Von der Vorbereitung zur Anbahnung - Unser Weg zur Pflegefamilie

Shownotes

In dieser Episode sprechen wir über zwei entscheidende Themen: die Vorbereitung auf eine Pflegefamilie und die sogenannte Anbahnung. Dabei geht es um die Phase, in der zukünftige Pflegeeltern und das Pflegekind sich kennenlernen, eine erste Bindung aufbauen und schließlich der Moment kommt, an dem das Kind in die Pflegefamilie einzieht.

Zu Gast sind Magnus und Andreas, die seit vier Monaten Pflegeväter sind und noch ganz frische Erinnerungen an ihre eigene Vorbereitung und Anbahnung haben. Außerdem ist Familienberaterin Judith Wilbert wieder dabei, die ihr bereits aus unserer ersten Folge kennt.

Gemeinsam blicken wir auf den Weg von Magnus und Andreas zurück, sprechen über ihre Vorfreude, aber auch über die Sorgen und Zweifel, die sie in dieser Zeit begleitet haben. Wir freuen uns auf ein spannendes Gespräch!

Hört rein und erfahrt, wie es den beiden heute als Pflegeväter geht!

Transkript anzeigen

00:00:00: Und dann haben wir unseren Sohn kennengelernt.

00:00:05: Ein Kindaufnehmen heißt nicht, gibt nach zwei Wochen zurück,

00:00:08: weil ich sage, Annähe, weil es doch nix, hier bitte schön,

00:00:11: kannst du wieder haben, das ist eine Entscheidung,

00:00:13: die wir doch schon sehr langfristig tragen können.

00:00:16: Das ist also die nächsten 10, 15, 20 Jahre.

00:00:19: Und da hatte ich plötzlich ganz schön Respekt vor dieser Entscheidung.

00:00:23: Ich glaube tatsächlich, diese Art von Liebe ist nur Eltern vorbehalten.

00:00:27: Und dir sich diese Situation so häufig erleben darf,

00:00:30: dafür bin ich so dankbar.

00:00:32: Und deswegen war das die beste Entscheidung unseres Lebens.

00:00:35: Herzlich willkommen zu einer weiteren Folge von Netzwerkpflegefamilien, der Podcast.

00:00:49: Heute sprechen wir über die Themen Vorbereitung auf eine Pflegefamilie

00:00:53: und die sogenannte Anbahnung, also die Phase, in der sich zukünftige Pflegeeltern

00:00:58: und das Pflegekind kennenlernen, eine erste Bindung aufbauen

00:01:01: und schließlich der Zeitpunkt kommt, an dem das Kind in die Pflegefamilie einzieht.

00:01:06: Dazu habe ich mich mit Magnus und Andreas unterhalten,

00:01:09: die nun seit vier Monaten Pflegeväter sind.

00:01:12: Ihre Erinnerungen an die Vorbereitung und die Anbahnung sind also noch ganz frisch.

00:01:17: Außerdem dabei, Ihre Familienberaterin Judith Wilbert,

00:01:20: die ihr vielleicht schon aus unserer ersten Folge dieses Podcast kennt.

00:01:24: Ich habe mich sehr auf dieses Interview gefreut,

00:01:26: da ich Magnus und Andreas schon bei einem unserer Workshops kennenlernen durfte

00:01:30: und nun gespannt war, wie es ihn heute als Pflegeväter geht.

00:01:35: Magnus Andreas, mögt ihr euch einmal kurz vorstellen?

00:01:38: Mein Name ist Magnus und ich bin 38 Jahre alt.

00:01:42: Und wenn ich nicht hier mit meinem Mann und meinem Sohn Zeit verbringe,

00:01:46: dann arbeite ich an zwei Schulen.

00:01:48: Und ich bin Andreas, ich bin auch 38 Jahre und genauso mein Mann,

00:01:53: wenn ich nicht gerade hier bin oder so wie jetzt in Elternzeit,

00:01:57: dann bin ich auch Lehrer.

00:01:59: Also unser Sohn ist wirklich ein armes Lehrerkind.

00:02:02: Ja.

00:02:03: Super, wie habt ihr euch beiden denn kennengelernt

00:02:07: und wie lange seid ihr dann eigentlich schon ein paar zusammen?

00:02:10: Also es war ganz romantisch, wir haben uns an der Kasse kennengelernt

00:02:15: mit einem Kassentrenner, der ist mir, nein Quatsch,

00:02:17: also wir haben uns im Internet kennengelernt.

00:02:20: Das gab damals noch eine App, die ist heute, die benutzen nur noch die Alten

00:02:27: und da dachte ich eigentlich, ich würde alle Profile im Umkreis von 3 Kilometern kennen

00:02:35: und ja, dann auf einmal war Andreas Bild da

00:02:38: und dann habe ich ihn angeschrieben

00:02:40: und habe mich immer geärgert, dass er immer eine Viertelstunde gebraucht hat, um zu antworten,

00:02:45: was dann erst später klar wurde, weil du dann in dem Moment, nämlich gerade das Internet in deiner neuen Wohnung,

00:02:50: irgendwie hergestellt hast und dann haben wir uns am gleichen Abend getroffen

00:02:54: und ja Andreas ist eigentlich nach Köln gezogen, um eine wilde Phase zu haben,

00:02:59: aber ja, jetzt hat er mich.

00:03:01: Ist auch wild.

00:03:03: Super, genau.

00:03:06: Ihr habt damals in Köln gewohnt.

00:03:09: Genau, das war vor 8 Jahren.

00:03:11: Ja, genau.

00:03:12: Wann kam es denn zum ersten Mal zu dem Gedanken, wir würden gerne mit Kindern leben?

00:03:16: Ich glaube, das war immer irgendwie, also das war schon Gesprächsthema beim zweiten Date,

00:03:22: weil ich habe Andreas gesehen und dachte, so, also ich habe keinen Bock jetzt irgendwie Zeit zu verschwenden,

00:03:28: wenn, dann klopfe ich mal die Einstellung zu den wichtigen Themen, klopfe ich ab

00:03:32: und hättest du jetzt gesagt, oh nee, ein Leben mit Kindern kann ich mir gar nicht vorstellen.

00:03:38: Ja, dann hättest du eine schöne wilde Phase in keiner haben können, aber ohne mich.

00:03:43: Genau, also abstrakt war das immer schon Thema konkret geworden, ist es dann vor 3 Jahren?

00:03:51: Genau, dann vor 3 Jahren haben wir uns entschieden, dass wir unseren Lebensmittelpunkt von Köln ins Münsterland verschieben möchten

00:04:00: und dass wir hier im Münsterland ein Haus umbauen möchten.

00:04:04: Und für mich war das total wichtig, dass ich dachte, ich brauche noch irgendwas anderes außer die Zahlen.

00:04:10: Also in der Zeit der Bauphase möchte ich mich gedanklich noch mit was anderem beschäftigen,

00:04:15: außer den Zahlen, den Maßen und irgendwie verschiedenen Baumärkten und Handwerker, Handwerker und Gewerken.

00:04:24: Und da habe ich gesagt, Andreas, wie wäre es, wenn wir uns jetzt in die, also wirklich mal in die heiße Phase begeben und uns mal informieren.

00:04:35: Und dann haben wir das erste Gespräch mit einer Beraterin, Theresa Borgers, hier gemacht und es war noch so mitten in Corona

00:04:44: und dann sind wir 2 Stunden hier immer, also hier bei uns sagt man, um den Pudding gelaufen.

00:04:51: So, also wirklich und dann immer, wenn wir am Haus vorbeigekommen sind, fragte Theresa, ist noch was?

00:04:57: Und dann ist irgendjemand von uns noch eine Frage eingefallen, dann laufen wir noch eine Runde und dann haben wir das gemacht.

00:05:04: Stark, wir seiten überhaupt auf das Thema Pflegefamilien gekommen, es gibt ja viele Möglichkeiten, ein Kind zu bekommen, also das Thema Pflegefamilien.

00:05:13: Wie kam es dazu?

00:05:15: Also ich glaube, ich habe mit Theresa schon vor ein paar Jahren mal darüber gesprochen.

00:05:18: Ihr kannte das euch schon?

00:05:19: Ja, ihr kannt uns vorher schon genau und wieder zu uns irgendwann unterhält man sich darüber, was man eigentlich beruflich macht.

00:05:24: Und dann erzählt ihr Theresa von ihrem Job und ich fand das total spannend, dieses Konzept Pflegefamilie und dann haben wir uns auch darüber zu halten

00:05:34: und dann ist natürlich, dann geht man die Optionen durch, die man hat.

00:05:37: Natürliche Schwangerschaft ist bei uns jetzt ein bisschen schwierig, haben wir also relativ schnell abgehakt.

00:05:42: Lange probiert, nicht geklappt.

00:05:44: Leihmutterschaft wäre eine Option gewesen, aber das fanden wir beide irgendwie nicht kein ansprechendes Konzept.

00:05:54: Ja, dann wäre noch eine Option da gewesen, aber das ist natürlich dann auch die Frage, funktioniert das überhaupt?

00:06:00: Und dann haben wir gesagt, es gibt ja auch Pflegekinder und letztendlich sind das Kinder wie alle andere und die haben auch ein Anrecht auf eine Familie.

00:06:12: Also warum nicht diesem Weg gehen?

00:06:14: Und wir waren uns auch relativ schnell klar, wir trauen uns das zu.

00:06:18: So, weil natürlich, als wir noch nichts darüber wussten, sind uns ganz viele Vorurteile entgegengeschwappt.

00:06:24: Weil ich habe die Erfahrung gemacht und ich glaube du auch Andreas, wenn man von sich selber sagt, wir sind bereit Pflegekinder aufzunehmen,

00:06:32: dann haben ganz viele Leute, haben schon mal was gehört von dem Cousin des Postboten und davon der Nachbar.

00:06:39: Die haben auch Pflegekinder und selten wird da erzählt und da läuft es so richtig gut und der eine hat jetzt das Stimpendium für die Yale

00:06:47: und die andere ist gerade an der Uniklinik Stimendiatin oder so, sondern es werden immer die Geschichten erzählt, die ein bisschen reißerisch sind.

00:06:56: Und wir haben schnell miteinander festgestellt, dass wir dafür bereit sind und dass wir uns das zutrauen.

00:07:03: Und wir wussten auch, nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.

00:07:08: Also wussten wir auch, wahrscheinlich müssen wir von diesen Geschichten auch nochmal sehr viele Prozentpunkte abziehen

00:07:14: und das erleben wir ja auch jeden Tag in Schule.

00:07:17: Wir unterrichten Pflegekinder und wir unterrichten tolle Kinder.

00:07:22: Und da wussten wir halt, ja, also den Weg möchten wir auf jeden Fall einschlagen

00:07:28: und dann sind wir zum VSE gekommen und haben ja da auch gemerkt, das Schöne ist ja, wir können den Weg einschlagen

00:07:36: und ihr vom VSE seid ja zu allem bereit.

00:07:41: Es gibt Menschen mit denen haben wir angefangen, die haben ein Pflegekind aufgenommen, da haben hier im Haushalt, wir hatten noch nicht mal Fußboden.

00:07:50: Also die haben den ganzen Prozess in sieben Monaten abgeschlossen.

00:07:56: Wir haben von dem ersten Gespräch bis unser Sohn hier eingezogen ist, waren es zwei und ein halb, ja, gute zwei Jahre, zwei und ein halb Jahre.

00:08:07: Und das ist halt das Tolle, dass der VSE da so gut schafft, sich auf die Bedürfnisse der interessierten Pflegeeltern einzustellen.

00:08:16: Wir mussten irgendwo reinpassen, sondern der VSE hat immer geguckt, wo passen wir denn rein?

00:08:21: Und mal zwischen diesen Beratungsgesprächen gab es manchmal Pausen, da waren mehrere Monate zwischen, weil es hieß immer, so, ihr müsst euren Lebensmittelpunkt gerade verlegen

00:08:31: und so, ihr meldet euch, wenn ihr Zeit habt.

00:08:33: Und das war für mich total überzeugend, weil ich dann nämlich den Andreas sagen konnte, so, meine Emotionen melden sich wieder.

00:08:41: Ich muss mal wieder über Familienleben sprechen und nicht über Fliesenfarben.

00:08:46: Kann ich gut verstehen an der Stelle.

00:08:50: Super.

00:08:51: Diese Vorbereitung, was ist euch denn da noch so besonders in Erinnerung, irgendwelche Themen vielleicht?

00:08:57: Auf jeden Fall.

00:08:59: Für mich sind drei Erlebnisse in der Vorbereitungszeit sehr prägend.

00:09:05: Das sind die beiden Wochenendseminare, die wir hatten.

00:09:09: Das war unheimlich empowernd und schön zu sehen, wie wir, also es waren 28 Leute dort anwesend.

00:09:19: Und wir hätten, wenn wir alle gleichzeitig Kinder aufgenommen hätten, hätten 18 Kinder aufgenommen werden können.

00:09:25: Da waren Alleinerziehende, da waren Menschen, die waren doppelt so alt wie wir.

00:09:29: Nein, nicht doppelt so alt, aber die waren sehr viel näher an der Rente als wir.

00:09:33: Es gab Menschen, die waren genauso wie wir, oder würden eine Regenbogenfamilie werden, oder sind jetzt eine Regenbogenfamilie.

00:09:40: Und es gab auch die Heterose.

00:09:45: Aber das Schöne war, dass wir dort einen Raum hatten, das war so ein geschützter Raum.

00:09:50: Wir konnten alle wirklich so sein, wie wir sind.

00:09:55: Wir haben viel gelacht.

00:09:56: Und ich habe auch in einer Gruppenarbeit, habe ich auch geweint.

00:10:00: Und weil mich das, da haben wir so eine Gruppenaufstellung gemacht.

00:10:04: Und ich sollte, also mehrere Männer und ich oder mehrere Personen und ich,

00:10:09: wir sollten uns vorstellen, der leibliche Vater zu sein, der eventuell uns als Pflegeeltern trifft.

00:10:17: Und mich hat diese Aufstellung mitgenommen.

00:10:20: Das soll ja so eine Aufstellung auch tun, aber es durfte auch so sein.

00:10:23: Genauso wie andere Leute Wut empfunden haben, habe ich Trauer empfunden.

00:10:28: Und das Schöne ist, am Ende des ersten Tages dieses Seminars waren wir alle totally on fire

00:10:36: und waren total begeistert und haben dann auch in eine Signalgruppe gegründet.

00:10:42: Und diese Signalgruppe gibt es immer noch.

00:10:44: Die wird nicht mehr so häufig bespielt, aber über diese Signalgruppe gibt es immer noch Kontaktmöglichkeiten.

00:10:52: Und als wir jetzt beim Sommerfest waren, war es ein wirklich schönes und großes Hallo,

00:10:57: weil wir dann gesehen haben so, ach krass, das hast du in deinem Profilbild aber nicht angegeben,

00:11:03: dass du jetzt eine ganz andere Frisur hast oder so, das verbindet.

00:11:08: Und das tut der VSE eigentlich die ganze Zeit, der verbindet.

00:11:12: Das war wirklich so ein bisschen wie Klassentreffen, ne?

00:11:14: Ja, ich hatte auch gerade die Assoziation Klassentreffen an der Stelle.

00:11:17: Auch mit Signalgruppen, wenn man trifft dich 2, 3 Jahre später, bei euch war der Abstand ja auch noch.

00:11:21: Also ihr wart in der Zeit dann quasi raus an der Stelle.

00:11:24: Und das war wirklich wie ein großes Wiedersehen. Super.

00:11:27: Du hast gesagt, da hat das 3 Sachen in dir eingefallen.

00:11:30: Das war jetzt glaube ich das erste.

00:11:32: Genau.

00:11:33: Und das zweite wichtige Ereignis für mich war die Sitzung, also die Beratung hier bei uns zu Hause über Bindungstypen.

00:11:46: Weil, ja, also so als Lehrkraft dachte ich natürlich hochnäsig, was wollen die mir in Pädagogik noch beibringen?

00:11:55: Aber diese Information als du und Theresa, als ihr mit uns hier saßt

00:12:05: und uns die vier verschiedenen Typen der Bindung einfach so nahe gebracht und erzählt habt

00:12:11: und wir nachfragen konnten, davon sehre ich heute noch.

00:12:14: Weil als Elternteil kann man sich glaube ich gar nicht davon frei machen zu vergleichen.

00:12:20: So, ne, mit den Kindern auf dem Spielplatz.

00:12:22: Und wir Menschen sind glaube ich so veranlagt, dass wir uns dann nicht häufig was Gutes tun.

00:12:27: Also wir vergleichen uns glaube ich immer so, dass wir nicht gut dastehen.

00:12:31: Und das ist ganz wichtig, so ein Hintergrundwissen zu haben, damit man nicht nervös wird und denkt so,

00:12:39: warum machen die anderen Kinder das und das und unser Kind nicht?

00:12:43: Oder warum macht unser Kind das, aber die anderen Kinder alle nicht?

00:12:48: Und das hilft auch unheimlich gut dabei, die jeden Tag noch enger werdende Beziehung zwischen uns und unserem Sohn auch einschätzen zu können.

00:12:59: Weil jetzt kann ich viele Dinge von denen, die ihr uns erzählt habt, kann ich wieder erkennen.

00:13:05: Und das gibt Sicherheit.

00:13:07: Ja, das wäre auch mein Punkt gewesen, diese Treffen hier am Küchentisch,

00:13:11: wo wir uns dann über die verschiedenen Themen unterhalten haben.

00:13:14: Und genau dieser Punkt, dass man jetzt, wenn man zurückschaut, unser Sohn ist jetzt vier Monate bei uns

00:13:19: und es verändert sich, hat sich natürlich auch in der Zeit unglaublich viel verändert.

00:13:23: Und ja, man findet sich irgendwie darin wieder ein Leben, was man vorher besprochen hat.

00:13:28: Und denkt sich, eier, da war mal was ja stimmt.

00:13:30: Deshalb verhält er sich oder so, oder hat sich damals so verhalten oder verhält sich jetzt vielleicht anders,

00:13:35: das könnte damit zusammenhängen.

00:13:37: Und das tut unglaublich gut.

00:13:39: Ja, und das Dritte ist das, was du nämlich gesagt hast, Andreas, ist generell die Gespräche am Küchentisch.

00:13:45: Weil als Pflegefamilie, das sage ich immer so, wenn Kolleginnen und Kollegen, Freunde und Freunde sich so erkundigen,

00:13:51: sage ich immer, als Pflegefamilie ist man bereit, die Küche oder das Wohnzimmer Transparenz zu gestalten.

00:13:57: Denn es kommen verschiedene Leute und mehr Leute als bei Familien, die keine Pflegebügel Kinder haben,

00:14:04: die einfach mal für anderthalb Stunden vorbeikommen und schauen möchten, ob alles gut ist.

00:14:08: Das ist auf der einen Seite eine große Hilfe.

00:14:10: Und deswegen fand ich als dritten wichtigen Punkt generell die Gespräche so wichtig,

00:14:16: weil mittlerweile ist das einfach schön und normal und gar nicht mehr aufsehend erregend,

00:14:22: sondern es ist einfach so, dass Judith vorbeikommt und wir machen die Termine aus

00:14:28: und fangen dann 24 Stunden vorher an, sonst zu freuen und dann ist gut.

00:14:32: Super. Und jetzt nehmen wir hier sogar an diesem Tisch einen Podcast auf.

00:14:36: Judith, jetzt bin ich neugierig geworden. Die vier Bindungstypen.

00:14:41: Was haben wir jetzt nicht vorbereitet? Kannst du sie mir einmal kurz aus dem FF sagen?

00:14:46: Das ist jetzt gerade wie so eine Prüfung. Danke, Steffen.

00:14:49: Also es gibt die sicheren Bindungstypen. Das sind Kinder, die gelernt haben,

00:14:55: dass Erwachsene sie gut wahrnehmen, ihre Bedürfnisse gut wahrnehmen und angemessen auch versorgen.

00:15:01: Dann gibt es die vermeidenden Bindungstypen. Das kann der unsicher vermeidende Typ sein,

00:15:07: den ambivalenten Bindungstypen, unsicher ambivalent. Und dann gibt es den desorganisierten Bindungstyp.

00:15:13: Danke dir. Bestanden.

00:15:16: Judith, wie hast du denn so die Vorbereitung von den beiden so wahrgenommen?

00:15:23: Schön. Also es war das erste, was mir gerade eingefallen ist, als Wort "schön" war das mit euch.

00:15:28: Und als ihr gerade so erzählt habt, habe ich noch gedacht, was so ein Spiegel ist, wo unsere Zusammenarbeit auch wieder.

00:15:34: Es war sehr flexibel immer, wenn bei euch gerade das nicht gepasst hat oder so.

00:15:39: Dann haben wir den Termin verschoben. Wir sind immer, also meine Kollegin Theresa Burgert und ich,

00:15:45: sind immer ziemlich freestyle-mäßig hier eingeflogen und haben euch gefragt, was würdet ihr heute gerne machen,

00:15:50: außer vor der Genogrammarbeit. Das hat mir vorher klar abgesprochen,

00:15:53: wer wann halt seine Genogramme mit uns erstellt. Ich kann mich daran erinnern und jedes Mal, wenn ich hier ins Haus komme,

00:15:59: denke ich daran, dass bei einem Thema, ich glaube, das war auch Bindung tatsächlich, ein Schaf geboren wurde.

00:16:05: Ich weiß nicht, ob ihr euch daran erinnern könnt.

00:16:08: Genau, das fällt mir immer ein dazu. Und ich habe euch als unglaublich offene und herzliche Menschen erlebt,

00:16:16: die andere Menschen so nehmen, wie sie sind. Und das habe ich immer als absolut große Ressource bei euch erlebt.

00:16:22: Also, dass ihr gesagt habt, ja, dann ist das so und dann können wir damit umgehen.

00:16:26: Und ich weiß nicht, ob ihr euch daran erinnert. Ich habe ein paar Mal gesagt, ja, die Theorie ist das eine,

00:16:31: Praxis ist das andere oder wie bei uns im Netzwerk oft gesagt wird, auf dem Platz wird gespielt.

00:16:36: Genau, aber das, was ihr gesagt habt und euch zugetraut habt, das habe ich auch tatsächlich so erlebt.

00:16:42: Also, dass ihr wirklich auch euch nicht überschätzt habt, sondern sehr realistisch eingeschätzt habt.

00:16:47: Es hat sehr viel Spaß mit euch gemacht in der Vorbereitung und jetzt halt auch.

00:16:51: Ich komme auch gerne, ich freue mich auch 24 Stunden vorher und bin ganz begeistert eben,

00:16:55: wie wenn ich auch sehe, wie euer Sohn sich entwickelt. Und das macht Spaß mit euch.

00:17:00: Ich finde das spannend, dass du sagtest, das haben wir Freestyle gemacht.

00:17:04: So, das muss man ja auch erstmal irgendwie alles irgendwie beherrschen.

00:17:07: Und ich finde es irgendwie spannend, dass es dann halt nicht Schema A gibt,

00:17:12: wo halt irgendwie die 10 Punkte nacheinander irgendwie abgearbeitet werden müssen.

00:17:16: Machst du das immer so oder kommt das auch ein bisschen auf die Familien an an der Stelle?

00:17:21: Also es gibt Punkte, die wir oder Themen, die wir bearbeiten müssen mit den Bewerber-Familien.

00:17:26: Und das kommt auf die Familien an und das kommt aber auch auf die Kollegen oder Kolleginnen an,

00:17:30: mit denen ich die Vorbereitung mache, mit der Theresa Burgerts,

00:17:33: habe ich jetzt mehrere gemacht und jetzt gleich im Anschluss vielleicht zur nächsten Vorbereitung mit Theresa.

00:17:37: Da ist das oft so, dass wir uns gut kennen.

00:17:40: Und vorher, also die Familien fragen, was möchten sie gerne beim nächsten Mal machen oder was möchtet ihr gerne beim nächsten Mal machen.

00:17:46: Und das kann sich jederzeit verändern.

00:17:48: Und wir fragen dann immer zu Beginn noch ab, so bleibt es bei dem Thema oder sollen wir doch noch auf was anderes schauen.

00:17:53: Ist noch was hängen geblieben vom letzten Mal, wo wir nochmal darauf eingehen sollen.

00:17:57: Eine Ausnahme ist immer die Genogrammarbeit.

00:17:59: Das ist die Biografiearbeit, wo es halt sehr um eigene Kindheit, eigene Familienerlebnisse und Familienvorstellung geht.

00:18:05: Das ist nie Freestyle, sondern da finden wir es angemessen, wenn die Leute sich auch darauf einstellen können,

00:18:11: dass wir uns damit auseinandersetzen bei dem Termin.

00:18:14: Genau, das kann ja auch vor allem sehr emotional sein für alle Personen an der Stelle.

00:18:18: Margot, du hast Andreas, ihr habt das gerade schon angesprochen über den Workshop, den wir hatten.

00:18:24: Und bei diesem Workshop war ich nämlich auch dabei, und zwar mit einer Kamera, und habe Videoaufnahmen gemacht,

00:18:30: weil wir auch so ein bisschen einfach so wie wir eigentlich Workshop und Vorbereitungsarbeit machen,

00:18:35: wollten wir einmal in Videoform zeigen.

00:18:37: Magnus, was du bereit vor der Kamera rede und anvorzustehen.

00:18:42: Ich habe einen kurzen Ausschnitt mitgebracht, den ich euch jetzt gerne noch einmal vorspielen möchte.

00:18:48: Jedes Mal, wenn wir hier bei den VSE sind, komme ich mit einem Rucksack voller Fragen und gehe mit einem Rucksack voller toller Momente.

00:18:57: Ich habe immer wieder das Gefühl, ich bin nicht alleine.

00:19:01: Das ist ein Gefühl, was häufig mir gespiegelt wird. Habt ihr euch das gut überlegt?

00:19:05: Wenn ich vom VSE komme, dann möchte ich allen Leuten ins Gesicht rufen, ja, wir haben es uns gut überlegt und wir haben ganz stark Unterstützung.

00:19:13: Ja, ich fand diesen Punkt interessant. Habt ihr euch das gut überlegt?

00:19:18: Das hast du ja so ein bisschen eben schon angesprochen, diese Vorurteile.

00:19:21: Ist euch das häufig begegnet eigentlich?

00:19:24: Also ich habe das häufig wahrgenommen. Das war auch so ein prägender Moment für mich in dem Seminar.

00:19:31: Da konnten wir das besprechen und habe ich das auch mal laut gesagt.

00:19:34: Mich hat das irgendwann genervt.

00:19:36: Weil ich habe dann so den Vergleich gezogen und habe gesagt, wenn ich sage, mein Mann und ich möchten Pflegekind aufnehmen,

00:19:44: dann war das ganz häufig so, ja, aber was ist, wenn es schief geht?

00:19:48: Und dann habe ich irgendwann gesagt, also wenn eine Kollegin zu mir kommt und sagt, ich bin schwanger, dann sage ich ja auch nicht zu der,

00:19:54: aber ja, also du weißt schon, da kann man von oben bis unten aufreißen.

00:19:57: Und das habe ich so in dem Seminar gesagt, weil ich das einfach mal ganz drastisch so nebeneinander stellen wollte.

00:20:08: Da mussten viele Leute schmunzeln und der, wer hat mal neben mir auf den Bild?

00:20:14: Ja, und der Markus ist jetzt auch auf dem Lobiläum noch mal zu mir gekommen und sagte, Markus an diesen Satz erinnere ich mich immer noch

00:20:21: und in abgewandelter, schwächerer Form sage ich den auch manchmal, denn es ist ja etwas Schönes

00:20:28: und Pflegefamilien, Menschen, die sich dazu entscheiden, Kinder aufzunehmen oder Kinder zu bekommen.

00:20:35: Also generell Kinder in ihre Familie aufzunehmen, brauchen nicht, aber hast du auch darüber nachgedacht,

00:20:43: dass es schief ging könnte, sondern die brauchen eine Umarmung und einen Toi Toi Toi und wie können wir euch helfen.

00:20:48: Und deswegen war das, waren diese Seminare für mich auch so wichtig, weil da bin ich wirklich wieder bestärkt rausgegangen und habe gesagt,

00:20:56: also mit mir in diesem Raum saßen 28 andere Leute, die das gleiche möchten.

00:21:01: Ich bin kein durchgeknallter Optimist, der zu naiv ist, sondern ich bin vielleicht einfach wichtig für die Gesellschaft,

00:21:11: weil es viele Menschen braucht, um viele Pflegekinder aufzunehmen.

00:21:16: Klar, man hört immer, ich habe auch Geschichten gehört, wo Menschen erzählt haben, was sie irgendwie aus dem Bekanntenkreis vor 30 Jahren mal mitbekommen haben

00:21:26: und was vielleicht ganz fürchterlich gewesen ist und wo alle am Ende tot unglücklich waren.

00:21:31: Letztendlich habe ich mir persönlich dann immer gedacht, also es sind Kinder und Kinder sind grundsätzlich

00:21:39: erstmal ein Stück weit eine Wundertüte und mir sind auch schon in meinem Schulleben Eltern begegnet,

00:21:45: die irgendwann die herausfordernde leibliche Kinder hatten und dann irgendwann vorme saßen und Sachen, warum kann ich nicht einfach zwei normale Kinder haben.

00:21:53: Man merkt es war überhaupt nicht böse gemeint, es war in dem Moment einfach, ja, es ist manchmal eine Herausforderung, Kinder zu haben

00:22:00: und es läuft sicherlich nicht alles ein und frei durch und ist immer alles heiter Sonnenschein, aber es ist das normal.

00:22:08: Und dafür wissen wir schon ganz viel über die Kinder oder unseren Sohn, wo es ja vorher schon einiges.

00:22:14: Wir haben ihn kennengelernt und das Schöne, was mich dann auch immer dabei gestärkt hat, ist, dass wir auch wissen, wir haben eine Beratung an der Hand

00:22:22: und wenn wir Fragen haben sollten, dann können wir uns dann melden und das haben andere Eltern, leibliche Eltern vielleicht nicht.

00:22:29: Vielleicht sogar ein Bonus, den wir haben.

00:22:31: Ganz, ganz wichtig an der Stelle und ich habe auch gerade gedacht, ja, es braucht keine Schreckgeschichten.

00:22:37: Jeder, der Pflegeeltern werden will, der weiß schon, die haben einen, die werden ein Päckchen haben.

00:22:44: Das musst du mir nicht erzählen. So was wichtig ist, ist Aufklärungsarbeit und die bekommt man halt in der Vorbereitung

00:22:50: und da hat man an der Stelle auch einfach Zeit, auch nach zwei, drei, vielleicht auch zwei Jahren zu sagen,

00:22:56: nee, das ist doch nichts für uns.

00:22:58: Wir lassen es lieber, dass es die Aufgabe ist für uns zu groß, sie passt nicht mehr.

00:23:03: Der andere Teil des Statements, das ist mit dem Rucksack voller Fragen.

00:23:07: Du kommst mit dem Rucksack voller Fragen an und kommst mit einem, wie war es mit dem, ich sage es einfach mal,

00:23:13: mit einem beutelfolleren Antworten zurück. Was waren das so Fragen, die euch so umhergeistert haben?

00:23:20: Ja, die Fragen, die ich wichtig fand zu klären und die auch geklärt wurden, waren halt eben,

00:23:25: wie ist das jetzt mit dem Umgang mit den leiblichen Eltern?

00:23:29: Wie ist das, wenn das Kind, was wir aufnehmen, noch einen gesetzlichen Vormund hat?

00:23:34: Was haben wir jetzt eigentlich für Rechte im Genauen?

00:23:40: Also was ist denn jetzt, muss ich jedes Mal, wenn das Kind sich irgendwie doll verletzt hat und wir ins Krankenhaus müssen,

00:23:47: erst den Vormund anrufen, was ist, wenn das am Wochenende ist oder so, ne?

00:23:51: Ich habe mir Fragen gestellt, was, also aus der Erfahrung des VSEs heraus,

00:23:57: was es für typische Verhaltensformen von Pflegekindern gibt, die gehäuft auftreten

00:24:05: und was dafür ein Umgang vielleicht wichtig oder sinnvoll mit ist.

00:24:10: Und das war total schön, dass der VSE auch eine Pflegemutter eingeladen hatte, die...

00:24:17: Im Workshop jetzt, ne?

00:24:19: Genau, in dem Workshop hat der VSE dann eine Pflegemutter eingeladen, die ein Jahr vorher Zwillinge aufgenommen hatte.

00:24:26: Und die dann... Also und da haben sich die Betreuerinnen und Betreuer vom VSE auch total zurückgenommen,

00:24:34: weil die wussten, das ist jetzt der Moment, wo die Expertin, die selber Pflegekind zu Hause hat,

00:24:41: sich mit den baldigen Experten unterhält, wo es, wo halt auch Tachel ist geredet wurde,

00:24:47: wo wir auch nochmal ganz genau gefragt haben, so, und wie läuft das mit dem Vormund wirklich?

00:24:54: So, ne? Und was passiert, wenn das mit dem Vormund nicht gut läuft oder so, weil die einfach Erfahrung hatte?

00:25:01: Und das war total wichtig.

00:25:03: Wir machen einen kleinen Zeitsprung.

00:25:06: Der Workshop ist passiert. Ihr habt hier an dem Haus weiter gewerkelt, Farben wurden bestellt

00:25:12: und eine Wand getragen und Boden wurde gesetzt und dann ging es langsam auf die Zielgrade.

00:25:17: Und da geht es ja dann darum, auch dann konkret zu schauen, welches Kind könnte eigentlich zu euch passen?

00:25:25: Wem könnt ihr ein zu Hause geben? Wie wurde das besprochen und was könntet ihr euch vorstellen?

00:25:31: Gab es vielleicht etwas, wo ihr sagte, das können wir uns nicht vorstellen, aus welchen Gründen auch immer?

00:25:36: Wie ist es so zu der Idee gekommen, so ein Pflegekind in etwa, das könnte es vielleicht sein?

00:25:42: Also auch das haben wir, glaube ich, am Küchentisch hier besprochen und sind erstmal von den räumlichen Gegebenheiten ausgegangen

00:25:50: und haben gesagt, wir wohnen jetzt nicht im Erdgeschoss, wir wohnen auch nicht barrierefrei.

00:25:53: Das heißt, was für uns schon mal raus ist, ist in dem Sinne ein Kind mit starker körperlicher Behinderung.

00:26:00: Dem können wir kein gutes Umfeld hier bieten.

00:26:03: Und dann haben wir gesagt, wir wären schon auch gerne Familie.

00:26:09: Das heißt, wir würden auch gerne ein Kind aufnehmen, den wir bei der Entwicklung helfen können,

00:26:16: wo wir auch wissen, oder wo wir davon ausgehen können erstmal, dass es eine Entwicklung vollziehen wird

00:26:21: und nicht irgendwie vielleicht aufgrund einer stärkeren geistigen Behinderung jetzt schon klar sein sollt,

00:26:29: dass wir nicht über das Level eines Zweijährigen hinauskommen.

00:26:32: Wir auch sagten, wir wollen gerne Eltern sein und weniger Pfleger in dem Sinne.

00:26:38: Ja und ansonsten war mir, glaube ich, relativ offen.

00:26:40: Und dann haben wir noch ein bisschen über das Alter gesprochen und ihr Judith, ihr sagtet uns dann,

00:26:45: ja, je jünger die sind, desto weniger weiß man.

00:26:48: Und desto mehr ist das nochmal eine Wundertüte, je älter sind desto mehr weiß man natürlich.

00:26:52: Desto mehr bringen die auch irgendwie schon mit.

00:26:54: Und ich glaube, irgendwann kam der einfach um die Ecke und habe gesagt, so, wir hätten eins.

00:26:58: Nein, also, okay, ganz so.

00:27:03: In a nutshell.

00:27:04: In a nutshell vielleicht.

00:27:06: Genau.

00:27:07: Aber Judith, das wollte ich dich gleich noch fragen.

00:27:09: Ja, Magnus, du wartest doch glaube ich.

00:27:11: Ja, also das fällt mir jetzt erst auf, wenn ich so darüber reflektiere.

00:27:16: Ihr habt das eigentlich sehr schön gemacht.

00:27:18: Ihr habt immer bei jedem Treffen, habt ihr immer mal so eine Perspektive neu eröffnet.

00:27:23: Also ihr habt mal gefragt, also häufigerweise Gespräche,

00:27:26: habt ihr euch eigentlich nochmal drüber unterhalten, was ihr euch vorstellen könnt,

00:27:29: so für ein Kind.

00:27:30: Und dann habt ihr Beispiele gegeben und habt gesagt, mmh, wie ist denn das?

00:27:34: Also ihr lebt in einer Kleinstadt.

00:27:36: Ihr seid ein schwules Pärchen.

00:27:38: Ihr seid wahrscheinlich sowieso schon Gesprächsthema.

00:27:40: Wie wäre es jetzt, wenn ihr ein Kind aufnehmen würdet, was auf den ersten Blick mit keinem von euch verwandt sein kann?

00:27:49: So, wie würdet ihr damit umgehen?

00:27:52: Und dann haben wir darüber überlegt.

00:27:54: Dann war es, irgendwann bei einem der nächsten Treffen habt ihr gefragt, ja, wie sieht es denn altersmäßig aus?

00:28:02: Und dann haben Andreas und ich, das immer diskutiert, sind damit mit den Gedanken schwanger gegangen irgendwie

00:28:10: und haben das mit uns herumgetragen, haben das besprochen und konnten dann immer stärker ausschließen,

00:28:15: was wir haben, was wir nicht haben wollten oder was.

00:28:18: Und wir hatten dann die Formulierung, hatten wir dann, das trauen wir uns zu.

00:28:24: Also das, es war gar nicht mehr das wollen wir haben oder das wollen wir nicht haben,

00:28:29: weil das passt nicht zu, wir nehmen ein Kind auf, das wollen wir haben, das kann man im Kaufhaus machen.

00:28:34: Das ist keine Kinderwunschklinik.

00:28:36: Genau, ja.

00:28:37: Und dann war hier die Formulierung zwischen uns immer, das trauen wir uns zu.

00:28:41: Und wir haben zum Beispiel im Alterskorridor, haben wir gesagt, also, wir sind jetzt kein Pärchen,

00:28:47: der sagt, das musst du jung wie möglich sein.

00:28:49: Also irgendwie, da haben wir gesagt, da gibt es andere Pärchen, die sagen, wir trauen uns es nicht so gut zu,

00:28:56: vielleicht ein Kind aufzunehmen, was schon in ein, zwei Jahren in die Grundschule kommt.

00:29:00: Da haben wir gesagt, doch, das würden wir uns zutrauen.

00:29:02: Wir trauen uns aber auch zu, ein Kind aufzunehmen, was erst in ein, zwei Jahren in den Kindergarten kommt.

00:29:09: So, ne?

00:29:10: Und dann haben wir auch gesagt, und wir trauen uns auch zu, nochmal Gesprächsthema hier in unserer Kleinstadt zu sein

00:29:15: und auch ein Kind aufzunehmen, was auf den ersten Blick mit keinem von uns verwandt ist,

00:29:21: weil die Hautfarbe ganz anders ist als unsere.

00:29:24: Und ja, und da konnten wir halt eben sagen, was wir uns nicht zugetraut haben, war halt eben ein Kind aufzunehmen,

00:29:32: was nicht selbstständig werden würde.

00:29:35: Also, von dem man es sofort weiß, wir haben das natürlich auch, nach den Beratungen waren wir uns auch einig darüber,

00:29:42: dass es natürlich Vorkommnisse geben kann im Leben, die das verändern.

00:29:47: Zum Beispiel, das haben wir auch in der Anbahnung gelernt, nicht in der Anbahnung, sondern in der Vorbereitung haben wir das gelernt.

00:29:52: Heute schmeißen wir mit so Fachausdrücken wie FASD oder so, schmeißen wir um uns.

00:29:58: Das ist für uns total klar, das ist das fatale Alkoholsyndrom

00:30:01: und das kann über Beeinträchtigungen durch den Alkoholmissbrauch in der Schwangerschaft entstehen.

00:30:07: Das mussten wir in der Vorbereitung natürlich erst mal lernen.

00:30:11: Und ich weiß auch noch, wie ich die ersten Mal immer dachte,

00:30:13: "Hä, ist das jetzt FASD? Ist das F-S-A-D? Wo kommt jetzt das D hin?" und so weiter.

00:30:19: Aber das sind ja auch Sachen, wo wir auch gemerkt haben, ja, wir werden immer sicherer im Umgang mit Themen,

00:30:26: die häufiger vielleicht Kinder betreffen, die den Pflegekindstatus haben.

00:30:33: Und ich glaube tatsächlich, dass wir immer nachfragen oder nachgefragt haben,

00:30:37: es ist auch einfach demgeschuldet, dass das ein Prozess ist.

00:30:40: Also wir haben uns ja nicht zur Vorbereitung ausschließlich getroffen,

00:30:43: um Informationen weiterzugeben und Frontalunterricht zu machen,

00:30:46: sondern es ging ja auch darum zu schauen, was macht das mit euch

00:30:49: und was verändert das dann euren Bildern und Vorstellungen im Kopf.

00:30:52: Und das kann sich verändern. Also wir haben auch Vorbereitungen gemacht,

00:30:55: wo Leute am Anfang sehr klar hatten, wie ein Kind sein soll, was in diese Familie einzieht

00:31:00: und im Laufe der Vorbereitung hat sich dieses Bild verändert.

00:31:03: Wie hat sich das erweitert oder nochmal verengt? Das ist ja beides möglich.

00:31:07: Und ich finde dafür ist die Vorbereitung auch da, einfach um zu schauen,

00:31:10: wie geht dieser Prozess für uns weiter.

00:31:13: Und der ist ja relativ offen.

00:31:15: Und ich habe das gar nicht mehr so in Erinnerung, dass wir es jedes Mal gefragt haben,

00:31:19: aber jetzt, wo ihr es sagt, wir machen das tatsächlich immer, Teresa,

00:31:21: und ich, dass wir fragen, so wie sieht es gerade aus, was hat sich getan in der Zwischenzeit

00:31:25: und ich glaube, die Zeit zwischen den Vorbereitungsterminen

00:31:28: ist genauso wichtig wie die Vorbereitungstermine selbst.

00:31:31: Also, weil das was auslöst bei den Leuten.

00:31:35: Könnt ihr das unterschreiben?

00:31:37: Ja.

00:31:38: Also, wie inwiefern habt ihr das jeweils nachbesprochen?

00:31:41: Oder was hat das ausgelöst und treffen und ja, halt neue Perspektiven?

00:31:46: Na ja, man hat auf jeden Fall Gedankenimpulse und die man dann mitnimmt in die nächste Zeit,

00:31:51: wenn man dann vielleicht auch nochmal konkret in Situationen schaut,

00:31:56: bei unseren Neffen und Nichten, dann schaut man sich da im Prinzip die verschiedenen Altersgruppen

00:32:00: vielleicht mal an und kommt okay, kann ich mir das gerade in der Situation vorstellen

00:32:06: und dann denkt man ja, kann ich mir vorstellen

00:32:09: und dann haben wir das dann nächstes Mal wieder nachgesprochen.

00:32:11: Dann habt ihr gesagt, okay, dann müsst ihr aber das und das und das auch bedenken,

00:32:14: das würde dann damit zusammenhängen und dann sagt man ja, okay, vielleicht denken wir nochmal drüber nach

00:32:18: und schauen uns das noch mal ein bisschen genauer an.

00:32:20: Und ja, man hat halt immer so ein quasi, ja, Hausaufgabe will ich nicht nennen,

00:32:25: aber man hat irgendwie etwas, was man in der Zwischenzeit mitnimmt

00:32:29: und mehr oder weniger unterbewusst oder auch präsent mit sich in seinem Leben,

00:32:34: ja, die Umgebung um sich herumscannt quasi und guckt, was begegnet mir da

00:32:39: und kann das für mich eine Bedeutung haben und welche Bedeutung hat es für mich?

00:32:44: Wir haben wirklich angefangen, exzessiv zu beobachten bei deinem Bruder und bei meiner Schwester

00:32:52: und Autofahrten, die wir gemeinsam hatten, da wurde das dann alles immer ausbrechen.

00:32:57: Also das wurde dann alle immer so besprochen und wie würden wir das denn machen

00:33:02: und was hat uns gefallen, was würden wir so übernehmen, was würden wir anders machen.

00:33:06: Ja, weil du hast eben gesagt, dass Judith und Theresa uns diese Gedankenanstöße gegeben haben

00:33:12: und es ist wirklich so, es kommt etwas ins Rollen und mal schwingt das stark im Vordergrund

00:33:18: und dann hat Andreas muss halt nur warten, bis die Fragen aus mir rausgeputzt sind bei den Autofahrten

00:33:24: und mal war das eher im Hintergrund und aber die Autofahrten in dieser Zeit immer von Köln ins Münsterland

00:33:31: von unserer Wohnung zur Baustelle.

00:33:33: und so, die haben wir dafür immer genutzt. Da hat man Zeit an der Stelle. Da hat es gerade gesagt,

00:33:39: und dann kam der Anruf, also das quasi dann dieses ganze, der ganze Prozess in

00:33:46: der Nutschell. Judith, wie war das denn an der Stelle? Also ihr hattet langsam eine Idee,

00:33:51: was für ein Kind sie sich vorstellen könnten, was sie hier ins Haus aufnehmen. Wie ist es dann

00:34:00: weitergegangen? Dann war es du ja am Zug zusammen mit Theresa wahrscheinlich. Genau, also wir haben die

00:34:06: Genogrammarbeit gemacht mit den beiden, dann haben wir das Profil geschrieben oder Theresa hat das

00:34:11: geschrieben, ich habe es gegen gelesen, wir haben das euch noch mal vorgestellt, ob das für euch

00:34:14: passend ist, wie wir euch beschreiben, was wir auch beschreiben für das Jugendamt. Genau, also für

00:34:19: das Jugendamt wird dem ein Profil erstellt über die Familie, die sich ein Kind vorstellen kann

00:34:23: und da wird die Familie vorgestellt, aber auch wo die Ressourcen der Familie liegen und welches

00:34:28: Kind gut passen könnte. Und ich war gerade in einem anderen Anbahnungsprozess mit einem anderen Kind

00:34:33: und die Dame vom Jugendamt sagte, es ist so schwierig gerade, ich habe einen anderthalbjährigen

00:34:38: Jungen, für den wir keine Pflegefamilie finden und ich weiß nicht, sofort wart ihr in meinem

00:34:45: Gehirn und Theresa und ich haben uns kurz geschlossen, haben euer Profil ans Jugendamt geschickt und

00:34:51: ich wollte gerade sagen, der Rest ist Geschichte, aber wir hatten noch einen Vorbereitungstermin.

00:34:55: Und das war so krass, wir, das war ja eben, es war ja im Februar, nee, es war im Januar,

00:35:01: es war im Januar und wir haben gedacht, so unser Zeitplan war, wir fahren in den Osterferien

00:35:07: nochmal schön in den Urlaub so als Pärchen und nach den Osterferien dann wird es ernst. Und

00:35:13: normalerweise, wenn Theresa und Judith immer hier reinkamen, haben wir immer so, also die Termine waren

00:35:18: immer so anderthalb Stunden, aber die erste halbe Stunde, erst mal ein Stück Kuchen und erst

00:35:21: mal einfach nur quatschen, wie geht's uns alles und so, und ich weiß doch, ihr seid reingekommen

00:35:26: und ich habe noch die Andrea sagen geguckt und dachte, was ist denn heute los? Die saßen so vor

00:35:30: den Kuchenstücken und das war so und sie, sie guckten sich so an und ich dachte, hey, und dann

00:35:36: dann sagtest du, wir müssen mit euch reden. Und eigentlich soll es ja nur darum gehen,

00:35:41: die Profile zu vervollständigen. Ja, stimmt. Die waren noch gar nicht fertig, das war eigentlich

00:35:46: nur ein reinformaler Termin. Stimmt. Okay, also letzte Feinarbeiten daran und was ist dann passiert.

00:35:53: Und dann sagtest du, wir müssen mit euch reden. Wir haben uns vorgenommen, wir sagten nicht,

00:35:58: bevor wir nicht alles abgearbeitet haben und es war so eine Anspannung zwischen Theresa und mir

00:36:04: und irgendwann, habe ich dann anscheinend gesagt, wir müssen mit euch reden, genau. Und dann haben

00:36:09: wir euch das Profil von dem Jungen vorgestellt, bis denn früher als geplant. Genau, im Januar und

00:36:17: dann habt ihr gesagt, wir könnten uns das vorstellen. Richtig. Und dann musste das alles

00:36:25: rückbesprochen werden, weil dann musste mit dem Jugendamt gesprochen werden, mit dem allgemeinen

00:36:30: sozialen Dienst und mit dem Vormund. Mit dem Vormund und dann dauerte es fast, also mehr als drei

00:36:36: Wochen, bis wir dann unseren Sohn kennenlernen konnten. Und in diesen drei Wochen bin ich

00:36:43: einem keinem Kinderwagen vorbeigegangen oder bedenken. Das war der 13. Februar 2024 übrigens.

00:36:53: Genau. Eintag vom Valentinstag. Richtig. Und ja, und dann haben wir unseren Sohn kennengelernt in einer

00:37:03: ganz besonderen Situation. Also es war ganz anders, als wir es normalerweise machen. Also eigentlich

00:37:09: machen wir Blind Dates, dass die angehenden Pflegeeltern das Kind erst mal sehen, ohne dass das

00:37:14: Kind weiß, das sind Menschen, die eventuell mich aufnehmen werden. Und da war irgendwie alles

00:37:20: anders. Ich weiß gar nicht mehr, warum das anders war, aber wir sind zusammen zu der Bereitschaftspflege

00:37:26: Familie gefahren, sind dazu dritt aufgelaufen. Es gab noch zwei Kolleginnen vom Jugendamt,

00:37:31: aus dem Pflegekinderdienst, die mit dabei waren. Und es war ein Riesenbahnhof. Vormund war auch da.

00:37:37: Also es waren echt viele. Das zweite Umreitschaftspflege Kind war noch da. Genau. Und die Kinder sind auch

00:37:45: noch gezogen. Die leiblichen Kinder, genau. Der Bereitschaftspflegefamilie. Und das war...

00:37:49: Volles Haus. Was konntet ihr überhaupt von dem Kind sehen und kennenlernen? Das ist ja...

00:37:57: Also in der Vorbereitung, und das habe ich immer so abgetan, in der Vorbereitung habt ihr uns

00:38:03: immer gesagt, wir nennen es nicht umsonst Blind Date, weil ihr müsst euch in das Kind verlieben.

00:38:12: So. Und da muss eine Bindung zu spüren sein. Und was mich ganz doll erleichtert hat in der

00:38:19: Vorbereitung war, dass du immer gesagt hast, und wenn es nicht ist, dann wird es für uns erst

00:38:27: richtig. Dann fordert ihr uns heraus. Dann... Also habt ruhig, nur weil wir euch ein Kind vorstellen,

00:38:35: heißt es nicht, dass wir euch auch nicht auch Kind Nummer zwei oder Nummer drei vorstellen. Das heißt,

00:38:41: das war die konsequente Weiterführung von nicht ihr müsst zum VSE... müsst irgendwie in der Form

00:38:47: des VSEs passen, sondern der VSE schaut, wie er zu euch passt. Und da haben unsere Beraterinnen,

00:38:54: haben wir klar gesagt, und wenn es das nicht ist, dann haben wir uns vertan, dann wissen wir aber mehr

00:38:59: fürs zweite Kind, worauf wir achten müssen, um es euch vorzustellen. Und deswegen war das für mich

00:39:04: so erleichtern, weil ich saß natürlich aufgeregt im Auto und dachte, Scheimklasse, was ist denn jetzt,

00:39:09: wenn das total in die Hose geht? Und dann habe ich mich aber daran erinnert und dachte, ja,

00:39:16: selbst wenn es in die Hose geht, Judith und Theresa, kommen wieder. Und dann werden sie,

00:39:21: also dann werden sie auf jeden Fall eine andere Akte dabei haben von einem anderen Kind. Und

00:39:27: dann saß ich so im Wohnzimmer und dann spielte da unser Pflegesohnen und ging direkt auf Andreas zu,

00:39:33: gab ihm ein Bilderbuch, er mir prallte so der Neid hoch und ich war so, okay. Aber es war gut.

00:39:42: Und hinterher saßen wir im Auto einmal tief durchgeabt, weil wir auch dachten, ja, also als

00:39:49: Lehrkräfte sind wir ja auch schon so Prüfungssituationen und so durchaus gewohnt, aber es war auch für

00:39:54: uns eine Herausforderung. Aber wir waren uns sehr sicher, ja, dieses Kind möchten wir auf jeden

00:40:02: Fall kennenlernen. Theresa und Judith haben uns da sehr gut eingeschätzt und diesen Weg möchten

00:40:08: wir weitergehen. Jetzt habe ich aber gehört, dass es doch auch Momente gab, wo Gratur Andreas

00:40:15: ein bisschen unsicher war. Ist das der richtige Weg? Könnte man es vielleicht kalte Füße nennen?

00:40:22: Was ist da passiert an der Stelle? Naja, wir hatten ja diese zwei Jahre Vorbereitung und letztendlich

00:40:31: muss man sagen, sind diese zwei Jahre Vorbereitung Theorie. Man redet über Theoretisches, was

00:40:36: wäre wenn, was könnte sein und wie könnte sich das entwickeln. Und dann fuhr es halt plötzlich

00:40:43: konkreter. Und ich habe dann auch an diesem Abend gedacht, ja, kann ich mir vorstellen,

00:40:48: grundsätzlich erstmal. Ich habe gesagt, ja, würde ich gerne mal kennenlernen und schauen,

00:40:54: wohin es geht. Und dann wurde es ja auch da immer konkreter und letztendlich ist man irgendwann

00:41:01: an dem Punkt, wo man sagen muss, ja, quasi wir wollen dieses Kind aufnehmen und da sind wir

00:41:09: vielleicht wieder bei der Kaufausanologie, die du vorhin schon aufgebracht hast. Ein Kind

00:41:13: aufnehmen heißt nicht, gibt dann nach zwei Wochen zurück, weil ich sage, ah, nee, weil

00:41:16: es doch nix, hier bitte schön, kann sie wieder haben, das ist eine Entscheidung, die ja doch

00:41:21: schon sehr langfristig tragend ist, also die nächsten 10, 15, 20 Jahre. Und da hatte ich

00:41:28: plötzlich ganz schön Respekt vor dieser Entscheidung. Und ich finde das völlig normal. Ich

00:41:33: glaube, das habe ich auch direkt gesagt. Also das kenne ich auch leibliche Eltern, wenn der

00:41:36: Schwangerschafts-Positiv ist, dass man denkt, oh, verdammt, wie bin ich auf diese Idee gekommen?

00:41:41: Ich hatte doch vorher ein schönes Leben. Und ich finde, dass unabhängig vom Pflegekind da sein

00:41:47: normal, normal ist immer so ein lobes Wort, aber völlig nachvollziehbar, dass man da am Anfang

00:41:53: so denkt, oh, verdammt, mein Leben ändert sich, will ich das wirklich? Und das ist,

00:41:58: ich fand das total sympathisch, dass ihr das dann auch sofort zurückgemeldet habt. Und da habe ich

00:42:03: gedacht, wow, die möchte ich auch weiter begleiten, wenn das Kind da ist. Also ich glaube, das war

00:42:08: so der Moment, wo ich gedacht habe, dass, wie ich euch in der Vorbereitung kennengelernt habe,

00:42:13: bestätigt sich gerade. Also dass ihr wirklich auch sagt, wir möchten unser Leben zur Verfügung

00:42:20: stellen und dafür sagen wir wirklich ehrlich, was bei uns los ist. Und das fand ich, also dafür

00:42:25: kann ich mich nur bedanken. Das war total hilfreich für mich. Und genau, hat mir meinen Job leicht

00:42:31: gemacht. Ja, ich glaube, es ist einfach ganz wichtig, auch für das Kind. Also wenn das keine

00:42:38: feste und sichere Entscheidung ist, dann merkt das das Kind früher oder später auf jeden Fall.

00:42:44: Was hat dir denn geholfen, um wieder sicherer zu werden und zu sagen, ja, wir machen das?

00:42:50: Ich habe Gespräche geführt mit Familie, mit Freunden und Freunden und gefragt, ja, wie war

00:42:59: das bei euch? Habt ihr darüber Gedanken gemacht? Da kam zum Teil die Antworten, wir haben uns

00:43:02: keine Gedanken gemacht, das war einfach so oder das war irgendwie selbstverständlich. Ich denke

00:43:07: an das Gespräch mit meinem Papa, der sagte, nee, das war damals einfach so, dann macht man sich

00:43:12: keine Gedanken darüber, das gehört dir dazu. Und dann denke ich, okay, gut, das ist auch eine Art und

00:43:16: Weise. Dann gab es sie, also ich habe mehrere Gespräche gefühlt und ich habe uns da nie ein

00:43:20: großes Gedanken über, wo ich dachte, okay, dann habe ich aber doch noch Leute mit Leuten gesprochen,

00:43:26: die sagen, ja, wir haben uns auch Gedanken darüber gemacht. Ich habe einen guten Freund von mir

00:43:29: gesprochen, der hat das Ganze nochmal aus der pädagogischen Theorie Perspektive durchdacht

00:43:36: und da dachte ich, ja, das klingt total, das klingt evi-logisch und da schön, dass andere Leute

00:43:41: auch diese Gedanken haben oder anschein, ja, vor dieser Frage standen und dass das nicht

00:43:48: völlig unnormal ist oder dass das vielleicht nicht auch ein schlechtes Zeichen hätte, ja,

00:43:51: ein schlechtes Zeichen sein könnte. Ich sage, woher diese, dass ich diesen Gedanken habe,

00:43:55: heißt vielleicht, dass das gar nicht die richtige Idee wäre und wir das eigentlich besser lassen

00:43:58: sollten. Und da finde ich hilft es dann, wenn andere Leute sagen, nee, das haben wir auch schon

00:44:02: gehabt und das gehört irgendwie auch ein Stück weit dazu. Ich habe gerade jetzt noch an den

00:44:07: Spruch von eben gedacht, habt ihr euch das gut überlegt? Ja, aber sowas von. Über 2,5 Jahre,

00:44:14: wahrscheinlich wesentlich länger als die meisten aller Eltern. Wie ging es denn dann weiter? Dann

00:44:20: kam es zu dieser Anbahnungsphase, das heißt, ihr habt das Kind nach und nach näher kennengelernt,

00:44:27: wie war das bei euch? Genau, also erst mal ist nach dem ersten Treffen, das wir hatten,

00:44:32: nochmal wieder eine Woche ins Land gegangen, wo wir dann auch nochmal überlegen sollten,

00:44:37: wollte er da jetzt weiter drin einsteigen in den Prozess oder nicht und da haben wir gesagt,

00:44:41: ja, wollen wir und dann haben wir am Anfang so zweimal die Woche da für zwei, drei Stunden überhaupt

00:44:49: um ihn mal kennenzulernen, damit er uns überhaupt mal wahrnimmt in dem Sinne. Und mal waren wir

00:44:56: zu zweit da, mal waren wir alleine da, je nachdem wie es auch mit unserer Buchstätigkeit so zusammen

00:45:00: passte. Und dann hat sich das mit auf der Eur gesteigert, dann waren wir dann irgendwie nicht

00:45:07: mal nur zwei Stunden da, sondern waren wir irgendwann vier Stunden da, dann waren wir irgendwann mit

00:45:10: ihm auch mal draußen eine Runde spazieren, alleine ohne die Bereitschaftspflegemutter,

00:45:15: dann waren wir auch nicht mehr nur zweimal die Woche da, sondern irgendwann waren wir dreimal die

00:45:22: Woche da, irgendwann waren wir viermal die Woche da, irgendwann am Ende waren wir fünf, sechs mal die

00:45:26: Woche da, irgendwann war er dann auch mal, haben wir ihn morgens abgeholt und sind zu uns gefahren

00:45:31: oder haben wir noch nachmittags abgeholt und haben ihn damit zu uns genommen, damit er hier

00:45:35: das schon mal kennenlernt und haben ihn dann abends zurückgebracht, haben ihn dann nochmal

00:45:40: ein Buch vorgelesen, haben ihn dann jetzt mitgebracht und sind dann wieder gefahren und haben ihn dann

00:45:45: manchmal am nächsten Tag nachmittags wieder abgeholt und das gleiche dann wieder gemacht. Und

00:45:49: das hat sich dann insgesamt über ungefähr drei Monate, vier Monate, 16 Wochen, hat sich über

00:45:57: vier Monate, das hat sich dann insgesamt über, ja, vier, von Februar bis Ende Mai, ist das am

00:46:03: Ende, Februar, ja, stimmt. Also insgesamt hat sich es am Ende so über drei Monate gestreckt.

00:46:10: Dazu muss man wissen, dass der Sohn von Andreas und Magnus quasi von Beginn an, also am zweiten,

00:46:17: dritten Tag nach seiner Geburt in die Bereitschaftspflegefamilie gezogen ist und sich da halt auch

00:46:21: wirklich gebunden hat und jetzt sind wir wieder beim Bindungstyp auch sicher gebunden war. Das heißt,

00:46:25: es war für uns von Anfang an klar, wir müssen diese Bindung nicht lösen, aber wir müssen eine

00:46:31: gleichwertige Bindung oder Beziehung zumindest erst mal am Anfang schaffen zwischen Andreas,

00:46:37: Magnus und ihrem Sohn oder ihrem zukünftigen Sohn, wobei das war relativ schnell euer Sohn,

00:46:42: also gefühlt und für mich auch. Und da wussten wir, es wird ein längerer Prozess werden für alle

00:46:48: Beteiligten, nicht nur für das Kind, sondern auch für die abgebenden Bereitschaftspflegeeltern,

00:46:52: die eben dieses Kind auch wirklich in ihr Herz geschlossen hatten und sehr geliebt haben und

00:46:58: trotzdem auch wussten wir werden ihn wieder abgeben. Und ich glaube, das war uns sehr klar am Anfang.

00:47:03: Ich war bei den Treffen ja nicht dabei. Ich glaube, bei einem Treffen war ich mal mit dabei, aber wir

00:47:07: standen immer im Kontakt und damit ich halt auch weiß oder angeschlossen bin und weiß, wie geht es

00:47:13: euch damit? Gibt es irgendwelche Störungen auf irgendeiner Ebene? Gibt es irgendwas, wo ihr Fragen

00:47:17: habt oder wo ihr sagt, das geht so schnell, das geht so langsam? Und das glaube ich war ganz gut,

00:47:22: dass wir da auch immer im Kontakt waren. Ja, was auch sehr, sehr sinnvoll war, wir sind auch in die

00:47:26: Anwahnung gegangen mit dem Bewusstsein, die Bereitschaftspflegeeltern und wir, wir ziehen an

00:47:32: einem Strang. Wir wollen nämlich das Beste und das Wichtigste und Schönste für unseren Sohn. Und

00:47:38: wir haben auch darüber gesprochen, ihr habt uns auch, oder du hast uns auch mal ins Gedächtnis

00:47:44: gerufen, ja, das sind jetzt Eltern, Bereitschaftspflegeeltern, die ihren, das war ja auch ihr Sohn,

00:47:51: nach zwei Jahren abgeben und ihr seid Eltern, die ihren Sohn aufnehmen und das sind zwei, das sind

00:48:01: zwei Wege, die sich kreuzen und wir waren da in diesem Weg, waren wir genau auf dieser Kreuzung

00:48:07: und das war immer auch sehr hilfreich, sich daran zu erinnern, auch die Bereitschaftspflege macht

00:48:16: alles, was sie tut, aus Liebe. So und das war, das hat immer wieder geholfen, weil natürlich wir

00:48:22: haben in diesen drei Monaten, haben wir über 4.000 Kilometer auf der Straße verbracht, weil es

00:48:27: waren immer, also zum Teil sind wir immer viermal hin und zurück gefahren, um dahin zu kommen,

00:48:33: abzuholen, wieder zurück zu fahren, wieder hinzubringen und wieder alleine nach Hause zu

00:48:37: fahren. So, und das war unheimlich viel Zeit und unheimlich viel Aufwand, aber wir wussten zu

00:48:42: jedem Moment, warum wir es machen und wir wussten, wenn wir das irgendwie vergessen sollten, dann

00:48:48: können wir Judith anrufen und dann, dann ruft sie uns das noch mal ins Gedächtnis oder eine Sprachnachricht

00:48:53: schicken und dann kriegen wir eine Antwort. Ja, ja, der Kreuzung finde ich ein gutes Bild und ich dachte

00:48:59: gerade zu dieser Sär, dass man die Weichen an der Stelle richtig stellt und das dauert einfach

00:49:03: ein bisschen Zeit gerade bei so einem gebundenen Kind wie eurem Sohn, aber dann ist es dann doch

00:49:08: irgendwann passiert und das euer Pflegesohn ist die erste Nacht hier eingezogen oder den ersten

00:49:16: Tag hier eingezogen, hat die erste Nacht verbracht, wie war es für euch? Ich glaube die erste Nacht war

00:49:21: entspannt. Ich glaube ich habe die Sprachnachricht noch von euch, die erste Nacht war. Ja, es war auf

00:49:29: jeden Fall, also es war auf der einen Seite vertraut, weil wir ihn natürlich auch schon eine Weile

00:49:34: kannten und er ja auch schon mittagsschlaf hier gemacht hat und auch schon tageweise hier zu

00:49:40: besuch war. Gleichzeitig war es natürlich irgendwie doch was völlig Neues, weil man jetzt wusste,

00:49:47: okay, den bringen wir jetzt ihm ja zurück und der bleibt jetzt hier und der bleibt jetzt hier nur

00:49:51: zwei Tage, sondern er bleibt jetzt hier dauerhaft und dann muss man sich natürlich irgendwie dann doch

00:49:58: nochmal anders in so ein Alltag reinfinden, weil jetzt hat man halt auch den gesamten Tag und

00:50:02: holt ihn nicht erst nach dem Frühstück ab und bringt ihn zum Abendessen zurück, sondern jetzt ist

00:50:07: das Gesamtpaket dabei. Heute vor vier Monaten ist die erste Nacht vorbei gewesen und als du es

00:50:15: gerade so erzählt habt, ist mir noch mal eingefallen, wie schön die Bereitschaftspflegefamilie auch den

00:50:21: Abschied gestaltet hat. Also da haben wir auch noch mal gesehen, mit wie viel Liebe unser Sohn da

00:50:26: verabschiedet wurde. Es waren alle Familienmitglieder da, wir haben gemeinsam Waffeln gegessen und

00:50:33: Andreas und ich hatten im Auto noch ein bisschen Angst, ob wir überhaupt essen können oder ob

00:50:39: wir alle weinen, aber wir konnten alle essen, weil es war für alle Menschen da am Tisch klar

00:50:45: ersichtlich, dass es gut weitergeht, dass die vergangenen Zeit gut und wichtig war und dass

00:50:51: die, dass es jetzt gut und wichtig und richtig weitergeht. Bekomme ich noch eine Gänsehaut.

00:50:56: Also muss ich noch mal sagen, es war wirklich ein Anwaltungsprozess, wo ganz viele Menschen,

00:51:02: also viele Erwachsene, nämlich die Bereitschaftspflegeelte und ihr, aber auch deren leibliche

00:51:06: Kinder, alle an einem Strang gezogen haben und ich hatte in dem Zeitraum, also ihr habt ja

00:51:12: wirklich unglaublich viel Zeit miteinander verbracht, ihr habt Feiertage zusammen verbracht,

00:51:16: etc. und ich hatte immer das Gefühl, es ist wie, es bildet sich eine Groß, also der Kreis wie

00:51:22: größer um euren Sohn herum, um dann eben hier hin zu wechseln und dieser Teil der Familie dann

00:51:28: den zu leben und das war schon echt, also wenn ihr das berichtet habt, aber auch ich habe da ja

00:51:34: auch mal Treffen von euch oder einen Treffen miterlebt, wenn die Bereitschaftspflegemutter

00:51:37: berichtet hat, das war einfach wirklich richtig schön zu sehen, wie ihr alle um dieses Kind herum

00:51:43: wart und das Kind im Blick hatte, das war schon echt schön. Von wie du gerade sagst Großfamilie,

00:51:48: also in Familien gibt es auch Reibung, es gab auch Reibung, also ich werde nicht vergessen,

00:51:54: weil du sagst, das Feiertag, vor einem Feiertag waren die Bereitschaftspflegeeltern hier und wir

00:52:00: kennen das ja so, wir haben ja eben gesagt, wir vergleichen ja auch den Erziehungsstil mit unseren

00:52:04: Geschwistern und mit denen haben wir ganz lange zusammen gelebt und das finden wir auch Sachen,

00:52:08: wo wir sagen, naja, die würden wir anders machen und die sicherlich auch bei uns und genau so

00:52:13: war es natürlich auch bei den Bereitschaftspflegeeltern, die haben auch Sachen hier gesehen, wo sie

00:52:17: dachten, okay, wenn wir bestimmen dürften, würden wir das anders machen und es gab auch den Punkt,

00:52:24: dass sie uns das gesagt haben und dann sind wir am nächsten Tag da wieder hingefahren und dann

00:52:29: öffnete die Bereitschaftspflegemutter die Tür, lachte und dachte, ich hatte kurz ein bisschen

00:52:33: Angst, dass ihr nicht kommt, aber sie lachte dabei und wir konnten auch lachen, weil das war für

00:52:42: uns alle eine Situation, die uns nahe gegangen ist, aber wir wussten halt auch, auch diese Situation

00:52:48: muss es geben, weil wir für unseren Sohn auf allen Seiten das Schönste und das Richtigste wollen

00:52:58: und dann passiert Austausch halt eben auch mal mit Reibung. Ja und ihr habt euch über einen gewissen

00:53:05: Zeitraum wildfremden Menschen so anvertraut und habt Tage und Nächte mit denen verbracht,

00:53:10: dann wirklich muss es an der Stelle reiben und vor allem, dass ihr da wirklich in die intimsten

00:53:16: Sachen des Familienlebens quasi einen Einblick erhält, dass da Reibungspunkte gibt, ist ja

00:53:24: vollkommen logisch. Ja, das ist auch nochmal wichtig. Ja, aber schön, wie ich es besprochen habe.

00:53:28: Das ist auch nochmal wichtig, wir Pflegeeltern machen unsere Wohnung transparent für das Jugendamt,

00:53:36: für den VSE und so, aber die Bereitschaftspflegeeltern, die haben ihr Haus für uns ja vollkommen

00:53:42: transparent gemacht, die haben über drei Monate hinweg, wir haben uns bei denen ständig durchs

00:53:47: ganze Haus gespielt, also wirklich, die hatten oben im Dachboden ein Spielezimmer, neben deren

00:53:53: Schlafzimmer, bis unten in den Keller, da hatten sie ein Tobi Keller und im Garten und so und das

00:53:58: haben die, da gibt es nicht viele Familien, die das so einfach sagen würden, so und das haben die

00:54:04: aber für uns getan und das auch nochmal ein großer Respekt und ein großer Dank von unserer Seite,

00:54:10: weil hätten die ab Woche zwei gesagt und übrigens ihr könnt nur hier im Wohnzimmer sein, dann wäre

00:54:17: die Anbahnung wahrscheinlich nicht so viel natürlich verlaufen, weil wir immer eingeschränkt

00:54:20: gewesen wären, aber sie haben gesagt, nee, auf geht's. Wenn hier unser Sohn dazspielen möchte,

00:54:27: dann geht mit dem mit, es ist auch wichtig, dass der Treppen läuft und dann geht es halt hoch

00:54:31: oder runter und das haben die auch wirklich, wirklich so aus Liebe getan. Und ich glaube,

00:54:37: ein entscheidender Punkt war noch so, der mir im Nachgang so in Erinnerung ist, die Entscheidung,

00:54:43: die Kontakte irgendwann nicht mehr in den Haushalt der Bereitschaftspflegefamilie durchzuführen,

00:54:48: sondern zu sagen, euer Sohn muss auch den Alltag bei euch erleben und muss hier Alltag mit euch

00:54:53: erleben und das wir dann besprochen hatten auch mit der Bereitschaftspflegefamilie, dass die Kontakte

00:54:59: vor allen Dingen bei euch im Haus stattfinden. Ich glaube, das war nochmal so der, also ich

00:55:04: kann das so, ich habe so ein Bild vor Augen, es würde die Verantwortung langsam rüberwandern

00:55:08: zu euch und das war glaube ich so ein Punkt, an dem das dann auch klar war, jetzt liegt es bei euch

00:55:15: und ihr entscheidet die vielen Punkte und ich habe da auch gemerkt, die Bereitschaftspflegemutter

00:55:19: hat dann eher nochmal Hinweise geben oder Anmerkungen oder Anregungen gegeben, aber nicht mehr Dinge

00:55:25: gesetzt, sondern hat die euch überlassen. Ja, das ist ein Prozess, wirklich ein Prozess, ein sehr

00:55:31: intensiver Prozess. Ja und jetzt lebt das vier Monate euer Pflegesohn bei euch. Beste Entscheidung

00:55:39: unseres Lebens, wirklich. Also wir haben uns, wir haben uns vor ein paar Wochen standen wir hier

00:55:46: in der Küche und da habe ich zu Andreas gesagt, also das ist die beste Entscheidung unseres Lebens

00:55:54: und dann hat Andreas genickt und gesagt, naja also die beste Entscheidung unseres Lebens war, dass wir

00:55:59: uns beide gedatet haben, dann war ich so, das war die Voraussetzung, das war der erste Stein.

00:56:08: Das spiegelt euch beide so wieder, also ich finde dieser ganze Prozess,

00:56:12: spiegelt euch beide in euren Persönlichkeiten so wieder und ja, das ist auch so typisch Magneson, Andreas.

00:56:19: Ja, wie hat sich denn seit dem euer Leben verändert? Was hat sich nicht verändert? Nein, also es hat

00:56:28: ja alles verändert, also man ganz banal erstmal hat sich bei mir verändert, dass ich jetzt in

00:56:34: Elternzeit bin, ich kannte das bis jetzt nicht, bis jetzt bin ich immer jeden Tag arbeiten gegangen

00:56:38: und dann plötzlich nicht mehr und beziehungsweise jetzt, da hat sich die Arbeit verändert, jetzt ist

00:56:44: ein Kind, das betreut werden möchte den Tag über und ich finde immer wieder spannend, ich weiß nicht

00:56:53: wie oft ich schon gedacht hatte, okay jetzt ist er angekommen, jetzt haben wir so einen Rhythmus

00:56:57: gefunden und dann ist man zwei Wochen weiter und guckt zurück und denkt sich, ne, war doch noch

00:57:01: nicht so weit, aber jetzt ist es so weit und dann zwei Wochen später denke ich wieder, naja,

00:57:05: vielleicht noch nicht, aber jetzt und das ist so ein Fond auf einem Prozess, es verändert sich einfach,

00:57:09: es verändert sich alles, der Tagesablauf, man muss sich erstmal reinfinden, wie schläft er,

00:57:16: wann schläft er, wie schläft er, schläft er genau, was tun wir nicht, ist ja auch noch mal was

00:57:24: funktioniert, was funktioniert vielleicht nicht so gut, worauf reagiert er, was macht ihm Spaß,

00:57:29: was macht ihm Spaß, was aber nicht darf, wie kann ich das verhindern, wie müssen wir vielleicht

00:57:35: unsere Wohnung auch umdekorieren oder umräumen, damit man gewisse Situationen einfach von vornherein

00:57:40: verhindert und nicht ständig nein sagen muss, dann vielleicht denkt okay, ich muss die Glaskaraffen

00:57:45: nicht auf Kinderhandhöhe deponieren, sondern vielleicht stell ich sie einfach oben in den

00:57:50: Schrank und dann packe ich unten Stiftewein, da kann noch nichts kaputt gehen. Ich finde auch was,

00:57:55: was sich also Prioritäten haben sich verändert, also vorher hatte ich nie ein Problem damit länger

00:58:01: auf der Arbeit zu bleiben, weil Andreas hat das ja verstanden. Heute läuft, wenn ich nicht mehr auf

00:58:08: der Arbeit sein muss, läuft bei mir so eine Uhr ab und ich denke jetzt verpass ich schon wieder eine

00:58:12: Minute, die ich eigentlich mit meinem Sohn und Andreas verbringen könnte. So ein ganz bildlicher

00:58:16: Vergleich ist, bevor unser Sohn bei uns in die Familie gekommen ist, war mein Handyakku am

00:58:21: Ende des Tages leer, weil ich gesurfed bin und weil ich telefoniert habe und so, heute ist es so,

00:58:28: dass ich häufig abends mein Handy ans Ladegerät stelle oder stecke und da sind dann noch 58%

00:58:35: Akku drauf, weil ich einfach, ja, ich habe wichtigeres zu tun als bei Instagram zu sein und

00:58:42: ich habe wichtigeres zu tun als 14 mal täglich bei der Tagesschau App zu gucken, was ich gerade

00:58:47: getan hat, aber ganz viele Leute haben uns vorher gesagt, geht noch einmal schön essen. Ich bin

00:58:54: auch vorher in meinem Leben jetzt nicht 26 mal im Jahr essen gegangen, sodass ich das vermissen

00:58:59: könnte. Mir hätte mal jemand sagen sollen, "Wie ist noch einmal ganz in Ruhe Zeitung oder

00:59:04: "Geh noch einmal ganz in Ruhe duschen". So, das sind Dinge, die sich total verändern. Zähne putzen,

00:59:11: auch Toilette gehen. Genau, das sind also alle Eltern, die das jetzt hören und alle Interessierte

00:59:18: Eltern, geht noch einmal ganz, ganz entspannt ins Badezimmer. Das hört dann für eine Zeit lang

00:59:23: auf. Es kommt aber auch zurück. Ja, genau, deswegen nur eine Zeitung. Und jemals kommt auch die Zeit,

00:59:29: da kommst du nicht mehr ins Badezimmer rein. Habt ihr mehrere Badezimmer? Ja. Dann lässt

00:59:36: sich das ja organisieren. Was sind so besonders schöne Momente gewesen in den letzten vier

00:59:41: Monaten? Also, ich krieg das gar nicht, wo ich anfangen soll. Also, ich finde grundsätzlich,

00:59:46: gibt es so viele schöne Momente, wenn man merkt, dass er sich hier wohlfühlt, dass er Spaß hat,

00:59:53: man tobt mit ihm rum, man singt ihm was vor und er lächelt einen an und freut sich einfach darüber,

01:00:00: dass man da ist und dass man was mit ihm unternimmt. Und ja, ich finde, wenn er zufrieden wirkt,

01:00:08: dann finde ich, ist das immer, dann ist das wunderbar mit. Und man selber auch zufrieden,

01:00:12: ist man, oder dann ist man zum Teil auch erst zufrieden. Manchmal bin ich total genervt von

01:00:17: ihm was, was er macht und dann kommt er mit so einem Widerbuch angetapst in der Hand und sagt

01:00:22: ihm wie Buch und dann weiß ich, okay, wir singen jetzt ein paar Lieder und danach ist eigentlich

01:00:26: auch alles wieder gut, weil dann sitzt er dort, strahlt einen an und freut sich, dass man zum

01:00:29: fünften Mal, was sag ich zum fünften Mal, zum fünftigsten Mal heute Fräge Jacke singt. Und

01:00:36: dann denk ich, oh, das ist doch super. Toll. Heiler des Tages abgehakt. Manchmal kommt dann noch ein

01:00:42: paar hinterher. Also, es ist wirklich schön. Ich könnte ständig Andreas und unseren Sohn beim

01:00:50: Spielen beobachten und jedes Mal, wenn ich beim Beobachten denke, wenn ich verheirate,

01:00:55: ich würde jetzt fragen, ob du mich heiraten möchtest und einen Moment, der sehr, sehr wertvoll

01:01:01: ist und ich hoffe, dass ich hier niemals vergessen werde. Da werde ich auch jetzt schon wieder

01:01:04: emotional, wenn ich den sage, ist, als ich das erste Mal gesagt habe, das ist unser Sohn.

01:01:09: Boah, das kam einfach so aus mir raus und es war so schön, weil ich da verstanden habe,

01:01:15: den Andreas liebe ich, weil er so ist, wie er ist und unserem Sohn liebe ich, weil er ist. Das hat

01:01:23: mir noch mal so eine neue Art von Liebe gezeigt. Ich dachte vorher immer, ich würde das verstehen,

01:01:28: was älterliche Liebe bedeutet und ich habe das nicht verstanden. Ich habe das, ich verstehe das

01:01:32: erst jetzt, weil es gibt noch eine so tiefe Art von Liebe, die auf, da braucht es keine

01:01:38: Gegenleistung für, die ist einfach und ich glaube, das kann, also das, ich glaube tatsächlich,

01:01:45: diese Art von Liebe ist nur Eltern vorbehalten und die sich diese Situation so häufig erleben darf,

01:01:51: dafür bin ich so dankbar und deswegen war das die beste Entscheidung unseres Lebens.

01:01:56: Das geht tief. Oh Mensch. Oh, einmal, nochmal durchatmen. Ich habe es gerade, als ich einen

01:02:08: Pflege so kurz gesehen habe, habe ich schon so ein bisschen rausgehört, habe ich schon so Ideen,

01:02:12: wer, gibt es so ein Ding Papa und Papi oder wie er euch nennt, wer ist wer und ist das überhaupt

01:02:21: schon so, also wie unterscheidet er euch? Sensibles Thema. Wir wollten beide Papa heißen, also haben

01:02:30: wir es wie alle wichtigen Entscheidungen mit Schnickschnack Schnuck gelöst. Mit Brunnen oder ohne

01:02:34: Brunnen. Ohne Brunnen. Ohne Brunnen. Fantastisch. Ja. Ich habe gewonnen. Ich bin Papi. Und ich würde ja

01:02:46: so lachen, wenn euer Sohn sich umentscheiden würde und von sich aus plötzlich Papa zu Magnus

01:02:51: sein würde und Papi zu Andreas. Weil dann ja, das könnte ja auch passieren. Aber hat er nicht,

01:02:56: also er hat jetzt vor zehn Tagen, hat er jetzt wirklich angefangen, also vorher war so wirklich

01:03:01: zu beiden Papa und vor ja einer guten Woche, zehn Tagen saßen wir bei dem Auto, unser Sohn und

01:03:11: ich und dann hat er immer wieder mich angeguckt durch den Rückspiegel und Papi gesagt und habe

01:03:17: ich natürlich reagiert und habe mich gefreut und so und ja, dann haben wir das besiegelte. Das

01:03:21: wäre meine letzte Chance gewesen. Hätte ich immer sagen können, "Hö, der Andreas ist doch gar nicht

01:03:26: hier. Der sitzt doch gar nicht im Auto." Dann hätten wir ein neues Beratungsthema gehabt. Und man sieht

01:03:34: an der Stelle der Entscheidungsprozesse laufen ab jetzt zu dritt bei euch. Ja, also ich sage jetzt

01:03:39: auch immer, das muss ich mit meinen Männern besprechen. Und das ist auch immer schön. Super,

01:03:45: ihr beiden, ich danke euch vielmals für dieses Interview, Judith, dir natürlich auch. Es hat

01:03:51: mir echt super viel Spaß gemacht, euch und eure Story zu hören und ja, vielen vielen Dank. Sehr

01:03:58: gerne. Danke. Das war das Gespräch mit den Pflegevätern Magnus und Andreas und meiner

01:04:04: Kollegin Judith Wilbert. Zum Abschluss möchte ich noch mal auf die Bindungstypen eingehen, was

01:04:10: Thema in diesem Interview war. Das Wissen um die verschiedenen Bindungstypen kann besonders in der

01:04:15: Arbeit mit Pflegekindern unglaublich wertvoll sein. Bindungstheorien, die von Psychologen wie

01:04:20: John Bowlby und Mary Ainsworth entwickelt wurden, beschreiben vier grundlegende Bindungstypen,

01:04:25: die durch die frühen Erfahrungen eines Kindes geprägt werden. Zunächst gibt es die sichere

01:04:31: Bindung. Diese entsteht, wenn Kinder lernen, dass ihre Bezugspersonen verlässlich und verfügbar

01:04:36: sind. Diese Kinder fühlen sich sicher, erkunden die Welt neugierig und wissen, dass sie immer zu

01:04:42: ihren Eltern zurückkehren können, wenn sie Schutz oder Trost brauchen. Dann haben wir die unsicher

01:04:47: vermeidende Bindung. Kinder mit dieser Bindung haben erlebt, dass ihre Bezugspersonen emotional

01:04:53: oft nicht verfügbar oder abweisend waren. Sie verinnerlichen, dass sie nicht auf Hilfe zählen

01:04:59: können und versuchen, ihre Bedürfnisse nach Nähe zu unterdrücken, um Enttäuschung zu vermeiden.

01:05:04: Sie wirken oft sehr unabhängig, aber hinter der Fassade steht oft die Angst, erneut verletzt zu

01:05:10: werden. Der dritte Typ ist die unsicher ambivalente Bindung. Diese Kinder schwanken oft zwischen

01:05:17: intensiver Nähe und emotionale Ablehnung, weil ihre Bezugspersonen mal verfügbar und dann wieder

01:05:23: abwesend waren. Sie zeigen oft Trennungsengste und sind schwer zu beruhigen, auch wenn sie wieder

01:05:29: mit der Bezugsperson vereint sind. Schließlich gibt es die desorganisierte Bindung. Diese tritt

01:05:35: häufig bei Kindern auf, die Missbrauch oder Vernachlässigung erfahren haben. Ihr Verhalten

01:05:41: ist oft verwirrend und widersprüchlich, da ihre frühere Bezugsperson eine Quelle von Angst und

01:05:46: Unsicherheit war. Für Pflegekinder, die oft schwierige Erfahrungen gemacht haben, ist das Wissen

01:05:52: um diese Bindungstypen besonders wichtig. Jedes Kind bringt seine eigene Bindungsgeschichte mit.

01:05:58: Manche haben bereits vertrauenene Erwachsene verloren, andere haben intensive Verlustängste.

01:06:04: Pflegeeltern stehen oft vor der Herausforderung, eine sichere Bindung von Grund auf neu aufzubauen.

01:06:09: Geduld, Verlässlichkeit und ein liebesvolles Umfeld sind hier entscheidend, um das Kind zu

01:06:14: unterstützen und ihm eine neue emotionale Sicherheit zu geben. Uns ist es wichtig, dass Pflegeeltern um

01:06:21: solche psychologischen Theorien wissen, denn so können sie sich ein bestimmtes Verhalten im Alltag

01:06:26: besser erklären und darauf empathisch eingehen. Auch wenn das Kind in den ersten Lebensjahren

01:06:31: schwierige Bindungserfahrungen gemacht hat, gibt es immer die Möglichkeit, Vertrauen wieder

01:06:35: herzustellen und eine sichere Bindung aufzubauen. Das Leben mit Pflegekindern ist häufig eine

01:06:41: große Aufgabe, aber sie ist auch eine immense Chance, einem Kind den Weg in eine stabile Zukunft

01:06:47: zu ebnen. Ich sage danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal, euer Stefan Such.

01:06:52: Netzwerk Pflegefamilien, der Podcast.

01:06:59: [Musik]

01:07:02: [Musik]

01:07:04: THANK YOU!

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