Essverhalten verstehen – Pflegekinder achtsam beim Essen begleiten

Shownotes

Was brauchen Kinder beim Essen – und was brauchen Pflegekinder vielleicht besonders? In dieser Folge spreche ich mit der Diplom-Oecotrophologin Mechthild Freier über Essverhalten, kindliche Entwicklung, frühkindliche Erfahrungen – und wie Pflegeeltern gut begleiten können. Wir sprechen über das, was oft hinter auffälligem Essverhalten steckt, welche Bedeutung Rituale haben – und wie man als Familie einen entspannten Rahmen rund um das Thema Essen schaffen kann.

Empfohlene Links aus dem Gespräch: 🔗 gesund-ins-leben.de – Online-Plattform rund um gesunde Ernährung und Alltagsbegleitung von (jüngeren) Kindern 🔗 UGB-Dozentin Edith Gätjen – Autorin, Expertin für Familienernährung und achtsames Essen 🔗 „Familienküche“ – Ratgeber Verbraucherzentrale – Buch über alltagstaugliche, stressfreie Familienernährung 🔗 „Bärenstarke Kinderkost“ – Ratgeber Verbraucherzentrale – Kindgerechte Ernährung mit vielen Tipps für Praxis und Haltung

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Transkript anzeigen

00:00:00: Und diese Vernachlässigung, die zeigen sich dann darin, dass die Kinder zum Beispiel nicht regelmäßig Mahlzeiten bekommen haben und deswegen Hungererfahrung haben.

00:00:11: Sie sind da ganz gewitzt drin, Lebensmittel zu entdecken, auch Schränke zu klettern, sich etwas rauszuholen in ihr Zimmer zu holen und auch zu verstecken.

00:00:22: Und das ist ja auch etwas, was ihnen dann Sicherheit verleiht. Und wenn sie das tun, dann merken wir ja geradezu, dass sie diese Sicherheit brauchen.

00:00:31: Ja, ich muss sicher sein, dass da noch Lebensmittel sind. Also deswegen sind diese Mahlzeiten, die regelmäßig Mahlzeiten so wichtig und auch eventuell dem Kind sogar eine kleine Box.

00:00:43: Und wir nennen das Notfallkist oder Notfallbox zu packen, zusammen mit dem Kind dort Lebensmittel reinzunehmen, was es jederzeit essen kann, was nicht stattdiebt.

00:00:54: Und deswegen ist meine Empfehlung immer an die Eltern in Bezug auf die Kinder. Streich bitte das Wort gesund aus dem Wortschatz.

00:01:11: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Netzwerkkpflegefamilien, der Podcast.

00:01:16: Heute geht es um das Thema "Esverhalten von Pflegekindern". Warum sind manche Kinder ständig auf der Suche nach Essen, während andere kaum etwas anrühren?

00:01:25: Wie können Eltern liebevoll reagieren, wenn das Essen zur Herausforderung gilt?

00:01:30: Darüber spreche ich mit Diplomökotrophologin Mechtl Freier und wir schauen uns an, wie man konflikteamtisch vermeiden, rituale Stärken und die Bedürfnisse der Kinder gut im Blick behalten kann.

00:01:42: Viel Spaß mit dem Interview.

00:01:44: Vielen Dank, dass Sie sich bereit erklärt haben, heute in dem Podcast dabei zu sein, zum Thema "Esverhalten von Pflegekindern, wenn Mahlzeiten zur Herausforderung werden".

00:01:58: Aber erst mal, bevor wir in das Thema kommen, würden Sie vielleicht ein paar Sätze einfach über sich sagen.

00:02:04: Ja, danke schön, Herr Suche. Danke, dass ich hier sein kann. Mein Name ist Mechtl Freier. Ich bin Diplomökotrophologin.

00:02:12: Ich komme aus Korschenbruch.

00:02:14: Ich wohne dort mit meinem Mann, habe zwei Kinder im Alter von 31 und 29 Jahren, ein Sohn, eine Tochter.

00:02:24: Ich habe mich seit Jahren auf das Thema Ernährung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert.

00:02:31: Da ist mir nicht nur die gesunde Ernährung am Herzen, sondern eigentlich im Laufe der Jahre immer mehr das Thema Ernährungserziehung und Ernährungsbildung.

00:02:39: Und dann haben Sie ja, glaube ich, ein recht weites Spektrum. Unter anderem halt auch dann das Thema "Wie ist das denn mit Pflegekindern?"

00:02:47: Und da, ich bin ja über eine Kollegin von einen unserer Standorte auf Sie aufmerksam geworden, wo Sie einen Vortrag gehalten haben.

00:02:53: Wie ist es dazu gekommen, dass Sie auch dieses Thema "Pflegekindern", das ist ja auch ein spezielles Thema, Kinder, die vielleicht eine Traumatisierung erlebt haben.

00:03:00: Wie sind Sie auf dieses Thema gekommen, das mit anzubieten?

00:03:03: Das war, würde ich sagen, eher ein Zufall. Ich war lange Zeit als Dozentin einer Hochschule in Niederrhein.

00:03:12: Und dort fand ein Projekt statt bei den Studierenden, die sich mit dem Jugendamt "Mönchenglackbach" zusammengeschlossen haben, die eben auf die Uni zugekommen ist, auf die Hochschule zugekommen ist und gefragt haben,

00:03:25: "Könnt ihr da nicht mal was machen?"

00:03:27: Die Pflegeeltern, die wir haben, berichten immer wieder von extremen Essverhalten, der Pflegekinder und was kann man da tun?

00:03:34: Und daraus ist dann ein Workshop entstanden, den die Studierenden entwickelt haben.

00:03:38: Und ich habe, weil ich damals als Journalistin auch öfter tätig war, habe dann darüber berichtet.

00:03:44: Und darüber bin ich dann zu dem Thema gekommen und das passt natürlich sehr gut zu meinen bisherigen Themen.

00:03:51: Und bin eigentlich auch ganz dankbar für dieses Thema und bin immer froh, wenn ich Eltern da in irgendeiner Weise ein bisschen Unterstützung geben kann.

00:03:59: Okay, dann hoffen wir das heute auch mit diesem Podcast zu tun.

00:04:03: Ja, vielleicht die erste Frage, wenn wir direkt reingehen.

00:04:06: So welche Erfahrungen in Bezug auf Nahrung, Essverhalten, Essen bringen den Pflegekinder so häufig mit?

00:04:14: Das ist natürlich individuell, aber so aus Ihrer Erfahrung, was sind so häufig auftretende Erfahrungen, die Pflegekinder haben?

00:04:24: Ja, wir müssen wissen, dass die Kinder in den Herkunftsfamilien oft Vernachlässigungen erfahren haben.

00:04:30: Und das Vernachlässigungen bezieht sich nicht nur auf verschiedene Alltagsbereiche, wie man wegen Kleidung oder Versorgung auch, wenn sie krank sind,

00:04:38: sondern eben auch beim Essen und Trinken. Und diese Vernachlässigungen zeigen sich dann darin, dass die Kinder zum Beispiel nicht regelmäßig Mahlzeiten bekommen haben

00:04:49: und deswegen Hungererfahrungen haben.

00:04:52: Sie bekommen vielleicht auch nicht Mahlzeiten, die kindgerecht sind.

00:04:57: Wenn ein einjähriges, was gerade den Brei abgelegt hat, schon eine Pizza Salami essen soll, dann ist das einfach nicht kindgerecht.

00:05:05: Es ist so salzig, es ist so fettig, es hat den Zahnstatus ja noch gar nicht, um das zu kauen können.

00:05:11: Ja, dann Lebensmittel oder Mahlzeiten, die sie nicht schlichtweg nicht vertragen, von denen Ihnen vielleicht sogar schlecht wird.

00:05:19: Kalte Mahlzeiten, das bezieht sich dann auch darauf, dass sie viele Lebensmittel gar nicht kennenlernen und ihren Geschmack gar nicht entwickeln können.

00:05:28: Das sind also so die Dinge, die mir Eltern besonders berichten oder auch, dass die Pflegekinder nach und nach zwar mehr Nahrung dann in den Familien zu sich nehmen,

00:05:38: aber immer nur das Essen, was zum Beispiel die Pflegemutter gerade ist, weil sie sehen, das ist sicher für mich.

00:05:45: Also so wie ich es gerade merke, dass wir jetzt direkt die nächste Frage, diese Erlebnisse, die die Kinder erlebt haben in ihrer frühsten Kindheit,

00:05:56: das beeinflusst halt das spätere Essverhalten auch mit?

00:05:59: Ja, wir wissen ja, dass die Kinder in den ersten Lebensjahren geprägt werden, sehr stark geprägt werden.

00:06:06: Manche sprechen die ersten drei Jahre, andere sprechen davon, dass es die ersten fünf Jahre sind, zumindest die ersten Lebensjahre.

00:06:14: Und damit wird dann eben auch das Essverhalten geprägt, das Essen und Trinken, das, was sich an Geschmack entwickelt.

00:06:22: Und das ist eine sehr starke Prägung. Und wenn dann die Esserfahrungen noch so negativ besetzt sind, dann ist es klar, dass dann eben,

00:06:31: wenn wir mit dem Schwäch zu den Pflegefamilien rüber machen, dass sich das in den Pflegefamilien eben auch zeigt.

00:06:38: Und dass es schön ist, wenn diese Pflegefamilien versuchen, ein gesünderes, wenn ich das jetzt mal Essverhalten nach und nach mit den Kindern zu entwickeln.

00:06:50: Und ich denke, es geht ja dabei noch mehr um wirklich das eigentliche Essen, also quasi die Produkte, die man zu sich nimmt.

00:06:59: Sondern es geht da ja auch um diesen ganzen sozialen Aspekt von Nahrungsaufnahme, soziale Zugehörigkeit, Geborgenheit,

00:07:07: wenn ich jetzt an Kinder denke, die gestillt werden, dann ist das ja etwas, was ganz wichtig ist für den Aufbau von Bindung.

00:07:16: Also, dass Essen viel mehr ist als dieser reinen Vorgang des Nahrungkaun und Verdauern.

00:07:25: Ja, auf jeden Fall. Also das, was die Schildern finde ich auch ganz wichtig, auch nochmal zu betonen,

00:07:32: wenn ein Säugling auf die Welt kommt und Nahrung bekommt, also vielleicht gestillt wird oder das Fläschchen bekommt, egal was von beiden.

00:07:39: Man nimmt den Säugling in den Arm und er erfährt dabei ja ganz viel Liebe und Zugehörigkeit und diese Bindung, die sie sagen,

00:07:47: wird aufgebaut zwischen Mutter und Kind oder zwischen Vater und Kind oder der Pflegeperson und dem Kind.

00:07:52: Und das ist eben ganz, ganz wichtig und das trägt sich durch das ganze Leben auch hindurch,

00:07:58: dass wir die Nahrungsaufnahme, das Essen und Trinken immer auch mit einem Gefühl von Geborgenheit und von Sicherheit haben möchten.

00:08:11: So wird es jetzt mal ausdrücken.

00:08:13: Das ist eben etwas, was in den Herkunftsfamilien dann in dem Maße nicht gegeben wird.

00:08:18: Aber es ist auch darüber hinaus Essen und Trinken. Klar, es ist gut für unseren Körper, die Kinder müssen wachsen und gedeihen,

00:08:24: geht natürlich nur über Essen und Trinken und wir Erwachsene müssen versuchen, unseren Körper zu erhalten mit Essen und Trinken.

00:08:32: Wir wollen gesund bleiben, geht auch größtalts über Essen und Trinken und dann ist aber noch ein kleines Ding dabei, was ich erwähnen würde, das ist der Genuss.

00:08:41: Und das ist etwas, was die Kinder in den Herkunftsfamilien unter Umständen auch nicht erfahren haben.

00:08:47: Mit allen Sinnen beteiligt das Essen wirklich zu genießen und wenn wir zum Beispiel anschauen, sie wollen einen Apfelessen, sie nehmen in die Hand, das Tastgefühl greift den Apfel.

00:08:59: Sie sehen wir aus, der hat rote Bäckchen, er fühlt sich vielleicht bei der Schale manchmal ein bisschen wachsig an, je nachdem was für ein Apfel das ist.

00:09:08: Sie beißen rein, sie hören, das ist Kracht.

00:09:11: Sie schmecken sauer, süß, die verschiedenen Geschmackstrichtungen, das Aroma des Apfels nimmt die Nase wahr.

00:09:17: Wir haben alle Sinne dabei.

00:09:19: Und wenn ich dann wieder schaue auf die Pflegekinder, die vielleicht das gar nicht so empfunden haben, weil sie ja, weil der Hunger möglicherweise im Vordergrund stand,

00:09:30: wann kriege ich das nächste Mal Essen und ich will satt werden, dann sind das viele Erfahrungen, die dann in den Pflegefamilien den Kindern gegeben werden können.

00:09:40: Jetzt ist das ja häufig so das, was wir jetzt gerade beschrieben haben und worum es ja auch noch geht, dass man über auffälliges Essen verhalten spricht.

00:09:51: Nun ist auffällig natürlich auch ein Wort, was jetzt gar nicht so leicht zu definieren ist.

00:09:57: Ab wann ist etwas auffällig, was ist eigentlich normal?

00:10:01: Ich meine, den Satz hören Sie wahrscheinlich häufig. Mein Kind hat ein auffälliges Essenverhalten, aber ab wann spricht man überhaupt von einem auffälligen Essenverhalten?

00:10:11: Wollen wir vielleicht erst mal über ein normales Essen verhalten?

00:10:14: Das wäre vielleicht, wenn das so leichter geht, definitiv.

00:10:17: Definitiv leichter.

00:10:20: Ja, also was ist denn alles normal?

00:10:22: Normal ist zum Beispiel, dass die Kinder mal mehr und mal weniger essen.

00:10:26: Das kann von Mahlzeit zu Mahlzeit sein, das kann von Tag zu Tag sein, von Woche zu Woche. Es ist auf jeden Fall völlig normal.

00:10:33: So, normal ist auch, dass die Kinder erstmal neue Lebensmittel ablehnen.

00:10:39: Und das ist uns in die Wiege gelegt, das ist evolutionär bedingt.

00:10:43: Lebensmittel, die ich nicht kenne, die könnten ja gestich sein.

00:10:48: Ich drück das mal extra so krass aus, also bin ich doch erstmal vorsichtig und erst doch vielleicht erstmal nicht.

00:10:55: Dann ist uns aber auch in die Wiege gelegt, dass wir neugierig sind.

00:10:59: Und die Neuge führt dann dazu, dass ich denke, das Lebensmittel, das sieht aber doch ganz lecker aus.

00:11:05: Und die anderen Essen ist auch, dann kann ich es doch mal probieren.

00:11:08: Und im Idealfall sind diese, diese Skepsis der neuen Nahrung gegenüber und die Neugier wiegen sich irgendwann mal aus.

00:11:15: Natürlich charakterlich unterschiedlich bedingt, ist klar, aber irgendwie kommt es da zu einem guten Verhältnis miteinander.

00:11:24: Dann, was auch auf jeden Fall angeboren ist, ist der Hunger nach Süßen.

00:11:29: Die Muttermilch ist süß und wenn das Neugeborene keiner Muttermilch mögen würde, also Süß nicht mögen würde,

00:11:35: wird es ja schon in den ersten Tagen verhungern.

00:11:37: Und dieser Hunger nach Süßen, man sagt dazu auch, das ist der Sicherheitsgeschmack der Evolution,

00:11:45: weil süße Lebensmittel sind eigentlich natürlicherweise niemals giftig.

00:11:50: Also es ist sicher ein süßes Lebensmittel zu essen.

00:11:53: Und das Süße spricht auch noch unser Belohnungszentrum an.

00:11:57: Also ein gutes Empfinden, nachdem ich süßes gegessen habe.

00:12:00: Alles völlig normal.

00:12:01: Die ganzen anderen Geschmäcker, bitter und sauer vor allen Dingen, das ist eigentlich eher der Geschmack von Giftigem,

00:12:09: die wird zunächst mal abgelehnt und das muss alles erlernt werden.

00:12:12: Und da ist es vielleicht auch interessant zu wissen, dass die ganzen Geschmacksempfindungen leichter erlernt werden können oder geprägt werden können,

00:12:23: wenn schon die Mutter in der Schwangerschaft sich vielfältig ernährt hat, also viel Aromen gegessen hat und auch in der Stillzeit,

00:12:30: weil sich das über das Fruchtwasser und später in der Stillzeit überträgt.

00:12:33: Und das geht da schon, weil sie so ein bisschen geprägt wird in verschiedene Geschmacksrichtungen.

00:12:39: Und was aus meiner Erfahrung bei Kindern sehr oft abgelehnt wird,

00:12:43: ist die verschiedene Textur von Lebensmitteln, wenn etwas plötzlich krömmelig ist, wenn es stückig ist.

00:12:49: Kleingeschnittene Kräuter, die dann vielleicht abgehäumend sich komisch anfühlen.

00:12:54: Alles diese Dinge, die müssen erst im Leben erlernt werden.

00:12:58: Und da ist es unsere Aufgabe als Eltern, die Kinder nach und nach daran zu führen.

00:13:02: Ja, was gibt es noch, was normal ist?

00:13:05: Normal ist auch, was Eltern sehr stark beunruhigt.

00:13:09: Das ist, wenn ein Kind eine Mahlzeit zum Beispiel Nudeln mit Tomatensoße eine ganz lange Zeit bevorzucht

00:13:16: und am liebsten gar nichts anderes essen wollte.

00:13:18: Das ist auch, da bin ich sicher, das ist ein Lebensmittel, das bekommt mir und dann will ich erst mal gar nichts anderes essen.

00:13:24: So, und dann hat der Körper dann aber auch noch den Mechanismus,

00:13:27: dass er, ich sage jetzt mal im übergetragene Sinne, sagt, also das reicht mir jetzt nicht,

00:13:32: nur Nudeln mit Tomatensoße ist ein bisschen wenig an Nährstoffen und sehr einseitig.

00:13:36: Ich brauche jetzt doch mal was anderes.

00:13:38: Und dann ist irgendwann mal der Zeitpunkt bei den Kindern angebrochen,

00:13:41: wo sie plötzlich Nudeln mit Tomatensoße nicht mehr mögen und zu anderen Lebensmitteln übergehen.

00:13:46: Also alles auch ganz normal.

00:13:49: Ja, was ist noch normal?

00:13:51: Ich muss gerade mal überlegen, ja, dann natürlich diese Ablehnung von Lebensmitteln.

00:13:56: Es ist auch normal, dass wenn man dann etwas Neues einführt,

00:13:59: dass die Kinder das eben nicht sofort mögen, hat ich eben schon mal erklärt.

00:14:03: Aber da ist es eben auch so, dass wenn man immer wieder anbietet,

00:14:07: auch in verschiedenen Kombinationen mit anderen Lebensmitteln, verschiedene Darreichungen,

00:14:12: dass die Kinder nach und nach dann doch zugreifen.

00:14:15: Also immer wieder neu versuchen.

00:14:19: Genau, ja.

00:14:20: Und wenn das dann eben ganz, ganz extrem wird und die Eltern sich dann auch Sorgen machen,

00:14:26: dann muss man halt mal schauen, woran es denn vielleicht legen mag.

00:14:30: Und bei den Pflegekindern, die haben natürlich, das haben wir eben schon gesagt,

00:14:34: sehr negative Essentrangen unter Umständen.

00:14:37: Die haben dann eben auch diese Dinge, die ich gerade erzählt habe,

00:14:40: in extremer Weise drücken wie das aus.

00:14:43: Und dann kommt natürlich noch der extreme Essensdrang dazu.

00:14:47: Maßloses Essen, immer wieder nach Essen fragen.

00:14:51: Maßloses Essen, vor allem wenn die Gelegenheit kommt, dass ich essen kann.

00:14:55: Und andere Dinge, ja.

00:14:58: So ein unkontrollierter Essensdrang.

00:15:01: Also ich kann, also einerseits möchte ich immer essen und dann auch pausenlos.

00:15:07: Also dass man denkt, es gibt kein Sättigungsgefühl.

00:15:11: Ja, ist das ein Zeichen für diese Mangelerfahrung, die das Kind hat?

00:15:15: Oder ist das, kann man auch vielleicht andererseits von einer Art Essenssucht sprechen,

00:15:21: was, wie kann man sich so in Verhaltensweise erklären?

00:15:25: Also zunächst mal können wir den unkontrollierten Essensdrang tatsächlich auf Essen und Trinken beziehen.

00:15:32: Wenn die Kinder erfahren haben, dass die nächste Mahlzeit später kommt,

00:15:39: als sie Hunger haben oder vielleicht für eine lange Zeit gar nicht kommt,

00:15:44: dann werden sie natürlich jede Mahlzeit nutzen, um zu essen.

00:15:48: Und wenn wir wissen, dass Essen so stark mit Emotionen verbunden ist

00:15:55: und wir wissen, dass Essen uns Geborgenheit signalisiert,

00:16:02: dann können wir auch vermuten, dass bei anderen negativen Erfahrungen,

00:16:09: die Kinder, aber auch wir Erwachsene zum Essen greifen,

00:16:14: um uns eine Art Befriedigung damit zu verschaffen.

00:16:18: Und das müssen wir dann natürlich in meinem Hinterkopf behalten.

00:16:22: Ob das jetzt tatsächlich ein Trauma ist oder eine Sucht dahinter steckt,

00:16:25: muss man dann versuchen, herauszufinden.

00:16:32: Aber zunächst mal ist es für uns hier ein Symptom, dass irgendetwas nicht stimmt.

00:16:37: Also kann es sein, dass dieses Thema Essen,

00:16:43: gerade wenn man so etwas erlebt hat in frühester Kindheit,

00:16:47: dass das halt auch sehr eng verknüpft ist mit Ängsten.

00:16:50: Und da wahrscheinlich auch mit existenziellen Ängsten,

00:16:53: bekommen ich überhaupt genug zu essen.

00:16:56: Das ist wahrscheinlich für die Kinder ein ganz großes Thema.

00:16:59: Genau. Also bekomme ich überhaupt genug zu essen,

00:17:03: ist ein großes Thema.

00:17:05: Natürlich haben die dann Ängste erlebt und Essen und Trinken,

00:17:08: das sind Grundbedürfnisse.

00:17:10: Das brauchen wir ganz, ganz dringend zum Leben.

00:17:12: Und es ist klar, dass das damit Ängsten verbunden ist.

00:17:15: Und dann ist der Versuch, oder dann äußert sich das eben dadurch,

00:17:20: dass ich wirklich jede Mahlzeit nutze, um zu essen oder dann auch zu trinken.

00:17:27: Diese Sicherheit, du bekommst bei uns genug zu essen, die zu vermitteln,

00:17:33: ist wahrscheinlich nicht so einfach,

00:17:36: weil das kann man ja wahrscheinlich zehnmal sagen,

00:17:39: aber das ist ja ein Gefühl, was dahinter steckt.

00:17:41: Und wirklich Erlebnisse von Kindern.

00:17:43: Was wären so hilfreiche Möglichkeiten für Pflegeeltern,

00:17:49: darauf zu reagieren und den Kindern gleichzeitig zu zeigen,

00:17:53: hier bist du sicher, bei uns bekommst du genug zu essen?

00:17:56: Gibt es etwas Besonderes oder ist es einfach ein Ding,

00:17:59: was sich mit der Zeit ergeben wird?

00:18:02: Also natürlich ergibt sich das mit der Zeit.

00:18:04: Und die Eltern brauchen vielleicht sehr viel Geduld dazu.

00:18:07: Was sie immer machen können, ist dem Kind Sicherheit verleihen,

00:18:13: indem sie den Alltag strukturieren und auch regelmäßig Mahlzeiten einbauen.

00:18:20: Dass sie Regeln zu den Mahlzeiten sich überlegen.

00:18:24: Die werden in ihrer Familie wahrscheinlich sowieso haben,

00:18:27: aber dass sie sich überlegen, wie können wir das wirige Kinder mit einbinden,

00:18:30: können wir noch mal eine Zwischenzeit Mahlzeit mit einnehmen und so weiter.

00:18:34: Und dass sie sich an diese Regeln halten.

00:18:37: Das das Kind ganz genau weiß.

00:18:39: Meinst du, um 8 Uhr gibt es Frühstück, um 10 Uhr bekomme ich noch

00:18:44: ein Zwischenzeit Snack, um 12 Uhr gibt es Mittagessen und so weiter.

00:18:48: Und das ist mein dem Kind das immer wieder signalisiert.

00:18:51: Und wir wissen ja auch, dass die Kinder nicht nur unmäßig essen,

00:18:57: sondern dass sie zum Teil auch Horten und Verstecken,

00:19:00: also falls sie sind da ganz gewitzt drin, Lebensmittel zu entdecken,

00:19:04: auch Schränke zu klettern, sich etwas rauszuholen,

00:19:07: in ihr Zimmer zu holen und auch zu verstecken.

00:19:11: Und das ist ja auch etwas, was ihnen dann Sicherheit verleiht.

00:19:16: Und wenn sie das tun, dann merken wir ja geradezu,

00:19:19: dass sie diese Sicherheit brauchen.

00:19:21: Ja, ich muss sicher sein, dass da noch Lebensmittel sind.

00:19:24: Also deswegen sind diese Mahlzeiten,

00:19:26: die regelmäßigen Mahlzeiten so wichtig.

00:19:28: Und auch eventuell dem Kind sogar eine kleine Box.

00:19:33: Und wir nennen das Notfallkiste oder Notfallbox zu packen,

00:19:36: zusammen mit dem Kind dort Lebensmittel reinzunehmen,

00:19:39: was es jederzeit essen kann, was nicht verdient.

00:19:43: Und diese Box kann das Kind mit sich tragen

00:19:46: oder mit aufs Zimmer nehmen.

00:19:48: Und dann kann es die Sicherheit haben,

00:19:50: auch wenn jetzt gerade mal das Mittagessen erst in der Stunde ist.

00:19:53: Ich kann aber in diese Box gehen und habe immer Essen dabei.

00:19:57: Ja, jetzt haben Sie zwei Sachen gesagt,

00:19:59: die ich interessant finde.

00:20:01: Wie eines als das Horten.

00:20:03: Und diese Box, fangen wir mit der Box an.

00:20:05: Können Sie da noch so ein bisschen was zu sagen,

00:20:07: wofür die jetzt genau ist, was dort reinkommt,

00:20:09: wie man das vielleicht auch bespricht mit den Kindern,

00:20:12: was dort reinkommen kann?

00:20:14: Ja, also erst mal ist das so eine Box,

00:20:17: wie gesagt so eine Art Notfallbox.

00:20:19: Das haben übrigens die Studierenden auch

00:20:21: an der Hochschule damals entwickelt.

00:20:23: Das ist ideal für eine verschließbare Dose,

00:20:26: man hat deswegen auch Kunststoff.

00:20:28: Und in Absprache mit dem Kind kann man dort Sachen hinein tun,

00:20:33: die das Kind auf jeden Fall mag,

00:20:36: die sicher für das Kind sind.

00:20:38: Und die meisten Kinder mögen ja Knäckebrot

00:20:41: oder Zwiebark oder auch vielleicht Brot.

00:20:44: Man kann getränke hineingehen,

00:20:46: man bestens Wasser, eine Flasche Wasser mit dazu nehmen.

00:20:49: Auf jeden Fall Dinge, die das Kind mag,

00:20:51: die das Kind dann, ich sag das mal, als sicher empfindet.

00:20:55: Und aus Sicht der Eltern muss man sagen,

00:20:59: dass das Lebensmittel möglich sind, die haltbar sind.

00:21:03: Und die auch, wenn sie angebrochen sind,

00:21:05: noch haltbar sind, damit das eben in dieser Box auch nicht verschimmelt.

00:21:08: Dann kann man natürlich auch noch die Box schön gestalten

00:21:11: mit dem Kind, altersgemäß natürlich.

00:21:13: Mit älteren Kindern kann ich anders darüber sprechen

00:21:16: als mit kleinen Kindern.

00:21:18: Wo soll die Box liegen?

00:21:20: Ich würde sagen, da, wo das Kind sich hinhaben möchte.

00:21:23: Und wenn das Kind sich ständig mit sich rumträgt,

00:21:26: fände ich das auch in Ordnung.

00:21:28: Denn es ist ja seine Notfallbox.

00:21:30: Das könnte auch das Kinderzimmer sein.

00:21:32: Das könnte auch das Kinderzimmer sein.

00:21:34: Also Sie fragen vielleicht,

00:21:36: weil Kinderzimmer auch so eine Regel ist,

00:21:38: in Kinderzimmern wird nicht gegessen?

00:21:40: Das wird ja häufig gesagt.

00:21:42: Wenn wir zu dem anderen Thema kommen, Horten,

00:21:45: dann ist das ja vielleicht auch eine Möglichkeit,

00:21:49: genau auf sowas zu reagieren,

00:21:51: dass du in deinem Zimmer diese Box haben kannst.

00:21:54: Die Erfahrung ist,

00:21:58: dass diese Notfallbox in aller Regel überhaupt nicht genutzt wird.

00:22:03: Sie ist dafür da, dass ich Sicherheit habe.

00:22:06: Ja, das ist eine kleine Versicherung.

00:22:09: Im Bestfall, sie ist dafür da,

00:22:11: dass man sie im Bestfall eigentlich nie nutzen muss.

00:22:13: Das ist natürlich auch gut,

00:22:15: weil das wirklich langhaltende Sachen sind.

00:22:17: Bei dem Thema Horten, Kinder verstecken, Süßigkeiten,

00:22:22: andere Sachen sind unter dem Bett,

00:22:25: sind da mittlerweile verschimmelt,

00:22:27: führt natürlich auch, ja, kann zu Alterskonflikten führen.

00:22:31: Wie kann ich als Pflegeeltern darauf eigentlich reagieren?

00:22:34: Einerseits ist man vielleicht im ersten Moment verärgert,

00:22:38: andererseits steckt ja ein guter Grund,

00:22:40: nämlich eine Reaktion auf die Mangelerfahrung,

00:22:43: die das Kind hatte.

00:22:45: Wie kriege ich das auch im Alltag hin,

00:22:48: diese Balance eigentlich gut hinzubekommen

00:22:51: und das auch mit Kindern zu besprechen?

00:22:53: Zunächst mal nehme ich das als Signal,

00:22:57: dass das Kind eben hortet und versteckt.

00:23:02: Ich nehme es als Signal,

00:23:04: das ist, wie Sie gerade gesagt haben, da eine Mangelerfahrung hat

00:23:07: und kann dann eben das zum Anlass, zum Gespräch mit dem Kind nehmen,

00:23:12: ihm das zu signalisieren, dass ich da Verständnis für habe

00:23:15: und dass wir dann eine Lösung finden,

00:23:17: die für das Kind in Ordnung ist.

00:23:19: Aber eben nicht, dass die Lebensmittel im Zimmer dann

00:23:22: zwischen Spielzeug, vielleicht Vergammeln hinter der Heizung liegen

00:23:26: und so weiter und genau dafür haben wir dann die Notfallkiste.

00:23:29: Wenn so ein Pflegekind in eine Pflegefamilie kommt,

00:23:34: hat es spezifische Erfahrungen gemacht,

00:23:37: ob es jetzt nicht direkt eine Mangelerfahrung im Bereich Essen sein muss.

00:23:42: Aber erst mal kommt ja ein Kind,

00:23:44: was verschiedene Vorerfahrungen schon hatte in einer Familie.

00:23:47: Dort gibt es auch spezielle Regeln und Gewohnheiten

00:23:51: in Bezug auf Essen

00:23:53: und nach und nach lernt sich Familie und Kind kennen,

00:23:57: bauen eine Bindung auf

00:23:59: und das wird wahrscheinlich bei diesem Thema Essen,

00:24:01: Ernährung, Rituale ähnlich sein, denke ich mal.

00:24:05: Das wäre die erste Frage.

00:24:07: Gibt es da auch eine Ähnlichkeit

00:24:09: und kann man das vielleicht, gibt es da spezielle Phasen?

00:24:12: Ja, man spricht im Prinzip von ja drei oder vier Phasen.

00:24:18: Zunächst ist die Beobachtung immer wieder,

00:24:21: dass die Kinder, wenn die in die Familie kommen,

00:24:24: also in eine Pflegefamilie kommen,

00:24:26: dass sie dann zunächst mal ein unauffälliges Verhalten zeigen,

00:24:29: dass sie sich anpassen.

00:24:31: Dann wächst so ein bisschen das Vertrauen zu den Eltern,

00:24:37: sie merken dann ja, oh, das ist da anders,

00:24:39: als ich das kenne, und da kommen die Mahlzeiten

00:24:42: und ich kann ja Essen so viel, ich will.

00:24:45: Und das ist so ein erstes Verschöpfen von Vertrauen.

00:24:49: Und dann kommt aber eine Phase, wo dieses Vertrauen,

00:24:52: ich sag mal, getestet wird.

00:24:54: Und dann werden die Erfahrungen aus der Herkunftsfamilie

00:24:57: in die Pflegefamilie übertragen.

00:25:00: Und das Kind entwickelt eben mehr oder weniger extreme Essverhalten.

00:25:05: Und das ist die Phase, wo es für die Eltern darauf ankommt,

00:25:10: dass sie dann bei ihren Regeln bleiben,

00:25:13: dass sie dem Kind immer noch versichern,

00:25:16: ja, du wirst hier satt, ja, die nächste Mahlzeit kommt,

00:25:20: ja, wir sorgen für dich.

00:25:22: Und diese Phase kann mehr oder weniger lang dauern

00:25:26: und es kann auch sein, dass die Eltern da so ein bisschen

00:25:29: zur Verzweiflung gebracht werden, weil sie ja denken,

00:25:31: es war doch alles schon so gut, warum das denn jetzt.

00:25:34: Aber die müssen es einfach sehen als eine Phase,

00:25:37: wo das Kind nochmal die Gewissheit haben möchte,

00:25:40: ja, hier ist alles in Ordnung, und hier geht es mir gut.

00:25:43: Und wenn diese Phase da nach weniger oder weniger langer Zeit

00:25:47: überstanden ist, dann merken die Eltern es daran,

00:25:50: dass dann die dritte Phase einsetzt, das ist die Regression,

00:25:53: dass das Kind quasi ein Rezeptknopf drückt

00:25:57: und sich auf eine frühere Entwicklungsstufe zurückbegibt.

00:26:01: Wenn also ein Kind schon mit Gabel und Messer vielleicht gegessen hat,

00:26:05: dann will es vielleicht mit einem Löffel essen,

00:26:07: vielleicht möchte es sogar auf den Shows und dort essen,

00:26:09: vielleicht möchte es gefüttert werden.

00:26:11: Und das ist dann die Phase, wo die Eltern sagen können,

00:26:14: okay, jetzt fängt es so langsam an,

00:26:17: in Anführungsstrichen Normalität zu übergehen.

00:26:21: Vielleicht kann ich da auch nochmal

00:26:23: so ein bisschen vom Mahlzeitskript erzählen,

00:26:25: weil ich glaube, das ist eigentlich eine ganz schöne Sache,

00:26:28: die man sich so vorstellen kann.

00:26:30: Wenn das Kind aus der Herkunftsfamilie kommt,

00:26:32: dann hat es eine bestimmte Vorstellung, wie eine Mahlzeit abläuft.

00:26:36: Und es denkt ja, dass die Mahlzeit in der Pflegefamilie ähnlich abläuft.

00:26:41: Es ist aber gar nicht so, die haben ja eine ganz andere Mahlzeit.

00:26:44: Und die große Chance ist einfach da,

00:26:47: dass durch immer gleich ablaufende Mahlzeiten,

00:26:50: also mehr oder weniger gleich ablaufende Mahlzeiten,

00:26:53: mit den Regeln, die in der Familie besprochen, ausgehandelt wurden,

00:26:57: die das Kind auch kennt,

00:26:59: kann das Kind ein neues Skript entwickeln,

00:27:02: ein neues Mahlzeiten-Skript,

00:27:03: ein neues Drehbuch, wie eine Mahlzeit auch aussehen kann.

00:27:07: Und das kann es dann entwickeln,

00:27:09: wenn die Mahlzeit mehr oder weniger immer gleich ist.

00:27:12: Also dieses immer wieder gleich,

00:27:14: bedeutet dann hinter Sicherheit und die Bewogenheit.

00:27:18: Und dann kann ich auch meinen Essverhalten anpassen

00:27:22: und kann vielleicht mal mit Genuss essen.

00:27:24: Nicht immer nur hoffentlich werde ich satt,

00:27:27: sondern wie kann ich das Essen genießen.

00:27:29: Und die kann ich mit meiner neuen Familie auch beim Essen schöne Dinge erzählen.

00:27:34: Ja, hat sehr viele Ähnlichkeiten wie Pflegekinder

00:27:39: zu allgemein sich in die Pflegefamilie integrieren,

00:27:43: welche Prozesse es da gibt.

00:27:45: Und wenn es erst ein sehr unauffälliges Verhalten gibt, häufig.

00:27:48: Manche Pflegekinder, die bringen direkt ihre Themen auf den Tisch,

00:27:51: wir nennen das häufig an den Rucksack, den sie mitbringen.

00:27:54: Der ist da, aber der ist erst mal noch verschlossen.

00:27:57: Und der wird sich dann erst öffnen, wenn sie anfangen, Bindung aufzubauen.

00:28:01: Und das ist ein Wildversorz, das überzuerklären.

00:28:03: Das ist ein gutes Zeichen,

00:28:05: auch wenn das vielleicht im Alltag dann sehr stressig sein kann.

00:28:08: Aber das ist ein gutes Zeichen,

00:28:10: weil das Kind hat gerade richtig viel geleistet.

00:28:13: ihnen zu vertrauen. So und das höre ich, das finde ich jetzt interessant, dass das

00:28:17: beim, dass das Thema Essen, das ist da sehr, sehr ähnlich abläuft. Und das ist da wischernich

00:28:21: ein wichtiger Teil, ein wichtiger Baustand ist, des gesamten Bindungsaufbaus zwischen Pflegeeltern

00:28:29: und Pflegekind. Ja, vielleicht zum Thema Regression, Sie haben es gerade gesagt, Regression, da merkt

00:28:36: man, es geht bergauf, aber vielleicht erlebt man das im Alltag ganz anders. Nämlich, warum

00:28:42: willst du jetzt, warum soll ich dich jetzt füttern? Du kannst das doch.

00:28:45: Was ist daran schwierig, wenn das Kind plötzlich einen einfachen Schritt zurückmacht? Dann gehe ich

00:28:51: mit und ich gebe ihm wieder das Vertrauen, ja, ich kann dich füttern. Natürlich, ich begleite

00:28:57: das Kind ja auch mit dabei und irgendwann, wenn es dann viel gefüttert ist, dann kann ich doch

00:29:01: mal schauen, magst du dich nicht jetzt wieder auf deinen eigenen Platz setzen und nochmal selber

00:29:05: essen. Du kannst das doch. Und es ist ja auch ganz wichtig, dass man die Kinder in ihrem Versuch

00:29:14: und ihren Bedürfnis sich selbst zu entwickeln, autonom zu werden, dass wir sie darin unterstützen.

00:29:19: Und was ich immer ganz wichtig finde, ist, dass wenn ein Kind einen Verhalten zeigt, wo ich denke,

00:29:25: hm, was ist denn jetzt? Dass ich dann auf das Kind einhehe und es frage und sage, ich sehe,

00:29:31: dass du noch mit einem Löffel essen möchtest. Möchtest du dich, vielleicht, dass ich sogar auf

00:29:36: das Kind sein möchtest, dich auf mein Schoß setzen oder die Frage ist immer, wie kann ich dich denn

00:29:40: dabei unterstützen? Dass ich das einfach so rumgehe und mir überlege, wie kann ich das Kind

00:29:45: unterstützen, dass es sich entwickeln kann. Aber man muss diesen Blick natürlich erstmal haben. Warum

00:29:51: hat es ein regressives Verhalten? Das finde ich super, wenn Sie sagen, als Pflegeeltern genau

00:29:57: darauf einzugehen. Man muss es nur erstmal wissen, dass das überhaupt, also was das gerade ist,

00:30:04: ich möchte wieder gefüttert werden. So, und ich glaube, wenn man das versteht, dann kann man den

00:30:09: Schalter umlegen. Aber im ersten Moment kann es natürlich irritieren. Das kann ich mir gut vorstellen,

00:30:16: dass das alles erst irritiert und deswegen ist es, finde ich, auch sehr wichtig, die man die Pflege

00:30:22: Eltern mehr und mehr auch begleitet in dem Prozess und dass sie da diese Phasen auch kennenlerne,

00:30:31: dass sie wissen, dass das auch sie zukommt, um eben nicht so irritiert zu sein, um eben zu sehen,

00:30:35: oh Mensch, wenn jetzt diese extremes Verhalten kommen, das ist eigentlich eher ein Kompliment an

00:30:42: mich von dem Kind. Das ist vertrauenfast. Das will mich jetzt nur so ein bisschen testen und das

00:30:48: machen ja nicht nur Pflegekinder, das machen auch die eigene Kinder. Die testen auch. Ja, und ich glaube,

00:30:55: dieses Testen ist wirklich wichtig, um einfach eine stabile Beziehung einfach aufbauen zu können,

00:31:00: denn ich glaube, jede Beziehung, ob mit zwischen erwachsenen Eltern Kinder, sollte getestet werden,

00:31:07: um zu wissen, wie stabil ist die eigentlich. Gerade Pflegekinder, da ist das ungemein wichtig,

00:31:12: dass sie wissen, da darf ich hier auch bleiben. Ich würde gern auf dieses Thema Süßigkeiten kurz

00:31:19: eingehen. Wahrscheinlich werden sie da auch häufig gefragt werden, was kann ich eigentlich tun?

00:31:24: Mein Kind, das müssen auch nicht nur Pflegekinder sein, das können auch die eigenen sein, möchte

00:31:30: Süßigkeiten haben. Ganz viel und am besten ungebremst, sage ich jetzt mal. Was kann man denn tun,

00:31:35: um dass dieses Thema Süßigkeiten nicht so umkämpft ist? Wie komme ich mit meinen Kindern eigentlich

00:31:43: gut in ein Gespräch rein zum Thema Süßigkeiten? Es reicht wahrscheinlich nicht, ihnen zu sagen,

00:31:48: nein, das ist Zucker, das ist schlecht für die Zähne und das ist ungesund und hier ist dein

00:31:53: Brokkoli. Das wird wahrscheinlich nicht helfen. Das wird sogar mit Sicherheit nicht helfen,

00:31:59: würde ich sagen. Also fangen wir mal hinten an. Das Mötchengesund ist für Kinder jetzt nicht so

00:32:05: geeignet, weil Kinder, Freunde, die kleinen Kinder sich damit ja überhaupt gar nicht wirklich was

00:32:10: vorstellen können. Und was bedeutet das schon, wenn ich ihm sage, wenn du so viel Süßigkeiten

00:32:15: ist, dann kriegst du bald wegen Karies. Dann müsste ich ihm erst mal erklären, was Karies ist,

00:32:19: vielleicht sage ich ihm auch noch, dass das mit Schmerzen verbunden ist. Dann ist es aber viel

00:32:23: Süßigkeiten und kriegt kein Karies. Da mache ich mich ja sogar unglaubwürdig. Also es kann ja gar

00:32:30: nicht auch in die Zukunft hineingucken. Selbst bei Erwachsenen wird das Wörtchen gesund ja nicht.

00:32:36: Und deswegen ist meine Empfehlung immer an die Eltern in Bezug auf die Kinder. Streich bitte das

00:32:42: Wort "gesund" aus dem Wortschatz. Wenn es um Lebensmittel gibt, dann tun die gut, dann sind die

00:32:48: lecker oder manchmal schmecken sie auch nicht so gut. Sie machen nicht satt oder ich kriege

00:32:52: vor dem Lebensmeld, kriege ich noch mehr Hunger. Also sprecht über die Emotionen oder

00:32:57: sprecht über die körperlichen Gefühle, die sie bei euch auslösen, aber nicht über gesund. So,

00:33:02: und wenn wir das Wörtchen gesund wegnehmen, dann haben wir schon mal eine große Entlastung in

00:33:06: den Familien. Das macht mal viel Stress raus. Und was sie noch angesprochen hat, das war,

00:33:12: wir gehen mal jetzt mit Süßen um, ne? Ja, genau, wir gehen mal mit den Süßen um. Also zunächst

00:33:18: mal wissen wir ja, dass Süß angeboren ist und es gibt Menschen, die stehen im Total auf Süß.

00:33:24: Manche weniger Kinder in aller Regel mögen süße Sachen und wir Eltern wissen halt,

00:33:30: dass die nicht so gesund sind und möchten ihnen davon eben nicht so viel anbieten. Wichtig ist,

00:33:38: dass Süßes nicht verboten wird, weil alles was verboten ist, wird künstlich eigentlich

00:33:43: erhöht und ist besonders reizvoll. Was kann ich tun? Wenn wir davon ausgehen, dass die Eltern

00:33:50: die Kinder gesund ernähren möchten, dann haben sie eine bestimmte Verantwortung. Dann haben sie

00:33:59: die Verantwortung, dass sie den Kindern gesunde Lebensmittel anbieten. Und wir sprechen davon

00:34:05: einer geteilten Verantwortung zwischen Eltern und Kindern. Die Eltern entscheiden für ihre Familie,

00:34:12: was sie den Kindern zu essen geben, wann es die Mahlzeiten gibt, wo gegessen wird im

00:34:17: S. Am Estisch, im Wohnzimmer, in meiner Küche, wo auch immer, wie gegessen wird, welche Kulturtechniken

00:34:23: möchte ich den Kindern vermitteln, welche Tischregeln gibt es? Und das tun sie in der

00:34:32: Verantwortung, ein gesundes Essen den Kindern zu geben und sie beziehen da natürlich die Bedürfnisse

00:34:38: der Kinder mit ein. Wenn ich eine Abendmahlzeit plane, sage ich jetzt mal, dann plane ich die

00:34:44: sicherlich nicht um 21 Uhr, wenn die Kinder um 20 Uhr ins Bett gehen. Also ich stelle mich auf die

00:34:49: Kinder ein und schaue, was tut denen gut und was passt in unsere Familie. Und wenn ich dann entschieden

00:34:55: habe, was ich zum Abendbrot, was ich zum Mittagessen auf den Tisch stelle, dann sind da immer

00:35:01: Lebensmittel dabei, die für Kinder gut sind. Und da können auch mal Süßigkeiten dabei sein, da

00:35:08: kann auch ein Dessert dabei sein, aber natürlich nicht im Übermaß. Und die Kinder haben dann auch

00:35:15: eine Rolle. Und die Rolle ist, aus diesem Angebot, was ich ihnen gegeben habe, das herauszunehmen,

00:35:21: was sie mögen oder auch zu sagen, ich habe heute gar keinen Hunger. Und damit nehme ich

00:35:26: unglaublich viel Stress aus dem ganzen Zirkus ums Essen und am Estisch heraus. Ich habe ein gutes

00:35:33: Gewissen als Mutter oder als Vater, dass ich mein Bestes gegeben habe und kann dann den Kindern

00:35:41: übernehmen, was ich ihnen anbiete, herauszunehmen, was sie möchten. Und wenn sie Süßes ansprechen,

00:35:50: fällt mir als Beispiel immer das Dessert ein, was also ein großes, großes Stress, großer Stress

00:36:00: bedeutet in den Familien und immer wieder gefragt wird, soll mein Kind denn das Dessert

00:36:04: bekommen, wenn es doch vorher das Gemüse nicht gegessen hat oder nicht gut gegessen hat in

00:36:09: unseren Sinne, wie wir das vielleicht mal eine wie gut ist. Und dann kann man nur sagen, ja, es hat

00:36:15: ein Recht auf dieses Dessert. Das Dessert soll nicht Belohnung sein, es soll nicht Strafe sein,

00:36:21: es ist für jeden da, aber sicherlich die Portion, die vorgesehen ist und auch nicht im

00:36:27: Übermaß. Und wenn das Dessert gegessen wird in manchen Familien, steht das Dessert schon

00:36:31: mit auf den Tisch und dann können die Kinder das Dessert als erstes essen. Warum nicht?

00:36:36: Die Kinder bestimmen, was sie aus diesem Angebot nehmen und Untersuchungen haben auch gezeigt,

00:36:44: wenn man die Kinder wählen lässt, dass sie über kurz oder lang, sagt jetzt mal, ihr Körper

00:36:50: ihnen schon sagt, was für sie gut ist. Ich hake für mich ein Recht auf Dessert,

00:36:56: dass es verbrieft für alle, finde ich gut. Wie ist das denn? Man kauft ein und man kauft dann

00:37:04: halt auch irgendwie Süßigkeiten ein. Ich denke irgendwie so eine große Packung an Schoko-Riegeln,

00:37:10: das ist wahrscheinlich, weil die gerade im Angebot waren. So und jetzt hat das Kind das

00:37:17: gesehen und sagt, ich will aber was von diesem Schoko-Riegel haben und man tut es aber nicht

00:37:23: auf den Nachmittagssnack. Das Kind hat es aber gesehen und sagt, ich will aber ein. Wie kann ich

00:37:31: das denn gut sprachfähig machen? Dass wir da jetzt vielleicht 20 kleine Schoko-Riegel haben,

00:37:35: aber in meinem Kopf sind die für die nächsten Wochen, die waren jetzt nun gerade im Angebot

00:37:40: und ich habe es sich jetzt gekauft. Die sollen jetzt aber nicht für jetzt sein. Na ja, dann sage ich

00:37:46: das dem Kind. Ich sag's dem Kind, dass es nicht für jetzt ist, ich habe es gekauft für heute

00:37:52: Nachmittag und ich kann dann aber herausfinden, warum das Kind denn überhaupt diesen Schoko-Riegel

00:37:57: haben möchte. Hat es denn wirklich Lust auf was Süßes oder will es vielleicht was anderes?

00:38:02: Denn gerade diese Frage nach dem Essen ist ja oft damit verbunden, dass ein ganz anderes Bedürfnis

00:38:08: im Raum steht. Vielleicht hat das Kind gerade langeweile. Vielleicht ist das Kind müde und

00:38:13: möchte was Süßes oder vielleicht hat das tatsächlich Hunger. Dann kann ich ihm ja was geben,

00:38:18: aber ich muss ihn nicht diesen Riegel geben. Ich kann ihm auch etwas anderes geben, wenn es Hunger

00:38:23: hat. Es ist natürlich schwierig, wenn die Pflegekinder so einen starken Essens dran haben.

00:38:32: Da kann ich auch hingehen und sagen, pass auf. Süßes haben wir zum Beispiel am Nachmittag

00:38:39: oder Süßes gibt es als Dessert, wie auch immer die Familienregeln sind. Aber wenn du Hunger hast,

00:38:46: kann ich dir jetzt ein Brot anbieten, du kannst Möhren knabbern oder möchtest du vielleicht ein Apfel.

00:38:53: Dass ich trotzdem das Angebot habe für etwas zu essen, wenn ich merke, es ist tatsächlich Hunger,

00:39:01: was das Kind hat. Das ist also auch ein wichtiges Prinzip, wo die Kinder sich dann darauf verlassen

00:39:06: können, dass das Bedürfnis, was sie tatsächlich haben, dass ich darauf eingehe. Und wenn mein Kind

00:39:14: müde ist und will was Süßes, dann kann ich ihm mit dem Süßen die Müdigkeit jetzt auch nicht

00:39:18: wirklich vertreiben. Oder wenn es Aufmerksamkeit von mir braucht, dann hilft das Süße eigentlich

00:39:25: auch ja nur für einen kurzen Augenblick und dann will es wieder was von mir. Also da geht es darum,

00:39:30: wirklich die Signale des Kindes zu versuchen zu deuten und zu versuchen herauszufinden,

00:39:35: was für ein Bedürfnis steckt wirklich dahinter. Und genau dieses Bedürfnis versuche ich dann

00:39:40: darauf einzugehen, dieses Bedürfnis zu befrieden. Klingt super. Ich glaube, in manchen Situationen,

00:39:47: gerade wenn es dazu wirklich zu einem Streit gekommen ist, das kann ja auch mal passieren. Ich

00:39:54: will jetzt Süßigkeiten. Ist es dann wahrscheinlich aber auch nicht so leicht, dann immer auf so eine

00:39:59: rational Art und Weise darauf zu reagieren. Was, was, was tue ich dann, wenn es wirklich zu einem

00:40:05: Streit deswegen gekommen ist, um diese Süßigkeiten und ich habe gerade, ich kann dir einen Apfel geben

00:40:10: und hast du Hunger, Janin und ich habe alles versucht. Wie kann ich am besten reagieren, wenn das

00:40:16: alles nicht hilft? Ich muss bei meinem Standpunkt bleiben. Ich kann mich da nicht drauf einlassen,

00:40:23: denn sie sprechen ja jetzt etwas an, was glaube ich in jeder Familie am Essstisch passiert,

00:40:30: die Konflikte rund um das Essen. Und vielleicht müssen wir da auch wieder dahinter schauen,

00:40:36: warum passiert das mit diesen Essen immer? Warum sind die Konflikte so viel an unserem

00:40:41: Essstisch? Und da möchte ich gerne nochmal darauf eingehen, was ich eben schon mal so angedeutet

00:40:47: habe, wo wir darüber gesprochen haben, dass jedes Kind ja gerne autonom sein möchte. Und diese Phase,

00:40:54: ich möchte selber bestimmen, die fängt ja meistens an mit anderthalb Jahren und dauert dann auch

00:41:00: wieder so um die ein, zwei, drei Jahre, dann später in der Pubertät erleben wir sowas oder das nochmal.

00:41:06: Und diese Wörtchen sind dann oft nein und allein und ich und selber. Und warum drückt sich das so

00:41:17: stark beim Essen aus? Beim Essen und Trinken können sich die Kinder normalerweise uns gegenüber

00:41:24: durchsetzen. Wir können sie ja, ich sage das jetzt bewusst, nicht eigentlich nicht zwingen,

00:41:31: etwas zu essen. Wenn sie den Mund zu machen, kriege ich da nichts ein. So und diese Autonomie

00:41:38: spüren ja die Kinder und das bringt uns in einen unheimlichen Konflikt wir Eltern, weil wir machen

00:41:45: uns ja auch dann Sorgen um das Essen. Wenn die Kinder nicht genug essen, aus unserer Sicht nicht

00:41:50: genug essen, machen wir uns Sorgen. Wenn sie nur einseitig essen, machen wir uns Sorgen. Das

00:41:54: heißt, das löst bei uns ja sowieso schon Stress aus. Dann kommt dazu, dass das Essen von außen

00:42:01: auch immer noch dann bewertet wird. Auch wir Eltern werden noch bewertet. Dein Kind hat bei mir

00:42:05: aber gar nicht gut gegessen. Das heißt, also wir werden dann nochmal unter Stress gesetzt. Und dann

00:42:12: bei dem, wenn wir auf die Pflegekinder kommen, ist das dann ja auch noch so, dass diese Pflegekinder

00:42:17: unter Umständen durch ihre negativen Erfahrungen ja sogar Unmachtsgefühle bei diesem Essen

00:42:24: erlebt haben. Dass sie eben doch unter Zwang etwas tun mussten. Und genau in dem Bereich, wo sie

00:42:32: eigentlich autonom sein könnten, weil sie sagen können, ich will das jetzt nicht essen oder ich

00:42:40: will dieses und jenes essen. Und das ist glaube ich ganz wichtig, dass man das versteht, was bei

00:42:47: den Kindern da passiert. Und dass man auch versteht, dass sich andere Bereiche in ihrem

00:42:53: Alltag auf das Essen dann übertragen. Wenn sie da autonom sein möchten, heißt das nicht unbedingt,

00:43:01: dass sie irgendein Gemüse ablehnen oder dass sie unbedingt Süßes wollen, sondern dass sich vorher

00:43:06: irgendeine Erfahrung vielleicht an dem Tag gemacht haben, wo sie auch in ihrer Autonomie tätigen.

00:43:11: In ihrer Auto heißt es Autonomie. Autonomie, danke in ihrer Autonomie. Sie die nicht entwickeln konnten,

00:43:22: nicht ausleben konnten. Und deswegen ist es eben so wichtig, dass ich dann gelassen ran gehe und mich

00:43:28: auf diesen Streit nicht einlasse. Ich muss bei meinen Regeln bleiben. Ich kann dem Kind aber sagen,

00:43:34: du kriegst was Süßes, aber du bekommst es später. Jetzt habe ich diese Lebensmittel für dich. Such dir

00:43:40: etwas aus. Und wenn unter diesen Lebensmitteln, das ist natürlich die Voraussetzung, die wir

00:43:45: Eltern schaffen müssen, unter diesen Lebensmitteln müssen, die ich anbiete, müssen welche sein,

00:43:49: die das Kind mag. Und bei den Pflegekindern, die das Kind nicht nur mag, sondern die es als sicher empfindet.

00:43:56: Ich glaube einfach, dieses Thema Regeln und Rituale, Essen ist ein wahrscheinlich mit einer

00:44:02: der größten Streitpunkte, die es in der Familie überhaupt geben kann. Und da gibt es ja viele

00:44:08: Regeln, wo ich denke, ich würde jetzt gerne einfach mal die zwei, drei reinwerfen und die sagen,

00:44:15: das ist eine sinnvolle Regel, oder nicht. Ruhig sein, erst aufstehen, wenn der Teller leer ist.

00:44:23: Ist das eine sinnvolle Regel oder nicht? Das ist keine sinnvolle Regel. Also das ruhig sein, das

00:44:33: würde ich schon nicht verstehen. Als Kind, warum soll ich ruhig sein? Ich kann doch am Tisch auch

00:44:40: mit erzählen, die Eltern unterhalten sich, aber man kann Tischregeln haben, bestreiten nicht beim

00:44:45: Essen und wir schreien nicht beim Essen, weil es geht hier in erster Liebe darum, dass wir

00:44:50: genussvoll zusammensitzen und essen. Erst aufstehen, wenn der Teller leer ist. Nein, das widerspricht

00:44:57: ja dem, dass sich dem Kind es ermögliche, beim Essen selber zu entscheiden, was es nach seinem

00:45:04: Gefühl, seinem Hungergefühl, seinem vielleicht auch Appetit jetzt gerade essen möchte. Und wenn

00:45:10: der Teller dann zu voll geworden ist, gut, dann ist das mal so, dann spricht man mit dem Kind darüber.

00:45:16: Einem kleinen Kind kann man, also ich hole mal ein bisschen weiter aus, der Säugling kriegt ja

00:45:25: die Flasche gereicht und dem kleinen Kind gebe ich was auf den Teller, bestimme also selber, was

00:45:32: das Kind quasi, was ich denke, was seine Portion ist und fütter ist denn ja auch nur so weit,

00:45:36: wie ich merke, es jetzt hat und dann kann mal was übrig bleiben. Je älter das Kind wird und sich

00:45:42: selber auch nimmt, vermittel ich ihm natürlich bitte, indem dir nur so viel, wie du denkst,

00:45:48: dass du essen kannst. Nimm dir nur erstmal eine Kartoffel oder eine, einen Löffel Reis oder was

00:45:53: auch immer. Das kannst du essen und danach kannst du dir weiter auffüllen. Und das ist natürlich

00:45:58: etwas, was man mit dem Kind nach und nach üben kann. Aber wenn es tatsächlich sagt, ich mag

00:46:04: jetzt nicht mehr, dann muss es dem Teller nicht leer essen. Und trotzdem kann im nächsten Tag

00:46:09: die Sonnerschein, das ist gut. Auf jeden Fall. Der zweite, der mir so einfällt, gegessen wird,

00:46:16: was auf den Tisch kommt. Ja und nein. Ich serviere etwas auf dem Tisch, von dem ich weiß, dass meine

00:46:25: Kinder das grundsätzlich mögen. Und aus diesem Angebot, was ich habe, nehmen die Kinder, was

00:46:32: sie möchten und wie viel sie möchten. Bis der Vorrat aufgebraut ist. Und wenn es dann als

00:46:45: ein Gemüse dabei ist, was das Kind nicht mag, dann soll es das sein lassen und dann vielleicht nur

00:46:51: die Kartoffeln und die Möhren nehmen und halt nicht die Erbsen beispielsweise dazu. Genau. Genau.

00:46:56: Ja. Ich dann habe ich aber genug Kartoffeln und was hat man sagt, sie gerade Möhren,

00:47:00: dann habe ich genug Kartoffeln und Möhren und kann das machen. Und wenn ich weiß,

00:47:06: dass ein Kind ein Gemüse nicht mag oder dann lasse ich das Gemüse aber trotzdem nicht weg,

00:47:12: wenn der Rest der Familie das zum Beispiel mag. Dann koche ich das trotzdem noch und

00:47:17: biete es immer wieder an. Aber ich biete es nur an und meine Muntere vielleicht mal zu probieren.

00:47:23: Ich kann noch sagen, guck mal, heute habe ich, weiß ich nicht, die Möhren zusammen mit Erbsen

00:47:28: gekocht. Ich weiß, Erbsen hast du bisher noch nicht gerne gegessen, aber vielleicht zusammen mit

00:47:33: den Möhren kannst du es mal probieren. Also ich bekomme, kombiniere dann altes, bekanntes,

00:47:38: mit neuem Unbekannten. Oder ich mache eine andere Daraichungsform davon oder ich biete

00:47:44: etwas Roh an, was ich vorher gekocht habe, wenn es Roh möglich ist, also bei Möhren jetzt zum

00:47:49: Beispiel. Solche Dinge kann ich alle tun und gebe einfach nicht auf. Mein Kind ist immer wieder an

00:47:56: zu bieten und irgendwann wird es vielleicht aus lauter Neugier mal probieren, weil es ja auch

00:48:02: sieht, dass alle anderen dieses Gemüse, wenn wir beim Gemüse bleiben, essen. Und vielleicht wird

00:48:09: es auch nicht der Fall sein. Aber ich habe mein Bestes gegeben. Ich habe alles getan, was in meiner

00:48:16: Macht stand. Ich habe jetzt gerade noch überlegt, das habe ich auch schon häufiger gehört, nicht

00:48:23: pflegekinder spezifisch, aber dass es schon Kinder gibt, die beispielsweise Sachen, die das getrennt

00:48:31: sein sollten. Also die Möhren nicht mit den Erbsen mischen oder vielleicht in einem Kochtopf

00:48:37: irgendwie zusammenkochen. Ist das ein Einzelfall, den ich dort gehört habe oder ist es tatsächlich

00:48:42: häufiger so? Es wird sich dann auch anbieten, wenn man sagt, du willst beispielsweise die Erbsen

00:48:47: nicht essen, dass man sagt, okay, ich koche dann die Möhren in einem separaten Topf, dann ist die

00:48:51: Chance vielleicht größer, dass es zumindest die Möhren ist. Ja, also es ist gar kein Einzelfall.

00:48:57: Nach meiner Erfahrung ist das, naja, fast die Regel. Aber ich erkläre mir das eben auch so, dass die

00:49:03: Kinder einfach wissen wollen, was sie da essen. Und wenn ich alles größer in Männer mache, dann habe

00:49:07: ich da ja irgendwas, dann weiß ich ja gar nicht, was ist denn das, was da so in Grünen ist und das

00:49:11: ist ein bisschen zerquetscht aus, ob das Möhren sind. Und so kann ich den Kindern die Gelegenheit

00:49:16: geben, wenn ich separat koche, wenn ich weiß, meine Kinder sind so, dass sie lieber getrennt essen.

00:49:21: Ja, dann kann ich es doch separat kochen und jeder macht das auf den Tisch, wie er das gerne möchte.

00:49:27: Ich mische mir die Möhren mit den Erbsen und die Kinder sortieren die Erbsen an den einen Rand

00:49:31: und die Möhren an den anderen Rand. Manche Kinder mögen noch nicht mal, dass sie sich berühren

00:49:36: und dann sollen sie das so essen, wie es für sie richtig ist, was sie sie mögen.

00:49:41: Wie wichtig ist es, dass diese Regeln, wenn das Kind kleiner ist, wird es nicht wirklich selber

00:49:48: mit entscheiden können, zumindest nicht sprachlich verbal. Aber wie kriegt man das hin, gerade bei

00:49:54: älteren Kindern, gut zusammen zu schauen, welche Regeln wollen wir eigentlich am Essendstisch haben?

00:50:01: Also gibt es da irgendwelche guten Beispiele, wo sie sagen würden, das ist eine gute Möglichkeit,

00:50:06: um gemeinsam einfach ins Gespräch zu kommen. Wie wollen wir eigentlich gemeinsam essen?

00:50:11: Ja, sie sagten ja schon, bei kleinen Kindern bestimme ich ja die Regel. Aber ich älter,

00:50:17: sie sind, desto mehr kann ich mit ihnen eben über diese Regeln auch sprechen und mit den Kindern

00:50:25: die Regeln auch diskutieren. Warum habe ich diese Regeln? Wir wollen alle gerne an diesem Tisch sitzen.

00:50:31: Wir möchten gerne zusammen essen. Wir fühlen uns nicht wohl, wenn wir miteinander streiten oder

00:50:38: wenn es, wenn du schreist. Das gibt ja viele Dinge, wo die Erwachsenen sicher auch einbringen können.

00:50:46: Und jeder soll sich an diesem Essendstisch wohl fühlen. Und da spricht man darüber, wann fühle

00:50:52: ich mich wohl, wann fühlst du dich wohl? Aber immer altersgemäß. Und da muss ich

00:50:59: ihm gucken, wie ist der Entwicklungsstand meines Kindes? Okay, ich habe im Vorbereitung zu dem

00:51:06: heutigen Interview, habe ich noch mit ein paar Kollegen gesprochen. Erstmal, was ich mitgenommen

00:51:11: habe, das Thema Essen ist in so vielen Pflegefamilien, ist das ein Thema und auch natürlich ein

00:51:17: ständiges Thema bei uns in den Beratungen, die wir mit den Pflegefamilien haben. Ich habe

00:51:22: noch von einem Kollegen, der hat mir noch so ein, zwei Beispiele gehabt, weil er auch häufiger mit

00:51:28: Erwachsenen-Pflegekindern zu tun hat, die er dann, wo der Kontakt irgendwie immer noch da ist, auch

00:51:33: nach Jahren, auch zu der Pflegefamilie. Und er sagte mir, dass er eine Frau getroffen hätte, die

00:51:41: halt jahrelang auch in der Pflegefamilie war und die auch mit Anfang 30, dass dieses Thema Essen

00:51:50: und Essen in Krisensituationen da immer noch ein ganz großes Thema ist. Er sagte, dass in

00:51:59: Krisensituationen würde sie fast bis zum Erbrechen essen. Und das zeigt, meines Erachtens einfach

00:52:07: nochmal, dieses Thema Auswirkungen von dieser Mangelversorgung kann wirklich auch ein lebenslanges

00:52:11: Thema wahrscheinlich sein. Und da frage ich mich einfach, wie kann ich, so wenn ich jetzt diese

00:52:19: junge Frau wäre, wie kann ich das für mich irgendwie gut integrieren, dieses ganze Thema,

00:52:26: aber das ist ja wirklich ein Lebensthema geworden für sie. Ich denke, dass wenn eine

00:52:34: erwachsene Frau immer noch dieses Essverhalten mit sich führt, dann ist ja sicherlich die Prägung

00:52:44: in ihren ersten Lebensjahren ganz, ganz stark gewesen. Das ist jetzt immer noch so erlebt. Und

00:52:53: ich denke, dass sich das ja dann wirklich in einer Essstörung manifestiert hat, bei der ich

00:53:03: immer raten würde, eine Beratung in Anspruch zu nehmen, eine Therapie in Anspruch zu nehmen.

00:53:08: Welche Beratungsstellen gibt es da? Also diese Frau kann versuchen, über den Arzt Hilfe zu bekommen.

00:53:18: Es gibt Ernährungstherapeutin, die sich dem Thema Essstörungen widmen. Es gibt natürlich auch

00:53:26: Kliniken, die sich dem Thema Essstörungen widmen, Psychologen. Also da gibt es vielfältige Hilfe

00:53:34: und in aller Regel nach meiner Kenntnis ist es so, dass das dann auch eine interdiszigänäre

00:53:41: Therapie sein wird. Zum Schluss gibt es denn für Familien, wo das Thema vielleicht gerade aktuell

00:53:50: ist oder zukünftig, gibt es ja gute Literatur, insbesondere für Kinder, die sie empfehlen

00:53:57: würden oder wo kann ich noch mich weiter informieren, wie ich das Leben am Essendstisch mit meinen

00:54:06: Kindern gut versorgen kann. Also für Eltern, die Kinder bis in das Kleinkindalter hin haben,

00:54:16: kann ich sehr empfehlen, die Internetseite gesund ins Leben. Dort finden sie sehr viele

00:54:21: Informationen. Dann gibt es eine Autorin, Edith Gädchen, das ist auch eine Familientherapeutin,

00:54:27: die sehr viele schöne Bücher geschrieben hat zum Thema Essen, auch welche, die sich an Kinder richten.

00:54:33: Und wenn es darum geht, auch die Frage, was ist eigentlich gesunde Ernährung, da kann ich zwei

00:54:42: Bücher von der Verbraucherzentrale empfehlen, einmal die Familienküche und einmal die bärenstarke

00:54:48: Kinderkost. Da sind dann auch noch Rezepte mit dabei, also auch eine Frage der praktischen

00:54:52: Umsetzung. Und da finden sie ganz viele von den Tipps, die ich jetzt eben auch erzählt habe.

00:54:59: Wunderbar, die Links dazu packen wir in die Show Notes, dass man die auch leicht finden kann.

00:55:03: Frau Freier, vielen, vielen Dank für dieses Interview. Zum Schluss, Sie haben das letzte

00:55:09: Wort, so ein kleines Fazit, wenn Sie Pflegeeltern drei kurze Grundsätze, Bezug auf das Thema

00:55:17: Essenernährung mitgeben möchten oder drei Ideen, wie auch immer, das können Sie jetzt definieren.

00:55:22: Welche drei Grundsätze wären das? Also ich würde den Eltern sagen, geben sie dem Kind

00:55:33: Geborgenheit, Sicherheit und Verlässlichkeit. Und unterstützen sie das Kind in diesen Gefüge,

00:55:41: sich selbst zu entdecken und selbstbewusst zu entwickeln, auch beim Essen und Trinken.

00:55:46: Und seien Sie Vorbild und bleiben Sie ganz gelassen. Wunderbar, vielen, vielen Dank für

00:55:56: dieses Interview. Sehr gerne, ich danke auch. Das war das Gespräch mit Mächtel Freier zum

00:56:04: Thema Esverhalten von Pflegekindern. Ich hoffe, ihr konntet für euren Alltag ein paar hilfreiche

00:56:09: Gedanken und Anregungen mitnehmen. Wie immer freuen wir uns über Feedback zur Folge und

00:56:14: natürlich, wenn ihr unseren Podcast weiter empfehlt. Vielen Dank fürs Einschalten und bis zum nächsten Mal.

00:56:20: Netzwerk Pflegefamilien, der Podcast

00:56:27: Untertitel im Auftrag des ZDF (2013)

00:56:29: [MUSIK]

00:56:31: [Musik]

00:56:33: [Pia Barra des Sehns]

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