Pflegekinder mit Behinderung - Begleiten, fördern & stärken
Shownotes
In dieser Folge sprechen wir mit Petra, einer Pflegemutter, die Kinder mit Behinderung aufgenommen hat, und Andrea Spliethoff, Familienberaterin beim Netzwerk Pflegefamilien.
Gemeinsam geben sie uns einen ehrlichen und bewegenden Einblick in das Leben mit einem behinderten Pflegekind: 💬 Wie kam es zur Entscheidung? 🛠 Welche Herausforderungen bringt der Alltag mit sich? 💡 Warum ist es so wertvoll, auch Kindern mit Behinderungen ein familiäres Zuhause zu geben? 👥 Und welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es für Pflegefamilien?
Außerdem sprechen wir über die Rolle von Beratung, gesellschaftliche Vorurteile und wichtige Netzwerke.
📌 Mehr Informationen & Unterstützung: 🔗 Bundesverband behinderter Pflegekinder: https://bbpflegekinder.de/ 🌐 Unsere Website: www.netzwerk-pflegefamilien.de
Danke fürs Zuhören – und schön, dass ihr dabei seid! 💛
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Transkript anzeigen
00:00:00: Wir konnten uns sehr gut vorstellen ein behindertes Kind aufzunehmen.
00:00:04: Das erste Kennenlernen war, ja, bis heute...
00:00:08: Magischer Moment.
00:00:10: Ganz ehrlich, genau so haben wir es erlebt.
00:00:12: Ich habe das bestattet und nicht glauben können oder hatte ja auch keine Erfahrung,
00:00:16: aber es hat uns sofort, mein Mann und auch mich sofort im Herzen berühmt.
00:00:20: Bei den Großen erzähle ich immer die Geburtsgeschichte.
00:00:23: Das wollen die Kinder immer gerne hören.
00:00:24: Und bei den Reflegekindern erzähle ich immer die Geschichte, wie sie zu uns kam.
00:00:28: Wir sehen das erste Mal, wie ich das erste Mal gesehen habe und diese Magie.
00:00:31: Es ist ähnlich und die sind genauso neugierig auf diese Geschichte.
00:00:34: Erzähl doch noch mal, wie war das im Jugendamt, wie du mich das erste Mal gesehen hast.
00:00:38: Und das finde ich genauso toll und es ist genauso spannend.
00:00:41: Was ich schon irgendwie merke, dass bei den Kindern, die auch eine kognitive,
00:00:45: also eine geistige Beeinträchtigung haben,
00:00:49: dass vielleicht hinterher sogar die Phasen, auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte,
00:00:55: eine etwas einfache ist für die Kinder und dadurch auch die Themen in den Familien.
00:01:01: Manchmal leichter sind, weil natürlich die Kinder mehr im Hier und Jetzt leben.
00:01:07: Ich glaube, man muss ein bisschen verrückt sein,
00:01:09: sonst ja, man darf das Ganze nicht so ernst nehmen.
00:01:12: Und die Kinder lieben das, wenn die Mama mit ihnen durch die Küche tanzt.
00:01:16: Netzwerk Pflegefamilien, der Podcast.
00:01:25: Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von Netzwerk Pflegefamilien, der Podcast.
00:01:30: Heute sprechen wir über das Thema Pflegekinder mit Behinderung.
00:01:34: Dazu habe ich zwei tolle Gäste eingeladen.
00:01:37: Petra, Pflegemutter von drei Kindern, davon zwei mit Behinderung
00:01:41: und Andrea Spliethoff, Familienberaterin bei Netzwerk Pflegefamilien.
00:01:46: Wir sprechen darüber, wie Petra zu dieser Entscheidung gekommen ist,
00:01:50: wie der Alltag mit einem behinderten Pflegekind aussieht
00:01:54: und warum es so wertvoll ist, Kindern mit besonderen Bedürfnissen
00:01:57: ein liebevolles Zuhause zu geben.
00:01:59: Außerdem beleuchten wir die Perspektive der Beratung
00:02:02: und erfahren, welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt.
00:02:05: Ich habe mich sehr auf dieses Gespräch gefreut und schön,
00:02:08: dass wir es nun veröffentlichen können und dass ihr mit dabei seid.
00:02:12: Petra, Andrea, dann begrüße ich euch zu dieser Podcastaufnahme zum Thema Pflegekinder mit Behinderung.
00:02:21: Mit wem fange ich an? Ich fange mit Andrea an.
00:02:24: Andrea, du bist Familienberater.
00:02:27: Hier seit vielen Jahren beim Netzwerk Pflegefamilien.
00:02:29: Warst auch schon mal in einer Podcastfolge zu Gast.
00:02:32: Möchtest du dich denn auch einmal kurz vorstellen?
00:02:34: Ja, gerne, Steffen. Hat mich auch sehr gefreut.
00:02:37: Mein Name ist Andrea Spliethoff.
00:02:39: Ich bin seit fast 16 Jahren jetzt hier Beratende im Netzwerk Pflegefamilien
00:02:46: und ich habe vorher im Bereich der Frühförderung gearbeitet,
00:02:50: also irgendwie ist mein Steckenpferd schon immer Kinder mit Behinderung, Beeinträchtigung gewesen.
00:02:56: Und das kann ich hier seit vielen Jahren auch verwirklichen.
00:03:00: Vielen Dank. Und ja, heute zum ersten Mal zu Gast Petra.
00:03:06: Petra, du bist seit vielen Jahren Pflegemutter von Kindern, die eine Behinderung haben.
00:03:13: Aber erst mal ganz allgemein zu dir. Erzähl ein bisschen über dich.
00:03:17: Ja, hallo, mein Name ist Petra. Ich bin Mama von sechs Kindern.
00:03:21: Es sind drei leibliche Kinder und drei Pflegekinder.
00:03:24: Genau vor 14 Jahren habe ich das erste Mal vom VSE gehört und mich beworben.
00:03:31: Wir waren zu der Zeit vorbereitet als Pflegefamilie von einem anderen Träger.
00:03:36: Und genau haben uns dann gedacht, dass es hier schön ist beim VSE,
00:03:41: weil die Art uns besser zu uns passte.
00:03:46: Und dann haben wir eine Vorbereitungszeit gehabt und haben nach ein paar Monaten
00:03:53: dann das erste Mal von unserer Pflegetochter gehört, die Frau Spletow für uns gesucht gefunden.
00:04:00: Ich weiß nicht, wie man es nennt.
00:04:02: Und ja, sind da ins Thema gegangen.
00:04:06: Wir konnten uns sehr gut vorstellen, ein behindertes Kind aufzunehmen,
00:04:09: weil wir selber vor vielen Jahren, meine große älteste Tochter ist mittlerweile 35,
00:04:15: haben es geboren worden als Frühchen und leider viel zu klein, also mit 800 Gramm.
00:04:24: Und das war vor 35 Jahren noch nicht ganz so toll, das ist heutzutage viel unkomplizierter.
00:04:30: Aber damals war das mit sehr vielen, ja, mit leider vielen Schäden danach dann verbunden.
00:04:35: Und die hatte mehrere Gehennblutungen, also Himblutungen und ja, dadurch ist die geistig behindert.
00:04:43: Und wir kennen uns natürlich aus vom besonderen Kindergartenbetreuung, Therapien, besondere Schulformen.
00:04:52: Das weiß, was wir alles durch Lisa gelernt haben und hab dann so gedacht,
00:04:56: später wir haben uns Gedanken gemacht über ein Pflegekind, dass das ja eigentlich Dinge sind,
00:05:02: die wir gut können, wo wir uns sicher fühlen, wo wir nicht ja, drahtlos sind oder wir haben gedacht,
00:05:10: okay, das ist eine Stärke, auch vom Beruf her komme ich aus dem medizinischen Beruf,
00:05:15: also war für mich Behinderung also kein Fremdwort.
00:05:18: Und das habe ich so, ja, haben wir uns dazu entschieden.
00:05:22: Das war ein krasser Abriss über viele Fragen. Ich wollte aber gerne mal zurückgehen.
00:05:27: Aber das ist schön, diesen Überblick einmal zu bekommen.
00:05:31: Ich möchte aber gerne mal zurückgehen. Das heißt, dann euer erstes Kind hat halt durch,
00:05:35: weil es halt so früh auf die Berg gekommen ist, dann die Behinderung.
00:05:39: Und dann kamen noch zwei Leibliche danach.
00:05:43: Den Seite erst mal gewachsen und diesen dann älter geworden und wie ist es denn dazu gekommen?
00:05:51: Jetzt habt ihr dann drei Kinder gehabt. Da würden ja die meisten schon mal sagen, so,
00:05:54: jetzt ist gut gewesen und ich freue mich vielleicht auch mal wieder andere Dinge zu sehen.
00:06:01: Zumal natürlich das Leben mit einem Kind, was eine Bindung hat, auch nochmal.
00:06:06: Da ist ja wahrscheinlich dieses Thema und ich glaube, das finde ich jetzt die erste Frage für mich.
00:06:11: Da ist ja wahrscheinlich auch dieses Thema, beispielsweise wenn das irgendwie auszieht,
00:06:16: wenn man begleitet, dass ja noch wahrscheinlich wesentlich intensiver auch wenn es älter geworden ist.
00:06:22: Wäre jetzt so mein erster Impuls.
00:06:24: Und dann zu sagen, wir haben noch nicht genug, wir würden gerne noch anderen Kindern hier ein Zuhause zu bieten.
00:06:33: Wie kommt man auf diese Idee?
00:06:35: Also zu dem Thema ausgezogen war unsere Lisa zu dem Zeitpunkt nämlich noch nicht.
00:06:40: Da haben wir uns erst vor drei Jahren von gelöst, weil das ist auch ein Prozess, den man lernen muss,
00:06:46: dass man abgeben kann. Das ist auch ganz wichtig.
00:06:50: Aber zu dem Zeitpunkt war unsere jüngste Leibliche Tochter 10.
00:06:54: Und es ist ganz wichtig, dass diese Abstände auch dazwischen sind.
00:06:57: Ich habe auch bei den drei Leiblichen immer sehr große Abstände gehabt.
00:07:01: Und was ich sehr großen Vorteil drin sehe, weil das einfach besser ist.
00:07:05: Man kann sich individuell um jedes Kind einzeln besser kümmern.
00:07:09: Und wenn das alles gut läuft, dann kam die verrückte Idee, dann nehmen wir noch mal ein Pflegekind auf.
00:07:15: Wie hatten da Mann darauf reagiert? Wer hatte die Idee?
00:07:18: Also ich hatte das eigentlich schon immer im Kopf und nun hatte Freunde, die das gemacht haben.
00:07:24: Und dann, ja, aber da, zu dem damaligen Zeit, war mein Kinderwunsch halt noch groß und dann habe ich noch halt das dritte Leibliche Kind bekommen.
00:07:31: Aber da war schon mal die Idee. Das ist mittlerweile 23 Jahre her.
00:07:36: Aber 13 Jahre später ist ja dann unser erstes Pflegekind eingezogen.
00:07:41: Genau, und dann hattet ihr euch doch auch erst bei einem anderen Träger beworben
00:07:46: und habt da irgendwie eine Absage zu dem speziellen Wunsch bekommen, ne?
00:07:51: Ja, also da sind wir komplett vorbereitet worden.
00:07:53: Und wie ich dann hinterher, wenn man vorbereitet wurde, geht man dann hinterher, schaut man dann so,
00:07:58: hier welches Kind könnte denn zu euch passen.
00:08:00: Und dann habe ich den Wunsch geäußert, ich könnte mir gut vorstellen, auch im Frühchen mit einer geistigen Einschränkung,
00:08:06: dass man da sagt, also da sehe ich mich, da fühle ich mich sicher, wir sind da im Thema.
00:08:11: Und dann wurde gesagt, ne, so was gibt es nicht bei uns.
00:08:14: Und ich dachte, oh, das kann ja gar nicht sein. Wo sind sie denn alle?
00:08:17: Also es gibt ja so viele Prüche oder Kinder mit einer Einschränkung, mit einer Behinderung.
00:08:22: Deswegen, ich habe das nicht so ganz verstanden.
00:08:24: Und ich kam da überhaupt nicht auf einem Nenner mit dem Träger.
00:08:26: Dann haben wir gerne zum Vasee gewechselt und haben uns vom ersten Moment an wirklich sicher aufgehoben gefüllt.
00:08:32: Andrea, das wäre auch so eine Frage jetzt gewesen.
00:08:36: Also ich denke, Pflegekinder mit Behinderungen, die gibt es natürlich erstmal sehr wohl und wahrscheinlich auch einige davon.
00:08:45: Ja, das auf jeden Fall. Und ich glaube, als ich damals eingestellt wurde, war das auch schon ein bisschen die Idee der Kolleginnen und Kollegen, die schon da sind.
00:08:55: Dass die gedacht haben, wir hätten auch gerne noch jemanden im Team.
00:08:59: Inzwischen haben wir da noch viele andere, die eben so ein bisschen eine besondere Expertise in diesem Bereich hat.
00:09:05: Weil natürlich gibt es diese Anfragen und ich könnte das jetzt in Prozentzahlen gar nicht so genau ausdrücken.
00:09:13: Aber wenn der eine Träger vor vielen Jahren gesagt hat, die gibt es bei uns gar nicht.
00:09:22: Ja, ich glaube, man muss grundsätzlich unterscheiden.
00:09:24: Es gibt natürlich einmal Kinder, wo schon bei der Suche nach einer Perspektive klar ist, durch eine klare Diagnose,
00:09:33: entweder eine extreme Frühgeburt, wie es bei dem ersten Pflegekind von Petra ist oder auch bei dem dritten Pflegekind.
00:09:40: Da kommen wir gleich noch zu. Die hatten auch einen genetischen Defekt.
00:09:43: Und so gibt es auch Kinderanfragen von Kindern mit Down-Syndrom oder anderen Syndrome.
00:09:50: Und bei vielen anderen Kindern ist es natürlich so, dass sich diese Beeinträchtigung oft erst im Laufe der Zeit darstellt.
00:09:59: Und dass natürlich je jünger die Kinder sind beim Vermittlungszeitpunkt, ist schwieriger, eine Aussage zu machen.
00:10:06: Weil wir manchmal auch noch gar nicht so viel wissen über die ganz frühe Zeit, wie sich das auswirkt.
00:10:13: Und von daher gibt es eben, denke ich, einmal diese Gruppe von Anfragen von Kindern mit einer eindeutigen Behinderung.
00:10:21: Und dann gibt es aber auch ganz viele Kinder, wo sich das im Laufe der Zeit erst herausstellt.
00:10:27: Und Petra hatte sich eben direkt auch mit dem Wunsch oder der Vorstellung an uns gewandt,
00:10:33: dass das durchaus eine deutliche Beeinträchtigung sein darf.
00:10:37: Und da sind wir auch ganz schnell fündig geworden.
00:10:40: Das kann ich mir gut vorstellen. Ist es denn begegert, dass es häufiger Menschen gibt, die so wie Petra explizit sagen,
00:10:49: und Pflegekind mit Behinderung, das könnte ich mir sehr gut vorstellen?
00:10:52: Oder ist das eher ein eher seltener der Fall?
00:10:57: Häufig will ich nicht sagen, aber es ist auch nicht ganz selten. Und was ich feststelle, ist eigentlich bei allen interessierten Menschen,
00:11:05: die diesen Wunsch äußern, dass es schon mal irgendeine Berührung gab zu diesem Thema.
00:11:10: Entweder durch eigene leibliche Kinder oder im beruflichen Kontext.
00:11:15: Ich hatte auch mal eine Familie, die sich an uns gewandt haben und gesagt haben, wir hätten gerne ein Kind mit einem Down-Syndrom.
00:11:21: Da haben wir beide beruflich irgendwie schon mal mit zu tun gehabt.
00:11:24: Oder bei vielen ist es auch nicht so genau festgelegt der Wunsch, aber dass es irgendeine Berührung gab zu diesem Punkt,
00:11:33: der so ein bisschen diesen Schrecken nimmt.
00:11:35: Weil ich glaube, dass bei vielen Menschen, die einfach keine Berührung dazu haben, da sowas rumgeist hat,
00:11:43: was vielleicht in der Realität gar nicht so beängstigend und betrückend ist.
00:11:48: Das ist so meine Erfahrung.
00:11:50: Petra wird es erst teilen?
00:11:52: Ja, auf jeden Fall.
00:11:53: Ich erinnere mich noch sehr gut an den Anruf von Frau Splittopf, wie sie Maya uns vorgestellt hat.
00:12:00: Dann hat sie ganz viele Diagnosen vorgelesen.
00:12:04: Und da ich ja so ein bisschen, hab das natürlich gewusst oder erkannt, was sie da sagt.
00:12:10: Und dann hat sie immer nur gesagt, geht's noch?
00:12:12: Ist er noch viel mehr?
00:12:14: Weil es ist schon eine Menge.
00:12:15: Also Maya hat einen Hydrozephalos, sprechen Wasserkopf, ist schandversorgt.
00:12:19: Maya ist spastisch gelehmt, sitzt im Rollstuhl.
00:12:22: Es war schon eine Menge.
00:12:23: Aber zu dem Zeitpunkt saß sie noch nicht im Rollstuhlbasier noch ganz klein.
00:12:27: Aber wir wussten, dass sie nicht laufen wird.
00:12:29: Und ja, und das hat mich nichts geschockt.
00:12:33: Ich hab mir das angeguckt und gedacht, ja, will ich kennenlernen.
00:12:35: Das hört sich so an, das ist alles in Ordnung.
00:12:38: Da sehe ich uns, das trauen wir uns zu.
00:12:41: Und ja, das war vom ersten Moment von diesem Anruf an.
00:12:46: Man geht es ja dann weiter und man lernt sich ja dann kennen und fährt sich das Kind dann irgendwann ansehen
00:12:51: in Begleitung des Jugendamtes oder beim Jugendamt.
00:12:53: Und so nahm der Weg seinen Lauf zum ersten Pflegekind von PSE.
00:12:59: Wie war das erste Kennenlernen für euch?
00:13:03: Das erste Kennenlernen war, ja, bis heute...
00:13:08: Magischer Moment.
00:13:09: Ganz ehrlich, genauso haben wir es erlebt.
00:13:12: Wir haben Maja bei der Bereitschaftspflege-Familie kennenlernen dürfen.
00:13:17: Dort saßen ganz, ganz viele Erwachsene.
00:13:19: Das war also fürs Kind gar nicht mal...
00:13:20: Aber das machte Maja nichts.
00:13:22: Maja war aber noch im Kindergarten zu dem Zeitpunkt, wurde dann reingebracht von der Bereitschaftspflege-Mutter auf dem Arm
00:13:29: und fühlte sofort den Raum.
00:13:32: Also es ist ein Kind, was auch bis heute, die ist so präsent und ist so da und so...
00:13:38: Ja, ich kann einfach nur...
00:13:40: Fröhlich, mit einer Ausstrahlung, die schon irgendwie...
00:13:43: Die sie damals schon hatte zu dem Zeitpunkt war sie noch keine drei.
00:13:47: Und dann haben wir mit ihr gespielt und irgendwie war da sofort...
00:13:52: Also ich habe das bis dato nicht glauben können oder hatte ja auch keine Erfahrung,
00:13:56: aber es hat uns sofort, mein Mann und auch mich sofort im Herzen berührt.
00:14:00: Es war sofort da.
00:14:02: Das ist ganz, ganz merkwürdig gewesen.
00:14:04: Die sogenannte Diebe auf den ersten Blick.
00:14:05: Ja, auf jeden Fall.
00:14:06: Und das ist sichtbar, da gibt es ein Video von, da strahlen wir bis über beide Ohren und ich glaube, ja, das ist tatsächlich so gewesen.
00:14:13: Ja, wie häufig schaut ihr das Video an?
00:14:15: Gar nicht mehr, weil das ist mittlerweile 13 Jahre her.
00:14:18: Ja, das ist da, aber das ist...
00:14:21: Hätte ja sein können, dass man sich das...
00:14:24: Das brauche ich nicht.
00:14:25: ... sind ja auch Momente, die man vielleicht auch mit dem Pflegekind irgendwie zusammen anschauen kann.
00:14:29: Ja, genau.
00:14:30: Ich glaube, dass diese magischen Momente...
00:14:33: ... sind, glaube ich, bei Pflegekindern klar zu dieses erste Aufeinlande-Treffen, wenn man davon ein Video hat.
00:14:40: Ist das, glaube ich, schon etwas ganz Besonderes.
00:14:43: Wie war das für dich, Andrea?
00:14:45: Ja, für mich war das auch ein besonderer Moment, einfach mitzubekommen und mitzuspüren, wie das gepasst hat.
00:14:54: Irgendwie, ich weiß noch, das war eine ziemlich lange Anfahrt, weil das ist vielleicht auch nochmal, unterscheidet sich in manchen ein bisschen,
00:15:02: dass vielleicht die Anfragen von etwas weiter her kommen, von Kindern mit Beeinträchtigung.
00:15:08: Und wir sind in die Nähe von Marburg gefahren und hatten also auch eine lange Autofahrt.
00:15:14: Und ich weiß noch, wie sie auch dann nachfällig euphorisch irgendwie im Auto saßen und das alles schon durchspielten.
00:15:21: Und dann gab es ja auch noch hinterher wirklich eine sehr besondere und ungewöhnliche Anbahnung,
00:15:26: weil die Familie, wie sie so ist, und ja eben auch noch eine zehnjährige Tochter hatte,
00:15:31: waren schon direkt am überlegen, wie kann das alles gehen, wie können wir Maya intensiver kennenlernen.
00:15:36: Und dann ist die Familie in den Sommerferien, waren sie Sommerferien auf einen Campingplatz gefahren,
00:15:43: da vor Ort und hat so die Anbahnung gemacht und dann am Ende der Ferien Maya mit nach Hause genommen.
00:15:49: Das ist ja verrückt.
00:15:51: Dort, wo andere Urlaub machen, findet eine Anbahnung statt.
00:15:55: Wie war das so, diese Anbahnung für euch?
00:15:58: Also diese Anbahnung war sehr knapp.
00:16:02: Die haben das da, also wir gingen schon immer ein paar Tage, aber eben nicht so lange, wie man es eigentlich kennt.
00:16:08: Und wir haben vorher dem Campingplatzbetreiber mitgeteilt, dass wir auch einmal einen Kind haben, mehr da haben werden,
00:16:14: damit die Leute nicht denken, wo haben die jetzt das Kind auf einmal her?
00:16:18: Vollkommen zu echt, die Frage, ja.
00:16:19: Nicht, dass da irgendwelche Fragen aufkommen.
00:16:21: Und vor allen Dingen, ich musste ja im Vorfeld auch schon alles packen für Maya.
00:16:25: Also ich habe schon die Baby, also Baby-Sachen, die war sehr klein, sie war dann zu dem Zeitpunkt 3,
00:16:31: aber sie war kletzelt klein.
00:16:32: Es ist ein Frühchen von 650 Gramm, die woch 8 Kilo, wie wir die bekamen mit 3 Jahren.
00:16:39: Also die war sehr klein.
00:16:41: Und genau, das musste ich ja alles schon mit gepackt haben im Vorfeld, musste ich ja.
00:16:45: Und das, ja, das war wunderschön.
00:16:48: Also wir hatten wirklich dann einen Urlaub und konnten vor Ort alles noch klären, was zu klären war.
00:16:52: Und sind dann irgendwann vergnügt.
00:16:55: Mit einem Kind mehr nach Hause gefahren.
00:16:57: Was haben die denn auf dem Campingplatz gesagt?
00:16:59: Also das Umfeld fand das mega toll.
00:17:01: Wir hatten so viele netze Nachbarn und die fanden das mega.
00:17:04: Die fanden das immer ganz toll.
00:17:05: Wir haben Maya dann am Tage ja immer zu uns geholt und Zeit mit ihr verbracht.
00:17:09: Und ja, und die haben wir dann mit uns gefiebert bis dann der Moment da war,
00:17:12: wo wir sie dann für ganz bei uns behalten durften.
00:17:15: Wo wir bei, was sagt das, Umfeld sind?
00:17:20: Es gab wahrscheinlich auch Leute, die sagten, seid ihr denn eigentlich beklopft?
00:17:26: Warum macht ihr das denn eigentlich?
00:17:27: Ihr habt doch schon 3 Kinder.
00:17:29: Ist bei euch wahrscheinlich genauso gewesen.
00:17:31: Und wie reagiert ihr oder wie habt ihr darauf reagiert auf solche Wäuserung?
00:17:38: Da kann ich gar nichts zu sagen.
00:17:39: Wir sind einfach so.
00:17:40: Also ich kann nur wieder verstehen, dass die Menschen oder sie lassen es.
00:17:44: Also da lege ich gar kein Wert drauf, dass das jemand versteht oder nicht.
00:17:48: Und wir sind wie wir sind und ich mache das gerne und mit voller Überzeugung.
00:17:52: Und ja.
00:17:54: Wie konntet ihr eure leiblichen Kinder mitnehmen in diesem ganzen Prozess?
00:18:01: Bei mir ist es ja so, dadurch dass die Lisa und mein erstes Kind die Behinderung hat,
00:18:05: sind natürlich die anderen beiden da geprägt von.
00:18:09: Sie sind natürlich auch, ja, die fanden das mega toll.
00:18:12: Mein Sohn ist total kinderlieb, meine kleine Tochter sowieso.
00:18:15: Die war 10, das war ja der Spielpartner im Prinzip noch.
00:18:18: Also die fanden das mega toll.
00:18:21: Und die waren auch in einem Abstand, wie du das vorhin auch benannt hast.
00:18:25: Das war nicht so Konkurrenz, weil so ein Alleinstellungsmerkmal der beiden Großen
00:18:31: war einfach deutlichst gegeben.
00:18:33: Und das haben wir auch so erlebt.
00:18:36: Also auch wir gucken ja in der Vorbereitung, dass wir die leiblichen Kinder mit einbeziehen
00:18:40: und hatten auch Gespräche und hatten auch immer ein gutes Gefühl.
00:18:43: Und das hat sich ja bis heute durchgezogen.
00:18:46: Nach 13 Jahren ist ja gerade die Bindung auch der Tochter, die inzwischen erwachsen ist,
00:18:52: der leiblichen Tochter, in ich.
00:18:54: Also das hat sich wirklich gut gefügt.
00:18:59: Wie so ein Puzzle, wo so ein Stoff fehlt.
00:19:03: Ich will das im Nachhinein fast benennen.
00:19:06: Ja, wie war so die erste Zeit?
00:19:09: Ich habe die andere Seite vom Camping nach Hause gefahren und dann beginnt ja eigentlich
00:19:14: diese wirkliche Eingewöhnung.
00:19:17: Und durchlebt eigentlich ein Pflegekind mit Behinderung so diese ähnlichen Phasen von
00:19:23: Integration.
00:19:24: Oder ist das bei euch, wie ist das bei euch gewesen?
00:19:27: Also eigentlich kann man es vergleichen, wie wenn man ein Baby vom Krankenhaus nach Hause
00:19:34: geht.
00:19:35: Es ist einfach, ja, man bekommt ein Kind.
00:19:36: Man muss gucken, wie schläft es, wie ist es, wie passt es sich in den Haushalt an.
00:19:42: Das ist genau so, als wenn ich jetzt ein Baby kriegen würde und fahre nach Hause, da weiß
00:19:46: ich auch nicht, was passiert.
00:19:47: Da muss ich auch regelmäßig versorgen und gucken.
00:19:49: Und genauso war das mit Maria Damels auch.
00:19:51: Ich habe das jetzt nachgelesen, weil das wusste ich, das ist da 13 Jahre her.
00:19:55: Und da stand dann auch, sie hat nicht geschlafen und viel geweint und immer schon gut gegessen.
00:19:59: Also da kann ich es so bestätigen.
00:20:02: Und genau, das war.
00:20:06: Ich kann das immer nur.
00:20:08: Also für mich, für mich jetzt auch bei jedem Kind, bei den Großen erzähle ich immer die
00:20:12: Geburtsgeschichte.
00:20:13: Das wollen die Kinder immer gerne hören.
00:20:14: Und bei den Reflegekindern erzähle ich immer die Geschichte, wie sie zu uns kamen.
00:20:18: Wie sie das erste Mal, wie ich das erste Mal gesehen habe und diese Magie.
00:20:21: Es ist ähnlich und die sind genauso neugierig auf diese Geschichte.
00:20:24: Erzähl doch noch mal, wie war das im Jugendamt, wie du mich das erste Mal gesehen hast.
00:20:28: Und das finde ich genauso toll und es ist genauso spannend.
00:20:31: Es ist wahrscheinlich auch der zweite Geburt gefühlt, ne?
00:20:34: Und es ist für mich auf jeden Fall gewesen.
00:20:35: Beim zweiten Pflegekind war ich dann schon etwas älter.
00:20:38: Das war wie ein Geschenk.
00:20:40: Ich habe wirklich hinterher vor dem Jugendamt geweint, weil ich so ergriffen war, dass
00:20:45: ich diese Chance nochmal hatte mit 49 noch mal Mama werden zu dürfen.
00:20:50: Das war für mich was ganz Besonderes und ja.
00:20:53: Genau.
00:20:54: Und auch bei dem zweiten Kind sind wir ja erst davon ausgegangen.
00:20:58: Das ist eine zumindest eine starke Entwicklungvorzögerung hat, weil es sich in der Bereitschaftspflege
00:21:03: irgendwie gar nicht weiterentwickelt hatte.
00:21:05: Und deshalb waren wir auch zu dieser Passung gekommen.
00:21:09: Und bei dem mittleren Pflegekind ist es dann aber ganz anders gelaufen.
00:21:12: Die ist also inzwischen eine gute Regelschülerin und hat sozial emotional durchaus viele Themen
00:21:22: irgendwie auf dem Hintergrund ihrer frühen Erfahrung, bevor es in die Familie gekommen
00:21:28: ist.
00:21:29: Aber es hat sich keine Behinderung manifestiert wie bei den beiden anderen.
00:21:32: Wie ist es denn eigentlich?
00:21:34: Wo wird es gerade von dem Thema Entwicklung sprechen?
00:21:38: Wie fühlt sich das so als Pflegemutter an?
00:21:40: Was sind so für dich Meilensteine gewesen in dieser Zeit?
00:21:45: Was das Kind gelernt hat, gekonnt hat oder einfach, wo ihr gemerkt habt?
00:21:51: Die Bande, diese Familienbande hat sich gut mal zusammengeknüpft.
00:21:55: Bei Maya, also was ich vielleicht noch mal vorneweg sagen bei einem.
00:22:00: Also so habe ich die Erfahrung gemacht bei einem geistig behinderten Kind.
00:22:04: Bei meinen Kindern war es so, dass man gar nicht diese Meilensteine hatte.
00:22:10: Also man merkt zum Beispiel, die Pubertät auch gar nicht so.
00:22:13: So ist es bei meinen Mädels.
00:22:14: Also kann bei anderen anders sein.
00:22:16: Aber die Entwicklung ist ja, weil Maya die ja nun nicht laufen konnte und auch nicht kann,
00:22:26: war als erstes Sprache natürlich dran.
00:22:28: Die hat dann ganz schnell gelernt zu reden, selbstständig zu essen.
00:22:31: Was eingeschränkt ist durch die Halbseitenlehmung, hat halt nur eine funktionierende Hand.
00:22:36: Die andere pflippt immer so ein bisschen rum.
00:22:39: Genau, es ist wie bei jedem anderen Kind auch.
00:22:43: Also ich kann gar nicht sagen, dass ich mache da keine Unterschiede.
00:22:46: Es ist wie es ist und jeder wird da abgeholt, wo er steht.
00:22:49: Und ja, ganz normal wie ich für Maya war der Kindergarten.
00:22:54: Sie ist dann in den halbpädagogischen Kindergarten gekommen.
00:22:56: Sehr zeitnah hatte dort dann alle Therapien.
00:22:59: Also meine Mädels sind alle komplett von hinten bis vorne gut austherapiert.
00:23:03: Alles möglich machen, was möglich ist.
00:23:06: Und ja, bei Maya waren viele Probleme, viele Krankenhausaufenthalte.
00:23:13: Da war dann, ja das war für mich, das muss man natürlich schaffen in der Familie.
00:23:18: Man muss halt genug Leute haben, dass die anderen Kinder halt auch versorgt sind.
00:23:22: Weil mit Maya bin ich dann natürlich in die Klinik gegangen.
00:23:25: An die Zeit erinnere ich mich auch noch gut.
00:23:30: Also Maya hatte zwei große Krankenhausaufenthalte, wo sie auch danach liegend transportiert wurde.
00:23:37: Also in einem Gipsbett liegend.
00:23:40: Und da würde ich schon auch sagen, da hat man nochmal auch gespürt, wie ähnlich diese Bindung ist.
00:23:45: Die hat sich teilweise nicht von den Pflegern versorgen lassen, sondern Mama macht das.
00:23:50: Und hat da so die, ja die intimeren Dinge auch nicht von anderen machen lassen wollten.
00:23:57: Weil sie wusste, Mama ist dabei und wie selbstverständlich sie das, ja als ganze Familie gewuppt haben.
00:24:04: Das war auch erst für die leibliche Tochter nicht ganz einfach.
00:24:06: Mama auf einmal weg, aber auch das hat irgendwie alles sich gut gefügt.
00:24:11: Ja, da sieht man die enge Bindung, die ihr dann aufgebaut habt.
00:24:19: So, ne?
00:24:21: Andrea, nun hast du viele Pflegefamilien, die ein behindertes Kind haben, aber auch natürlich Kinder,
00:24:29: die anfangs stehen keine Behinderung.
00:24:32: Ich finde, dass du es fortstattest.
00:24:33: Irgendwie bestellt sich immer ein bisschen komisch an.
00:24:36: Aber gibt es so, gerade bei diesem Thema Bindung, Einleben in die Pflegefamilie,
00:24:43: erkennst du da Unterschiede zu Kindern, die keine körperlich geistige Behinderung haben
00:24:51: oder laufen die ähnliche Prozesse?
00:24:55: Ne, ganz strikte Unterschiede kann ich da nicht erkennen.
00:24:59: Was ich schon irgendwie merke, dass bei den Kindern, die auch eine kognitive, also eine geistige Beeinträchtigung haben,
00:25:06: dass vielleicht hinterher sogar die Phasen, auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte,
00:25:13: etwas einfacher ist für die Kinder und dadurch auch die Themen in den Familien.
00:25:19: Manchmal leichter sind, weil natürlich die Kinder mehr im Hier und Jetzt leben.
00:25:24: Also bei Maya sieht man das zum Beispiel sehr deutlich,
00:25:27: dass die hat auch noch leibliche Geschwister und die immer sagt,
00:25:30: "Ne, aber meine Schwestern sind doch sowieso."
00:25:33: Und dann die Schwestern benennt, die mit ihr im Alltag zusammenleben.
00:25:39: Und die switcht nicht so in die Vergangenheit und die stellt sich nicht so viele Fragen.
00:25:45: Und mein Eindruck ist, dass es dadurch irgendwie leichter ist.
00:25:49: Also ihr wird es nicht vorenthalten, sie weiß, dass sie weiß, dass sie nicht bei Petra im Bauch war
00:25:54: und kennt den Namen ihrer Mutter und kennt Bilder und da gibt es keine Kontakte,
00:26:00: weil die leibliche Familie das nicht wünscht.
00:26:04: Aber ich habe so das Gefühl, dass das eher der Unterschied ist.
00:26:07: In der Eingewöhnung kann ich das gar nicht so festmachen.
00:26:13: Petra, wie habt ihr das gemacht?
00:26:16: Also genau dieses Thema, wenn denn ist ja ganz groß, Biografiearbeit ist A.
00:26:22: Ich habe gelernt, das ist bei dem Podcast mit Birgit Latscher,
00:26:26: Biografiearbeit ist schwierig, weil da ist der Stegner das Wort Arbeit drin.
00:26:30: Aber also dieses Thema Umgang mit der Biografie des Kindes.
00:26:35: Wie seid ihr damit umgegangen?
00:26:37: Andrea hat ja schon ein bisschen was erzählt, aber magst du noch ein bisschen mehr dazu sagen?
00:26:41: Ja, also das ist immer, wie gesagt, bei Maya war es so, was Andrea gerade schon sagte.
00:26:45: Da war kein Besuchskontakt zu der leiblichen Mutter.
00:26:49: Und wir haben von Anfang an ja ganz klar, also Maya war, wie gesagt, sehr klein,
00:26:53: konnte nicht sprechen, war entwickelt wie acht Monate.
00:26:56: Und mit zunehmendem Alter hat man dann gesagt, okay, du warst nicht in meinem Bauch.
00:27:00: Aber da gibt es eine Bauchmama und dann habe ich ihr Bilder gezeigt
00:27:05: und habe auch von den Geschwistern erzählt.
00:27:07: Aber was vorhin auch gerade schon sagte, ist es so, dass ihr das egal war.
00:27:11: Sie ist wichtig, diese Geschichte ist für sie wichtig.
00:27:15: Aber sie hat nie gesagt, möchte ich kennenlernen, möchte ich mal sehen.
00:27:19: Oder hat das da gar nicht mit.
00:27:22: Aber ich wohne jetzt hier und du bist doch Mama und dann brauche ich ja nicht noch so eine Bauchmama.
00:27:26: Also für Maya ist das ganz einfach.
00:27:28: Bei anderen, also bei meinem jüngsten Pflegekind, was gerade sieben wurde,
00:27:33: die eine geistige Beeinträchtigung hat, ist das ganz anders.
00:27:37: Die macht auch wirklich diese typischen Phasen eines Pflegekindes durch.
00:27:41: Die ist jetzt gerade in der Phase, dass sie ja ganz viel Sicherheit braucht.
00:27:46: Ganz viel Sicherheit braucht.
00:27:47: Immer wieder fragt, ist das Haus denn auch gleich noch da, wenn ich jetzt zur Schule gehe?
00:27:52: Bis du noch da und steht das Haus auch da?
00:27:55: Also sie hat dann mit vier eben diese Situation gehabt,
00:28:01: dass sie von der leiblichen Mutter weggegangen ist oder ja.
00:28:05: Und das hat sie im Unterbewusstsein irgendwie, konnt zu dem Zeitpunkt auch nicht sprechen.
00:28:12: Aber kann das jetzt in Worte fassen und findet, dass für sie braucht es diese Sicherheit.
00:28:17: Und das ist ganz wichtig.
00:28:18: Um was für mich immer ein schönes Zeichen ist, dass die Kinder gut angekommen sind,
00:28:22: ist, wenn sie frech werden.
00:28:24: Wenn sie frech werden, dann denk ich mal, fühlen sie sich sicher und geliebt,
00:28:28: weil dann darf man frech sein.
00:28:29: Dann ist Mama auch immer noch lieb, auch wenn man frech macht.
00:28:32: Und das ist ja so, wie ich es auch gelernt habe, ein Testen.
00:28:36: Testen, auszuhalten.
00:28:39: So darf ich dann auch noch hier bleiben, wenn ich mal richtig misst, Bauer.
00:28:43: Andrea, da kannst du bestimmt noch mehr zu erzählen.
00:28:46: Das sind ja wahrscheinlich genau die Themen, die ihr in diesen Beratungen habt.
00:28:52: Und wie gesagt, da sind es Petra und ihr Mann natürlich auch inzwischen wirkliche Profis
00:28:58: und können das irgendwie gut einordnen nach 13 gemeinsamen Jahren.
00:29:02: Und trotzdem finde ich es auch immer wichtig, eben trotzdem auf diesen individuellen Verlauf
00:29:07: der Kinder zu gucken.
00:29:08: Das ist zum Beispiel auch ein Mittengrund.
00:29:10: Wir haben ja drei Kinder in der Familie, dass wir auch mit zwei Beratenden in der Familie
00:29:14: sind, weil wir so gesagt haben, die Gefahr, die Bedürfnisse des einzelnen Kindes,
00:29:19: sonst aus dem Blick zu verlieren, ist groß.
00:29:21: Und dann haben wir gesagt, wenn es mehr als zwei Kinder sind, machen das bei uns zwei
00:29:25: Beratenden.
00:29:26: Da bin ich dann mit einem männlichen Kollegen in der Familie.
00:29:29: Und natürlich werden genau diese Themen da immer wieder auch besprochen und reflektiert.
00:29:35: Und vielleicht nochmal zu dem jüngsten Kind, was bei Petra und ihrem Mann lebt.
00:29:40: Da war eben auch die Besonderheit, die hat vier Jahre gemeinsam mit ihrer Mutter gelebt,
00:29:47: anders als bei Maya, die eben vorher schon in der Bereitschaftspflege war, da vor viele
00:29:52: Klinikaufenthalter hatte.
00:29:54: Also da gab es eine andere Bindung zur Mutter.
00:29:56: Und da gibt es auch jetzt Besuchskontakte und eine sehr entspannte, entspannte Smiten
00:30:02: einander.
00:30:03: Und für sie ist es auch gut zu verstehen.
00:30:06: Ich habe zwei Mütter.
00:30:07: Und mit der einen lebe ich alltag und mit der anderen, die treffe ich hier beim VSE regelmäßig.
00:30:14: Und das ist ja auch wichtig, dass wir einen neuen Termin abmachen.
00:30:16: Und das läuft irgendwie sehr gut.
00:30:20: Und auch das ist ein Teil, der Petra finde ich hervorragend gelingt.
00:30:24: Irgendwie so, dass ich das Gefühl habe, ja, sie vermittelt der leiblichen Mutter.
00:30:29: Auch wir sitzen hier gemeinsam in einem Boot und wir müssen gemeinsam gucken, dass unser
00:30:35: Kind groß, gut groß wird.
00:30:37: Und das klappt hervorragend.
00:30:39: Siehst du das auch so?
00:30:42: Ja, auf jeden Fall.
00:30:43: Ich kann da auch gut abgeben.
00:30:45: Also ich bin Mama und das sind meine Kinder und ich bin da ganz eng.
00:30:48: Und trotzdem ist dieser Part, da ist die Bauchmama und da haben sie alles recht dieser Welt,
00:30:54: die auch genauso lieb zu haben und mit in der Leben zu lassen.
00:30:57: Und das ist mir ganz wichtig.
00:30:59: Wie ist es denn überhaupt dazu gekommen?
00:31:03: Jetzt haben wir dieses, wir müssen es ja auch nicht ganz biografisch abreißen.
00:31:08: Aber so dieses Ding, ihr habt drei lebliche Kinder.
00:31:11: Und dann habt ihr zwei Pflegekinder.
00:31:14: Dann zu sagen, wir nehmen noch ein Drittes auf.
00:31:18: Bei den Themen, die ihr habt und bei den Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten, die ihr habt.
00:31:23: Wie ist denn das zu dieser Idee gekommen und wo nimmt ihr dann auch die Ressourcen überhaupt
00:31:28: herauf persönlich für euch, das zu schaffen?
00:31:31: Also ich muss dazu sagen, die drei, also die zwei Pflegekinder, die wir zu dem Zeitpunkt
00:31:38: hatten.
00:31:39: Die Maias Geschichte, also die ist jetzt nicht mehr im Krankenhaus.
00:31:43: Also es ist ja irgendwann auch mal gut gewesen.
00:31:45: Also es ist alles operiert, es ist alles fein, es läuft alles.
00:31:48: Maya geht zur Schule mittlerweile, 10. Klasse.
00:31:50: Da ist natürlich alles eingespielt.
00:31:52: Also das ist einfach so.
00:31:54: Und im Gegensatz zu, ich sage jetzt mal einem normalen Kind, ist ja auch so ein Alltag, es
00:31:59: ist ja alles viel strukturierter.
00:32:01: Maya wird morgens mit dem Taxi abgeholt.
00:32:03: Man hat diese ganzen, also eine andere, also ich sage jetzt mal eine nicht behinderte 16-jährige
00:32:08: Stelle, eine ja vor viel größere Probleme wie eine Maya, die vielleicht ein bisschen
00:32:15: operiert und so ein bisschen, oh, Jungs sind doof, das ist gerade die Phase.
00:32:19: Aber ich glaube, das wäre ein großer Unterschied.
00:32:23: Und genau, wir haben Zeit, mein Mann ist vor, ja geht nicht mehr arbeiten, das war auch
00:32:30: noch so ein Grund mit.
00:32:31: Wir hätten jetzt die Zeit, wir sind zu zweit, wir können das stemmen und da war irgendwie
00:32:36: noch so eine Lücke.
00:32:38: Und die ist dann.
00:32:40: Ja, ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Aspekt, den Petre da gerade auch genannt hat,
00:32:44: dass meine Erfahrung ist, dass die Kinder mit einer deutlichen Beeinträchtigung, wenn
00:32:50: sie im Netz der heilpädagogischen Einrichtungen sind, wie im heilpädagogischen Kindergarten
00:32:58: oder auch einer Förderschule, ist der Weg einfacher.
00:33:02: Also die Schulthemen, die wir sonst häufiger auch mit Pflegekindern haben, die keine Beeinträchtigung
00:33:07: haben, sind wir mehr gefordert und die Pflegeeltern vor allem mehr gefordert, weil es häufig
00:33:13: auch vielleicht schwieriger Schulsituationen gibt oder die Wahl der Schule überhaupt eine
00:33:19: schwierige ist, wie entscheiden wir uns.
00:33:22: Und natürlich gibt es in Deutschland auch die Möglichkeit der inklusiven Beschulung.
00:33:26: Und das war jetzt bei euch irgendwie ein Thema.
00:33:29: Ihr habt irgendwie gesagt, wir haben gute Erfahrungen mit unserer leiblichen Toschter
00:33:33: gemacht und unsere Pflegekinder, die beiden, die Jüngste und die Älteste sind so eindeutig.
00:33:39: Also die Jüngere hat einen Gendefekt, dass wir gerne diesen Weg gehen möchten, weil
00:33:44: wir den Eindruck haben, das ist für unsere Kinder der bessere.
00:33:47: Und dann ist es, wie du das benannt hast, die Kinder werden abgeholt, der Platz ist
00:33:52: irgendwie sicher.
00:33:53: Dass man sich nicht besonders darauf bewerben.
00:33:55: Die Schule stellt sich auch auf die Themen ein und es ist häufig eine Ganztagsschule
00:34:02: und das ist mein Eindruck, dass da noch eine bessere Versorgung ist als für Kinder, die
00:34:11: sozial emotional herausbauen.
00:34:13: wissen die Hypothese, dass an der Stelle eine so deutliche und auch körperlich dann zusehende
00:34:20: Behinderung das vielleicht an der Stelle die Kooperation einfacher macht, als wenn es beispielsweise
00:34:28: eine Latente versteckte sein kann. So, würdet ihr das so unterscheiden?
00:34:33: Auf jeden Fall. Auf jeden Fall. Also es ist, ich kann den Unterschied selbst wirklich benennen.
00:34:38: Unsere große Tochter kam immer unerzogen rüber. Die war geistig eingeschränkt und hat nur Quatsch gemacht.
00:34:44: Und das sah dann, wenn wir im Lokal oder irgendwo waren, dann haben die können ihr Kind nicht erziehen.
00:34:50: Es sieht dann immer so aus, als ob man das Kind ja nicht im Griff und hat man auch nicht,
00:34:53: weil ein Kind mit einer geistigen Einschränkung macht eigentlich, was es will.
00:34:58: Man kann gut erziehen und das klare Regeln und Grenzen setzen, das habe ich auch getan.
00:35:03: Und trotzdem hat unsere Lisa da immer über die Strenge geschlagen.
00:35:06: Und bei Maya ist es so, wenn ich mit einem Kind im Rollstuhl, ach, der dame Kind.
00:35:11: Na so. Und ich finde es so furchtbar, sie ist ja nicht arm oder so.
00:35:15: Das mag ich überhaupt nicht. Aber da ist es eindeutig einfacher, weil man natürlich sieht,
00:35:20: das Kind ist eingeschränkt, nicht nur, also, da sieht man die geistige Behinderung natürlich nicht,
00:35:26: aber die körperliche sieht man eindeutig bei Maya. Und ja, das ist einfacher.
00:35:31: Und auch der ganze Werdegang als Dreifachmama von drei großen Kindern weiß ich natürlich,
00:35:38: durch die Pubertät zu kommen, was wird es lernen, wie ist die Ausbildung.
00:35:45: Ja, das fällt dann in dem Moment bei einer Beschulung in einer geistig-behinderten Schule weg,
00:35:50: weil die Mädels wahrscheinlich danach ja dann auch die Werkstatt besuchen werden,
00:35:54: so wie meine große Tochter auch.
00:35:57: Andrea, du begleitest ja zwei der drei Kinder. Was ist denn so für dich so besondere Momente,
00:36:03: entweder bei der ältesten oder bei der jüngsten Pflegetochtern, also aus berateren Sicht,
00:36:10: die dir noch wirklich im Kopf sind?
00:36:13: Dinge im Kopf sind.
00:36:15: Du könntest jetzt gar nicht so einzelne Dinge so benennen.
00:36:19: Also, ich fand diese Krankenhausaufenthalte von Maya, da habe ich sie auch besucht irgendwie in der Klinik.
00:36:25: Und auch zu Hause natürlich, das fand ich schon herausfordernd für die Familie.
00:36:30: Da habe ich echt den Mut gezogen irgendwie.
00:36:34: Und so ganz besondere Dinge, also auch wir leben ja so ein bisschen natürlich als Außenstehende
00:36:44: den Alltag irgendwie mit und gucken klar ist immer so was wie erster Kindergartentag,
00:36:49: Einschulung, solche Dinge sind irgendwie besonders.
00:36:52: Oder ich kann mich auch noch erinnern, dass ich glaube, dass zehnjährige von Maya gefeiert wurde.
00:36:59: Und da bin ich zum Beispiel auch zu eingeladen worden.
00:37:01: Und das war ein richtiges Fest.
00:37:04: Die Familie feiert auch so die Jahrestage, aber so zehn Jahre war dann auch nochmal irgendwie so eine Besonderheit.
00:37:10: Die Jahrestage, das Ankommen?
00:37:12: Das Einzugs.
00:37:13: Das Einzugs, ja.
00:37:15: Genau, das sind so Festivitäten.
00:37:19: Wie ist das mit euch so? Das ist ja ein Ritual.
00:37:22: Wie ist ein zweiter Geburtstag?
00:37:25: Wie wichtig sind denn überhaupt gemeinsame Veranstaltungen, Rituale für euch und für eure Kinder?
00:37:33: Also die werden bei uns ganz groß gefeiert.
00:37:36: Es gibt zu jedem Geburtstag immer ganz viele Gelandene, Luftballons und den Kuchen natürlich.
00:37:42: Der darf nicht fehlen.
00:37:43: Morgens mit den Torten.
00:37:44: Das ist mir ja bei allen sechs Kindern immer sehr wichtig.
00:37:48: Auch die 35 Jahre kriegt immer noch ihren Geburtstagskuchen.
00:37:51: Also ja, und das ist der Kleinen, was ganz besonderes, die ja sieben wurde und kannte das wahrscheinlich nicht.
00:37:58: Ich weiß es nicht.
00:37:59: Auf jeden Fall, ja, das ist für uns sehr, sehr wichtig da generell auch die Jahreszeiten jetzt Osterdeco und auch Basteln.
00:38:08: Und Kinder sind schon ganz züchtig zur Gange mit Ost.
00:38:11: Bin schon reichbeschenkt worden an Osterhasen.
00:38:13: Also jetzt schon.
00:38:15: Ja, ja, so weit ist ja nicht mehr, ne?
00:38:17: Ja, gut, wenn die Folge hier ausgestrahlt ist, dann ist Ostern wahrscheinlich schon vorbei.
00:38:21: Ah, schön, das hört sich einfach an wie ein toller Familienalltag an.
00:38:29: Ist wahrscheinlich eine rhetorische Frage, aber machst du überhaupt Unterschiede zwischen deinen Leiblichten und deinen Pflegekindern?
00:38:35: Nein.
00:38:35: So hört sich das nämlich auch gar nicht an?
00:38:37: Nein, auf keinen Fall.
00:38:38: Weil, nein, das könnte ich auch nicht.
00:38:39: Das könnte ich nicht.
00:38:41: Das ist viel, das ist, ne?
00:38:43: Man, auch die Großen fordern mich immer noch mal wieder.
00:38:46: Aber wir haben einen so, wie nennt man es, geflügeltem Satz.
00:38:52: Weiß ich nicht, sagt man es so.
00:38:54: Es wird immer das Kind zuerst gesehen, was am dolsten blutet oder wo irgendein Körperteil ganz komisch absteht.
00:39:00: Das ist dann immer sofort und als Erstes dran.
00:39:04: Ansonsten sehe ich alle da, wo sie sind, wo sie da sind, wo sie stehen und werden alle geliebt.
00:39:09: Aber das sage ich immer so, also der, der am dolsten blutet, der hat jetzt grad mal vorrang.
00:39:14: Also, ja, da lachen wir immer, weil das ist noch nicht passiert, aber genauso, es gibt ja immer die größeren.
00:39:21: Wie wichtig ist Humor?
00:39:22: Mega wichtig.
00:39:23: Wir sind mega lustig, flippig.
00:39:25: Ich glaube, man muss ein bisschen verrückt sein, sonst, ja, man darf das Ganze nicht so ernst nehmen.
00:39:30: Und die Kinder lieben das, wenn die Mama mit ihnen durch die Küche tanzt.
00:39:34: Zu welchen Liedern?
00:39:36: Das mag ich gar nicht so sagen.
00:39:38: Es sind nicht unbedingt nur Kinderlieder.
00:39:41: Nee, es ist alles möglich.
00:39:43: Wir haben übrigens auch eine eigene Playlist mit Kinderliedern.
00:39:46: Werdet ihr die schon kennst, ansonsten gebe ich dir mal den Link dazu.
00:39:50: Was ich so als Besonderheit auch noch finde, mit welcher Offenheit die Familie auch uns beratend entgegen übertritt.
00:39:57: Und das spüren wir auch, auch mit den leiblichen Kindern.
00:40:00: Die haben wir natürlich groß werden sehen und die älteste Tochter wohnt in einer eigenen Wohnung, jetzt im selben Haus.
00:40:06: Aber auch bei den Pflegekindern, dass die so wissen, ja, da gibt es eine Frau Spliethoff, die sich auch um bestimmte Dinge kümmert.
00:40:17: Und zum Beispiel, ne Marja irgendwann auch mal sagte, die anderen beiden sehen ja ihre leiblichen Mütter, dann treffe ich mich mit Frau Spliethoff.
00:40:24: Also irgendwie auch so eine Offenheit.
00:40:27: Und das finde ich eben auch so eine Besonderheit, dass es da einerseits sind, die genau gleichwertig wie die leiblichen Kinder.
00:40:34: Aber trotzdem ist diese Biografie irgendwie ganz transparent und da wird jetzt nicht so getan, als wären das auch leibliche Kinder.
00:40:44: Und es ist für mich und mein Kollege Jochen, die gehören eben an bestimmten Stellen in diesem System dazu.
00:40:50: Und das erleichtert unsere Arbeit total.
00:40:54: Also das ist wirklich was, was in den Familien unterschiedlich gut gelingt.
00:40:59: Und das ist immer ein Wunsch irgendwie, aber da habe ich so den Eindruck, ja, das passt irgendwie gut.
00:41:08: Ja, das Thema öffentliche Familie.
00:41:11: Ja, es ist ein Stück weit natürlich.
00:41:14: Man lässt Leute in sein Haus rein, die verschiedene Sachen mit einem beraten wollen.
00:41:21: Peter, wie hast du das wahrgenommen, dieses Thema öffentliche Familie und da kommt die Andrea normalerweise, siehst ihr euch an der Stelle.
00:41:33: Aber so wie nimmt es das für dich war diese Familienberatung?
00:41:38: Also ich bin so dankbar, dass ich Andrea an meiner Seite habe seit 13 Jahren, weil es ist ja wirklich oft hat man Themen.
00:41:45: Ich finde, jeder sollte eine Berate haben an seiner Seite als Familie.
00:41:50: Das ist mega wichtig, weil irgendwann einfach nochmal um zu reflektieren, um nochmal drauf zu gucken, habe ich da in der Situation richtig entschieden.
00:41:58: Wie packt man irgendwelche Dinge richtig an?
00:42:01: Ich bin da wirklich dankbar, dass ich da jemand habe, den ich anrufen kann und sagen kann, wieder müssen wir uns ganz dringend treffen.
00:42:07: Wir müssen reden oder eben nur ist es da richtig so und so zu reagieren.
00:42:12: Also ich finde das mega wichtig und für mich seit diesen 13 Jahren sehr, sehr gut aufgehoben beim VSE.
00:42:18: Und habe da immer wirklich gute Feedback bekommen und bin dankbar dafür, so tolle Leute an meiner Seite zu haben.
00:42:25: Danke schön.
00:42:26: Ja, ich war gerade habe, ich fühle sich das so für dich an.
00:42:28: Ja, das fühle ich schön an.
00:42:30: Andrea, wenn ich dich in deinem Arbeitsalltag so sehe, sind das aber auch dann häufig, dass du dann auch unterstützt bei irgendwelchen behördlichen Sachen,
00:42:40: bei irgendwelchen genehmigungen von medizinischen Sachen oder so. Welche Rolle hat eigentlich diese Bürokratie für dich und deine Arbeit?
00:42:50: Ist das mehr als bei Kolleginnen und Kollegen, die halt keine Pflegefamilien haben, die halt behinderte Pflegekinder haben?
00:42:56: Also ist dieses Thema Bürokratie Anträge, ist das größer bei dir?
00:43:00: Das würde ich schon bejahen.
00:43:02: Ja, also natürlich gibt es das bei anderen Kollegen auch und es ist eben auch ein bisschen unterschiedlich inwieweit die Familien da eine Unterstützung wünschen.
00:43:12: So, ich versuche immer das anzubieten zu entlasten, wo es geht, wo die Familie das auch als Entlastung empfindet, aber allein die Gutachtung, die Beantragung von dem Pflegegrad, von einer Schulassistenz.
00:43:28: Wir haben bei Maya auch mal Spenden akquiriert für einen besonderen Umbau, der nicht ausreichend über die Pflegekasse finanziert war.
00:43:36: Also das sind schon so Dinge, wo wir dann nochmal etwas mehr gefordert sind und wo es manchmal auch ein bisschen hilfreich ist, wenn man das nicht zum ersten Mal macht.
00:43:45: Jetzt ist allerdings auch die Familie natürlich durch die jahrelange Erfahrung da auch Profi.
00:43:51: Also ich glaube, es gibt auch manchmal Themen, da fragt ihr mich gar nicht, weil ihr selber wisst, wie es funktioniert, aber da versuche ich natürlich schon auch irgendwie tatkräftig zu unterstützen.
00:44:05: Wie hast du das für dich erlebt?
00:44:07: Bisher ist das auch eine gewisse Serviceleistung, die man da bekommt?
00:44:13: Ja, tatsächlich.
00:44:14: Wir haben vieles selber gemacht, auch gerade, als Maya Klein war.
00:44:19: Und da konnte ich es auch nicht wirklich gut abgeben.
00:44:22: Mittlerweile kann Frau Spietoff machen, nämlich gerne, dankend an, weniger Arbeit für uns.
00:44:29: Also ganz ehrlich, es ist einfach so.
00:44:31: Es gibt ja immer Situationen, dann ist gerade ganz viel, ganz viele Themen, und dass man noch einen Antrag oder jetzt noch dies stellen.
00:44:38: Und da bin ich richtig dankbar, dass in dem Moment Andrea dann sagt, jo, schreibe ich euch, schicke ich weg.
00:44:44: Das ist richtig hilfreich.
00:44:46: Und das ist für uns eben immer so ein Austarieren.
00:44:49: Wie viel ist das an Entlastung, Peter?
00:44:52: Er sagt ja auch gerade am Anfang konnte ich das gar nicht so gut abgeben.
00:44:55: Und ich will da keinem was nehmen, aber ich möchte irgendwie entlasten.
00:44:59: Und das so ein bisschen rauszukriegen miteinander.
00:45:02: Und das verändert sich eben ja auch ganz häufig im Laufe des Prozesses.
00:45:06: Das finde ich auch immer so eine Herausforderung für uns, das so auszutarieren mit der jeweiligen Familie.
00:45:13: Und die eine Familie empfindet es irgendwie als anstrengend ein Widerspruch für den Pflegegrad zu schreiben.
00:45:19: Und wenn ich vielleicht einen Juristen als Pflegevater habe, der sagt, ach, schreibe ich eben selber.
00:45:24: Und die andere Familie sagt, boah, da habe ich ein Schulgespräch und das läuft gerade so schlecht mit der Schulbegleitung.
00:45:31: Können Sie da mal mitgehen?
00:45:33: Dann ist das die Unterstützung.
00:45:36: Und wir versuchen da sehr breit aufgestellt zu sein und gucken, was geht.
00:45:41: Aber ich merke auch, für mich ist es sehr entlastend, einfach viel mitzubekommen von den Familien.
00:45:46: Weil wir natürlich schon auch so ein bisschen, zwischen Jugendamt oder das ist vielleicht auch nochmal so eine Besonderheit,
00:45:52: die wir mal thematisieren sollten, dass die Finanzierung bei Kindern mit einer eindeutigen Behinderung häufig nicht immer eine andere ist.
00:46:02: Und also wir aber eben zwischen Jugendamt oder Eingliederungshilfe stehen und da natürlich auch irgendwie gewährleisten müssen,
00:46:10: dass das dem Kind da gut geht.
00:46:13: Und von daher ist Transparenz für uns da auch wichtig.
00:46:16: Und ich weiß, wenn in der Familie irgendwas irgendwie schwierig läuft, dann weiß ich, dann werden die sich melden.
00:46:24: Und damit komme ich das mit und dann gucken wir gemeinsam nach Lösung.
00:46:27: Wie fern, wie ich alles finde, zu finden, da müssten wir noch mal darüber reden. Was meinst du denn genau damit?
00:46:33: Ja, also die meisten Pflegeverhältnisse, die wir hier begleiten, sind ja im Rahmen der westfälischen Pflegefamilien.
00:46:40: Und das ist im SGB VIII und das ist §33 II, also die Sonderpflege.
00:46:48: Und bei den Kindern mit einer eindeutigen Behinderung wird leider, sag ich auch, mit einem großen Bedauern,
00:46:56: wird nicht der Fokus auf das Kind sein gesetzt, sondern auf die Beeinträchtigung.
00:47:01: Und deshalb werden die Kinder in der Regel über die Eingliederungshilfe finanziert und das ist dann das SGB IX und der §80.
00:47:11: Und damit gibt es erstmal ganz unterschiedliche Settings.
00:47:16: Die Bedingungen sind ein bisschen unterschiedlich und ich finde und auch, ich glaube, ganz viele Kolleginnen und Kollegen teilen das
00:47:24: und auch viele Familien, dass es da eigentlich keine Unterscheidung geben sollte, weil das sind in erster Linie Kinder, Pflegekinder.
00:47:32: Und dann haben sie eben vielleicht noch eine Beeinträchtigung und in der Eingliederungshilfe sitzen vermehrt nicht nur auch Menschen,
00:47:42: die mehr so ein Verwaltungshintergrund haben.
00:47:45: Auch da verändert sich gerade was, aber es werden eben so separate Systeme geschaffen,
00:47:52: die ich finde, die werden eher in Richtung Exklusion als Inklusion geschaffen.
00:47:59: Und eigentlich soll es immer die große Lösung geben, die aber immer wieder verschoben wird und vor mal einer Rente werde ich das nicht mehr erleben.
00:48:05: Gibt es da Dinge, die du konkret sagen würdest, dieses Thema sollte man mal anpacken?
00:48:12: Gibt es da was Spezielles oder ist es dieser allgemeine Gedanke?
00:48:17: Ne, also mein Impuls ist wirklich, dass ich finde, da sollte nicht unterschieden werden und dass die gemeinsam über die Jugendämter versorgt werden sollten
00:48:28: und die sind auch näher irgendwie dran und die Kinder haben ja trotzdem auch diese Bindungsabbrüche,
00:48:35: die haben irgendwie häufig auch Vernachlässigung in den ersten Jahren erlebt, auch wenn sich das wie was verhindert
00:48:40: und vielleicht manchmal anders irgendwie darstellt im Alltag, aber diese Themen haben die trotzdem
00:48:46: und in der Eingliederungshilfe wird mehr so auf die Defizite, die körperlichen, geguckt.
00:48:51: Und das ist eine andere Art des Blickes.
00:48:55: Ja, also es ist dann, die haben ein doppeltes Thema.
00:49:00: Und durch die Behörden ist das das eine Thema, das das Dominante, du würdest sagen, eigentlich beides, aber vor allem nicht diese Trennung.
00:49:10: Petra, ist das für dich in deinem Alltag überhaupt merkst du das?
00:49:15: Nein.
00:49:16: Eine Thema, nein.
00:49:17: Das merkt man gar nicht, weil das greift ja nicht.
00:49:20: Das kommt nirgends vor, das ist ja eigentlich egal, wo ein Kind herkommt, oder?
00:49:25: Wobei wir ja schon den Unterschied merken, jetzt ist die Besonderheit auch noch, dass das jüngste Kind bisher,
00:49:32: wir wissen nicht, ob das so bleiben wird, übers Jugendamt auch finanziert, ist die mittlere Tochter sowieso
00:49:37: und die ältere über die Eingliederungshilfe.
00:49:39: Und wie ich eingangs sagte, kam sie eben aus der Nähe von Marburg.
00:49:44: Und Fakt ist schon, es gibt ja normalerweise eine Hilfeplanung in der Jugendhilfe einmal jährlich
00:49:51: und in der Eingliederungshilfe nennt sich das dann Bedarfsermittlung
00:49:56: und die findet bei Maya aufgrund der Entfernung nicht statt.
00:50:03: Jetzt läuft das alles so gut mit Maya, aber wenn ich mir vorstelle, wir hätten da schwierigere Themen,
00:50:10: auch mit der leiblichen Mutter oder auch auf der Verhaltensebene, dann fehlt da auch noch ein Partner an der Seite.
00:50:17: Und das ist schon auch was, was eben nicht selten ist, wenn eben die Kinder von weiter wegkommen.
00:50:24: In der Jugendhilfe ist es so, dass die Kinder dann irgendwann, wenn die zwei Jahre in der Familie leben,
00:50:29: wechselt das Jugendamt zum örtlichen Jugendamt, wo das Kind lebt
00:50:33: und da findet auf jeden Fall immer eine Hilfeplanung in Präsenz statt.
00:50:38: Muss allerdings auch sagen, die Kinder, die über den LVR oder den LWL betreut werden,
00:50:46: da findet das schon inzwischen auch statt in Präsenz.
00:50:50: An der Stelle merkt man, wie Bürokratie und wie Gesetzbücher sich dann auch im Alltag auswirken
00:50:57: und so wie ich es jetzt gerade verstanden habe, wo du jetzt gerade als Ersten Impuls hattest.
00:51:01: Ne, ich merke das nicht. Scheint es ja so zu sein, dass beispielsweise du, Andrea,
00:51:06: dann noch einiges abpuffern können, aber du merkst es natürlich,
00:51:09: klar, wie ich an wenig Rand treten muss, welche Förderung es gibt und so weiter.
00:51:15: Das bringt mich ein bisschen auf diesen Punkt.
00:51:18: Ich habe noch mal nachgeschaut, es gibt ungefähr in Deutschland,
00:51:21: Roundabout, circa 80.000 Pflegefamilien insgesamt
00:51:26: und das hört sich an sich erstmal wie eine Menge an.
00:51:29: Im Alltag ist es aber dennoch ein relativ kleines Thema
00:51:32: und viele wissen überhaupt nicht, vielleicht mal den Namen gehört
00:51:36: und irgendwie so wie Harry Potter, das ist ja auch irgendwie ein Pflegekind
00:51:39: und meistens ist es dann auch noch ein bisschen negativ konnotiert
00:51:42: und im Alltag hat man damit eine Nachbarschaft wenig zu tun.
00:51:46: Jetzt ist das bei dir mit Pflegekindern, mit Behinderungen, ja noch eine kleinere Gruppe.
00:51:51: Welche Vernetzungsangebote kennst du eigentlich, nutzt du die, um sich auszutauschen,
00:52:00: weil man hat ja irgendwie spezielle Themen, die man vielleicht auch mal
00:52:04: mit jemandem besprechen möchte oder reicht ja an der Stelle Andrea
00:52:08: und vielleicht die Sachen, die wir vom Netz weg haben.
00:52:10: Ja, also ich tausche mich natürlich mit Andrea aus
00:52:13: und das ist mir ganz wichtig, aber allerdings auch viele Freundinnen,
00:52:17: die halt auch ein Pflegekind haben, das ist sehr hilfreich.
00:52:20: Ist das dann über die Jahre entstanden?
00:52:21: Das ist über die Jahre entstanden, ganz genau.
00:52:23: Ich schaue regelmäßig auch auf Instagram, mir wird der VSE an.
00:52:28: Also das finde ich ganz schön.
00:52:30: Ansonsten ist unser Alltag so ausgefüllt, dass ich da keine weiteren,
00:52:37: ja ich brauche das nicht für mich.
00:52:39: Also wir sind damit fein und haben genug zu tun
00:52:42: und genau, bei Fragen immer Andrea an meiner Seite
00:52:47: oder halt auch Jochen für das andere Kind.
00:52:49: Ja, und daher sind wir da.
00:52:51: Andrea, was gibt es noch für Vernetzungsangebote neben unserem Netzwerk,
00:52:56: die vielleicht für Menschen, die anbindet, das Pflegekind haben,
00:53:00: von Interesse sein könnten?
00:53:02: Ja, es gibt natürlich über die einzelnen Behinderungen,
00:53:05: Selbsthilfegruppen, also ich habe zum Beispiel auch eine andere Familie,
00:53:09: die haben ein Kind mit einer sehr schweren ausgebreckenen Stoffwechselstörung.
00:53:14: Da steht jetzt gar nicht so das Pflegekind sein im Vordergrund,
00:53:17: sondern die besondere Ernährung, die sind zum Beispiel da vernetzt,
00:53:21: wobei man auch da wieder merkt, in dem speziellen Fall,
00:53:25: dass in dieser Selbsthilfegruppe sie die einzige Pflegefamilie sind
00:53:30: und das Kind schon aufgrund einer schwierigen biografischen Geschichte
00:53:34: mit der Diät, die es einnehmen muss, ganz anders umgeht
00:53:38: und die anderen Eltern da immer mit Unverständnis reagieren.
00:53:41: Aber wie du das schon angesprochen hast, ist das so eine Nische,
00:53:44: dass das schwierig ist.
00:53:46: Es gibt natürlich auch den Bundesverband von behinderten Pflegekindern,
00:53:50: wo man sich irgendwie austroschen kann.
00:53:53: Wir haben hier bisher bewusst auf so eine Unterscheidung verzichtet,
00:54:00: überlegen aber auch gerade, ob wir das doch vielleicht nochmal
00:54:03: irgendwie damals so ein Interesse abfragen, ob es von Familien ein Interesse gibt,
00:54:09: sich besonders zu diesem Thema Leben mit einem Kind mit Beeinträchtigung auszutauschen.
00:54:14: Wir haben schon so als digitales Format eine Austauschmöglichkeit
00:54:19: für Familien mit Kindern mit einem FASD, also eine Alkoholschädigung.
00:54:25: Aber sonst haben wir eher, fassen wir die Angebote für alle Kinder zusammen.
00:54:31: Und so wie ich den Bundesverband kenne, da war ich jetzt deutlich nochmal
00:54:37: auf der Homepage, natürlich kann man über uns ein Pflegekind mit Behinderung aufnehmen,
00:54:43: aber auch beispielsweise über den Bundesverband.
00:54:46: Genau, aber...
00:54:48: Weil wir sind ja nur in einigen Regionen tätig, in NRW, Hessen und Niedersachsen,
00:54:53: aber für die Leute, die das jetzt vielleicht in Hamburg hören oder so,
00:54:56: wäre das beispielsweise, glaube ich, auch ein Ansprechpark.
00:54:59: Auf jeden Fall.
00:55:00: Ja, dann würde ich den nämlich auf jeden Fall nochmal in die Show-Nauts packen.
00:55:03: Denen dazu würdest du sagen, es gibt genug Unterstützungsangebote
00:55:08: für Pflegefamilien, wo Kinder behindert sind oder könnte es noch mehr geben.
00:55:14: Also, mir fällt jetzt spontan nichts ein,
00:55:18: müssen wir vielleicht Obleter nochmal fragen.
00:55:20: Aber ich meine, bei uns ist natürlich auch nochmal die Besonderheit,
00:55:23: dass wir regional etwas weiter gestreut sind.
00:55:27: Und das macht es natürlich für alle Familien auch schwierig,
00:55:31: sich irgendwie im persönlichen Kontakt dann auszutauschen,
00:55:36: wenn nicht alle Familien vor Ort sind.
00:55:39: Deshalb ist das ein bisschen, bisschen schwieriger.
00:55:42: Ich kenne durchaus auch Familien, ich begleite noch eine Familie,
00:55:45: die haben Kind mit Down-Syndrom, die sind nochmal vernetzt,
00:55:48: aber eben auch nicht mit diesem Pflegekind-Thema,
00:55:50: sondern unser Kind mit Down-Syndrom.
00:55:53: Das ist was, ansonsten kenne ich viele Familien,
00:55:57: die irgendwie inklusive Sportangebote nutzen und darüber Eltern haben.
00:56:02: Also, was ich schon merke, ist, wie du das vorhin selber auch angesprochen hast,
00:56:07: dass oft das Verständnis von anderen Familien größer ist,
00:56:13: wenn sie selber Kinder mit ähnlichen Themen haben.
00:56:16: Dass wenn man so eine ganz normale Familie gibt es zwar nicht,
00:56:20: aber ich mal sie mir jetzt mal eben weder ein Pflegekind,
00:56:25: noch ein Kind mit einer Beeinträchtigung,
00:56:27: ich glaube, die stehen manchmal wirklich mit vielen Fragezeichen im Kopf da
00:56:32: und senden auf unterschiedlichen Kanälen.
00:56:36: Also, das ist was, was ich schon oft mitbekomme.
00:56:39: Würdest du was unterschreiben?
00:56:41: Ja, auf jeden Fall.
00:56:42: Das ist tatsächlich so im Umfeld, sieht man das genau,
00:56:45: dass man ja auf Unverständnis stößt.
00:56:47: In meinem Alter jetzt ist es auch, das ist mir tatsächlich egal,
00:56:51: es ist wie es ist und ich bin glücklich so,
00:56:53: ich habe das Leben mir so ausgesucht und es ist uns nichts passiert,
00:56:58: sondern das habe ich freiwillig so gewählt
00:57:00: und ich glaube, da ist auch der große Unterschied generell bei allen Kindern,
00:57:03: die ich bekommen habe, die ich geplant habe
00:57:09: und das ist, für uns ist das ganz toll,
00:57:12: weil das ist mir ja nicht passiert, das ist in meinem Leben so geplant worden.
00:57:16: Ich glaube, das ist auch noch ein ganz wichtiger Aspekt.
00:57:18: Ich habe hier angefangen, bin zehn Jahre in einer Frühförderung gearbeitet
00:57:22: und da habe ich natürlich Familien begleitet,
00:57:25: die sich nicht ausgesucht haben, ein Kind mit Behinderung zu bekommen.
00:57:30: Und da war häufig im ersten Jahr Trauerbegleitung angesagt.
00:57:36: Das war oft Händchen halten, Wein unternebensitzen und mal aushalten.
00:57:41: Puh, das Leben läuft jetzt ganz anders, als wir uns das ausgemeilt haben.
00:57:45: Oft kommt danach auch wieder, kam so ein Hoch,
00:57:50: wo man irgendwie gemerkt hat, Mensch, auch ein Kind mit einer Eintrichtigung,
00:57:54: mit dem können wir ein normales Leben leben,
00:57:56: aber das war häufig von Trauer geprägt
00:57:59: und das ist eben bei Familien, die sich jetzt bewusst für ein Kind
00:58:04: mit einer Beeinträchtigung bewerben,
00:58:08: oder diesen Wunsch mitteilen, diese Phase fällt aus.
00:58:13: Die kann aber natürlich durchaus sein,
00:58:15: wenn eine Familie auch ein Pflegekind aufnimmt mit der Idee,
00:58:20: wir nehmen ein gesundes Kind auf,
00:58:22: klar hat das vielleicht ein paar emotionale Themen,
00:58:26: aber dann doch merkt Mensch, der Drogen- oder Alkoholkonsum,
00:58:31: der uns vorher nicht bekannt war, der macht doch solche Schäden.
00:58:35: Da kommt auch häufiger mal so ein Trauerthema
00:58:38: oder manchmal vielleicht auch ein bisschen Wut
00:58:40: oder warum hat man uns das nicht mitgeteilt.
00:58:43: Und das ist natürlich hier wirklich eine ganz, ganz andere Situation.
00:58:47: Zumal man dann natürlich sagen muss, wir geben unser Bestes
00:58:50: oder ihr gibt euer Bestes, möglichst alle Informationen auszubekommen,
00:58:53: viele Sachen sind einfach auch ja später diagnostizierbar.
00:58:57: Jetzt haben wir schon so ein, ja erstmal wunderbare Gründe geliefert,
00:59:02: du Petra, warum es sehr lohntwert sein kann,
00:59:06: einen friegelen Kind mit einer Behinderung aufzunehmen.
00:59:09: Wenn ihr jetzt nochmal so überlegt,
00:59:12: ich will jetzt nicht, dass eine gegen das andere aufwiegend,
00:59:14: das ist überhaupt nicht, aber welche Argumente
00:59:17: würdet ihr geben, sich das doch zumindest mal gut zu überlegen,
00:59:22: ob ich nicht vielleicht einem Pflegekind mit einer Behinderung
00:59:25: ein Zuhause geben könnte?
00:59:28: Also per se, ich würde erstmal niemanden überreden.
00:59:33: Ich glaube Mut machen mit positiven Erfahrungen.
00:59:39: Wir haben zum Beispiel vielleicht mal noch ein kleines Beispiel,
00:59:42: eine Familie, die hatte als Bereitschaftspflegekind
00:59:46: über einen anderen Träger ein Säugling mit einem Down-Syndrom aufgenommen.
00:59:52: Und dann wurde irgendwann im Laufe der Zeit klar,
00:59:55: dieses Kind wird nicht zu seinen leiblichen Eltern gehen
00:59:58: und die Familie hatte sich parallel bei uns vorbereiten lassen
01:00:01: für Dauerpflege, hatte aber eben diesen einen Prozess.
01:00:04: Und dann gab es so diese Überlegung,
01:00:07: boah, soll dieser Junge mit einer klaren Diagnose unser Kind werden
01:00:11: und bei uns groß werden.
01:00:13: Und da gab es nachvollziehbarerweise auch erstmal Fragezeichen,
01:00:17: insbesondere beim Pflegevater, der davor ja keine Berührung hatte.
01:00:20: Und da haben wir zum Beispiel mal einen Kontakt ermöglicht mit einer Familie,
01:00:24: die ein Mädchen mit einem Down-Syndrom haben,
01:00:26: damit die mal von ihrem Alltag erzählen.
01:00:29: Und dann war die Entscheidung relativ schnell klar
01:00:32: und der Junge ist jetzt sieben und lebt da irgendwie.
01:00:35: Und die Familie ist irgendwie ganz zufrieden mit allen Entscheidungen.
01:00:40: Ich glaube, das geht nicht gut übers Reden, sondern das muss man erleben.
01:00:44: Und da würde ich eher vielleicht mal Kontakte ermöglichen.
01:00:47: Aber ich glaube auch genau, das ist der Punkt.
01:00:51: Wenn man sich bewusst für erst was entscheidet,
01:00:53: also sprich diese Familie für das Kind mit Down-Syndrom,
01:00:56: genau so ist es, was Andrea vorhin schon sagte,
01:00:59: wirklich schwierig war 24, wie mein erstes Kind geboren wurde.
01:01:03: Man muss sich dann relativ schnell von dem Gedanken verabschieden.
01:01:06: Die wird niemals Medizin oder Jurastudieren.
01:01:09: Da werden geistige Einschränkungen sein.
01:01:12: Man weiß am Anfang natürlich nicht,
01:01:14: wie man uns wurde auch gesagt, die wird nie laufend und nicht sprechen.
01:01:17: Das war dann alles irgendwann.
01:01:19: Also, Maya hat sich ganz, unsere Lisa hat sich ganz normal entwickelt.
01:01:22: Und genau, ist heutzutage glückliche Putzfrau in der Werkstatt,
01:01:26: die das mega macht.
01:01:27: Wir sind mega stolz darauf.
01:01:29: Also, sie hat das wirklich alles gut.
01:01:31: Kann Fahrrad fahren, kann selbstständig Bus fahren.
01:01:33: Hat das wirklich gut gemacht und hat sich da für ihre Verhältnisse
01:01:36: sehr gut entwickelt.
01:01:38: Das ist der Unterschied.
01:01:40: Wenn man bewusst sich von diesem Gedanken verabschiedet,
01:01:43: mein Kind kann alles werden.
01:01:45: Kann es dann eben an dieser Stelle nicht.
01:01:47: Und wenn man diesen Prozess einmal durch hat,
01:01:49: eben dieser Trauer, dass man viele Dinge nicht möglich sind,
01:01:53: ist es auch wieder fein.
01:01:55: Also, dann ist es ja in Ordnung, jeder ist so, wie er ist.
01:01:58: Und wenn man das verstanden hat, das ist, glaube ich, der Punkt,
01:02:01: warum ich gesagt habe, kann ich mir vorstellen.
01:02:03: Weil ich muss jetzt nicht den Mediziner oder Juristen in meiner Familie haben,
01:02:08: sondern ich nehme auch und liebe auch die glückliche Putzfrau.
01:02:11: Gibt es noch Dinge, ich wäre eigentlich mit meinen Fragen am Ende,
01:02:17: aber gibt es noch Dinge, wo er sagt, jetzt wo ich schon das Mikrofon her
01:02:21: vor der Nase habe und die Möglichkeit habe etwas zu erzählen,
01:02:25: gibt es noch etwas, wo er sagt, darüber haben wir jetzt noch gar nicht gesprochen?
01:02:29: Nee, so was aus meiner Warte jetzt nicht.
01:02:34: Ich würde nur einfach den Appell oder den Wunsch äußern,
01:02:39: dass Menschen, die sich schon mal mit diesem Gedanken beschäftigt haben,
01:02:44: dass die ruhig irgendwie mutig sein sollen, um in den Kontakt zu gehen.
01:02:48: Das heißt ja auch nicht, wenn ich mich damit auseinandersetze,
01:02:52: dass morgen ein Pflegekind bei mir einzieht.
01:02:55: Aber da würde ich mir wünschen, dass da eine Offenheit ist
01:03:01: und wir im Gespräch, glaube ich, gute individuelle Antworten
01:03:07: auch noch mal gemeinsam irgendwie finden können, ob das was ist oder nicht.
01:03:11: Weil ich kann auf jeden Fall mit dem Klischee aufräumen,
01:03:15: was Petra vorhin sagte, was ihr der andere Träger anfangs sagte,
01:03:19: dass es keine Pflegekinder mit starken Beeinträchtigungen oder Behinderungen gäbe.
01:03:24: Die gibt es durchaus.
01:03:28: Ich würde gerne an dieser Stelle noch eine Geschichte erzählen.
01:03:31: Und zwar ist Folgendes passiert.
01:03:33: Im Sommer ist unser Jungs das Pflegekind eingeschult worden.
01:03:36: Und man bereitet sich ja vor, man bastelt vorher eine Schultüte.
01:03:40: Es gab eine besondere Kleidung.
01:03:42: Sie hat einen ganz wunderschönen Hosenansuch an.
01:03:44: Ich habe ja die Haare geflochten.
01:03:46: Und meine große Tochter hat das begleitet.
01:03:49: Also auch mein Mann, aber halt unsere Tochter auch, unsere mittlere.
01:03:52: Und ich sage, geht du schon mal raus mit der Kleinen
01:03:55: und mach schon mal Fotos vor dem Blumen.
01:03:57: Ja, und ich habe mich zurecht gemacht und gehe dann und irgendwann kam sie rein
01:04:01: und ich dachte, du, ist das ja alles fein, Mama?
01:04:03: Aber ist das in Ordnung?
01:04:04: Die hat gar keine Schuhe an.
01:04:06: Also ich habe komplett dem Kind alles fein angezogen und komplett die Schuhe vergessen.
01:04:10: Also so cool ist man dann beim sechsten Kind.
01:04:13: Das war ja gar nicht mehr so aufregend, sondern, ja, sie wären dann ohne Schuhe an.
01:04:17: Hätten wir alle die Schuhe ausgezogen,
01:04:18: wären wir die komische Familie ohne Schuhe gewesen, wahrscheinlich.
01:04:21: Aber ja, die hatte Rutschersocken an und ich habe es nicht gesehen.
01:04:24: Und ja, die standen draußen und Mama, ist das richtig, dass das Kind keine Schuhe trinken?
01:04:29: Also das kommen wir heute immer noch drüber lachen.
01:04:32: Es gibt solche Momente.
01:04:34: Ich glaube, eine Frage ist mir jetzt gerade noch in den Sinn gekommen.
01:04:36: Und zwar, wenn ich jetzt sagen würde, ich könnte mir das theoretisch vorstellen.
01:04:39: Aber mein Haus, meine Wohnung ist jetzt überhaupt nicht,
01:04:43: da könnte jetzt, ich wohne in dritten Stock.
01:04:45: Das ist überhaupt nicht behindertengerecht dort, wo ich halt wohne.
01:04:50: Welche Möglichkeiten gibt es denn dafür überhaupt für Pflegefamilien,
01:04:53: das irgendwie einzurichten, auch vielleicht finanziell?
01:04:56: Ja, also erstens mal ist natürlich nicht jedes Pflegekind mit einer Beeinträchtigung.
01:05:01: So gebe einträchtig, dass es keine Treppen laufen kann.
01:05:05: Und es gibt jetzt erstmal nicht ganz spezielle Töpfe für Pflegefamilien.
01:05:11: So, es gibt über die Pflegekasse und die Kinder haben dann ja in der Regel auch einen Pflegegrad.
01:05:16: Darüber gibt es Möglichkeiten und wir haben ganz guten Kontakt auch zu einer Stiftung,
01:05:22: wo wir irgendwie durchaus finanzielle Mittel schon mal haben bereitstellen können.
01:05:27: Und es ist natürlich auch eine Verhandlungssache mit dem Kostenträger.
01:05:32: Also wir haben schon auch einen Zuschuss zum Beispiel mal für einen Umbau,
01:05:36: für ein Auto bekommen, für die Familie, dass der Rollstuhl hinten reingeschoben werden kann.
01:05:42: Aber da kann man jetzt nicht so einen Blanko versprechen geben, das wird alles übernommen.
01:05:49: Das muss man dann wirklich im Einzelfall mit dem Kostenträger gut klären
01:05:53: und gegebenenfalls natürlich im Vorfeld, wenn das da schon bekannt ist.
01:05:57: Aber ich habe zum Beispiel auch gerade eine Familie, die sagt,
01:06:00: wir können uns gut vorstellen, noch ein Kind in einer Beeinträchtigung aufzunehmen.
01:06:04: Wir haben aber Treppen im Haus und wir brauchen ein Kind, was irgendwann mal laufen kann.
01:06:09: So oder zumindest diese Treppen alleine bewältigen kann.
01:06:12: Aber es gibt natürlich auch ein Treppenlift und gibt viele Hilfsmittel, die auch über Pflegekasse
01:06:18: oder auch den Landschaftsverband oder den LVR, je nach dem Werder Kostenträger ist, die das bezuschließen.
01:06:27: Aber da muss man im Einzelfall gut.
01:06:29: Ja und ich glaube, das ist das Wichtige an der Stelle.
01:06:31: Das soll kein Hindernis sein.
01:06:33: An der Stelle gibt es genügend Hindernisse in der Welt
01:06:36: und die gilt es genauso abzubauen wie dieses.
01:06:40: Dann danke ich euch vielmals.
01:06:42: Ich habe noch eine einzige letzte Aufgabe für euch.
01:06:45: Und zwar ihr müsst mir einen Satz beenden.
01:06:47: Und zwar Andrea, der lautet für dich.
01:06:51: Ein Pflegekind und eine Pflegefamilie, wo das Pflegekind eine Behinderung hat, zu begleiten, ist für mich punkt, punkt, punkt.
01:06:59: Eine sinnstiftende Arbeit.
01:07:02: Das ging kurz.
01:07:04: Das ist extra für dich, lautet der Satz ein bisschen abgewandelt, nämlich eine Pflegekind mit Behinderung aufgenommen zu haben, ist für mich.
01:07:13: Eine große Freude und ein großes Glück.
01:07:16: Super, dann danke ich euch vielmals für dieses Interview, für die tollen Antworten und diese tollen Einblicke.
01:07:24: Auch in dieses Thema Pflegekind mit Behinderung.
01:07:27: Vielen Dank, dass ihr dabei wart.
01:07:30: Und ja, vielen, vielen Dank. Ich wünsche euch noch einen schönen Tag.
01:07:34: Gleichfalls. Ja, danke gleichfalls.
01:07:38: Das war das Gespräch mit Andrea und Petra.
01:07:41: Ich danke den beiden herzlich, dass sie so offen und engagiert über ihre Erfahrung gesprochen haben.
01:07:47: Ich hoffe ihr konntet einen guten Einblick in das Leben mit einem Pflegekind mit Behinderung gewinnen und vielleicht auch etwas Inspiration mitnehmen.
01:07:55: Zum Schluss noch einmal der Hinweis auf unsere Homepage www.netzwerk-pflegefamilien.de
01:08:01: und dort könnt ihr auch nochmal einige weitere Informationen zu diesem Thema erfahren.
01:08:06: Vielen Dank fürs Zuhören und bis zur nächsten Folge von Netzwerkpflegefamilien, der Podcast.
01:08:13: Netzwerkpflegefamilien, der Podcast.
01:08:17: Netzwerkpflegefamilien, der Podcast.
01:08:20: Netzwerkpflegefamilien, der Podcast.
01:08:23: [MUSIK]
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