Ein Platz für besondere Kinder - Einblicke in eine SPLG

Shownotes

In dieser Folge des Podcasts Netzwerk Pflegefamilien dreht sich alles um Sozialpädagogische Lebensgemeinschaften (SPLGs). SPLGs sind Lebensorte, die Kindern und Jugendlichen mit belastenden Erfahrungen ein neues Zuhause bieten. Was SPLGs auszeichnet und wie sie den Alltag der Kinder bereichern, erzählt Christine, die seit vielen Jahren eine solche Einrichtung leitet. Gemeinsam mit Claudia Meures vom VSE sprechen wir über Sicherheit, Geborgenheit und bedürfnisorientierte Ansätze. Diese Themen sind nicht nur für SPLGs, sondern für alle Pflegefamilien interessant. Viel Spaß beim Zuhören!

Wenn ihr Interesse habt, selber eine SPLG zu gründen, dann erfahrt ihr auf unserer Homepage mehr: www.netzwerk-pflegefamilien.de

Transkript anzeigen

00:00:00: Christine, Claudia, schön, dass ihr heute meine Gäste seid.

00:00:04: Christine, magst du dich vielleicht zuerst einmal kurz vorstellen?

00:00:07: Ja, gerne. Ich bin Christine und ich bin SBLG, das heißt ich arbeite in einer sozialpädagogischen

00:00:13: Lebensgemeinschaft und wir haben ein Pflegekind bei uns aufgenommen. Der wohnt jetzt schon

00:00:19: 13 Jahre bei uns und ja.

00:00:22: Ich freue mich zierisch auf dieses Thema. Neben dir sitzt Claudia Meureros, das ist

00:00:28: deine Beraterin. Auch Claudia, magst du dich einmal kurz vorstellen?

00:00:33: Na klar, gerne. Also mein Name ist Claudia Meureros. Ich arbeite jetzt seit 12 Jahren

00:00:38: als Fachberaterin für Sozialpädagogische Lebensgemeinschaften hier im Netzwerk Pflegefamilien

00:00:45: und seit vielen Jahren inzwischen eben auch mit Christine zusammen und habe die Ehre,

00:00:53: die inzwischen einen jungen Mann, der schon bei 16 Jahre alt wird, durchs Leben begleiten

00:00:59: zu dürfen.

00:01:00: Super, Christine, wenn du Leute kennenlernst, man trifft sich irgendwie keine Ahnung auf

00:01:05: einer Party oder irgendwie willemfest und man spricht irgendwie darüber, was man so

00:01:10: beruflich macht und dann sagst du ja, ich bin Sozialpädagogische Lebensgemeinschaft.

00:01:15: Dann kommen wir wahrscheinlich erst mal viele Fragen und wie löst du diese Fragen auf?

00:01:20: Was ist eine SPLG, eine sozialpädagogische Lebensgemeinschaft?

00:01:23: Ja, das ist eine sehr gute Frage. Es kommt immer ganz drauf an, wie die Menschen fragen

00:01:29: und ob sie mir die Zeit dazu geben, in dieser Frage auch darauf zu warten, dass die Antwort

00:01:35: auch nicht kurz und knapp ist, sondern das ist auch nicht einfach so schnell zu beantworten.

00:01:40: Ja, was antworte ich? Also es ist einerseits Familie, man lebt in der Familie mit seinen

00:01:47: eigenen Kindern und hat aber dann ein Kind in der Familie aufgenommen, das aber kein

00:01:53: normales Pflegekind ist, wie man dann so sagen würde, weil wenn man sagt, man ist Pflegemutter,

00:01:58: dann kommt die Frage nämlich oftmals nicht. Damit geht man dem aus dem Weg und sagt,

00:02:02: wir haben ein Pflegekind und dann braucht man es nicht erklären, wenn man aber sagt,

00:02:06: wir sind SPLG. Selbst wenn ich Sozialpädagogische Lebensgemeinschaft sage, fragen dann alle,

00:02:14: was heißt das denn? Kann man das ganz schnell, manchmal kurz fassen, wenn man sagt, es

00:02:19: ist ähnlich wie eine Pflegefamilie, nur dass wir das professionell machen, dass wir eine

00:02:24: Einrichtung sind und die meisten sind dann damit zufrieden.

00:02:28: Klaudia, jetzt kam gerade diese Stichvorzer, man nimmt ein Kind auf, so in etwa wie eine

00:02:35: Pflegefamilie, aber man ist auch gleichzeitig eine Einrichtung. Was hat das damit genau auf sich?

00:02:41: Ja, also schnell beantwortet, ist es eine Jugendhilfe-Einrichtung nach dem SGB VIII, also dem

00:02:48: Kind und Jugendhilfegesetz, nach dem wir auch arbeiten, ist es eine Einrichtung nach § 34

00:02:57: und damit eben eine andere Gesetzesgrundlage als eine Pflegefamilie. Und die Ansprüche,

00:03:03: die an eine sozialpädagogische Lebensgemeinschaft gestellt werden, sind im Grunde genommen genau

00:03:08: die gleichen wie an einem Wohngruppe der Jugendhilfe. Das heißt, dass die Menschen, die eine SPLG

00:03:16: eröffnen wollen, Fachkräfte sein müssen, pädagogische Fachkräfte. Bei uns sind das

00:03:21: Aziah, Aziahinnen, Sozialpädagoginnen, Sozialpädagoginnen, Halbpädagoginnen sind dabei, ein

00:03:29: Halbpädagoge, also eine relativ große Vielzahl von verschiedenen pädagogischen Fachgruppen.

00:03:38: Und das ist eben auch eine der Bedingungen, die erfüllt werden müssen, um eine Sozialpädagogische

00:03:44: Lebensgemeinschaft eröffnen zu dürfen. Und dann, wenn wir wissen, okay, Fachkräfte

00:03:50: sind es schon mal, dann können wir im Prinzip nach allen anderen Dingen gucken, die wichtig

00:03:55: sind, um eine Betriebserlaubniserteil zu bekommen. Da spielt ja Wohnraum eine große Rolle, da

00:04:03: spielt der Brandschutz eine Rolle, Berufserfahrung, das ganze Umfeld der zukünftigen SPLG. Ja,

00:04:11: also das sind so verschiedene Dinge, die da eine Rolle spielen. Und wenn die alle erfüllt

00:04:16: sind, haben wir als Träger die Möglichkeit, eben eine Betriebserlaubnis für die SPLG zu

00:04:21: bekommen. Also ich glaube an diesen Formalien merkt man schon, dass das halt keine Pflegefamilie

00:04:26: ist, sondern wirklich dieses, auch eine Betriebserlaubnis, das müssen quasi Formalien erfüllt werden,

00:04:34: die wesentlich höher sind als bei einer Pflegefamilie, genau. Und du bist Beraterin von diesen

00:04:39: SPLGs. Was ist denn dann deine Rolle und deine Aufgabe dabei?

00:04:43: Naja, zum einen ist es die Aufgabe, dass wir erstmal versuchen, Fachkräfte zu finden,

00:04:50: die gerne eine sozialpädagogische Lebensgemeinschaft eröffnen werden. Das heißt, wir versuchen

00:04:56: schon, diese Möglichkeiten der Berufsaussügung erstmal bekannt zu machen. Und das gehört

00:05:02: auch, ist eines der Aufgabenfelder sozusagen, die wir bespielen. Und gibt es Menschen, die

00:05:08: sich für diesen Bereich interessieren, dann ist es unsere Aufgabe, die zu informieren.

00:05:14: Und wenn sie beim Ball bleiben, dann auch vorzubereiten auf die Tätigkeit. Das nimmt

00:05:19: bei uns schon auch ein Großteil der Arbeitszeit in Anspruch, weil uns das enorm wichtig

00:05:26: ist, diese Zeit des Kennenlerns auch zu nutzen, dass die zukünftigen SPLGs uns kennenlernen,

00:05:34: uns als Träger, uns als Fachberater, um eine Idee davon zu bekommen, ist es das, was wir

00:05:39: gerne wollen, können wir uns vorstellen, dass da ein Vertrauensverhältnis entsteht, dass

00:05:44: wir sozusagen diese Arbeit gut machen können. Und genauso wichtig ist es für uns natürlich

00:05:49: auch zu gucken, sind das Fachkräfte, wo wir denken, ja, das ist eine gute Idee, da Kinder

00:05:54: unterzubringen, das passt. Und wir können uns auch gut vorstellen, sozusagen in die langjährige

00:06:00: Beratung einzusteigen. Bis uns das gelungen, ist die Vorbereitung gelungen, sind wir übereingekommen,

00:06:07: das ist eine gute Idee, dass wir zusammenarbeiten wollen. Und dann ist es auch eine Aufgabe,

00:06:14: passende Kinder zu finden, die im Prinzip zu dem, was die SPLG anbietet, auch passen.

00:06:23: Denn das Angebotsspektrum ist schon relativ breit, je nachdem, auch welche berufliche Orientierung

00:06:31: man vorher hatte und welche Interessensgebiete man hat. Wir haben eben Menschen, die sagen,

00:06:37: wir arbeiten, würden gerne mit traumatisierten Kindern zusammenarbeiten und denen Lebensort

00:06:43: anbieten. Wir haben aber auch Menschen, die sagen, ja, die Kinder, die dürfen gerne auch

00:06:48: Behinderungen mitbringen, das würde uns große Freude machen, die Kinder zu begleiten. Also

00:06:54: da gucken wir gemeinsam aber auch mit den SPLGs, was könnte passen und die stellen wir dann

00:07:00: eben auch vor und begleiten auch die Anbahnung, die dann ansteht. Ja, und sind die Kinder da,

00:07:05: dann machen wir die Fachberatung. Das heißt, wir kommen regelmäßig in die SPLG und machen

00:07:12: Fachberatung vor Ort. Und darüber hinaus haben wir relativ viele Angebote auch für

00:07:19: die SPLGs und auch Angebote für die Kinder, die wir dann eben auch begleiten. Uns ist

00:07:26: das auch ein großes Steckenpferd. Das ist uns sehr wichtig, dass die SPLGs so breit wie

00:07:32: möglich auch begleitet werden und unterstützt. Und sie auch vernetzen, dann wahrscheinlich,

00:07:37: an der Stelle. Genau, da gehört Vernetzung dazu. Das machen wir manchmal ganz unkompliziert

00:07:44: mit gemeinsamen Frühstück, wo man sich einfach kennenlernen kann, wo man gucken kann, ah,

00:07:51: welche Nase passt mir, wo gibt's fachliche Schnittstellen, wo gibt's persönliche Schnittstellen.

00:07:57: Wir haben aber auch sogenannte kollegiale Beratung, die wir wahlweise online oder live

00:08:02: stattfinden lassen, wo wir den SPLGs die Möglichkeit geben, Themen, die sie mitbringen,

00:08:08: kollegial eben zu beraten, mit den anderen SPLG-Kollegen. Wir bieten Supervisionen an,

00:08:16: wir machen Angebote für Kinder, für die ganzen SPLGs, also Sprich, Erwachsenen und Kinder,

00:08:23: Verkehrliefer und so weiter. Also da versuchen wir relativ breites Angebot zu stricken.

00:08:29: So hört es sich auf jeden Fall an. Christina, wie war das denn bei dir damals? Wann hast

00:08:34: du zum ersten Mal von diesem Thema oder von diesem Arbeitsfeld SPLG, sonst wir haben

00:08:39: der Europäische Lebensgemeinschaften gehört und wie ist es dann dazu gekommen, dass

00:08:44: du dachtest, ja, das könnte was für mich sein?

00:08:46: Ja, also das war eigentlich schon bevor wir selber Kinder hatten, hatten wir das schon

00:08:53: von gehört und haben gesagt, wir nehmen einfach ein Kind auf in diesem Rahmen und eigene

00:09:01: Kinder kommen dann irgendwann danach. Aber das hört sich alles so schwierig an, es waren

00:09:07: auch schwierige Vorstellungen zu haben, was kommt auf uns zu und dann haben wir uns entschieden,

00:09:15: doch erst eigene Kindheit zu bekommen und haben dann einen anderen Weg gewählt und

00:09:19: ich muss dazu sagen, wir waren vorher bei einem anderen Träger, dort lief das etwas anders,

00:09:24: da wurde auch eine Anbahnung gemacht, es wurde auch geguckt, welches Kind passt in die

00:09:29: Familie, was stellt man sich vor, was kann man gut begleiten, wenn man zwei Mädchen

00:09:37: hat zum Beispiel sollte man einen Jungen aufnehmen und da habe ich mich lange geweigert, man

00:09:42: nicht, warum, ich kann doch auch einen, ja, es gab immer viel hin und her und wir haben

00:09:46: im letzten Endes gesagt, uns ist es egal, ob Junge oder Mädchen, es muss passen und

00:09:53: wir sind leider mit der Einrichtung nicht so gut konform gewesen und haben dann Gott sei

00:09:59: Dank den VSE gefunden und haben gesagt, die Reise nach Münster ist es wert, dort beim

00:10:06: VSE dazu zu gehören und wir sind sehr zufrieden mit dem wie es läuft, denn die Art der Beratung,

00:10:14: die Art des Miteinanders ist einfach eine ganz andere als wenn man bei einem Träger

00:10:20: angestellt ist und es war eine Hierarchie, die nicht so passend war in der Arbeit mit

00:10:29: so einem Kind und ja, hier ist es einfach beim VSE ganz anders.

00:10:37: Danke für diesen Werbeblock an der Stelle erstmal, was hast du denn beruflich gemacht

00:10:41: vorher?

00:10:42: Ich bin Erzieherin und Sporttherapeutin und ich habe vorher eher in dem Bereich Physiotherapie

00:10:50: für Säuglinge und Kleinkinder gearbeitet und im sportlichen Bereich bin aber von Haus

00:10:58: aus Erzieherin und habe im Wohnheim mit geistig behinderten Erwachsenen gearbeitet und ja,

00:11:07: dann war eine Sozialpädagoge, wir haben immer schon gedacht, wir geben einem Kind ein zu

00:11:12: Hause, nur den Weg, wie gehen wir den?

00:11:15: Der war noch nicht so festgelegt.

00:11:18: Hab ich es dann jetzt richtig verstanden, dass euer Pflegekind, ich denke jetzt mal Pflegekind

00:11:23: ist es ja per Definition eigentlich nicht, aber ich glaube, um den, dann müssen wir,

00:11:29: glaube ich besser, können wir besser mit umgehen.

00:11:31: Mit dem, das Pflegekind, das war schon bei euch, bevor ihr dann auch beim VSE wart,

00:11:38: oder habe ich das ganz verstanden?

00:11:39: Ja, ganz genau, der Pflegesohn war schon da und als wir dann uns auf Trägersuche gemacht

00:11:46: haben, ist der VSE bei uns vorweigekommen und wir haben ein sehr nettes Gespräch gehabt

00:11:51: und haben gehofft, dass der VSE uns nehmen würde und ja, die Vorbereitung sah dann so

00:11:59: aus, dass wir in den Gesprächen unsere Vorstellungen einfach beschrieben haben.

00:12:06: Welche Vorstellungen haben wir?

00:12:07: Was wünschen wir uns von dem Träger und was wünscht sich der Träger von uns?

00:12:12: Wie läuft die Zusammenarbeit, die Kooperation und jetzt im Endeffekt auch können wir mit

00:12:18: dem VSE gemeinsam den Weg gehen und kann der VSE mit uns gemeinsam den Weg gehen und dann

00:12:24: haben wir uns ja relativ schnell entschieden, dass wir uns das gut vorstellen können und

00:12:31: ja, der VSE auch.

00:12:33: Ist denn ja aber schon auch ein großer Switch zu sagen, ich glaube also bei Pflegeeltern ist

00:12:42: es ja dann eher Berufung, bei dir ist es ein Beruf, aber normalen Beruf, da hat man

00:12:46: irgendwann Feierabend, nach acht Stunden, wie viel auch immer, kann man das die Griffel

00:12:51: fallen, fährt nach Hause und hat dann sein Privatleben, das ist bei dir ja ganz anders.

00:12:56: Der SPLG heißt ja an sich auch 24/7 eigentlich da zu sein, kann das manchmal auch herausfordernd

00:13:05: sein an der Stelle oder war es, wie war das für dich, oder wie ist das für dich?

00:13:11: Ja, auf jeden Fall ist das herausfordernd, weil man ja wirklich nie Feierabend hat.

00:13:16: Es ist aber in der Familie oft dann auch anders zu leben, denn ich bin ja nicht alleine,

00:13:23: sondern wir haben ja noch zwei Töchter, mein Ehemann ist da, wir haben einen Hund, wir

00:13:28: sind viel auf einem Reiterhof, sodass ich sage mal viele Menschen dabei sind, die uns unterstützen

00:13:35: und wir uns auch gegenseitig unterstützen, sodass es dann auch schon ein Feierabend gibt.

00:13:41: Und mit gewissen Regeln in der Familie hilft es manchmal doch auch mal ein Feierabend zu

00:13:49: haben, wobei der kann auch mal unterbrochen werden, natürlich, klar.

00:13:53: Christina, du hast es gerade gesagt, du hast einen Mann, du hast zwei Kinder, wie erlebst

00:13:59: du denn dieses Zusammenleben der unterschiedlichen Kinder miteinander und vor allem dein Viergesohn,

00:14:09: der hat ja auch besondere Bedürfnisse hat, wie ist euer Zusammenleben, wie ist euer Alltag?

00:14:14: Ja, sehr bunt, sehr interessant.

00:14:18: Ich sag mal so, wir haben zwei Mädchen, die sehr, sehr ruhig sind, natürlich auch lebendig,

00:14:27: aber die relativ leicht zu führen waren oder auch immer noch sind, die sind zwar schon

00:14:33: groß, aber da hatten wir nie so Schwierigkeiten, Erziehung als Erziehung zu nehmen, zu sagen,

00:14:41: was ist doch ganz einfach.

00:14:43: Man kümmert sich, die Kinder geben es zurück, wir sind eine Familie harmonisch, wenig Streite

00:14:50: rein, wenn es dann auch mal Zicke rein gibt, was bei Mädchen dann ja vielleicht mal sein

00:14:54: kann, aber insgesamt recht entspannt.

00:14:59: Und dann kam unser Pflegesohn, er war damals dreieinhalb, war dann ja auch sehr niedlich

00:15:06: und hat sich dann ja auch in der ersten Zeit sehr eingefügt und wenn er dann, als er sich

00:15:13: dann zu Hause gefühlt hat, kam dann die Problematik dann zum Vorschein und das war schon sehr

00:15:19: herausfordernd, unseren Kindern gegenüber zu zeigen, dass seine Wut, seine Sorge, seine

00:15:26: Sorgation, seine Ängste, die ja eigentlich im Vordergrund standen, da sind und wir jetzt

00:15:31: einen Weg finden müssen damit umzugehen und auch unsere Mädchen damit umgehen zu können.

00:15:36: Es ist uns, Frau Mauris, vielleicht können Sie noch sagen, ist uns das gelungen?

00:15:43: Ich habe das Gefühl ja, denn unsere beiden Mädchen, immer wenn wir gefragt haben, wenn

00:15:48: es schwierig war, was machen wir jetzt mit dieser Situation?

00:15:51: Es ist schwer, ja aber dann kam die Antwort von unseren Mädchen, wie das ist doch unser

00:15:59: Bruder, also der gehört doch zur Familie.

00:16:02: Auch wenn die Situation manchmal so schwer war, dass wir unsere beiden Mädchen auch

00:16:07: mal schützen mussten, auch wenn sie deutlich älter und größer waren, aber für beide

00:16:13: Mädchen war das immer klar, der gehört jetzt zur Familie.

00:16:16: Ich glaube ja, du wuldest gerade schon Tereck gefragt, wer Christine das denn gemacht und

00:16:22: ihre Familie?

00:16:23: Ja, also die beiden Mädels sind ja jetzt inzwischen schon ja beide deutlich erwachsen und haben

00:16:30: so ihren Weg gefunden und ich würde, wenn ich da nochmal so drauf gucke, auf jeden Fall

00:16:36: sagen, dass Zusammenwachsen mit dem Pflegebruder auf jeden Fall Spuren hinterlassen hat.

00:16:44: Also ich glaube, dass die leiblichen Kinder auf jeden Fall sehr geprägt werden von dieser

00:16:53: Form der Berufstätigkeit und ich glaube, dass das in vielen Fällen viele positive Dinge

00:17:02: mit sich bringt und bereichernd ist, auch seine Eltern zu erleben, wie die sich entwickeln

00:17:08: auch mit diesen Herausforderungen und gleichzeitig ist es aber eben auch nicht immer nur schön.

00:17:14: Die Eltern teilen zu müssen, nicht viel Zeit alleine mit den Eltern zu haben, das ist

00:17:24: schon eine besondere Herausforderung und das versuchen wir schon auch immer so in diesen

00:17:28: ganzen Beratungssituationen auch mit einfließen zu lassen.

00:17:32: Seit ihre Kinder noch Kinder waren, ist da glaube ich die Aufmerksamkeit von uns Fachberatern

00:17:38: auch nochmal gestiegen auf diese Themen zu gucken.

00:17:41: Ihre beiden waren schon relativ groß, als wir dazugekommen sind, aber gerade ihre jüngere

00:17:46: Tochter, die haben wir ja schon auch dazu befragt, die hat sich da auch eingebracht,

00:17:52: die wollte auch gerne was dazu sagen, da kann ich mich gut daran erinnern, dass ihr das

00:17:56: auch wichtig war, auch für die Seite der leiblichen Kinder zu sprechen.

00:18:00: Und das fand ich ziemlich stark und da merke ich schon, das ist so der Einfluss gerade von

00:18:08: Ihnen, von Ihnen als SPLG, von Ihrem Mann auch, dass Sie einen Bewusstsein zu haben, wir

00:18:14: müssen unsere Kinder gut im Blick haben.

00:18:16: Von daher würde ich ganz vorsichtig sagen, ja es ist gelungen, ich finde Sie haben zwei

00:18:23: tolle Töchter und die sind aber sehr beeindruckt und beeinflusst, auch von den Erlebnissen,

00:18:30: die Sie hatten.

00:18:31: Oh ja, das sind die beiden.

00:18:34: Das ist alles prima oder das ist gar nicht prima, kann man nicht sagen, ich glaube es

00:18:38: muss man ein bisschen differenzierter eben betrachten.

00:18:40: Ja und was auch wichtig ist, ist wirklich auch auf die leiblichen Kinder zu gucken, denn

00:18:47: ich sage mal Frau Meuris ist ja wegen des Pflegesohns bei uns unsere Beraterin, aber

00:18:53: es gibt viele Berater, die haben dann vielleicht die leiblichen Kinder gar nicht so im Blick

00:18:57: und die gehören dann vielleicht gar nicht zur Beratung dazu, aber da merke ich immer,

00:19:04: dass wir als Familie tatsächlich noch als Gesamtfamilie immer in der Beratung mit einbliesen

00:19:12: und da fällt mir immer wieder auf, dass wenn wir mal unsere Kinder, unsere leiblichen Kinder

00:19:21: nicht so im Blick haben, wo können die sich dann ja noch hinwenden?

00:19:26: Wen haben die noch, wenn die manches an Themen haben, die die vielleicht gar nicht mit uns

00:19:30: besprechen möchten?

00:19:31: Und so kann man immer sagen, wir wissen, Frau Meuris steht noch im Hintergrund, ist jeder

00:19:37: Zeit dann auch ansprechbar und uns war es auch wichtig therapeutisch dann nochmal zu

00:19:43: gucken, dass wir den Mädchen therapeutisch sozusagen als Familientherapeut jemand an

00:19:50: die Hand geben zu sagen, wenn es irgendwelche Probleme gibt, die ihr vielleicht gar nicht

00:19:55: mit uns besprechen möchtet, sondern mit jemand anderem außenstehenden, gibt es die Möglichkeit,

00:20:02: diesen Therapeuten oder diese Therapeuten aufzusuchen und ja, ich würde sagen, das fällt unterschiedlich

00:20:09: aus.

00:20:10: Unsere eine Tochter hat es wahrgemacht, die ist einfach so, dass sie sagt, ja, ich nehme

00:20:15: die Hilfe an und bei unserem größeren, die sagt, ich bruch das nicht, die war weit genug

00:20:20: weg vielleicht, die war ja auch schon 14 und dass sie sagt, nein, alles gut, ich brauche

00:20:27: jetzt keinen, mit dem ich noch drüber sprechen kann, all das, was so ist, reicht es mir.

00:20:32: Also ich sage mal den Blick auf die leiblichen Kinder zu behalten, ist glaube ich manchmal

00:20:40: schwierig, wenn man ein Kind hat, das sich so in den Vordergrund bringt aufgrund seiner

00:20:44: Auffälligkeiten.

00:20:45: Das glaube ich gern.

00:20:48: Ich habe, ich weiß gar nicht, ob du das gerade schon angespielt hast, dass wir die leibliche

00:20:57: Tochter, die Jüngere mal befragt haben, das haben wir ganz explizit bei vor einigen

00:21:02: Jahren bei unserem 25-jährigen Jubiläum gemacht.

00:21:05: Das ist jetzt, ich glaube, sechs Jahre her in etwa und genau, da war da die Jüngere Tochter

00:21:12: da und hat einen Statement gegeben im Rahmen eines großen Vortrags von Klaus Wolf, der

00:21:17: immer wieder unterbrochen wurde von den einzelnen Beteiligten, weil es uns an der Stelle auch

00:21:22: wichtig war, alle Beteiligten zu hören und die Perspektive von leiblichen Kindern, da

00:21:28: hat deine Tochter ein, wie ich finde, wunderbares Statement gegeben, was wir uns jetzt gerne

00:21:34: nochmal anhören.

00:21:35: Ich lebe mit meiner Familie in Osnabrück und habe seit sieben Jahren ein Pflegebuder.

00:21:40: Als ich zehn Jahre alt war, so alt wie er jetzt ist, erzählten unsere Eltern meiner Schwester

00:21:46: und mir von der Idee ein Kind aufzunehmen.

00:21:48: Sie erklärten uns auch, warum es mit einem Pflegekind auch mal schwieriger werden könnte,

00:21:53: auch wenn zumindest ich mir darunter noch nicht so viel vorstellen konnte.

00:21:57: Wir durften mitreden und mitentscheiden und haben uns letztendlich dafür entschieden.

00:22:01: Dann haben wir uns als sozialpädagogische Lebensgemeinschaft beworben, um ein kleines

00:22:06: Mädchen aufzunehmen.

00:22:07: Doch es kam die Frage, ob wir auch ein Junge aufnehmen könnten, denn ein dreieriger kleiner

00:22:12: Junge suche ein neues Zuhause und würde bald ins Kinderheim kommen, wenn sich keine Familie

00:22:17: fühlen fände.

00:22:18: Auch bei dieser Entscheidung durften wir mitentscheiden.

00:22:21: Und obwohl ich mir schon immer eine kleine Schwester gewünscht habe, entschied ich mich

00:22:24: auch diesmal dafür.

00:22:25: Das war eine ganz schön große Entscheidung für eine zehnjährige, denke ich heute.

00:22:29: Und zwei Entscheidungen, die mein ganzes Leben verändert haben.

00:22:33: Und dann kam der Tag.

00:22:35: Der Tag, ich kann mich noch genau daran erinnern.

00:22:37: Es war ein ganz normales Treffen, wie die anderen davor auch.

00:22:41: Doch als es später wurde, fragte die Bereitschaftsstegemutter ihn, ob er nicht gerne bleiben würde.

00:22:46: Ganz spontan.

00:22:48: Einfach so.

00:22:50: Die Bereitschaftsstegemutter holte seine Sachen, nachdem er sich dafür entschied.

00:22:55: Und dann war sie auch schon weg.

00:22:58: Ganz spontan.

00:23:00: Es war alles neu und ich wusste immer noch nicht, was ich fühlen sollte.

00:23:04: Weil es vorher nur kurze Besuche waren, wusste ich nicht, wie es jetzt werden würde.

00:23:09: Es fühlte sich so surreal an, als würde er jeden Moment wieder abgeholt werden.

00:23:14: Aber es vergingen Tage und Wochen.

00:23:17: Und als wir im Sommer 2012 das erste Mal zusammen in den Urlaub fuhren, war es für mich klar,

00:23:21: dass er für immer in unserer Familie bleiben würde.

00:23:23: Und auch wenn es immer wieder Höhen und Tiefen gibt, kann ich sagen, dass die Entscheidung

00:23:29: die richtige war.

00:23:30: Und auch wenn er manchmal anstrengender ist als viele andere Kinder, ist er trotzdem

00:23:34: ein liebenswürdiger, kleiner Junge und ist und bleibt mein Bruder.

00:23:37: Danke.

00:23:38: Erst mal, wie fühlt sie das an, so dieses Statement fast sechs Jahre später noch einmal

00:23:47: zu hören und zu sehen?

00:23:49: Ja, sechs Jahre.

00:23:52: Ich wundere mich, dass das schon so lange wieder her ist.

00:23:54: Aber ich würde sagen, Maya würde dasselbe noch einmal so sagen.

00:24:00: Da würde sich nichts dran ändern.

00:24:02: Auch wenn jetzt die letzten sechs Jahre sehr turbulent waren, würde sie das sicherlich

00:24:08: genauso wiederholen.

00:24:09: Ich bin mir ziemlich sicher.

00:24:12: Ich fand das ganz spannend, wie sie es erzählt hat.

00:24:18: Auf einmal war er da und der erste Urlaub und so, kannst du dich noch an diese Zeit

00:24:23: erinnern und wie war das für dich?

00:24:25: Ja, es war der erste Urlaub.

00:24:28: Genau, das war relativ schnell.

00:24:30: Er kam im Sommer zu uns, Anfang Sommer und dann waren, glaube ich, nur zwei, drei Monate

00:24:36: bis der Urlaub kam.

00:24:37: Sie sagte, das war zu real.

00:24:40: Ja, war wirklich so.

00:24:41: Man steht morgens auf und denkt, da ist noch jemand.

00:24:46: Der war gestern noch nicht da.

00:24:49: Wir wussten ja auch gar nicht, ob er nachts überhaupt schläft, weil es wurde uns gesagt,

00:24:55: er schläft nachts durch.

00:24:56: Wir haben nachts dann eigentlich nichts gehört und haben auch immer gedacht, dass er schläft.

00:25:01: Aber leider war das nicht so.

00:25:03: Er hat nachts immer mit Angst im Bett gesessen.

00:25:07: Das haben wir aber erst eine Zeit lang später gemerkt, weil man ist immer leise über den

00:25:18: Flur, hat mal so reingeguckt und dachte, man er schläft.

00:25:22: Aber es war kein Schlafen.

00:25:24: Es war Wachen.

00:25:25: Das hat uns schon sehr große Sorgen gemacht, zu sehen, dass er nicht schläft.

00:25:32: Ich meine, stellt man sich mal vor, man hat zwar gesagt, ich werde jetzt hier bleiben,

00:25:39: als die Bereitschaftslegemutter ihn dargelassen hat.

00:25:43: Er war auch so tagsüber ganz lustig.

00:25:46: Aber man merkte, eigentlich ist er gar nicht so da, wo er jetzt ist, sondern die Angst

00:25:54: war riesengroß.

00:25:55: Und das hat uns sehr viel Sorge bereitet, zu sehen, dass er keine ruhige Minute hat,

00:26:02: wo er auch schlafen kann.

00:26:04: Und ja, der erste Urlaub kam dann, dann war es etwas anders, weil wir mit unserem Pauvibus

00:26:12: unterwegs waren.

00:26:13: Alle in einem Bus zu fünft.

00:26:16: Und das ist natürlich dann sehr eng, wo wir uns überlegt haben, geht es überhaupt.

00:26:22: Schaffen wir das, schafft er das so eng beieinander.

00:26:25: Und ich würde sagen, nach diesem Urlaub war so ein Weg, gebahnt, dass wir sagen, so

00:26:33: jetzt kann er sich etwas sicherer fühlen.

00:26:35: Er weiß, wie man immer da, er hatte immer alle bei sich.

00:26:39: Und das hat ihm die Sicherheit gegeben.

00:26:41: Und ich glaube, dass solche Urlaube so eng beieinander alle zusammenschweißt.

00:26:49: Auch wenn es natürlich dann auch mal schwierig war.

00:26:52: Aber insgesamt würde ich sagen, würde ich das genauso wieder tun.

00:26:57: Ja, und man lernt sich an der Stelle auch gut kennen, dass Kind gut, kann het ja auch

00:27:04: sein können, dass man merkt, das funktioniert gar nicht.

00:27:07: Und das Kind braucht, kann man auch mehr, mehr Abstand.

00:27:12: Und das ist viel, das Bindungsangebot, was man da gibt, ist viel zu eng.

00:27:16: Claudia, wie erlebst du das aus deiner alltäglichen Praxis?

00:27:21: Wie ist das mit Kindern, die gerade solche traumatischen Erfahrungen gemacht haben?

00:27:25: SPL-Kindern gab es ja mitunter, vielleicht auch schon häufiger Beziehungsabbrüche,

00:27:32: dass die Fletsche vorhin in der Pflegefamilie gewesen sind.

00:27:35: Das ist wahrscheinlich so unterschiedlich wie das Leben selbst.

00:27:38: Wie bekommt man so eine erste Beziehung, so ein erstes Kennenlernen?

00:27:43: Was ist an der Stelle hilfreich?

00:27:44: Schweint Error oder gibt es noch andere Methoden?

00:27:47: Ja, ich musste gerade ein bisschen schmunzeln, als Christine davon erzählte, dass die dann

00:27:54: so schnell in Urlaub gefahren sind.

00:27:56: Das ist eigentlich immer was, wovon wir eher abraten.

00:27:59: Das war ein Risiko, ja.

00:28:02: Ja, und trotzdem sind die Dinge manchmal so, wie sie sind und die laufen so, wie sie sind.

00:28:07: Und ich finde, das ist ja auch die Chance, die Sozialpädagogische Lebensgemeinschaften

00:28:12: bieten, dass man ein Stück ausprobieren kann.

00:28:15: Und was dann für uns immer wichtig ist, es gemeinsam zu besprechen, was passiert, wenn

00:28:24: was passiert.

00:28:25: Also, was sind Anzeichen für, das ist zu nah, das ist zu viel, das ist zu eng und dass

00:28:34: man guckt, was gibt es da für einen Plan B?

00:28:37: Und da würde ich sagen, es ist gerade bei Ihnen die Flexibilität über die vielen

00:28:44: Jahre extrem viel herausgefordert worden.

00:28:47: Und Sie haben immer viele Ideen gehabt, wie man Situationen retten kann, wie man damit

00:28:54: einen Umgang finden kann.

00:28:55: Und das wäre sicherlich auch so gewesen bei diesem ersten Urlaub.

00:28:59: Wichtig ist, dass man dann den Weg zurückweist.

00:29:03: Und darum ja auch mobil sein und sagen, wenn wir merken, morgen müssen wir zurückfahren,

00:29:10: weil es so nicht funktioniert, dann ist das der Weg.

00:29:13: Und den muss man sich auch vor Augen halt und sagen, ja, das ist ein Risiko gewesen

00:29:19: zu fahren.

00:29:20: Aber genau das ist es ja herauszufinden, was für einen Bedarf hat dieses Kind?

00:29:28: Nähe, Distanz, ist immer ein großes Thema gewesen.

00:29:32: Ja, und unser Bus hat uns dann einfach gefahren.

00:29:36: Und wenn wir gemerkt hätten, geht so nicht, dann es war allen bewusst zu sagen, dann fahren

00:29:42: wir wieder nach Hause.

00:29:43: Dann ist das so.

00:29:44: Dann verbringen wir den Urlaub im Garten und machen es uns da schön.

00:29:50: Aber ich glaube dadurch, dass die beiden Mädchen sich so eingebracht haben, mit ihm

00:29:56: so viel gespielt haben und präsent waren, dass hat so funktioniert.

00:30:01: Und dieser Bus hat ja im Laube der vielen Jahre eine große Rolle bei ihnen gespielt,

00:30:08: als Rückzugsort, als sicherer Ort?

00:30:12: Deutlich besser als wenn wir im Hotel gewesen wären.

00:30:15: Ja, wir haben zwischendurch mal Urlaube versucht, Ferienhaus, Urlaube.

00:30:22: Es war immer die Unsicherheit.

00:30:24: Jetzt bin ich hier, lassen die mich hier.

00:30:27: Wo schlafe ich, in welchem Bett schlafe ich?

00:30:30: Es ist anders.

00:30:31: Und in dem Bus wusste er, das ist mein Bett, da schlafe ich und ob das morgen da oder da

00:30:37: ist, aber es ist mein Zuhause und das nehmen wir wieder mit.

00:30:40: Und sicherlich wäre es vielleicht, wenn wir ein anderes Kind aufgenommen hätten, dass

00:30:46: die Enge nicht hätte haben können, wäre es ein anderer Urlaub gewesen.

00:30:50: Dann hätte man sagen müssen, gut, dann fahren wir keine Ahnung.

00:30:54: 500 Meter in den Wald und gehen dort spazieren, dann wäre das ein Urlaub.

00:31:00: Also das muss man einfach individuell gestalten.

00:31:04: Ja.

00:31:05: Und beim Thema Urlaub fallen mir so viele Anekdoten ein, die sie betreffen.

00:31:12: Also unter anderem auch und das fand ich immer so beeindruckend und einleuchtend, dass sie

00:31:18: gesagt haben.

00:31:19: Urlaub bedeutet nicht, dass wir aus unserer Rolle rausgehen können.

00:31:25: Und das fand ich immer so vom Reflektionsprozess ganz enorm, dass sie gesagt haben.

00:31:31: In dem Moment, wo wir locker lassen und denken, wundervoll, Urlaub, wir strecken alle Vieren

00:31:36: von uns, dann ist der Junge verunsichert gewesen.

00:31:41: Dann kommen die ganzen Ängste hervor.

00:31:42: Aber wenn wir in unserer Rolle bleiben, präsent bleiben und sagen, wir sind zwar hier an einem

00:31:48: anderen schönen Ort, aber wir sind immer noch Profis.

00:31:54: Ja, der Arbeit kommt mit in den Urlaub.

00:31:57: Genau.

00:31:58: Und dann haben wir aber auch einen relativ schönen Urlaub.

00:32:00: Aber wir dürfen nicht denken, da wird jetzt hier eine entspannte Zeit.

00:32:07: Die Erfahrungen haben sie, glaube ich, mehrfach gemacht und haben da viel gelernt draus.

00:32:12: Ja, beide hinlegen und Buch lesen.

00:32:15: Dann ist einer aus der Führung raus und es ist so ein freies Gefühl, dann zu sagen,

00:32:28: auch wir machen jetzt Urlaub, wir legen uns hier hin, aber es funktioniert nicht.

00:32:31: Einer muss immer ansprechbar sein und immer auch mit seinen Ohren und mit seinen ganzen

00:32:36: Drumherum auch nah dran sein.

00:32:39: Die Führung muss bleiben und auch die Sicherheit.

00:32:44: Wo soll ich hin?

00:32:46: Wenn beide jetzt da liegen und lesen, was mache ich mit meiner Zeit?

00:32:50: Jetzt kann ich ... es ist keiner für mich da, der guckt, was ich mache.

00:32:55: Es kann er da, dem ich was erzählen kann oder der auf mich aufpasst.

00:33:01: Und darum ist Urlaub immer auch abwechselnd im Urlaub präsent zu sein.

00:33:06: Genau.

00:33:07: Ich höre da gerade so ein bisschen so eine Ambivalenz einerseits aus, irgendwie müssen

00:33:13: wir Profis sein und immer da sein und gleichzeitig, also dass die Augen, das weiß ich nicht,

00:33:19: ob es eine Ambivalenz ist, aber dass man trotzdem immer flexibel sein muss.

00:33:22: Also es gibt auch nicht den einen Plan, den man ja vielleicht als denkt so, ich weiß,

00:33:27: wie es funktioniert und bin jetzt durch und durch Profi in meiner Rolle und dass der

00:33:33: Plan aber auch nach hinten losgehen kann.

00:33:35: Das ist glaube ich an der Stelle wichtig, dass man denkt, okay, wir schauen mal, was könnten

00:33:41: jetzt Plan B sein oder wie kann ich jetzt auf das Kind reagieren?

00:33:45: Ist das so eine Balance, wo man irgendwie schauen muss, wie flexibel muss ich, bäräbologisch

00:33:53: sein, wie klar, also gibt es da, ist das eine Ambivalenz an der Stelle?

00:33:58: Ja, manchmal schon.

00:34:00: Also wenn man sich so vorstellt, man hat, ja beim leiblichen Kind sage ich mal, das

00:34:07: kommt und sagt man, man darf ich Fernseht gucken und das hat kein Thema mit Fernsehen

00:34:12: und auch kein Thema mit Macht oder mit Gehalten werden, mit Führung, dann kann man sagen,

00:34:18: ja mach mal, mach mal, mach mal Fernseher an, geht schon.

00:34:21: Dann kannst du aber auch mal sagen, nee, heute mal nicht, wir haben noch ein bisschen was

00:34:25: vor geht nicht.

00:34:27: Also was da immer wichtig ist, einfach die Organisation zu haben, die Führung in der

00:34:32: Führung zu bleiben, zu sagen, erst überlegen, bevor ich ja oder nein sage.

00:34:37: Also ich kann nicht einfach aus dem Bauch heraus was entscheiden, sondern man hat immer

00:34:41: so zwei Schultern, wo man sagt, ja so auf der einen sitzt jetzt der Pädagoge und auf

00:34:47: der anderen Schulter sitzt dann die Mama.

00:34:49: Die Mama sagt, Mensch, lass ihn doch Fernsehe gucken.

00:34:53: Das ist doch jetzt eine Wetter ist ekelig draußen.

00:34:55: Das kann doch ein bisschen gucken.

00:34:57: Dann sagt aber der Pädagoge auf der anderen Seite oder die Pädagogin auf der anderen

00:35:01: Seite, nee, wenn du das jetzt erlaubst, ist die ganze nächste Woche vielleicht auch darüber

00:35:07: hinaus so durcheinander, weil mit diesem heute, ja, morgen, nein, wie fühle ich heute,

00:35:13: heute sage ich mal, ja, morgen, mal nein, das funktioniert nicht.

00:35:16: Also man muss immer erst denken und überlegen, kann ich es erlauben, ist es klar, wenn ich

00:35:23: dann morgen sage, nee.

00:35:24: Also von daher braucht man schon, ja, ich weiß nicht, also ob das nur ein Stundenplan

00:35:31: sein muss, nicht unbedingt, aber man braucht schon so eine Tagesstruktur, wo auch das Kind

00:35:38: weiß, Montags ist Fernsehtag und Donnerstag ist Fernsehtag und am Wochenende ist es der

00:35:44: Sonntag-Vormittag.

00:35:45: Ich sage mal einfach, wo es ganz klar ist, wann was ansteht.

00:35:52: So spontane Sachen sind auch immer schwierig, so spontan zu sagen, so komm, wir ziehen uns

00:35:57: jetzt an, wir fahren jetzt in den Waldgehensspazieren.

00:36:00: Das ist schwer.

00:36:02: Also man muss schon viel mehr Struktur haben und auch viel mehr darüber nachdenken, wie

00:36:13: reagiere ich bei dieser Situation und aus dem Bauch heraus zu reagieren.

00:36:21: Passiert trotzdem, man ist ja immer noch Mensch und man hat ja auch immer noch, ich sage

00:36:27: mal, ein Tagesgefühl von geht es mir heute gut, geht es mir heute nicht so gut und man

00:36:34: ist da manchmal auch so ein bisschen, lass mich jetzt, mach einfach, aber das muss man

00:36:39: nicht gut überlegen.

00:36:40: Das geht manchmal nicht so auf.

00:36:43: Das glaube ich gerne.

00:36:45: Also dass das Struktur da halt geben kann, gerade am Kind, was halt besondere Bedürfnisse

00:36:51: an der Stelle hat.

00:36:52: Dennoch gibt es, hast du gerade schon gesagt, allein im Alltag irgendwas Unvorhergesehenes

00:36:59: und sei es einfach, keine Ahnung, dass das Auto ist jetzt gerade mal kaputt, wir können

00:37:05: jetzt gerade nicht losfahren.

00:37:06: So funktioniert einfach nicht.

00:37:07: Es ist immer so, wenn Situationen wechseln, von einer Situation zur nächsten, das ist

00:37:14: schwierig.

00:37:15: Man muss eher aus einer Situation heraus und geht in eine nächste hinein.

00:37:19: Das umzwitschen, das ist schwierig.

00:37:22: Also eine Person führt ihn bis zur Haustür und die nächste führende Person übernimmt.

00:37:28: Das ist immer schwierig.

00:37:29: Das sind immer so kleine Momente, wo man genau hinhören muss, sich Zeit nehmen muss und

00:37:35: gucken muss, wie bekommen wir diesen Übergang so hin, dass alle da gut bei rauskommen.

00:37:41: Ja, Übergänge.

00:37:43: Spierig, sagtest du, wie findest du denn, da muss man ja unfassbar kreativ sein in den

00:37:49: Lösungen.

00:37:50: Wie man irgendwie darauf reagiert, wenn man merkt, hoh, das Kind reagiert, gerade bei

00:37:55: diesem Übergang ganz schön krass.

00:37:58: Wer ist dein erster Ansprechpartner?

00:38:00: Ist es dein Mann oder mit wem, mit wem redest du, um neue Ideen zu gewinnen?

00:38:07: Ja, tatsächlich.

00:38:08: Also mein Mann und ich, wir reflektieren sehr viel, manchmal auch schon zu viel, dass wir

00:38:14: dann sagen, wir sind schon wieder bei der Arbeit in dem Moment, aber es bleibt nicht

00:38:19: aus, weil Gang kann so viel versuchen.

00:38:22: Man hat so viele Möglichkeiten zu sagen, einerseits gestaltet man den Übergang möglichst

00:38:27: ruhig, kommen wir trinken erst mal einen Kakao oder wir gehen erst mal nach draußen, so

00:38:33: dass wir ihn draußen in den Empfang nehmen und den Übergang von einer Person zu anderen

00:38:38: erst über Bewegung versuchen aufzunehmen.

00:38:41: Also ich glaube, es gibt nichts, was wir nicht schon ausprobiert haben, aber es ist nicht

00:38:46: immer gleich, dass wir sagen, wir haben jetzt das Mittel gefunden, den Weg gefunden, der

00:38:52: ist genau der, der beim Übergang hilft.

00:38:55: Das kann von Situation zu Situationen unterschiedlich sein und ja, und durch dieses immer wieder

00:39:02: reflektieren, immer wieder besprechen, immer wieder neue Ideen finden und auch die Ideen

00:39:09: in der Beratung oder sich die Ideen in der Beratung zu holen, dass man in der Beratung

00:39:16: fragt, letzte Woche war das und das, haben Sie noch eine Idee?

00:39:20: Wir wissen nicht mehr, wir haben jetzt schon alles probiert und können aber irgendwie keinen

00:39:24: Weg finden, um da, ich sag mal, dem Problem so ein bisschen aus dem Weg zu gehen und mehr

00:39:31: Unterstützung zu bekommen und da wird auch viel gesprochen, wir haben viel hin und her

00:39:37: überlegt, welche Möglichkeiten haben wir zum Beispiel auch in der Tagesstruktur, haben

00:39:42: wir die im Kopf oder hängt die irgendwo tatsächlich in der Küche an der Wand, so dass man da

00:39:48: eine Möglichkeit hat zu sagen, immer wieder runter leiern, du weißt, wir haben, wenn wir

00:39:54: Mittag essen, danach ist das, danach ist das, es muss sichtbar sein und da hat dann tatsächlich

00:39:59: wieder und im Gespräch mit Frau Meules hatten wir was entwickelt, dass unsere Tochter dann

00:40:05: umgesetzt hat, die hat dann eine Pinnwand mit aufklappbaren Symbolen gemacht, wie zum

00:40:13: Beispiel nach dem Aufstehen, ist erstmal alles aufgeklappt und dann ist als erstes

00:40:18: Zähne geputzt, klappt man zu, habe ich gemacht, als zweites Frühstücken klappt man zu, habe

00:40:24: ich gemacht und so konnte unser Pflegesohn, als er noch nicht lesen konnte, selber an

00:40:29: der Pinnwand zu klappen, wie der Tag weitergeht und was er schon geschafft hat, zu sagen,

00:40:37: jetzt bin ich ein Schritt weiter und ich habe den ganzen Tag geschafft und ich habe jedes

00:40:41: einzelne Türchen zugemacht und jetzt kann ich das Türchen zum Schlafen gehen, auch noch

00:40:47: zu machen.

00:40:48: Bisschen zu einer Pinnwand kann er ja lesen, wo auf der Pinnwand steht, an welchem Tag

00:40:54: ist was, das ist deutlich weniger anstrengend, weil man sich rausnehmen kann, man ist nicht

00:41:00: immer derjenige der sagt, du musst noch, du hast dies noch, du hast jenes noch, sondern

00:41:04: du weißt es, schau auf die Wand, da steht es und das ist ein Weg, der hilft viel, ich

00:41:12: sage mal, den Ärger zu ersparen oder manchmal ist es einfach auch ein bisschen zu massiv,

00:41:19: wenn man sagt, du musst jetzt, dann kann das schon mal nach hinten losgehen.

00:41:26: Das glaube ich gerne.

00:41:29: Schöne Beispiele, wie ist es denn mit der Beratung an der Stelle, kam die Idee von dir,

00:41:37: Claudia, oder habt ihr das zusammenentwickelt, wie läuft es zum Beratungsprozess bei solchen

00:41:43: Sachen?

00:41:44: Habt ihr auch ganz viele Ideen, die man dann sagt, hier, da, die könnte ich dir geben,

00:41:50: entwickelt man das zusammen, wie funktioniert das?

00:41:53: Ich würde sagen, das ist insgesamt relativ vielfältig, gibt es auch nicht die eine Antwort

00:42:00: darauf, prinzipiell würde ich sagen, geht es immer um eine gemeinsame Entwicklung, also

00:42:07: das entspricht einfach auch unserer Haltung, glaube ich, im Miteinander, wir haben nicht

00:42:12: den Eindruck, wir als Berater kommen, die SPLG und sagen, wo es langläuft und dann

00:42:19: wird es schon.

00:42:20: Damit machen wir keine gute Erfahrung, das passt auch nicht zu unserer Haltung mit Menschen

00:42:26: umzugehen, sondern eher gemeinsam zu überlegen, welche Ideen können wir zusammenentwickeln,

00:42:32: was im Laufe der Jahre auch ziemlich praktisch ist, Ideen von anderen zu klauen, das mache

00:42:39: ich total gerne, weil wir ja mit vielen SPLGs zusammenarbeiten und was bei denen einfunktioniert,

00:42:47: kann man ja den anderen mal vorschlagen.

00:42:49: Das finde ich total wunderbar, das passiert natürlich auch in den kollegialen Beratungen,

00:42:56: aber manchmal passt es auch in den Beratungen, dass man sagt, ah, bei denen und denen funktioniert

00:43:01: das so und so, was halten sie denn von dieser Idee?

00:43:03: Und das passt man dann natürlich an, eins zu eins übernehmen funktioniert nicht.

00:43:09: Aber irgendwie in diesem Potbury kommt meistens dann entsteht eine neue Idee und manchmal

00:43:15: muss man dann ja auch nochmal drüber nachdenken, uns ein bisschen sacken lassen, ausprobieren,

00:43:20: wiederverwerfen.

00:43:21: Also das ist die Möglichkeit, die man ja in Beratung hat.

00:43:26: Und ja, wichtig finde ich nur immer und das ist ja das, was Sie auch gerade geschrieben

00:43:32: haben, dass man nicht täglich die Ideen verändert, weil das ist glaube ich für die Kinder zuverwirrend,

00:43:39: und gerade bei dem Jung ging es auch immer darum, möglichst viel Kontinuität bei den

00:43:47: Erwachsenen zu haben.

00:43:49: Also dass das nicht jeder Tag anders ist, sondern dass es möglichst viel Orientierung

00:43:54: und Gleichklang gibt, weil die Angst vor Veränderung und die Lebensangst so groß war.

00:44:01: Und das finde ich ist auch eine Riesenherausforderung für SPLGs, weil denen natürlich gerne auch

00:44:08: mal spontan sind und spontan reagieren und das irgendwie miteinander in Abstimmung

00:44:15: zu bringen.

00:44:16: Also wo kann noch Spontanität sein und einfach auch wildes Familienleben und wo ist ganz

00:44:23: viel Struktur und Klarheit und Sicherheit nötig, damit die Kinder irgendwie in dem

00:44:30: neuen Leben zurechtfinden und Orientierung finden.

00:44:33: Und ich glaube, das sind auch viel so die Themen, die wir dann reflektieren, weil das fällt

00:44:40: im Alltag manchmal ganz schön schwer.

00:44:42: Auf jeden Fall, vor allen Dingen wenn man selber, ich sag mal, gerne auch mal keine Struktur

00:44:50: hat, also dass man sagt, spontan machen wir heute irgendwas Schönes und dann hat man

00:44:58: ein Kind, wo man das aber vorbereiten muss und nicht spontan sagen kann, so jetzt machen

00:45:03: wir das so oder so.

00:45:04: Das sind dann die Momente, wo man dann tatsächlich sagt, so jetzt ist Arbeit dran, was passiert

00:45:10: jetzt, wie gehen wir mit unserer Spontanität um, die wir jetzt gerne hätten, also machen

00:45:15: wir da wieder Abstriche von unserem eigentlichen Tun, sag ich mal.

00:45:20: Aber wo können wir auch daraus lernen?

00:45:24: Denn wir haben sehr viel dazu gelernt, dass struktur nicht unbedingt immer was Schlimmes

00:45:30: sein muss, sondern dass Struktur auch Halt gibt und vielleicht auch das ein oder andere

00:45:36: am Tag rausnimmt, wo man dann selber auch denkt, wie gut, dass ich das nicht noch gemacht

00:45:40: habe, das wäre zu viel geworden.

00:45:42: Also von daher haben wir auch durch unseren Pflege so ein sehr viel dazu gelernt, er hat

00:45:47: uns viele Wege gezeigt, die wir so nie gegangen wären, wenn er nicht da wäre.

00:45:53: Also auch mit unseren Kindern.

00:45:56: Wenn man zwei Mädchen hat und die zweite ist ein Mädchen, das sehr gerne bei Mama

00:46:02: ist, was ist denn dann, wie kann man dieses Mädchen und Mama so ein bisschen trennen.

00:46:07: Also hat unser Pflegesohn sehr dazu beigetragen auch zu wachsen.

00:46:14: Nun ist es ja bei ihrem Pflegesohn noch mal ganz besonders wichtig gewesen, dass es viele

00:46:25: überlegte Handlungen gibt, viel Struktur und so weiter, was ja auch dazu geführt hat,

00:46:33: dass er im Prinzip einen exklusiven Platz bei ihnen bekommen hat.

00:46:38: In der Regel ist es ja so, dass unsere sozialpädagogischen Lebensgemeinschaften zwei Kinder an zu Hause

00:46:44: anbieten.

00:46:45: Das ist so das Regelangebot, was wir haben.

00:46:48: Und bei ihnen ist es ja so, dass wir gerade aufgrund der Komplexität von den Themen,

00:46:54: die er mitgebracht hat und die er ja auch mit sehr kreativen Verhalten gezeigt hat.

00:47:01: Also die Bedarfe waren schon sehr hoch und da entstand dann schon die Idee, das kann

00:47:07: man weder ihm noch einem zweiten Kind auch zumuten, weil es eben diese Flexibilität gar

00:47:14: nicht gibt und mit dem zweiten Kind hätte man die ja gebraucht.

00:47:18: Weil es bringt ja eigene Themen mit, weswegen es ja dann eben so ein Intensivplatz bei

00:47:23: ihnen geworden ist.

00:47:25: Das muss man vielleicht an der Stelle nochmal auch erwähnen, wenn wir so darüber sprechen,

00:47:30: wie individuell sie ihr Leben auch angepasst haben an ihnen.

00:47:35: Das geht eben auch nur, weil sie einfach dieses Kind alleine aufgenommen haben und ihre

00:47:44: eigenen Kinder schon relativ groß waren.

00:47:46: Das ist eine Wende so, an die Jahre jetzt zurück, denkst, was waren Ereignisse oder Dinge,

00:47:57: die so besonders, also eine besondere positive Wirkung gezeigt haben auf deinen Pflegesohn,

00:48:06: dass er dadurch zur Ruhe gekommen ist vielleicht oder etwas, wo man gemerkt hat, oh, durch,

00:48:14: was ist die Bindung zwischen uns wesentlich intensiver geworden?

00:48:18: Gab es so Dinge in deinem Leben, wo du sagst, das hat bei uns sehr gut geholfen?

00:48:25: Ja, ich würde tatsächlich sagen, ich habe ein sehr schönes Beispiel.

00:48:31: Wir sind mit unserem Pflegekind, das heißt, wir haben eigentlich mit der ganzen Familie

00:48:37: einen Ausflug unternommen und haben uns nämlich einen Hund angeschafft.

00:48:41: Da war er gerade ein halbes Jahr bei uns, also wirklich noch ganz, ganz frisch.

00:48:46: Und da haben wir gesagt, jetzt sind wir immer so viel zu Hause, jetzt können wir uns auch

00:48:52: einen Hund dazu holen, zur Freude aller.

00:48:55: Und es sollte ja nicht irgendein Hund sein, sondern es sollte ein Hund sein, der auch,

00:49:01: ich sage mal, stabil genug ist für ein Kind mit vielen Auffälligkeiten, mit viel Wut,

00:49:09: mit viel Angst, mit viel Unsicherheit.

00:49:12: Da sollte man schon einen Hund haben, der das mitträgt.

00:49:17: Und nach langem Hin und Her haben wir uns dann für einen Hund entschieden, dafür mussten

00:49:22: wir allerdings bis nach Bayern fahren.

00:49:24: Also haben wir die Zeit genutzt, die Ferienzeit genutzt und sind mit der ganzen Familie nach

00:49:30: Bayern gefahren und haben diesen Hund dort abgeholt.

00:49:33: Das war ein Welpe, unsere Alma.

00:49:36: Das war ein ganz beeindruckender Moment, als wir dann diesen Hund mit ins Auto genommen

00:49:42: haben.

00:49:43: Man muss sich vorstellen, da war unser Pflege so gerade drein, knapp vier, er war vier, genau.

00:49:48: Er sagt eher dann zu unserem Hund im Auto, sagt Mensch, guck mal, jetzt bist du auch ein

00:49:55: Pflegekind und du wohnst auch nicht mehr bei deiner Mama.

00:49:58: Das war ein Moment, wo wirklich alle im Auto still waren und gedacht haben, wow.

00:50:07: Ja.

00:50:08: Ja, und dieser Moment, der war so beeindruckend, dass er das benennen konnte.

00:50:15: Und seitdem ist unser Hund oft an seiner Seite und ich merke einfach, dass unser Hund so

00:50:22: ein Seismograph für die emotionalen Vorgänge in unserem Pflegekind ist.

00:50:31: Also das heißt, wenn unser Hund unter dem Tisch liegt, ganz entspannt, ganz chillig und

00:50:38: dann auf einmal aufspringen und wegläuft, dann weiß man gar nicht was los ist, was

00:50:44: hat geklingelt oder ist irgendwas.

00:50:46: Aber kurzzeit später ist irgendwas, dass die Wut rauskommt, dass die Angst auf einmal

00:50:52: da ist, dass irgendwas aus ihm herausplatzt.

00:50:55: Und unser Hund hat das schon vorher bemerkt.

00:50:57: Oder aber der bringt ihn ins Bett und bleibt so lange bis er schläft.

00:51:03: Jetzt mittlerweile, wo er schon ein Teenager ist, braucht er das nicht mehr.

00:51:06: Aber es hat ihm sehr geholfen, in den ersten Jahren ein Hund oder überhaupt ein Tier bei

00:51:13: sich zu haben.

00:51:14: Das haben die ganz besonderen Beziehungen.

00:51:18: Ich bin mir gespannt, dass er das mit dreieinhalb Jahren für sich entschieden.

00:51:28: Wir beide sind jetzt gerade mal so, weil du und ich, wir sind Pflegekinder.

00:51:34: Ist man ja selber total überrascht über solche Sätze und dass sich das bis jetzt so

00:51:40: vorzieht.

00:51:41: Ja, krass.

00:51:42: Hunde.

00:51:43: Hast du auch noch eine schöne Geschichte dazu, Claudia?

00:51:48: Eine Hundegeschichte.

00:51:50: Auffällig ist es schon, dass viele SPLGs bei uns Hunde haben.

00:51:57: Also die sind deutlich in der Überzahl.

00:52:00: Und ich glaube, genau aus den Kunden, wie Christine das gerade erzählt hat, die sind

00:52:08: noch mal, sprechen Kinder noch mal eine andere Sprache an sozusagen.

00:52:13: Wobei man natürlich wirklich gut aufpassen muss, was sind das für Hunde und kriegen

00:52:20: die Hunde auch genügend Schutz.

00:52:22: Also auch das ist wichtig.

00:52:24: Haben die ihr Rückzugsorte denn die Themen der Kinder, die sind manchmal auch für Hunde,

00:52:29: glaube ich, sehr schwer auszuhalten.

00:52:30: Das ist auf jeden Fall.

00:52:31: Und es kann natürlich auch sein, dass ein Kind auch mal ganz anders auf Hunde reagiert.

00:52:35: So, dass auch das ist wahrscheinlich etwas, was man dann testen muss.

00:52:39: Auf jeden Fall.

00:52:40: Man muss immer einen Auge drauf haben und auch in der ersten Zeit, wir haben die beiden

00:52:44: auch nie alleine gelassen.

00:52:46: Also das ist sowohl zum Schutze für unseren Pflegesohnen, aber auch für den Schutz des

00:52:52: Hundes.

00:52:53: Aber man wächst hinein und die Tiere wissen schon, bei wem sie was können und dürfen.

00:53:01: Und ich glaube, gerade Hunde sind ja unheimlich soziale Wesen und die gesellen sich gerne

00:53:10: dazu, wenn es schön ist.

00:53:11: Und wenn ein Hund entspannt auf dem Boden liegt, dann ist das ja für den Menschen oft auch

00:53:20: schön zu sagen.

00:53:21: Das beruhigt ein Serb.

00:53:23: Genau, ich bin auch beruhigt.

00:53:24: Ich habe kein beruhigendes Bild, als ein Hund, der ganz entspannt in Ruhe irgendwo liegt

00:53:31: und ein bisschen durch die Gegend schaut.

00:53:33: Was habt ihr denn für ein Hund?

00:53:34: Hab ich jetzt doch gar nicht gefragt.

00:53:35: Nee, genau.

00:53:36: Wir haben eine Mischung zwischen Bobtail und polnischen Hirtenhund.

00:53:39: Also ein reiner Hüttehund.

00:53:41: Und das zeigt sie auch.

00:53:43: Also sie passt schon immer gut auf.

00:53:45: Und man hat auch das Gefühl, wenn wir mal abends weggehen, ist tatsächlich so gut.

00:53:50: Der ist jetzt ja auch schon groß.

00:53:51: Der kann ja auch mal alleine sein.

00:53:52: Das macht er auch sehr, sehr gerne.

00:53:54: Weil er ist ja jetzt ja auch schon groß.

00:53:56: Aber wenn der Hund dabei ist, ist das mal viel besser.

00:53:58: Und dann liegt der Hund auch auf dem Sofa.

00:54:01: Dann ist sie bei ihm und dann ruft er auch öfter mal an und sagt, naja, mir geht es gut und

00:54:08: möchtest du mal einmal sprechen, dann kommt der Hund noch eben kurz ans Telefon.

00:54:12: Also das sind so Momente, wo wir sagen, das war sehr gut, dass wir uns damals entschieden

00:54:20: haben, diesen Hund zu nehmen.

00:54:22: Ist das da am Anfang auch einmal erwähnt, dass ihr aber auch neben dem Hund auch häufig

00:54:31: reitet oder eigene Pferde habt?

00:54:33: Wie ist das bei euch?

00:54:34: Habt ihr eigene Pferde oder?

00:54:35: Nein, wir sind sehr viel auf einem Reiterhof, auf einem Pferdehof.

00:54:39: Alleine durch meine Tochter und durch mich.

00:54:41: Und als er zu uns kam, habe ich ihn von Anfang an immer dort mit hingenommen.

00:54:46: Er war jederzeit willkommen.

00:54:48: Es ist ja auch immer schwierig in der Gesellschaft, Kinder hineinzuführen, die anders sind, die

00:54:55: auffälliger sind, die lauter sind, die auch mal die Wut zeigen.

00:54:59: Aber dort war er jederzeit willkommen und da sind wir eigentlich immer viel geritten.

00:55:04: Er ist also von Anfang an schon auf einem kleinen Pony geritten und sehr viel Kontakt

00:55:10: zu Pferden gehabt.

00:55:11: So dass ich da auch gemerkt habe, die Pferde sind ja, klar, gibt ja auch Therapieferde

00:55:20: und Reiterapie.

00:55:21: Und das hat ihn auch wirklich geprägt.

00:55:24: Und Pferdespiegeln, genau wie Hunde, ich würde sogar manchmal sagen, fast noch mehr die

00:55:30: emotionale Situation der Person wieder, die ihm gegenüber steht.

00:55:35: Und wenn wir mit, ich sag mal, hingekommen sind und mit Aufregung und irgendwas war vorher

00:55:44: passiert, Wut oder Trauer oder sonstiges, da reagieren die Pferde drauf.

00:55:49: Und wenn es die Wut ist, dann kommen die gar nicht.

00:55:52: Dann drehen die sich um und gehen weg.

00:55:55: Und das sind dann manchmal so Momente, wo man einfach nur daneben steht und es lässt,

00:56:01: dass man gar nicht großartig erklären muss, warum geht das Pferd weg.

00:56:06: So, das versteht sich dann von alleine.

00:56:09: Und dann kam er schon mal und sagte, warum laufen die Pferde jetzt weg?

00:56:14: So ein Mist.

00:56:16: Ja, und dann kann man höchstens sagen, du, was meinst du denn?

00:56:20: Warum?

00:56:21: Warum gehen die jetzt wohl?

00:56:22: Ja, weil ich so wütend bin.

00:56:24: Okay.

00:56:25: Also da braucht man eigentlich gar nicht viel arbeiten.

00:56:28: Da muss man einfach nur neben stehen und beobachten.

00:56:31: Und regt an der Stelle zur Selbstreflektion an.

00:56:35: Ja, Christine, ich hab gehört, dass du über deine Arbeit, sozialpädagogische Lebensgemeinschaft

00:56:43: und die Erfahrungen, die du gesammelt hast, auch an Buch erstellt.

00:56:48: Dass ich da ein Bilderbuch, kannst du mir mehr dazu sagen?

00:56:51: Ja, das ist eigentlich entstanden durch ein Projekt.

00:56:55: Dass ich erst mal gefragt wurde, ob ich mal einen Tag beschreiben kann mit dem Kind.

00:57:03: Wie sieht so ein Alltag aus mit einem Pflegekind?

00:57:07: Und da konnte ich ganz schlecht sagen, ich schreibe jetzt einfach so einen Tag auf, wie

00:57:13: da bei uns zu Hause ist.

00:57:14: Also das funktioniert nicht, weil welchen Tag nehme ich dann?

00:57:17: Nehme ich dann einen, wo es super läuft und nehme ich einen, wo es gar nicht läuft?

00:57:20: Und darum habe ich daraus dann eine Geschichte geschrieben und natürlich auch die Namen

00:57:26: verändert und auch das Kind ist ein Mädchen, der Junge ist ein Mädchen geworden.

00:57:30: Und dann habe ich diese Geschichte geschrieben und dann kam von vielen Seiten, das musst

00:57:38: du als Buch machen.

00:57:40: Und da müssen Bilder zu.

00:57:41: Und habe gesagt, ja, ich versuch's mal.

00:57:45: Und dann haben wir das als Projekt mit nach Hause genommen und dann habe ich versucht,

00:57:49: Illustratorinnen zu finden, die aber alle sagen, was wäre ein zu kleines Projekt, das

00:57:56: machen wir nicht.

00:57:57: Und letzten Endes habe ich es dann selber illustriert und habe dazu dann an der Abendschule noch

00:58:04: ein Kunstkurs belegt.

00:58:05: Das sind dann die Hobbys, von denen du gesprochen hast?

00:58:09: Das sind dann die Hobbys, von denen ich gesprochen habe, ganz genau.

00:58:11: Und ja, dann ist das Buch ein Tag mit Mona entstanden und ich habe es genannt, ein Bilderbuch

00:58:18: für die ganze Pflegefamilie.

00:58:20: Denn da muss ich sagen, hat unser Pflegesohn mitgearbeitet.

00:58:25: Denn all die Gefühle und Emotionen und Aussagen in dem Buch, die von dem Mädchen kommen,

00:58:32: sind die Aussagen unseres Pflegesohns.

00:58:35: Also die habe ich damit verarbeitet und ich habe extra keinen Lehrbuch geschrieben, sondern

00:58:42: soll einfach nur beschreiben, wie die Gedanken in der jeweiligen Situation sind und Gefühle.

00:58:48: Wie war das für dein Pflegesohn zu wissen?

00:58:52: Da entsteht jetzt ein Buch, das ist jetzt nicht mein Name, aber eigentlich bin ich das.

00:58:59: Es war super, es war richtig toll.

00:59:00: Erst habe ich gedacht, er mag das nicht so gerne, wenn man über ihn schreibt, weil es

00:59:04: war immer so, er wollte nicht, dass man über ihn spricht.

00:59:06: Aber dadurch, dass nun in dem Buch ein Mädchen war und dieses Mädchen Mona hieß, konnte

00:59:14: er da wunderbar mit umgehen und sagen, ja, das ist Mona, aber eigentlich bin ich das.

00:59:20: Und er hat dieses Buch auch selber vielen gezeigt und auch in der Schule abgegeben.

00:59:26: Er hat gesagt, hier schenke ich euch, im Kindergarten hat er es abgegeben, wo er selber war.

00:59:32: Und er war sehr stolz auf dieses Buch, weil es war ja sein Tag.

00:59:39: Also er hat es sehr gut.

00:59:41: Herr Nichtendenker, an der Stelle ist er auch wirklich gesehen worden.

00:59:46: Und so, das bin ich und kann auch quasi zeigen, ich habe meine guten Gründe, warum ich vielleicht

00:59:56: an einigen Stellen so reagiere oder so reagiere.

00:59:59: Ja, ganz genau.

01:00:00: Denn die Gefühle, die ich beschreibe in dem Buch über Wut oder Trauer, wo sitzt die Wut,

01:00:09: wo sitzt die Trauer bei ihm?

01:00:10: Das ist ja bei jedem sicherlich anders, aber er konnte mir genau sagen, wenn ich traurig

01:00:15: bin, dann sitzt das im Bauch die Trauer.

01:00:19: Und die Wut sitzt aber im Hals, die sitzt ganz weit oben und darum muss die auch immer

01:00:22: sofort raus.

01:00:23: Und das kommt nicht von mir in dem Buch, das habe ich mir nicht ausgedacht, sondern

01:00:29: das ist sein, sind es denn deine Worte?

01:00:32: Wir kommen so langsam zum Ende.

01:00:35: Dein Pflegesohn ist jetzt 15, 16, also wird langsam volljährig.

01:00:41: Wenn du jetzt denkst, irgendwann wird es irgendeine Zeit geben, wo er ausziehen wird, wo es

01:00:48: irgendein neues Kapitel geben wird.

01:00:50: Welche guten Wünsche würdest du an jetztiger Stelle ihm gerne mit auf den Weg geben?

01:00:55: Auf jeden Fall würde ich ihm ganz, ganz viel Glück wünschen, dass er einen Weg einschlägt,

01:01:08: der der ist, den er möchte.

01:01:10: Dass er wirklich weiß, er ist ein Mensch der Gesellschaft, er gehört dazu und hat auch

01:01:19: Möglichkeiten etwas zu tun, was ihm Spaß macht.

01:01:23: Und vor allem, dass er Menschen findet, um sich herum, die für ihn da sind, die sich

01:01:30: mit ihm freuen, die kommen, wenn er Probleme hat, die bei ihm sind, um ihn zu unterstützen.

01:01:38: Und nicht, dass es nur wir sind, sondern dass es auch anderen Menschen gibt, die für

01:01:44: ihn da sind.

01:01:45: Schöne Reden.

01:01:46: Die letzte Frage gilt an euch beide.

01:01:51: Talia, fangen wir mit dir an.

01:01:54: Gibt es etwas, dass du Menschen, die überlegen, ein Kind als Profi bei sich aufzunehmen, sei

01:02:04: es als sozialpädagogische Lebensgemeinschaft, so wie es bei uns ist oder es gibt bei anderen

01:02:10: Menschen, gibt es andere Bezeichnungen, gibt es da etwas, was du denen gerne mit auf den

01:02:15: Weg geben möchtest?

01:02:17: Ja, also ich würde die Menschen herzlich einladen, sich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen

01:02:27: und sich zu informieren.

01:02:29: Ich würde gerne Mut machen, diesen Schritt zu gehen, die beruflichen Fähigkeiten, die

01:02:36: man erlangt hat, wirklich so intensiv einbringen zu können.

01:02:39: Ich glaube, das ist mit die intensivste Art, wie man beruflich arbeiten kann und seine

01:02:49: Erfahrungen einbringen kann, Menschenkind so ins Leben zu begleiten.

01:02:54: Ich denke, das ist eine sehr intensive, sehr persönliche Arbeit, die sich aber richtig

01:03:03: lohnt.

01:03:04: Ich würde mich auf jeden Fall sehr freuen, noch viele SPLGs begleiten zu dürfen, weil

01:03:10: mir macht das auf jeden Fall ebenfalls sehr viel Spaß, die SPLGs und die Kinder zu begleiten.

01:03:17: Christine, was würdest du oder kennst du die Situation, dass du mit anderen darüber

01:03:25: sprichst und die sich dann dafür interessieren, was gibst du damit auf dem Weg?

01:03:30: Ja, ich finde immer, es ist ganz wichtig, dass beide dahinter stehen, denn wenn das

01:03:39: nur ein Elternteil sich wünscht und das andere sagt, ja, mach mal, das kann nicht funktionieren.

01:03:44: Es muss ein Team sein, das ein Kind aufnimmt, denn das kann man schlecht alleine tragen,

01:03:55: wenn der Partner oder die Partner außen vorstehen möchte oder außen vorsteht, weil das ist

01:04:02: Familie.

01:04:03: Man nimmt dieses Kind mit in die Familie und das soll ja auch Familienmitglied werden.

01:04:06: Das wäre erst mal so, wo ich sagen würde, das ist super wichtig, dass beide dahinter stehen

01:04:16: und dass auch die Lebenssituation passt, dass nicht gerade irgendwie zu Hause so viel los

01:04:21: ist, dass gar keine Zeit für so ein Kind da ist.

01:04:26: Denn das muss man sich wirklich vor Augen führen.

01:04:29: SPLG bedeutet Fulltime Job und sicher kann man nebenbei Hobbys machen, man kann keine

01:04:37: Ahnung auch mal zwei Tage sagen, ich mach jetzt mal ein bisschen weniger, aber es ist

01:04:43: ein Fulltime Job und das muss man sich wirklich vor Augen halten, dass man nicht sagen kann,

01:04:49: nächste Woche fahre ich für zwei Wochen im Urlaub, kann man auch mal gucken oder aber

01:04:54: kündigen, das kann man nicht einfach sagen, ich kündige jetzt.

01:04:58: Das muss man sich schon wirklich vor Augen führen zu sagen, bin ich dazu bereit, diesen

01:05:05: Schritt zu gehen und den auch konsequent zu gehen und nicht zu sagen, jetzt habe ich Lust

01:05:10: und Laune und morgen halt nicht mehr.

01:05:13: Man muss wirklich dauerhaft an Wahl bleiben und den Background haben zu sagen, ja, wir

01:05:20: schaffen das und wenn wir es nicht alleine schaffen, wir haben den VSE, wir haben Freunde,

01:05:26: wir haben Familie, alle helfen uns.

01:05:30: Also, da gab es doch mal so ein ganz tolles Spruch mit dem Dorf.

01:05:34: Und mein Kind zu erziehen braucht das ein ganzes Dorf, ich glaube so, ein afrikanisches

01:05:38: Sprichwort.

01:05:39: Genau.

01:05:40: Und die Fortunesgemeinschaft an der Stelle.

01:05:43: Genau.

01:05:44: So ist es, genau.

01:05:45: Und das braucht man und da muss man sich glaube ich ein bisschen hinsetzen und nachdenken

01:05:52: und nicht zu schnell den Weg gehen, sondern sich rat holen.

01:05:58: Super, ich danke euch beiden vielmals für dieses Interview und ja, vielen Dank für

01:06:05: diese interessanten Themen und Aussagen zum Thema sozialpädagogische Lebensgemeinschaften.

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