00:13:43: Und da habe ich einfach die Erfahrung gemacht,

00:13:45: dass es gut wäre, wenn man sich an einen Tisch setzt gemeinsam

00:13:48: und dann die Position austauscht und guckt, wie man eine gute Lösung hin kriegt.

00:13:52: Es ist eine häufige Frage, die uns immer irgendwie begegnet,

00:13:56: wenn Menschen sich für das Thema Pflegefamilien interessieren.

00:13:59: Was kann ich eigentlich als Pflegeeltern selbst entscheiden

00:14:03: und wo muss ich beispielsweise ein Vormund fragen?

00:14:06: Kannst du das einmal?

00:14:07: Wir können wahrscheinlich nicht jedes einzelne Beispiel der Klinien,

00:14:10: aber das soll im Allgemeinen einmal sagen, wie das ist.

00:14:12: Ja, also Pflegeeltern dürfen die sogenannte Alltagssorge regeln.

00:14:17: Das heißt, sie können entscheiden, in welchen Kindergarten das Kind gehen soll,

00:14:21: oder auch in welchen Sportvereinen das Kind gehen soll.

00:14:27: Welcher Kinderarzt aufgesucht werden soll.

00:14:30: Das sind Dinge, die können die Pflegeeltern entscheiden.

00:14:33: Häufig halt eben auch, welche Schule ist jetzt gerade passend?

00:14:39: Was denken wir, welche Schule ist passend?

00:14:41: Da so eine Vorauswahl zu treffen.

00:14:43: Und der Vormund ist natürlich dann gefragt, wenn es darum geht,

00:14:49: braucht das Kind beispielsweise eine medizinische Versorgung,

00:14:53: die außerhalb der Norm liegt, wie beispielsweise eine Operation,

00:14:57: eine Narkose, eine Zahnspange,

00:15:02: soll vielleicht ein Taschengeldkonto eröffnet werden,

00:15:05: Beantragung von Reise, Papieren.

00:15:08: Das sind so die Dinge, wo dann der Vormund mit ins Boot geholt werden muss

00:15:13: und seine Unterschrift geben muss.

00:15:15: Simone, wie war das bei euch im Alter?

00:15:18: Wie häufig musstet ihr die Vormunderin an der Stelle fragen?

00:15:25: Wir hätten gerne XY oder dass das Kind an die Schule geht.

00:15:30: Wie häufig gab es diese Situation, wo ihr das nicht selber entscheiden konntet,

00:15:34: sondern da halt auch auf die Mitarbeit der Vormunderin angewiesen war?

00:15:40: Das waren eigentlich nur ein bis zweimal im Jahr.

00:15:43: Also es kommt nicht so sehr oft vor.

00:15:45: Man hat mit dem Pflegekind den ganz normalen Tagesablauf.

00:15:49: Man hat alles selber im Griff im Grunde.

00:15:51: Man kann alles alleine bestimmen.

00:15:53: Es sind halt nur die ganz prekären Fragen, zum Beispiel Schulbesuch

00:15:59: oder Taufe oder irgendwie so besondere Sachen,

00:16:03: die halt durch die Vormünderin abgesignet werden müssen.

00:16:06: Da reicht aber auch manchmal ein Telefonat oder auch mal ein E-Mail-Verkehr.

00:16:10: Also es ist nicht immer so, dass dann die Vormunderin

00:16:13: auch direkt im Haus auftauchte oder so.

00:16:16: Also es kann auch mal so geklärt werden.

00:16:19: Wir haben auch relativ viel telefoniert und uns ausgetauscht

00:16:23: und das hat manchmal auch gereicht.

00:16:25: Wahrscheinlich ist auch einfach der gute Kontakt dann auch einfach zum Form und wichtig.

00:16:30: Also wenn der Kontakt eh gut ist, ist es wahrscheinlich auch problemfreier.

00:16:34: Und ich stelle es mir gerade eher so vor,

00:16:36: dass es dann vielleicht im Bestfall auch so jemand ist,

00:16:39: dass man kennt, dass man sich nicht so gut wie man sieht.

00:16:42: Man kennt das ja eigentlich auch bei anderen Familien,

00:16:45: dass man dann nochmal jemanden um Rat fragt,

00:16:47: was würdest du denn irgendwie empfehlen so an der Stelle?

00:16:52: Jetzt hast du sehr positiv berichtet über die Zeit, wo es den Amtsformen gab.

00:16:58: Gab es auch mal schwierige Momente oder was war vielleicht an der Stelle,

00:17:03: auch dann der Anlass zu sagen, wir würden die Vormundschaft gerne selber haben?

00:17:08: Bei uns war es so, dass die Vormünderin dann in ihren wohlverdienten Ruhestand gegangen ist.

00:17:15: Und wir dann gedacht haben, es ist jetzt eigentlich ein guter Zeitpunkt,

00:17:20: da unser Pflegekind auch schon sehr lange bei uns gelebt hat,

00:17:23: dass wir die Vormundschaft auch selbst übernehmen.

00:17:26: Wir haben uns dafür auch irgendwie bereit und berufen gefühlt, muss ich sagen.

00:17:32: Es gab quasi den personellen Wechsel an der Stelle.

00:17:35: So, es hat sie dann gerne eine inhaltlichen Gründe,

00:17:38: sondern wenn die jetzt in Ruhestand geht, ist ja dann eh die Frage, wer macht das als nächstes.

00:17:45: Okay, das würde ich auch sagen, das kann ein guter Grund sein.

00:17:49: Was waren eure Überlegungen?

00:17:51: Gab es so ein Für und Wider oder wie seid ihr so in diesen Gedanken gekommen,

00:17:56: das vielleicht zu machen?

00:17:59: Wir betrachten unser Pflegekind als unser eigenes Kind

00:18:02: und insofern wollen wir auch für unser Pflegekind die volle Verantwortung übernehmen.

00:18:10: Wir wollen, deshalb haben wir auch die Vormundschaft für das Pflegekind beantragt.

00:18:18: Rita, hörst du, dass häufiger diesen Wunsch die Vormundschaft zu übernehmen von Pflegeeltern,

00:18:25: das klingt ja für mich irgendwie nach ein plausiblen Grund, wie häufig ist das der Fall?

00:18:31: Ich höre das in der Tat häufiger in meinen Familien.

00:18:34: Manchmal kommt auch der Wunsch vom Kind aus, dass auch das Kind sagt,

00:18:39: ich möchte gerne, dass meine Mama und mein Papa alles für mich bestimmen dürfen.

00:18:44: Das sind dann Kinder, die sind schon ein bisschen älter.

00:18:47: Ich höre diesen Wunsch häufig tatsächlich auch von Pflegeeltern

00:18:50: und dann gehen wir darüber auch in den Austausch.

00:18:54: Und es ist tatsächlich das, was dahintersteckt, häufig so,

00:18:57: wir möchten die volle Verantwortung übernehmen.

00:19:01: Wir möchten diese Entscheidung treffen, so wie Simone das ja auch gesagt hat.

00:19:05: Und dann gehen wir darüber in den Austausch.

00:19:07: Wir besprechen das auch mit dem dann noch zuständigen Amtsvormund.

00:19:13: Wir besprechen das mit dem Jugendamt.

00:19:16: Wir haben es hier auch im Rahmen der Hilfeplanung besprochen.

00:19:19: Haben uns da auch Zeit mitgelassen, weil es natürlich auch immer Gründe gibt,

00:19:24: die vielleicht auch dagegen sprechen könnten.

00:19:27: Also wir haben das schon auch das Für und Wieder miteinander besprochen.

00:19:32: Magst du mir ein bisschen was über dieses Für und Wieder erzählen?

00:19:35: Also was sagst du dann in den Pflegeeltern,

00:19:38: worauf müssen sich an der Stelle einstellen

00:19:41: und was sind quasi dann die Gegenargumente zu dem Wunsch?

00:19:46: Wir wollen die volle Verantwortung übernehmen.

00:19:49: Was nimmt man dann auch möglicherweise in Kauf?

00:19:53: Ja, also dafür ist natürlich, dass die Familie das Gefühl entwickelt,

00:20:01: wir können die Dinge jetzt hier für unser Kind alleine bestimmen.

00:20:04: Wir sind vollumfänglich verantwortlich, wie für unsere leiblichen Kinder.

00:20:09: Das ist unser Wunsch, das ist auch alles sehr gut nachvollziehbar.

00:20:13: Es reduzieren sich auch die Personen, die in die Familie kommen.

00:20:17: Das ist auch manchmal ein Wunsch von Eltern, dass sie sagen,

00:20:22: oh, da sind so viele Menschen in unserer Familie.

00:20:25: Das wäre schön, wenn wir auch diese Dinge dann selber regeln könnten.

00:20:30: Es kommt dann natürlich auch auf die Pflegeeltern viel Rechtliches zu,

00:20:36: was geregelt werden muss, wie beispielsweise Antragstellung.

00:20:39: Manche Kinder benötigen ein schwer behinderten Ausweis

00:20:42: oder es wird eine Pflegestufe beantragt werden müssen.

00:20:45: Das sind alles Dinge, die dann die Pflegeeltern aktiv tun müssen.

00:20:49: Das ist anders, wenn ein Vormund da ist.

00:20:52: Dann werden diese Aufgaben delegiert an den Vormund, an die Vormünderin.

00:20:57: Und die Pflegeeltern haben halt eben die Zeit, sich dann umfassend dem Kind zu widmen.

00:21:03: Und der Bürokratieaufwand liegt halt eben woanders.

00:21:08: Manchmal ist es auch gut, dann nochmal einen neutralen Blick auf das System zu haben.

00:21:14: Das ist auch manchmal für das Kind hilfreich, wenn es jemandem im System gibt,

00:21:19: der nicht mit der emotionalen Brille draufguckt.

00:21:24: Kann ich mir vorstellen.

00:21:27: Es kann in der Zusammenarbeit zwischen den Pflegeeltern und den leiblichen Eltern

00:21:36: kommen im Hinblick auf Besuchskontakte,

00:21:39: weil es möglicherweise diesen emotionalen Abstand nicht mehr gibt.

00:21:45: Weil die vermittelnde Instanz an der Stelle fehlt.

00:21:48: Genau.

00:21:50: Kannst du das nochmal genauer beschreiben?

00:21:53: Wie funktioniert dieser Prozess von dem Wunsch?

00:21:57: Wir würden gerne die Vormenschraft übernehmen, das vielleicht an der Stelle dann mit dir besprochen.

00:22:03: Welche Reinformalen-Hürden muss man an der Stelle nehmen, damit das überhaupt...

00:22:08: Woran und wen muss ich mich wenden an der Stelle und wie funktioniert das dann?

00:22:11: Und wie lange dauert sowas dann auch?

00:22:13: Ja, also wenn Pflegeeltern den Wunsch haben und wir haben das besprochen

00:22:19: und sind auch mit dem Jugendamt und der noch bisherigen Vormünderin der Meinung, dass das ein guter Schritt wäre,

00:22:26: dann ist es im Prinzip eine Möglichkeit, dass die Vormünderin sich an das ortsansässige Familiengericht wendet

00:22:35: und mitteilt, dass die Vormundschaft übertragen werden soll.

00:22:41: Die Pflegeeltern können dann auch etwas schreiben und begründen, warum sie das gerne tun möchten.

00:22:48: Das heißt, das ist ein Verfahren, das über das Familiengericht geregelt wird.

00:22:53: Dort geprüft wird anhand der Unterlagen und dann wird es dort zu einer Entscheidung kommen.

00:23:02: Und wird das dann in den meisten Fällen auch stattgegeben?

00:23:07: Ja, meine Erfahrung ist, in den meisten Fällen wird dem stattgegeben

00:23:13: und die Pflegeeltern bekommen dann eine sogenannte Bestallungsurkunde.

00:23:19: Bestallungsurkunde, so heißt das.

00:23:20: So heißt das?

00:23:21: Das ist ein Passanterbegriff.

00:23:22: Das ist in der Tat eine wichtige Urkunde, die sie dann überall auch vorzeigen können,

00:23:30: dass sie diese Dinge für ihr Kind regeln dürfen.

00:23:32: Und zur Frage, wie lange dauert das?

00:23:34: Das ist unterschiedlich.

00:23:36: Es hängt immer ein bisschen davon ab, wie schnell arbeiten die jeweiligen Familiengerichte.

00:23:42: In manchen Fällen dauert es acht Wochen, in manchen dauert es eben auch deutlich länger.

00:23:47: Du hast eben auch schon die Eltern einmal angesprochen von den Pflegekindern.

00:23:52: Ein wirkliches Mitspracherecht haben sie dann an der Stelle wahrscheinlich ja nicht,

00:23:56: weil das Sorgerecht an der Stelle auch schon entzogen wurde.

00:24:00: Aber ich stelle es mir trotzdem irgendwie als wichtig vor, dass die Eltern,

00:24:06: gerade wenn es irgendwie Besuchskontakte gibt, dass die dem zumindest nicht komplett konträr gegenüberstehen,

00:24:12: sondern dass auch so eine Akzeptanz an der Stelle wahrscheinlich wichtig ist, oder?

00:24:16: Ja, die ist auf jeden Fall hilfreich, diese Akzeptanz.

00:24:19: Und ich bin auch sehr eine Freundin davon, die Dinge dann auch offen zu kommunizieren

00:24:25: und den leiblichen Eltern das zu sagen, dass die Pflegeeltern den Wunsch dazu haben.

00:24:31: Und ich habe da bisher keine Ablehnung verspürt.

00:24:35: Das kann ja vielleicht sogar für die Eltern an der Stelle sogar ein guter Schritt sein,

00:24:39: dass man vielleicht sogar noch in den besseren Austausch kommt, weil eine Instanz an der Stelle vielleicht sogar wegfällt.

00:24:45: Aber es ist einfach dann höchst individuell an der Stelle.

00:24:49: Von Einzelfall zu Einzelfall sollte das da überprüft werden.

00:24:52: Genau, das ist in der Tat sehr individuell.

00:24:55: Und so wie du schon sagst, manchmal ist es sehr hilfreich.

00:24:58: Und auch im Besuchskontakt kann man sich austauschen, wird berichtet über die neuesten Entwicklungen

00:25:03: und auch über die Entscheidungen, die anstehen.

00:25:06: Ja, Simone, dass das so gehört, wie war das denn bei euch?

00:25:11: Also wie ging das von dem Wunsch dann weiter hin, dass ihr die Vormundschaft übernommen habt?

00:25:17: War das auch problemfrei oder gab es vielleicht irgendwelche Hürden,

00:25:21: die ihr vielleicht im Vorfeld gar nicht gesehen habt, wie war das?

00:25:24: Hürden gab es keiner.

00:25:26: Wir haben die Vormundschaft beantragt mit Unterstützung der Vormünderin beim Familiengericht

00:25:33: und innerhalb von acht Wochen wurde das dann auch positiv beschieden.

00:25:37: Wir wurden dann eingeladen, durften ins Familiengericht kommen

00:25:41: und wurden dann offiziell dazu beglückwünscht und haben auch unsere Urkunde erhalten.

00:25:46: Und wir waren sehr stolz darauf.

00:25:48: Ich habe dir gefeiert.

00:25:49: Ja, wir haben es auch angestoßen.

00:25:52: Ames darauf.

00:25:53: Und wir hatten zu unserem Pflegekind auch erzählt, dass wir diesen Termin haben

00:25:57: und haben auch erzählt, dass es ein sehr wichtiger Termin ist für uns

00:26:02: und dass wir nun alles für das Pflegekind entscheiden dürfen.

00:26:06: Und das fand das Pflegekind dann auch sehr interessant und spannend.

00:26:12: Das glaube ich.

00:26:13: Es war wahrscheinlich aber trotzdem schwer, gerade so ein Thema irgendwie für ein Kind sprachfähig zu machen.

00:26:18: Also wie habt ihr das?

00:26:20: Habt ihr gerade so ein bisschen andere, wie habt ihr das erklärt?

00:26:22: Also was das irgendwie heißt?

00:26:24: Ja, wir haben es ja kindgericht erklärt.

00:26:27: Wir haben halt gesagt, dass wir dann zuständig sind, dass wir dann auch nicht mehr die Unterschrift brauchen

00:26:35: von der Vormünderin.

00:26:37: Das hat das Pflegekind ja auch doch ab und an schon mal mitbekommen.

00:26:40: Dass es darum ging auch in Gesprächen oder in Telefonaten.

00:26:44: Und so konnte unser Pflegekind das gut nachvollziehen.

00:26:50: Dass es auch für uns dann auch eine Vereinfachung ist.

00:26:53: Und unser Pflegekind hat sich dann auch sehr für uns gefreut.

00:26:57: Das war ganz niedlich.

00:26:59: Das glaube ich gerne.

00:27:01: Ja, hat sich dann, ihr habt ja noch nicht so lange die Vormundschaft, aber hat sich in dem Alltäglich

00:27:08: miteinander eigentlich was verändert, außer dass wir vielleicht die eine Unterschrift nicht brauchen.

00:27:12: Also ist es gefühlsmäßig vielleicht irgendwie was anderes vor euch?

00:27:16: Oder ist das eigentlich, wissen wir es als usual, an der Stelle relativ schnell?

00:27:21: Ja, also es ist so, dass es jetzt schon sehr normal für uns ist.

00:27:27: Aber es macht den Umgang doch in manchen Sachen ein bisschen einfacher.

00:27:32: Das muss ich schon sagen.

00:27:33: Und wie gesagt, wir sind da sehr stolz drauf und wir fühlen uns auch ein bisschen geärt,

00:27:39: dass wir das machen dürfen.

00:27:40: Und unser Pflegekind ist auch so ein tolles Kind.

00:27:46: Man macht es auch so gerne irgendwie.

00:27:48: Und man fühlt sich da auch so ein bisschen in der Pflicht, in der Verantwortung, aber

00:27:52: man ist da auch sehr stolz drauf.

00:27:54: Und ihr habt ja ein zweites Pflegekind und das ist die Situation ja noch ein bisschen

00:27:58: besonders.

00:27:59: Ich weiß gar nicht genau, ob wir das schon angesprochen haben, aber es ist halt das

00:28:03: Geschwisterkind von eurem ersten Pflegekind.

00:28:06: Wie ist es denn überhaupt dazu gekommen, dass ihr ein zweites Pflegekind bekommen habt,

00:28:14: vor allem in dieser Konstellation?

00:28:16: Ja.

00:28:17: Also unser erster Pflegekind ist 2015 bei uns eingezogen.

00:28:20: Und dann nach einigen Jahren hatten wir dann doch auch den Wunsch, noch ein zweites

00:28:25: Pflegekind aufzunehmen, weil wir so sehr viele positive Erfahrungen hatten, auch mit der

00:28:30: Vormünderin, mit dem VSE, dass wir so dachten, Mensch, wir könnten doch auch nochmal einen

00:28:36: zweiten Kind ein gutes Zuhause schenken.

00:28:38: Und dann gab es zufällig die Gelegenheit, dass noch ein Geschwisterkind aus der Familie

00:28:51: vermittelt wurde oder eine Familie gesucht hat.

00:28:54: Und dann haben wir da auch sofort ja geschrien.

00:28:58: Rita, wie war das aus deiner Erinnerung?

00:29:03: Du warst da, glaube ich, maßgeblich beteiligt, auch an der ganzen Situation.

00:29:07: Ja, so war das.

00:29:08: Ja, das ist richtig.

00:29:09: Der Wunsch in der Familie war da.

00:29:12: Darüber haben wir gesprochen.

00:29:14: Ich kann mich doch gut daran erinnern, da so bei der Frage, ja, was soll es denn sein,

00:29:18: ein Junge oder ein Mädchen, die Pflegeeltern gesagt, ja, also wir können am besten mit

00:29:23: Mädchen.

00:29:24: Und ja, dann kam die Anfrage für das zweite Kind aus dieser Familie.

00:29:32: Und dann habe ich sofort irgendwie die Idee gehabt, das wäre super.

00:29:36: Dass auch klappen könnte.

00:29:40: Bin dann mit dieser Frage an die Familie ran getreten und dann hatten wir ein paar Minuten

00:29:47: Bedenkzeit.

00:29:48: Und dann war das irgendwie klar, das können wir uns vorstellen und da wollen wir einsteigen.

00:29:53: Aber es war kein Mädchen, ne?

00:29:55: Es war kein Mädchen.

00:29:56: Wie habt ihr darauf reagiert?

00:30:00: Es war kein Mädchen, ganz genau.

00:30:02: Wir waren anfangs sehr festgelegt auf ein zweites Mädchen.

00:30:06: Da auch unsere große Tochter, unser leibliches Kind ist auch, also mittlerweile eine junge

00:30:11: Frau ist schon 19 Jahre alt.

00:30:13: Wir waren eben sehr auf Mädchen spezialisiert, sage ich mal so.

00:30:18: Aber, da es das leibliche Kind war, spielt das eigentlich gar keine Rolle mehr, ob es

00:30:23: ein Mädchen oder ein Junge war.

00:30:25: Wir haben gedacht, wir geben jetzt die Geschwistern auch die Chance in einer Familie groß zu werden.

00:30:31: Das war für uns halt dann, hatte Priorität.

00:30:34: Wie sind die beiden Geschwister untereinander?

00:30:37: Sind sie sehr eng?

00:30:38: Du hast gerade gesagt, vom Charakter her sind sie unterschiedlich.

00:30:42: Aber wie ist so dieses Geschwisterband zwischen den beiden?

00:30:45: Ja, also ganz oft wie Hund und Katze.

00:30:49: Aber in den meisten Fällen halten sie ganz, ganz dick zusammen und sind nicht voneinander

00:30:57: zu trennen.

00:30:58: Die erste Begegnung auch, die wir zusammen hatten mit dem kleinen Bruder, der war auch

00:31:05: ganz niedlich.

00:31:06: Da hat die Schwester ihn auch sofort an die Hand genommen und wollte ihn auch nicht mehr

00:31:11: loslassen.

00:31:12: Obwohl sie gar nicht wussten, dass sie Geschwister sind, haben sie sich sofort auch irgendwie

00:31:18: sofort ins Herz geschlossen.

00:31:19: Und das war auch für uns so dieses auslösende Moment, dass wir so dachten, okay, das muss

00:31:25: so sein.

00:31:26: Du hast gerade gesagt, dass sie das gar nicht wussten, dass sie Geschwister sind.

00:31:31: Wie habt ihr das dann irgendwann erzählt und wie haben die darauf reagiert?

00:31:37: Das ist ja eine Situation, die man sich ja überhaupt nicht vorstellen kann erstmal.

00:31:42: Da ist verrückt.

00:31:43: Ja, solange es nicht klar war und die Anbahnung noch nicht abgeschlossen war zu dem Bruder,

00:31:50: konnten wir das auch der Schwester noch nicht sagen, dass es ihr Geschwisterkind ist.

00:31:54: Wir haben dann erst gesagt, wir besuchen einen Freund, den sie ja sehr sympathisch fand

00:32:00: von Anfang an.

00:32:01: Und dann hinterher haben wir das erzählt und dann haben wir zu ihr gesagt, dass er der

00:32:09: leibliche Bruder ist und dann hat die Schwester gesagt, ach so quatsch.

00:32:16: Das stimmt doch nicht, oder?

00:32:20: Ich habe ja gesagt, sie ist ein sehr impulsives, auch kritisches Kind und sie hat es anfangs

00:32:27: wirklich nicht geglaubt und dann hat sie ihn aber noch mal mehr in die Arme genommen und

00:32:32: auch in den Herz geschlossen, so wie wir auch.

00:32:35: Ach, wie schön.

00:32:37: Ich versuch mal wieder auf dieses Thema Vormundschaft zu gehen, denn da ist es ja bei zweiten Kinden

00:32:43: ein bisschen anders.

00:32:44: Da gibt es halt kein Vormund.

00:32:48: Was ist an dieser Situation anders?

00:32:50: Bei unserem zweiten Pflegekind ist es so, dass die älterliche Sorge noch bei den leiblichen

00:32:54: Eltern liegt.

00:32:55: Nur die Gesundheitsfürsorge ist beim Jugendamt.

00:32:59: Rita, das musst du mir noch mal genauer erklären.

00:33:04: Ja genau, also hier ist es so bei dem zweiten Pflegekind.

00:33:07: Da sind die Eltern mit der Unterbringung in einer Dauerpflegefamilie einverstanden

00:33:13: gewesen.

00:33:14: Sie haben erkannt, dass sie es selber nicht leisten können und dann gibt es von staatlicher

00:33:23: Seite keine Notwendigkeit, einen Sorgerechts-Eingriff zu machen.

00:33:28: Es besteht eine sogenannte Ergänzungspflegschaft für den Teil Gesundheitsfürsorge.

00:33:34: Das ist so, wie Simone sagte, da liegt die Ergänzungspflegschaft beim Jugendamt.

00:33:40: Nur für den Bereich Gesundheit.

00:33:43: Alle anderen Teile der älterlichen Sorge, die setzt sich so zusammen wie ein Kuchen,

00:33:49: bestehend aus verschiedenen Bereichen.

00:33:52: Ein Bereich ist zum Beispiel das Aufenthaltsbestimmungsrecht, die Gesundheitsfürsorge, die jetzt hier ausgelagert

00:34:00: ist.

00:34:01: Dann das Recht auf Beantragung von Hilfen, beispielsweise von Jugendhilfe, das Recht

00:34:07: auf Regelung schulischer Angelegenheiten.

00:34:09: Die Vermögenssorge, das sind große Teile der älterlichen Sorge.

00:34:14: Aufgrund der Tatsache, dass sich die Eltern damals, als sie gemerkt haben, sie schaffen

00:34:20: es nicht, sich um dieses Kind zu kümmern, damit einverstanden erklärt haben, dass das

00:34:26: Kind in einer Pflegefamilie untergebracht wird, ist der Staat nicht in deren Sorgerecht

00:34:32: reingekrätcht.

00:34:33: Der Staat muss immer sehr genau prüfen, an welchen Stellen ist es notwendig?

00:34:39: Das Kind zu schützen und den Eltern dann im Gegenzug etwas wegzunehmen.

00:34:47: Simone, dann habt ihr mit dem zweiten Pflegekind noch ein ganz anderes System kennengelernt.

00:34:54: Das heißt, ich frag bei wichtigen Entscheidungen nicht die Formen darin, sondern halt dann

00:35:00: die Eltern des Kindes.

00:35:02: In welchen Kontakt seid ihr miteinander?

00:35:05: Läuft das gut an der Stelle oder ist das anders?

00:35:09: Das ist ein bisschen anders, aber den Kontakt zu den leiblichen Eltern übernimmt eigentlich

00:35:16: der VSE oder das Jugendamt.

00:35:18: Damit haben wir jetzt nicht so viel zu tun.

00:35:21: Wir profitieren eigentlich immer davon, dass die sich da sehr gut darum kümmern und wir

00:35:28: können auch so in dem Rahmen dann auch Besuchskontakte absprechen oder eben auch Unterschriften verlangen.

00:35:35: Das ist eigentlich sehr überschaubar und einfach und überschaubar.

00:35:40: Rietta, bist du an der Stelle so ein bisschen die Dienstbote und klärst dann halt den Kontakt

00:35:46: an der Stelle?

00:35:47: Richtig, genau.

00:35:48: Da bin ich so ein bisschen die Vermittlerin.

00:35:49: Ich bin mit der Mutter in einem sehr guten Kontakt.

00:35:53: Der Kontakt mit dem Vater war jetzt einige Jahre erstill gelegt.

00:35:58: Da sind wir jetzt langsam wieder in einem Aufbau.

00:36:01: Aber auch das ist möglich, so dass ich da gut im Austausch bin und die Eltern auch dann

00:36:08: mit den Maßnahmen, für die ihre Unterschriften erforderlich sind, sehr entgegenkommen sind.

00:36:15: Okay, ich glaube, ich habe schon einen guten Einblick bekommen.

00:36:20: Ich glaube, alle Detailfragen können wir in diesem Rahmen von diesem Podcast gar nicht

00:36:24: klären.

00:36:25: Aber ich mir wünsche, viele Fragezeichen in Ausrufezeichen verwandelt.

00:36:31: Vielleicht noch zum Schluss.

00:36:34: Simone, vielleicht, ich frage euch beide, Simone, so vielleicht zuerst.

00:36:37: Was würdest du den Pflegeeltern gerne mitgeben wollen, die in so einer ähnlichen Situation

00:36:43: sind in der Irwart?

00:36:45: Das heißt, die überlegen, die Vormundschaft für ihr Pflegekind zu übernehmen.

00:36:50: Was würdest du denen gerne mitgeben wollen oder vielleicht empfehlen?

00:36:55: Also, man sollte sich das schon reiflich überlegen, die Verantwortung, die volle Verantwortung

00:37:00: für ein Kind zu übernehmen.

00:37:02: Aber ich denke, so im Laufe der Jahre, wenn man so viele Jahre mit dem Kind zusammenlebt,

00:37:07: ist es irgendwie ein Schritt, den man auch machen sollte, finde ich.

00:37:13: Man sollte dann auch die volle Verantwortung übernehmen und auch dann in wirklich allen

00:37:19: Teilen entscheidungsfähig sein.

00:37:22: Ich kann eigentlich nur alle Eltern dazu, Pflegeeltern dazu ermutigen und sagen, es

00:37:27: ist überhaupt nicht schlimm oder es macht auch keine Angst oder so.

00:37:31: Es ist ein sehr, sehr gutes Gefühl, die Vormundschaft für das Pflegekind zu haben.

00:37:37: Rita, würdest du das so teilen oder gibt es da noch einen Aber?

00:37:43: Also generell ist es aus meiner Sicht wichtig, immer auf den Einzelfall zu gucken, so wie

00:37:51: Simone auch schon sagte und sich das reiflich zu überlegen, gut abzuwägen.

00:37:57: Was sind die Vorteile?

00:37:58: Was sind vielleicht aber auch Nachteile?

00:38:00: Wo könnte es mal schwierig werden?

00:38:02: Und natürlich gibt es ja auch für Einzelformänder, wie jetzt hier für Pflegeeltern, auch immer

00:38:09: das Recht auf Beratung, wenn sie mal selber nicht weiter wissen, wie geht es mit irgendwelchen

00:38:16: Anträgen.

00:38:17: Da gibt es immer Beratungsstellen noch, das ist auch gesetzlich verankert nochmal.

00:38:21: Ich freue mich sehr darüber, dass Simone das so positiv erlebt.

00:38:27: Das finde ich super.

00:38:28: Und generell erlebe ich das auch in anderen Familien, wo die Vormundschaft übernommen

00:38:36: worden ist, dass das auch das Pflegekind sehr positiv aufgefasst hat.

00:38:42: Und im Hinblick auch auf die Beratungsebene.

00:38:47: Ich bin ja dann nicht mehr die Beraterin der Familie.

00:38:52: Erleb ich das auch in einer Familie als sehr offen.

00:38:55: Das auch gesagt habe ich, ja ich bin ja jetzt zwar die Vormünderin für mein Pflegekind,

00:39:01: aber natürlich lasse ich sie daran teilhaben und sage ihnen, was wir hier alles so tun

00:39:07: und wie es uns gerade geht.

00:39:08: Das ist immer ganz nett.

00:39:10: Das glaube ich schon, das wird jetzt vielleicht noch eine Sache und das hatten wir gar nicht

00:39:14: angesprochen.

00:39:15: Vormunder können ja auch beispielsweise Freunde oder die Tante der Pflegeeltern sein.

00:39:22: Würdest du dazu raten, das an der Stelle zu machen oder was muss an der Stelle bedacht

00:39:30: werden?

00:39:31: Ich höre das immer häufiger, dass das auch mal sein kann.

00:39:34: Aber wo ich dann auch mal denke, auch wenn es beispielsweise die beste Freundin ist,

00:39:39: auch Freundschaften können an der Stelle ja auch mal auf eine Reisprobe gestellt werden.

00:39:44: Rita, hast du dazu eine Idee?

00:39:46: Ja, das ist in der Tat so.

00:39:49: Das Gesetz sagt zwar, man soll auch bei Einzelvormündern im Bereich, im Rahmen der Familie oder der

00:39:56: Verwandtschaft gucken.

00:39:57: Ich würde das tatsächlich eher kritisch sehen.

00:40:01: Ich habe da Erfahrung gemacht, dass es tatsächlich auch zu einer Reisprobe geworden ist, dass

00:40:07: es eben schwierig geworden ist im persönlichen Umfeld und von daher.

00:40:13: Natürlich muss man auch da immer den Einzelfall betrachten, aber generell würde ich dann,

00:40:18: wenn Pflegeeltern sagen, ich möchte es dann doch nicht so gerne tun, gucken, gibt es

00:40:24: einen anderen Einzelvormund.

00:40:25: Der könnte ja auch außerhalb der Familie sein oder es könnte ein Vereinsvormund

00:40:31: bestellt werden.

00:40:32: Das heißt, wenn man beispielsweise sagt, ich bin mit meinem Vormund unzufrieden, kann

00:40:37: man den auch wechseln, ohne dass es dann halt gleich die beste Freundin sein muss.

00:40:43: Das ist richtig.

00:40:45: Die Amtsvormundschaft ist ja eigentlich die Vormundschaft, die dann vorübergehend sein

00:40:50: sollte, damit man in Ruhe gucken kann, welcher Einzelvormund, Vereinsvormund oder Berufsvormund

00:40:58: könnte denn gut für das Kind auch passen.

00:41:00: Okay.

00:41:01: Ja super.

00:41:02: Vielen Dank nochmal für diese Klarheit an der Stelle.

00:41:04: Ja, die letzte Frage ist eher ganz offen.

00:41:10: Da ist so, frag ich mich, haben wir an der Stelle irgendwas vergessen oder möchtet ihr

00:41:16: noch irgendwas ansprechen, was wir noch gar nicht besprochen haben?

00:41:19: Rita, vielleicht du zuerst.

00:41:21: Ja, also was ich so zum Abschluss vielleicht noch sagen wollte, ist, dass meine Erfahrung,

00:41:28: die ist, wenn Pflegeeltern die Vormundschaft übernehmen, ist die Zusammenarbeit auf unserer

00:41:34: Beratungsebene auch weiterhin sehr gut und sehr offen.

00:41:39: Und auch im Hinblick auf die Eltern habe ich da keine negativen Erfahrungen gemacht.

00:41:47: Okay.

00:41:48: Simone, das letzte gehört dir.

00:41:51: Ja, ich kann Pflegeeltern auch nur dazu motivieren, selber die Vormundschaft zu übernehmen.

00:41:58: Die Kinder gehören ja zu einem.

00:42:00: Man liebt sie wie die eigenen Kinder.

00:42:02: Es gibt keinen Unterschied mehr.

00:42:04: Es ist einfach so.

00:42:06: Und man kann dann auch die volle Verantwortung für das Kind übernehmen.

00:42:11: Und wie auch Rita schon sagt, der Austausch bleibt trotzdem bestehen.

00:42:16: Also man ist niemals alleine.

00:42:18: Man kann sich immer wieder auch infragen in Problemsituationen, vielleicht auch in der

00:42:23: Teenagerzeit oder so.

00:42:24: Immer wieder auch an die Fachberatung wenden und kann sich immer wieder Hilfe holen und

00:42:32: auch mal eine Reflektion einholen, sodass man auch einfach nie das Gefühl hat, dass

00:42:37: man so alleine da steht.

00:42:38: Das ist sehr, sehr hilfreich.

00:42:40: Okay.

00:42:41: Dann danke ich euch beiden für dieses Gespräch.

00:42:43: Simone, Rita, ihr habt, wie ich es gerade schon gesagt, einige Fragezeichen in meinem

00:42:48: Kopf zur Ausrufezeichen gemacht.

00:42:50: Und ich bin hoffentlich ein bisschen schlauer, was diesen ganzen Dschungel um Vormundschaft

00:42:55: angeht.

00:42:56: Vielen Dank euch beiden.

00:42:57: Ja, vielen Dank auch.

00:42:58: Dankeschön.

00:42:59: Das war sie, unsere Folge zum Thema Vormundschaft.

00:43:04: Ich hoffe, ihr konntet einigen Input für euch mitnehmen.

00:43:07: Wenn ihr noch Fragen habt, könnt ihr sie gerne per Mail schreiben.

00:43:10: Unsere E-Mail-Adressen findet ihr auf unserer Homepage www.netzwerk-flegefamilien.de

00:43:16: Oder ihr schreibt uns einfach bei Instagram.

00:43:18: Den Link findet ihr in den Show nach uns.

00:43:21: Vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.

00:43:24: Netzwerk-Flegefamilien, der Podcast.

00:43:31: Copyright WDR 2021

00:43:33: [Musik]

00:43:35: [Abspann]

00:43:37: Hier geht es zu den Straßen in der Nähe des Erfanges von der Bahn, der die!

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