Pflegefamilie gesucht – auch für ältere Kinder
Shownotes
🎧 Pflegekinder im Schulalter – wenn Familie später beginnt In dieser Folge sprechen wir über Pflegekinder, die erst im Kindergarten- oder Schulalter in eine Pflegefamilie kommen.
Viele Menschen wünschen sich eher jüngere Kinder – doch auch ältere Kinder brauchen ein verlässliches Zuhause und die Chance auf neue Bindung.
Pflegemutter Anna erzählt offen von ihren Erfahrungen mit zwei Kindern, die mit vier und sechs Jahren in ihre Familie gekommen sind. Mit dabei ist auch ihre Familienberaterin Rike Gehler, die fachlich einordnet, wie Kinder in diesem Alter in Pflegefamilien ankommen – und wie sie liebevoll begleitet werden können.
💛 Wenn du dir vorstellen kannst, einem älteren Kind ein Zuhause zu geben, melde dich gern bei uns. 👉 Alle Infos unter: www.netzwerk-pflegefamilien.de
Transkript anzeigen
00:00:00: Was tatsächlich auch mein Gefühl, auch ein Bedürfnis war, einem älteren Kind ein Zuhause
00:00:07: zu geben.
00:00:08: Ich glaube, für kleine Kinder gibt es schon viele Menschen, die gerne kleine nehmen, aber
00:00:13: so größere Kinder eben nicht.
00:00:15: Wir geben denen alles, was sie brauchen, was er braucht fürs Leben, damit er später gut
00:00:21: erwachsen werden kann, dass er gut Bindung hat, dass er diese Dinge waren und sehr,
00:00:25: sehr wichtig.
00:00:26: Ich würde sagen, dass man sich nicht sorgen sollte, dass man da nicht in Beziehungen kommt
00:00:30: oder dass die Bindung eine andere sein kann.
00:00:32: Das ist nicht so.
00:00:33: Also das erleben wir immer wieder, dass das durchaus nachholbar ist und einiges auch
00:00:38: geheilt oder ausgeglichen werden kann durch die richtigen Beziehungen dann, die dann dazu
00:00:42: kommen.
00:00:43: Und das wäre wichtig, wenn Menschen mehr Mut haben, diese Schritte zu wagen und sagen,
00:00:47: okay, ich nehme auch ein älteres Kind, denn ich denke, jedes Kind soll geliebt werden.
00:00:56: "Netzwerkpflegefamilien - der Podcast"
00:01:01: Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von "Netzwerkpflegefamilien - der Podcast".
00:01:06: In dieser Folge geht es um Pflegekinder, die erst im Kindergarten oder im Schulalter
00:01:12: in eine Pflegefamilie kommen.
00:01:14: Viele Menschen, so ist unsere Erfahrung, wünschen sich möglichst jüngere Pflegekinder.
00:01:19: Doch auch ältere Kinder wünschen sich ein verlässliches Zuhause und die Chance auf neue
00:01:24: Bindung.
00:01:25: Ich habe dazu mit Anna gesprochen, die gemeinsam mit ihrem Mann zwei Pflegekinder aufgenommen
00:01:30: hat.
00:01:31: Eines mit vier und eines mit sechs Jahren.
00:01:34: Mit dabei ist auch ihre Familienberaterin Rike Gela, die aus fachlicher Sicht erzählt,
00:01:39: wie Kinder in diesem Alter in Familien ankommen und wie Pflegeeltern sie dabei liebevoll
00:01:45: begleiten können.
00:01:46: Viel Spaß mit dem Interview.
00:01:47: Rike, Anna, schön, dass ich bei dir sein darf oder wir bei dir sein dürfen, heute
00:01:56: zum Thema die Aufnahme von älteren Pflegekindern.
00:01:59: Bevor wir aber inhaltlich starten, Anna, möchtest du dich einmal kurz vorstellen?
00:02:03: Ja, hallo, ich bin Anna, bin 52 Jahre alt und lebe in einem kleinen Ort außerhalb
00:02:11: der Stadt und mit meiner Familie.
00:02:14: Wir sind seit 17 Jahren eine Patchwork-Familie und unsere eigenen Kinder sind erwachsen.
00:02:22: Und unsere Pflegekinder, ja, die leben halt bei uns in dem Haushalt und sonst bin ich
00:02:29: noch Erzieherin vom Beruf.
00:02:31: Ich habe das auch sehr lange ausgeübt im Kindergarten, wie auch in einer Wohngruppe,
00:02:37: Mutter-Kindhaus, wo auch kleine Babys da waren und Eltern und ja, seit paar Jahren bin ich
00:02:43: jetzt tatsächlich erst mal zu Hause und kümmer mich um unsere Pflegekinder.
00:02:47: Okay, schön, Rike, du bist Familienberaterin beim Netzwerkpflegefamilien, das kann ich
00:02:54: jetzt schon sagen, aber magst du auch noch ein bisschen, was du dir erzählen?
00:02:57: Ja, gerne, hallo.
00:02:58: Ja, erstmal vielen Dank, dass wir hier sein dürfen.
00:03:00: Ich bin Rike, ich bin seit fast zehn Jahren im Netzwerk Familienberaterin und Anna und
00:03:05: ich kennen uns seit, ich glaube, acht Jahren oder auch sogar schon fast seit neun Jahren.
00:03:11: Das war so eine meiner ersten Familien, die ich vorbereitet und dann auch belegt habe.
00:03:15: Kannst du dich noch dran erinnern, wie ihr euch kennengelernt habt?
00:03:18: Ja, da kann ich mich noch sehr gut dran erinnern.
00:03:21: Das war mit einem Kollegen zusammen, waren wir das erste Mal hier und haben Anna und
00:03:24: ihren Mann kennengelernt und ja, wenn man so zurückguckt, ist das irgendwie ja witzig,
00:03:31: nochmal so drüber nachzudenken, der Prozess so war, ich weiß, dass das irgendwie eingestiegen
00:03:36: ist, schon mit einer richtig guten Stimmung und ganz, ganz viel Humor, da erinnere ich mich
00:03:39: vor allen Dingen dran und die Vorbereitung hat richtig Spaß gemacht hier und wir konnten
00:03:44: uns auch ziemlich schnell gut vorstellen, dass hier ein gut Kinder oder ein Kind erst
00:03:48: mal reinpassen.
00:03:49: Das war, ja, es war schön.
00:03:51: Ja und?
00:03:52: Ja.
00:03:53: Hast du das noch?
00:03:54: Ja, da kann ich mich auch noch erinnern.
00:03:55: Tatsächlich sogar noch eher unser Telefonat.
00:03:58: Also ich habe das erste, also das Mal bei VSE in Bielefeld angerufen und da war Frau Rike
00:04:04: Gela eben am Telefon und das war unsere erste Begegnung und tatsächlich ist sie dann auch
00:04:10: mit einem Kollegen hier hingekommen und ja, es war aufregend natürlich, sehr aufregend
00:04:17: für uns und ja, war sehr spannend, sich darauf erst mal einzulassen.
00:04:23: Ja.
00:04:24: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Pflegefamilie zu werden?
00:04:27: Ja, das ist so, dass ich schon immer mit Kindern zu tun habe, also von kleinen Ahnen.
00:04:35: Ich habe noch eine Geschichte, da war ich glaube ich sechs Jahre alt und da sind wir mit meiner
00:04:38: Mama mal am Kinderheim vorbeigegangen und ich habe meine Mama gefragt, ob wir das Kind
00:04:43: nicht adoptieren können.
00:04:44: Also auch da schon war ich so eine, ja sagen wir mal, so eine Entenmama, ganz viele Entchen
00:04:52: hinter mir her, vielleicht ganz viele Küken und Kinder und das ist in mir immer so auch
00:04:56: geblieben und ich habe dann auch mit 16 noch einen kleinen Bruder bekommen und auch den
00:05:03: habe ich dann sehr viel ja, bemutert und das war schon so mein Sohnersatz, sage ich mal
00:05:11: und hat mir auch sehr viel Spaß gemacht und es ist auch so, vielleicht mein Vater ist
00:05:16: selber in einem Kinderheim aufgewachsen, hatte nie die Chance, in eine Familie zu kommen
00:05:22: und irgendwie war das in mir so drin, dass ich das gerne wollte.
00:05:26: Man bräuchte natürlich dazu auch einen richtigen Partner, der das auch gerne machen möchte
00:05:32: und ja, so haben wir es eben und dann tatsächlich mein Mann und ich entschieden, also unser Kinder
00:05:40: ein bisschen älter geworden, das zu machen.
00:05:41: Genau, weil du hattest schon eigene Kinder, die waren größer, wie alt waren die als ihr,
00:05:46: die Überlegung hatte, Pflegefamilie zu werden?
00:05:49: So damalige Zeit sind wir, also wir sind Patchwork vor 17 Jahren, da waren die Kinder 7, 8,
00:05:55: 9 und 12 und alle lebten bei uns, also auch von meinem Mann, die Kinder lebten bei uns
00:06:00: und als mein Sohn der Jüngste 14 war, da haben wir uns die Gedanken angefangen zu machen,
00:06:06: da haben wir gedacht, okay, unsere Kinder sind schon ein bisschen älter, wird keine Eifersuchstadt
00:06:10: finden und vielleicht können sie das ja auch besser sich darauf einlassen und dann
00:06:15: haben wir damit halt gestartet mit dem Anruf und mit der Vorbereitung und als unser Pflegesund
00:06:21: eingezogen ist, dann war unser Sohn 16 Jahre alt und der Großste, andere 17, ja, das war
00:06:28: für die alles super und okay, sie hatten einen kleinen Bruder.
00:06:31: Okay, das hätte mich jetzt interessiert bei den 4 Kindern, glaube ich, die ihr dann habt
00:06:37: und wie habt ihr das mit denen besprochen?
00:06:40: Ach, kann nicht so viel, wir haben einfach den Kindern die Idee gegeben, dass wir so
00:06:46: was möchten, dass wir ein Kind auch ein Zuhause geben wollen, ein bisschen älteren Kind und
00:06:53: alle waren sehr offen, ich glaube es lag auch daran, dass wir eine Patchwork-Familie sind
00:06:58: und plizzi waren sie zuviert und mussten damit auch ganz gut umgehen, also dass da jemand
00:07:04: anders ist, mit ganz fremde Familie und ich glaube, das war auch eher so, dass sie sich
00:07:09: da, die waren sehr frei und sehr offen dafür und das war total toll, also es hat keiner
00:07:14: gesagt, ach nee, tu dir das nicht an oder mach es nicht oder nein, ich will aber dich
00:07:19: alleine haben, gar nicht, also sie waren wirklich sehr froh und glücklich tatsächlich und fanden
00:07:25: die Idee ganz toll, ja.
00:07:27: Rika, aus deiner Erfahrung, wie wichtig ist es denn eigentlich, die eigenen Kinder mit
00:07:31: einzubeziehen in die Vorbereitung oder auch in dem Gedankenprozess erstmal an erster
00:07:36: Stelle?
00:07:37: Also ich finde, das hat auch viel mit dem Alter zu tun oder auch so dem Entwicklungsstadium
00:07:42: der Kinder, also bei Jüngeren, die beziehen wir in die Vorbereitung auch schon mal ein,
00:07:46: dass die zu einem Termin dazu kommen oder bei der Anwahlung vielleicht nochmal eine andere
00:07:49: Rolle spielen, bei den Kindern von Anna, die waren gar nicht, also die haben wir kennengelernt
00:07:54: mal, so die waren, ich weiß gar nicht ob sie auch noch mal richtig zum Termin dabei waren,
00:07:58: so haben Hallo gesagt, vielleicht mal dazu gesetzt, aber die waren irgendwie so mit ihren eigenen
00:08:03: Themen schon beschäftigt, also man merkte, die sind schon irgendwie mit einem Schritt
00:08:06: auch raus, natürlich kriegt man immer mal mit, was so passiert bei den großen Kindern,
00:08:10: das ist spannend für uns, genau, deswegen waren die gar nicht so dicht dran, aber als der
00:08:15: Pflegesund dann eingezogen ist, hat man immer wieder mitbekommen, dass das große Geschwister
00:08:20: geworden sind, das war richtig schön, so mitzubekommen.
00:08:24: Anna, gab es denn, ihr habt vier Kinder, Patchwork, die Kinder sind ein bisschen älter, gab es
00:08:31: dann irgendwie aus dem Freundes-Familienkreis, auch mal irgendwie die Rückmeldung, seid
00:08:36: ihr eigentlich wahnsinnig, wollt ihr nicht, die Kinder sind doch bald aus dem Haus, also
00:08:40: absehbarer Zeit, irgendwann aus dem Haus, jetzt noch ein Pflegekind dazu?
00:08:46: Ja, also wir haben auch versucht, das in der Familie zu klären, ob wir das alle wollen,
00:08:53: meine Eltern damals waren diese Idee toll, ich glaube das aus dem Grund, dass mein Vater
00:08:59: diese Chance nicht bekommen hat und waren auch begeistert und wurden ganz schön Großeltern.
00:09:05: Tatsächlich, ja so jetzt nicht so, dass sie immer mitgenommen haben, aber es war schon
00:09:10: so, dass sie was mitgebracht haben und die Kinder haben auch Oma und Opa dann, oder unser
00:09:16: Pflegesund dann Oma gesagt und Opa gesagt, das ging ganz schnell, Freunde, ja haben auch
00:09:24: manche gesagt, seid ihr eigentlich noch weit los, warum tut ihr euch das an?
00:09:30: Ja, da gab es mal hin und wieder Gespräche, aber sie haben alle gemerkt, dass ich mir
00:09:34: sicher war und mein Mann auch und dann wollte ich auch gar nicht mehr in den Rechtfertigungen,
00:09:41: sondern gesagt, ja wir haben uns auch entschieden und wir gehen diesen Weg und es ist natürlich
00:09:47: auch Herausforderung total, weil wir wissen nicht, wie es wird, das wissen wir nicht,
00:09:53: weil es keiner trotzdem so war, da echt dann abgeblieben und ja, und so Geschwister, meine
00:10:01: Geschwister, ja meine eine Schwester sagte ja, also du bist ganz bekloppt, aber warst
00:10:05: du schon immer so ungefähr, die andere Schwester fanden das ganz toll, also es waren so gemischt,
00:10:11: aber keiner hat uns jetzt negativ oder wollte uns negativ beeinflussen, das ging tatsächlich
00:10:16: ganz gut.
00:10:17: Super, und dann nach dem Anruf gab es das erste Treffen und danach wurde ihr vorbereitet,
00:10:25: was ist dir da noch was Besonderes in der Erinnerung von dieser Zeit?
00:10:29: Ja, die Vorbereitung, da hatten wir drei Wochenenden, wo wir uns dann in den BVSE in Bielefeld getroffen
00:10:37: haben.
00:10:38: Bei den Workshops.
00:10:39: Genau, das war so eine Runde von mehreren Familien oder Eltern teilen, die gerne Pflegefamilie
00:10:45: werden wollten und dann wurden wir halt eben den ganzen Tag eben vorbereitet, wie es laufen
00:10:51: kann und Information, Überbindung und alles so was, also sehr intensive, was ich auch sehr
00:10:58: schön fand, sehr intensive Beratung auch, ja, da haben wir ein paar Leute auch Menschen
00:11:03: kennengelernt, die auch da diese Dinge machen wollen, dann war der Austausch auch sehr wichtig
00:11:08: und sehr schön, ja, das ist dann sowas so, so eine Kernausage, das Wichtigste eigentlich
00:11:15: auch war, diese Vorbereitung tatsächlich und die Gespräche aber dann auch hier zu Hause.
00:11:19: Genau, und war irgendwann das Alter der Kinder, wann wurde das mal Thema und seid ihr mit
00:11:27: der Idee, äh, etwas ältere Kinder aufzunehmen, direkt gestartet oder ist das ein Prozess
00:11:33: gewesen, wie ist das gelaufen?
00:11:35: Wir sind so gestartet, wir wollten tatsächlich ab 6, äh, äh, also älteres Kind, was vielleicht
00:11:42: auch in die Schule geht schon und vielleicht auch schon, ja, seine Persönlichkeit, so ein
00:11:47: bisschen die Bildkeit, dass man schauen kann, wie ist es denn überhaupt, ist natürlich
00:11:50: aber anders gekommen.
00:11:51: Ja, weil dann haben wir ja halt den Anruf bekommen, ähm, und, äh, Rike rief uns an und
00:12:00: sagte, ja, sie hätte jetzt auch einen Kind und, ähm, ja, er wäre aber 3 Jahre alt und
00:12:07: ich so, oh, okay, und was uns aber damals sehr, sehr wichtig war, war jetzt so ein bisschen
00:12:13: unsere, unser Schlaf, das heißt, Baby kam bei uns auch nicht in Frage, da ich wirklich
00:12:19: mein Schlaf liebe und möchte auch nicht so unbedingt gestört werden und das hatte ich
00:12:25: alles schon und das war mir auch sehr wichtig, also und auch tatsächlich Windel und alles,
00:12:32: es ist zwar alles ganz toll, wenn jemand vielleicht keine Kinder bekommen hat und so das einmal
00:12:35: zu erleben, ähm, bei uns war das, ähm, nicht mehr wichtig und auch gar nicht, ja, und dann
00:12:44: kann ich nur erzählen, da kam der Anruf und dann war es ein, ein kleiner, ja, Junge, äh,
00:12:48: 3 Jahre alt, dann sagte noch Rike, ja, aber der wird bald 4, also tatsächlich, ein Monat
00:12:53: später wurde er auch 4 und dann war noch ganz wöchst, dachte, aber er schläft durch
00:12:57: und das war ja auch so ein bisschen uns wichtig, da habe ich gesagt, okay, wir lassen es erst
00:13:02: mal drauf ein.
00:13:03: Ja, ja, okay, Rike, ähm, du wusstest, er schläft durch, woher wusstest du das?
00:13:09: Genau, wir kriegen ja die Anfragen und dann ähm, guckt man nach so ein paar Fakten erst
00:13:15: mal, die zu Familie irgendwie passen müssen, also das, was wir vorbesprochen haben, ungefähr
00:13:18: das Alter und natürlich genau so was wie Schlafverhalten, oder ja, ob so in die Richtung geht.
00:13:24: Und ich habe mir den, ähm, Pflegesundern vorstellen lassen vom Jugendamt, das war
00:13:29: eine Anfrage, die hatten wir bekommen und dann wird die noch mal erneuert vom Jugendamt,
00:13:34: weil der kleine damals einfach super viel Entwicklungsschritte gemacht hat, also der
00:13:38: war zuerst ganz anders angekündigt, sehr, sehr Entwicklungsverzögert und ähm, wo man
00:13:42: nicht genau wusst, ob es auch in eine geistige Behinderung geht und dann hatte der sich total
00:13:46: toll entwickelt und dann hat uns die Frau vom Jugendamt noch mal eine neue Anfrage gestellt
00:13:50: und auch noch mal die Entwicklungen beschrieben und das ist für uns immer so ein Zeichen,
00:13:54: dass da einfach, ja, der passende Rahmen einfach noch mal ganz, ganz hilfreich für
00:13:58: so ein Kind ist, dass ganz viel nachholen kann und das war halt in dem Fall auch so
00:14:03: und ich wusste halt, dass Anna mit ihrer, mit ihrem Backround so als Erzieherin und
00:14:08: auch erfahrene Mutter da einfach ähm, passend ist für einen Jungen, der noch ganz viel braucht,
00:14:13: aber auch ganz viel Entwicklungspotenzial hat und dann fragen wir auch schon mal ein
00:14:17: bisschen außerhalb des, äh, abgesteckten, äh, Rahmen so an, wenn wir das Gefühl haben,
00:14:23: das könnte einfach gut in die Familie passen und beziehungsweise natürlich auch für das
00:14:27: Kind ein richtig guter Ort sein, da werden wir manchmal kreativ dann, genau.
00:14:30: Ja, dann kam der Anruf, ähm, wie war das für euch und was ging euch vor allem danach
00:14:38: irgendwie durch den Kopf?
00:14:39: Ja, da kann ich mich auch noch sehr gut dran erinnern, ich bin dann irgendwie in den Schlafzimmer
00:14:43: gegangen und meine Ruhe zu haben, mir das genau anzuhören, was Frau, äh, ja Frau Gela
00:14:49: Rieke, äh, zu sagen hat und äh, da bin ich zu meinem Mann und sagte ja, äh, sie haben
00:14:55: ein Kind, ähm, für uns, wir sagen uns, das ist aber drei Jahre alt und wird vier und
00:15:03: mein Mann, ja, egal, gucken wir doch einfach, ich so, ja, okay, und äh, haben wir uns dann
00:15:10: drauf eingelassen, haben wir gesagt, okay, wir, äh, lernen erst mal das Kind kennen
00:15:14: und schauen dann weiter, weil da gibt es immer noch die Möglichkeit, wenn es doch nicht passen
00:15:18: könnte, würde, sollte, äh, dass man einfach sagt, äh, okay, passt nicht.
00:15:23: Mhm.
00:15:24: Und dann habt ihr ihn aber kennengelernt.
00:15:27: Genau, da sind wir mal zu der Bereitschaftspflegefamilie gefahren und haben einfach so Kaffee
00:15:32: trinken gemacht, also, dass, äh, unser Pflegesohn gar nicht weiß, wer wir eigentlich sind und
00:15:38: wir, äh, haben einfach äh, da Gespräch geführt, so, als ob wir Freunde wären erst mal von
00:15:42: der Bereitschaftspflege Mama da und haben uns ein bisschen mit den Kleinen unterhalten
00:15:47: und äh, ja, so nach einer ca. Stunde sind wir dann auch gefahren und dann saßen wir so
00:15:53: im Auto, mein Mann und ich und dann haben wir uns beide angeguckt und wir bräuchten auch
00:15:58: nicht viel reden und auch nicht viel dazu diskutieren, sondern wir guckten uns beide
00:16:04: an und sagten jao, er ist es, äh, äh, ähm, und das war es dann auch tatsächlich, also
00:16:10: wir waren da uns total sicher, dass er es ist, dass er äh, zu uns äh, kommen kann und
00:16:16: darf und äh, dass wir es auch sehr gerne machen würden und so sind wir dann auch geblieben,
00:16:22: dass wir eigentlich äh, Rike dann angerufen haben, Tag später, wir sollten uns auch ne
00:16:25: Sonntag Bedenkzeit haben, sind wir auch einfach nach Hause, haben wir mit den Kindern drüber
00:16:30: gesprochen, alle wollten natürlich ein Foto sehen, hatten wir natürlich nicht, aber
00:16:34: so ein bisschen beschrieben und ja, und dann haben wir Tag später Rike angerufen, dass
00:16:39: wir bereit wären, diesen Schritt zu wagen.
00:16:41: Und genau und dann je in die Anbahnung zu gehen, wie verlief die, man, das ist ja ein Kind,
00:16:47: das ist ja wahrscheinlich ein bisschen anders als wenn es ein Baby ist, so, na, das Kind
00:16:51: hat das ja irgendwann begriffen, was hier jetzt eigentlich passiert, wie war das für
00:16:58: euch?
00:16:59: Ja, es waren halt mehrere Treffstern und die ersten waren auch bei ihm zu Hause, äh, einfach
00:17:06: auf dem, im Garten, da hat er Trampolin gesprungen, es war längst, hat er uns immer wieder geholt
00:17:12: und wir haben so versucht, so ein bisschen eben so anzunehren, ein bisschen mit ihm zu
00:17:16: sprechen, ja und so ging die Tage, also jeden Tag irgendwie, oder ja, jetzt einmal die Woche
00:17:22: war es am Anfang, dass wir so ein bisschen uns immer näher angedastet haben und äh,
00:17:28: dann sind wir mit ihm auch mal, haben wir einen Ausflug gemacht, da waren wir in Bielefeld
00:17:32: dann Oberensee, dann waren wir mit ihm alleine und äh, die Bereitschaftslegemama, die hat
00:17:38: so ein bisschen auch ihm schon vorbereitet, also schon von Anfang an wusste er, dass
00:17:44: äh, er nicht bei ihr bleiben wird und dass sie einfach eine Hilfe Mama ist, so hat das
00:17:51: genannt, ähm, dann hat er eine Bauchmama und dann werde ich dann eben die andere Mama,
00:17:57: die Herzmama, als sie es damals genannt, äh, und ähm, suche hat sie ihm das so ein bisschen
00:18:03: auch erklärt und er hat sich auch sehr schnell an uns gewöhnt und äh, wollte auch, wenn
00:18:10: wir gekommen sind, auch zu uns und wollte mit uns auch spielen und die Ausflüge machen
00:18:14: und dann kam der Tag, an den er einen Tag hier mit der Bereitschaftslegemama hier hingekommen
00:18:18: ist und äh, so, sein Zimmer war schon ein bisschen fertig, also, dass er so sieht, dass
00:18:24: er hier wohnen könnte und er weiß ich noch, da war mein äh, Sohn auch da, äh, der 16-Jährige
00:18:31: und dann haben sie zusammen total toll gespielt, ne, dann hat sich unser Pflegessohn auch in
00:18:36: sein Bett reingelegt und dann sollte unser, unser Sohn auch damit rein und haben da gekuschelt
00:18:42: und dann mit so einem Schlange, dann hat mein Sohn ihm eine Schlange geschenkt, ich hat
00:18:45: er dann gehabt, weil er unser Pflegessohn ganz gerne haben wollte und haben wir einen tollen
00:18:51: Tag verbracht, dann ist er auch wieder zurück nach Hause gefahren, zu der Bereitschaftspflegemama
00:18:57: und sagte aber auch, schon, er will hier bleiben. Ja, und dann ging es eigentlich ganz schnell,
00:19:04: wir haben gesagt, okay, er will schon und bevor man, wir das alle in eine Länge ziehen, dann
00:19:10: treffen wir die Entscheidung und dann haben wir das Besprochen mit Rieke und haben wir
00:19:14: dann die äh gestartet, dass er beim nächsten Mal, wenn er zu uns kommt und bleiben möchte,
00:19:19: einfach bleibt und äh war aber dann ein bisschen anders gelaufen, äh wir haben den dann auch
00:19:24: abgeholt und äh seine Sachen gepackt, er hat alles gepackt, er hat einen kleinen Koffer
00:19:30: und da hat er seine Spielzeuge reingetan, ist das ganz stolz im Auto und hat war voller Freude,
00:19:36: dass er hinkommt und ich so weiß ich noch, als er ausgestiegen hat er seinen Koffer durch den
00:19:41: Hof gezogen und äh sagt er, dass er jetzt äh nach Hause kommt und das war total süß, ja. Also es
00:19:47: war total rührend, also total rührend, er sagt ja jetzt, also können wir damals noch nicht so gut
00:19:51: sprechen, aber sowas wie jetzt zu Hause, ne? Also das war total rührend, ja.
00:19:57: Oh, auf jeden Fall. Und da habt ihr aber auch, aber ihr aber auch von der Bereitschaftshegefamilie
00:20:02: vieles, vieles richtig gemacht, ne? Rieke, wie ist denn so ein Prozess, so ein Anwaltungsprozess
00:20:07: mit so einem Vierjährigen, was für ein Mitspracherecht hat so ein Kind da eigentlich?
00:20:13: Also es ist schon so, dass wir bei einer Anwaltung immer darauf achten, welche Zeichen setzen die
00:20:18: Kinder, dass man guckt, dass die wirklich auch bereit sind und sich da irgendwie wohlfühlen und
00:20:23: manchmal überraschen uns gerade die Kinder in dem Alter. Also mich überhaben die oft überrascht,
00:20:27: weil die wirklich sehr schnell sind. Wir Fachkräfte sind da manchmal so ein bisschen die
00:20:31: Spaßbremsen oder gucken dann, ne? Nicht, dass das irgendwie schon zu schnell ist, das wird von
00:20:37: außen, sag ich mal, gut beobachtet, aber bei solchen klaren Zeichen oder Ansagen, ähm, da stellen
00:20:42: wir uns natürlich auch nicht in den Weg. Da freuen wir uns und das ist in dem Fall, ist das auch
00:20:47: wirklich super gelaufen. Der war sehr gut vorbereitet von der Bereitschaftspflegemutter. Das
00:20:51: war wirklich toll. Der wusste genau, das ist jetzt hier nur für eine Zeit und wusste, da kann
00:20:56: ich aber auch wirklich bleiben. Also es war wirklich schön, wie gesagt, wir Fachleute oder ich
00:21:01: persönlich manchmal versuche ich dann doch nochmal ein bisschen zu bremsen, um nochmal zu gucken,
00:21:05: ist es jetzt wirklich das schon oder ist es eigentlich so schnell und in der Regel zeigen uns
00:21:10: die Kinder das aber auch sehr realistisch, was die wollen. Und so ist es auch am schönsten. Also
00:21:15: wenn wir da jetzt noch irgendwie zwingen würden, ne, du musst jetzt nochmal umkehren oder noch mal
00:21:19: eine Nacht voranders oder so, das ist dann auch nicht so gut. Also dass man den Prozess ab
00:21:23: anpasst gegebenenfalls, wenn es, wenn es sehr gut läuft, aber immer mit dem Blick, wir müssen uns
00:21:31: alle richtig safe sein. Ja, genau, genau. Genau, das ist, glaube ich, das wichtigste. Ja, dann ist
00:21:37: er eingezogen. Wie war die erste Zeit denn dann? Ja, aufregend. Erst mal aufregende Stand war es mal
00:21:43: so, okay, was machen wir jetzt? Das ist so wie wenn ein Baby nach Hause kommt, auch so ähnlich
00:21:48: tatsächlich. Was mache ich jetzt? Was muss ich jetzt alles tun? Er war ja auch sehr offen und wollte
00:21:54: alles auch ausprobieren und mitmachen. Also wir haben einfach unseren Alltag gelebt. Nur war jetzt
00:21:59: unser Alltag ein bisschen anders, weil es ist ein fähiges Kind. Das heißt, der kann nicht einfach nach
00:22:05: draußen schon im Garten, aber nicht einfach zu Spielplatz alleine, nicht einfach mit Fahrrad
00:22:11: alleine fahren. Da dürfen wir ihn begleiten und so war es auch, dass ich tatsächlich ja rund um die
00:22:19: Uhr Begleitung war und ja nachts jetzt mal nicht, aber erst mal rund um die Uhr so tagsüber, dass
00:22:26: wir zusammen zum Spielplatz gegangen sind, einfach den Alltag gelebt haben mit seinen großen
00:22:32: Geschwistern, denen da auch total mit ihm auch gespielt haben. Unser Wohnzimmer wurde zum
00:22:36: Spielzimmer. Es lag von Lego bis Baukletzen alles im Wohnzimmer, weil er natürlich nicht in sein
00:22:43: Zimmer alleine spielen wollte. Er wollte immer bei mir sein. Also es änderte sich auf einmal alles,
00:22:49: also mein Alltag tatsächlich, was auch schön war. Er hatte auch so ein bisschen mit der Sprache. Wir
00:22:58: haben viel gesungen. Ich singe auch sehr viel und wir haben geklatscht. Wir haben gesungen, wir
00:23:02: haben Gitarre, wir haben Partys hier gemacht mit Tanzen, Karaokemaschine gesungen und alle solche
00:23:08: Dinge, um auch weiter mit der Sprache zu fördern, letztendlich, aber auch grundsätzlich, weil ich
00:23:14: es liebe, diese Dinge zu tun. Also ich durfte mal wieder so ein bisschen Kindergarten leben, ausleben.
00:23:22: Er ging auch noch nicht in den Kindergarten und so hatten wir die Zeit hier auch genutzt, bis der
00:23:29: es in September in den Kindergarten gegangen ist. Genau, ein Jahr waren sie mit ihm, glaube ich,
00:23:35: ungefähr zu Hause dann. Ein halbes Jahr. Ein halbes Jahr, genau. Und das ist ja die wichtige Zeit,
00:23:43: wo das Kind an der Stelle auch dann ankommt und dann im Westfall auch eine wirkliche Bindung
00:23:49: aufbaut zu euch. Gibt es so besondere Momente oder Entwicklungen in dieser Zeit, wo du dachtest,
00:23:57: wow, ich glaube, jetzt ist hier gerade etwas Wichtiges passiert. Das Kind ist angekommen.
00:24:04: Du sei es, weil es ein besonders schöner Moment war, aber vielleicht auch der Moment, der packt
00:24:09: jetzt gerade sein Rucksack und seine Themen aus. Was auch ein Zeichen ist dafür, das Kind kommt hier
00:24:15: langsam an, der fängt an Vertrauen zu entwickeln. Ja, da gab es mehrere oder Geschichten und wie
00:24:23: schöner, wie auch vielleicht manchmal nicht so schöner. Was auch war, dass er nach so einem halben
00:24:31: Jahr noch nicht mal nach einem halben Jahr aus sein Zimmer ausgezogen ist und einfach zu uns in
00:24:35: den Schlafzimmer eingezogen ist. Das war der Moment, wo er einfach nicht mehr alleine schlafen wollte.
00:24:40: Er bräuchte unsere Nähe, er bräuchte, musste uns hören und wir haben dann erst mal ein Bett
00:24:48: neben unserem Bett hingestellt. Irgendwann war mal so weit, dass mein Mann an unser Bett einfach
00:24:53: Bett dran gebaut hat. Also haben wir einen Familienbett gehabt. Das war so Situation,
00:25:00: wir dachten, okay, krass, er will jetzt nur bei uns sein und vor allem auch nachts. Kinder brauchen
00:25:07: ja auch oft nachts, holen sich diese Nähe und das hat er sich geholt und das machen auch eigene
00:25:12: Kinder und das war so toll, bei ihm zu sehen, auch wenn es nicht so toll war, aber es war doch toll
00:25:17: zu sehen, dass er uns auch braucht und er uns angekommen ist und uns akzeptiert hat, dass wir jetzt
00:25:24: seine Familie sind und das war schon ein schöner Moment in dem Fall. Er ist natürlich dann auch
00:25:34: sieben Jahre, sechs Jahre nicht aus unserem Schlafzimmer mehr rausgekommen. Tatsächlich hat
00:25:39: die jede Nacht die Nähe gebraucht und das ist natürlich auch ein langer Prozess gewesen, da
00:25:44: es muss man auch wollen und können, ein Kind den ganzen Zeit im Schlafzimmer zu haben. Wir haben
00:25:52: einfach mein Mann und ich gesagt, okay, er braucht das und wir geben denen alles, was sie brauchen,
00:25:59: was er braucht fürs Leben, damit er später gut erwachsen werden kann, dass er gut Bindung hat,
00:26:04: dass er, diese Dinge waren uns sehr, sehr wichtig und deswegen haben wir das auch ja nicht, wir haben
00:26:11: das akzeptiert, aber auch tatsächlich dann auch, es war okay, es war nicht mehr schlimm, es war okay
00:26:16: und das war gut so. Und dann hat er auch Situationen, wenn wir unterwegs waren draußen, er wollte
00:26:23: auch immer sein Köpfchen durchziehen, er wollte immer die Dinge tun, wie er wollte und ich kann
00:26:29: mir noch erinnern, wir sind immer Spazieringernkammer gemacht mit ihm mit Laufrad, er hat der Laufrad
00:26:33: bekommen und dann fuhr er mit seinem Laufrad und bei uns geht es immer so in die Richtung, also nach
00:26:38: unten immer bergab. So und nach Hause zu kommen, muss man wieder berghoch und das wollte der Patu
00:26:46: nicht, da hat er auf der Straße so gebrüllt, sein Laufrad in Ecke geworfen und gebrüllt weil er einfach
00:26:54: runter wollte, er wollte immer nur runterfahren und wir haben dann versucht zu erklären, guck mal,
00:26:58: wenn du runter fährst, unser Haus ist da hinten, wir müssen immer nach oben, ihr tiefer du fährst,
00:27:04: umso höher musst du, und das war auch so ein Prozess, der hat da bestimmt vier, fünf Mal gemacht
00:27:09: und irgendwann hat er von sich gesagt nach oben, ich so ja, jetzt müssen wir nach oben nach Hause,
00:27:15: also dass diese auch, unser Prozess den er gebraucht hat um das zu verstehen, also lange nicht verstanden,
00:27:22: warum wir eigentlich immer nicht runter, das ist auch viel schöner, viel bequemer und das war auch
00:27:27: sehr schön zu beobachten, seine Entwicklung auch, dass das verstanden hat, dass er das umsetzen konnte,
00:27:32: was wir getan haben oder was, wo wir ihn hingeführt haben oder wo wir zurück mussten letztendlich,
00:27:38: da hab ich ihm auch gesagt gekommen, du willst doch jetzt essen, wenn wir runtergehen kriegen wir nichts
00:27:42: zu essen, also solche Dinge, bis er das halt eben verstanden hat, das war auch so, ja,
00:27:48: schöne Entwicklung bei ihm, die er wirklich auch täglich waren, also von der Sprache, seine Entwicklung
00:27:54: auch, wie er dann immer mehr gesungen hat und der singt jetzt auch, der singt jetzt auch so wie ich,
00:27:59: ein Wort, ein Lied, also er fängt einfach jetzt immer noch zu singen und der singt sehr gerne und
00:28:05: das, wenn war total toll, also diese, diese auch Entwicklung, die er dann gemacht hat und dieses
00:28:10: frei zu sein, weil singen zu können oder zu wollen, muss man sich auch trauen und er hat sich getraut
00:28:16: und das war auch total toll, dass er auch alle sich traut zu sagen und zu singen und zu tun und
00:28:22: das ist eine tolle Entwicklung, die er gemacht hat. Das würde ich sagen, das klingt eine richtig
00:28:26: tollen Entwicklung und du hast aber auch gerade gesagt, dass es ja schon auch anstrengende Zeiten
00:28:31: gab, Rike, wie war das denn aus deiner Sicht und bist du dann auch mal diejenige, die dann
00:28:38: in schwierigen Momenten dann zur Seite steht und sagt ja, das Verhalten kann jetzt den und den
00:28:45: Grund haben und mach doch vielleicht mal das oder ihr seid voll auf der richtigen, richtigen
00:28:52: Stelle, zieht es weiter durch. Wie ist deine Rolle da als Beraterin? Also ich finde vor allen
00:28:59: Dingen hier oder auch in anderen Familien, es ist schon so, dass die Pflegeeltern, also anderen in
00:29:04: dem Fall und auch ihr Mann, einfach Experten für das Kind geworden sind und echt so im Alltag
00:29:09: geguckt haben, was braucht der gerade? Der hat hier ganz viel bekommen, also gerade so was Anna
00:29:15: gerade erzählt hat, so hier wird ganz viel gespielt, ganz viel ausprobiert, geguckt, was macht er
00:29:20: gerne, was kann er gut? Ich glaube Puzzlen fand er toll, da erinnere ich mich dran und dann wurden
00:29:24: natürlich auch mal die Wutanfälle nachbesprochen, aber eher, also es lag dann ja irgendwie ein Tag
00:29:30: oder zwei zurück und dann wurde auch schon wieder nach vorne geschaut. Das wurde erzählt, es wurde
00:29:35: sich auch mal vielleicht ein bisschen darüber ausgelassen, ein bisschen was abgelassen und
00:29:40: dann wurde irgendwie auch nach vorne geschaut hier in der Familie, ich finde das ist ja auch was
00:29:43: Besonderes. Also da ist man vor allen Dingen Zuhörer und dann haben wir gemeinsam manchmal überlegt,
00:29:49: was kann jetzt hilfreich sein oder was kann man so machen, aber Anna hat da einfach, finde ich,
00:29:55: im Alltag so nah dran immer super Ideen gehabt, wie sie ihren Pflegesohn dann motivieren kann,
00:30:00: wieder aufs Laufrad zu steigen oder auch andere Sachen dann doch zu schaffen. Das war schon eine
00:30:05: super Begleitung hier. Jetzt einmal losgelistet von eurem Pflegesohn. Gibt es so Themen,
00:30:12: die Kinder in dem Alter, wenn sie in eine Pflegefamilie kommen, die die häufiger mitbringen? Also was
00:30:19: so typische Themen sind? Also ich finde erstmals ist ja so, wenn die noch in einem Kita-Alter sind
00:30:27: und jetzt erstmal noch zu Hause bleiben, dann ist es schon so, dass die nicht so oft alleine
00:30:31: spielen können. Also die brauchen schon häufig eine sehr enge Begleitung im Alltag. Das ist auch,
00:30:36: glaube ich, die größte Herausforderung für Familien, insbesondere natürlich auch für Familien,
00:30:41: die vielleicht das erste Mal ein Kind bei sich haben, weil man sich das glaube ich nicht vorstellen
00:30:45: kann, was es bedeutete, ein Kind von morgens 7 bis abends 19 Uhr vielleicht auch zu bespaßen oder
00:30:53: einfach zu begleiten. Ich glaube, das ist schon eine Herausforderung, dass man den Kindern nicht
00:30:59: sagen kann, geh mal eben eine halbe Stunde spielen. Ich muss mal das Mittagessen kochen,
00:31:03: sondern die sitzen dann dabei, also die sind den ganzen Tag bei einem und man muss sich echt
00:31:08: ein bisschen was überlegen, was man so machen kann. Und dann natürlich die Herausforderung von
00:31:13: manchmal alterstypischen, aber natürlich auch, weil die einfach neu sind und ankommen und diese
00:31:18: Prozesse machen einfach von Wutanfällen, ja, solchen Sachen, die man einfach wirklich aushalten muss,
00:31:26: als Pflegeeltern, die man vielleicht so auch nicht kennt in der Heftigkeit. Da muss man auch
00:31:31: mir erstmal einen Umgang mitfinden. Und dann steht ihr da bereit und mit eurer Expertise. Ja,
00:31:38: also das kann schon auch mal passieren, dass man dann auch mal abends noch mal telefoniert und
00:31:43: sich was erzählt oder am Wochenende doch auch noch mal eine Situation nachbespricht. Genau,
00:31:48: das ist bei uns auch passiert, vor allen Dingen beim zweiten Pflegekind dann, um das mal anzudeuten.
00:31:55: Da hatten wir das durchaus häufiger. Das ist ein gutes Stichwort, denn euer Pflegesohn ist bei
00:32:02: euch angekommen und wie man hört, auch ziemlich gut irgendwann. Und dann hattet ihr da die Idee,
00:32:08: wir könnten noch ein zweites Pflegekind bei uns aufwenden. Der Platz ist noch da. Wie kam es
00:32:14: denn über dazu? Ja, genau. Ja, wir dachten, ja, es ist doch schön, ein Kind, eine Familie zu
00:32:23: geben, warum nicht auch zweiten Kind. Und haben wir lange drüber auch geredet, erst mal so alleine
00:32:29: zu Hause, dann mit Rike noch, ob wir das machen sollen, wollen. Und unser Pflegesohn war zu dem
00:32:37: Zeitpunkt auch schon acht Jahre. Er wird dieses Jahr zwölf und unsere Pflege doch da wird zehn
00:32:41: dieses Jahr. Und ja, dann haben wir einfach hin und her, hin und her überlegt. Das war wirklich
00:32:47: auch schon eine schwierige Entscheidung tatsächlich. Und es sollte natürlich auch
00:32:51: ein großes Kind sein. Und ja, wir wussten, was uns erwartet. So ein bisschen, weil jedes Kind ist
00:33:00: anders. Wir haben erst mal gedacht, wir wussten es. Ein bisschen war natürlich dann auch überrascht,
00:33:07: dass es anders gekommen ist und so ein bisschen heftiger und bisschen krasser für uns auch.
00:33:14: Und trotzdem haben wir dann erst mal gesagt, dass wir das wollen. Wir haben das hier auch
00:33:20: besprochen. Wir haben auch mit Kollegen von Rieke hier gesprochen gesessen, Frauennachteile. Und was
00:33:27: macht das mit unserem Pflegesohn vor allem? Da haben wir auch darüber viel geredet. Wie wird
00:33:31: er denn das verstehen? Wie wird er sich fühlen? Wird er sich benachteilig fühlen und so weiter?
00:33:37: Also haben wir viele Dinge einfach besprochen und mit ihm natürlich auch gesprochen. Also auch er
00:33:43: wollte, aber auch er wusste nicht, was das bedeutet. Das wissen wir nicht. Das wissen wir erst,
00:33:50: wenn es da ist. Wenn das Kind da ist und so was auch hat letztendlich. Nach dem Gesprächen kam auch
00:33:58: dann der Anruf. Herr Rieke, was sind so Prozesse? Anna hat das gerade gesagt. Ihr habt darüber
00:34:07: gesprochen, was sind Vor- und Nachteile. Wie siehst du das aus deiner Praxis? Mit der Aufnahme von
00:34:11: einem zweiten Kind, was dann ja auch dann sechs Jahre, glaube ich, war später, als das Kind
00:34:18: dann da war. Das war ja am Anfang noch nicht klar. Was sind da Vor- und Nachteile bedenken? Also ich
00:34:24: sage mal, es ist ja eine Pflegefamilie, die einfach gut läuft, die sich so gefunden hat. Also
00:34:28: davon wird man ja ausgehen, wenn man über ein zweites Kind nachdenkt, dass da einfach ein
00:34:31: guter Prozess war, der auch immer noch gut läuft. Und wir haben ja irgendwann mal den Slogan gehabt,
00:34:37: wer möchte seine Familie auf den Kopf stellen, und das passiert dann halt einfach noch mal. Und
00:34:41: dann wird es halt auf den Kopf gestellt mit einem ersten Pflegekind schon drin. Genau. Deswegen muss
00:34:47: man einfach wirklich gut gucken. Ich finde das immer gut, wenn sich die ersten Pflegekinder das
00:34:52: auch wünschen, aber das darf halt nicht der Motor sein. Also das finde ich natürlich, wenn man
00:34:57: sich das so vorstellt, auch eine kleine Schwester, ja schön so. Die Realität ist einfach, wie wir
00:35:02: Erwachsenen dann ja auch wissen, anders. Anna weiß aber, wie es ist, wenn Kinder in die Familie
00:35:07: kommen, also durch eigene Kinder, Patchwork-Kinder und dann Pflegekinder. Also so eine grobe Vorstellung
00:35:15: hat man schon. Man weiß dann halt nicht, wie es mit dem spezifischen Kinder natürlich läuft. Genau.
00:35:21: Das spricht man durch und vor allen Dingen guckt man halt auch wirklich, welches Kind passt jetzt
00:35:26: in die Familie rein, weil es gibt ja schon viele. Und da war irgendwie klar, dass ein Mädchen
00:35:32: in die Familie reinpasst, dass halt einfach etwas jünger ist. Ein Altersabstand von mindestens
00:35:38: zwei Jahre sollten die Pflegekinder schon haben. Genau. Und dann bin ich mit dem Auftrag sozusagen
00:35:45: losgegangen. Wir haben uns natürlich vorher überall das OK geholt von Männern, Jugendämtern und so
00:35:50: weiter. Und dann bin ich mit dem Auftrag losgegangen und bin auch relativ schnell fündig geworden.
00:35:55: Und diesmal hast du quasi deinen Wunsch, dass du ein Schulkind haben solltest. Der wurde dann
00:36:03: diesmal dann wirklich umgesetzt. Also es war dir wichtig, dass es dann älteres, knapp. Aber es
00:36:09: war dir wichtig, dass es dann diesmal noch älteres Kind ist. Aus welchen Gründen? Also erst mal
00:36:14: solltest du ja auch so in dem Alter sein wie unser Pflegesohn, also dass sie vielleicht mal eine
00:36:21: Gemeinsamkeit haben. Ob das jetzt schwimmen oder keine Ahnung, dass sie das gemeinsam was machen
00:36:27: können. Dann war natürlich auch, also auch mein Alter. Ich wollte tatsächlich keine Babyspeed
00:36:35: da haben, sondern tatsächlich ein großes Kind. Und die Selbstständigkeit war mir auch sehr wichtig.
00:36:40: Mit sechs, sieben Jahren sind die Kinder schon so weit meistens, dass sie sich auch alleine anziehen
00:36:46: können, dass sie sich aus alleine Zähne putzen können, dass sie zwar begleitet werden, aber
00:36:49: die Dinge alleine tun können, wie auch Essen und so weiter. Also ich wollte tatsächlich nicht wieder
00:36:56: zurück in den Kindergartenalter und diese Schritte nochmal machen. Sondern und war, was tatsächlich
00:37:02: auch mein Gefühl, auch ein Bedürfnis war, einem älteren Kind ein Zuhause zu geben. Ich glaube für
00:37:09: kleine Kinder gibt es schon viele Menschen, die gerne kleine nehmen, aber so größere Kinder eben
00:37:15: nicht. Und das war schon mein Bedürfnis, einfach ein größeres Kind zu nehmen und die Chance geben,
00:37:20: einen Zuhause zu haben. Das waren so die Hauptgründe letztendlich. Rikke, was glaubst du, was sind
00:37:28: Gründe, warum explizit ältere Kinder ja, andersherum, warum viele Pflegefamilien eher lieber kleinere,
00:37:38: jüngere Kinder nehmen? Also ich erlebe den Wunsch nach kleineren Kindern, vor allen Dingen bei Familien,
00:37:44: die vielleicht noch keine eigenen Kinder bekommen haben oder die einen sehr starken, unerfüllten
00:37:49: zweiten, dritten Kinderwunsch haben oder ja, also vor allen Dingen in der Konstellation oder
00:37:54: vielleicht eigene Kinder, die noch ein bisschen jünger sind, irgendwie zwei, drei Jahre alt sind,
00:37:59: da erlebe ich den Wunsch sehr stark. Und bei, es gibt aber viele Familien, die sich das auch anders
00:38:06: vorstellen können, die in einer anderen Lebensphase schon sind. Das finde ich, das ist so meistens der
00:38:10: Unterschied tatsächlich. Und das Alter der Pflegeeltern spielt auch eine Rolle, das kann man
00:38:15: eigentlich auch so sagen. Ich denke, was noch ein Punkt sein könnte, ist, dass viele denken, ja,
00:38:23: das Kind hat ja schon einiges erlebt, hat in der weiblichen Familie gelebt, hat vielleicht in
00:38:30: der Bereitschaftspflege gelebt, vielleicht auch in einem Kinderheimwohngruppe, sonst was, kann sich das
00:38:37: denn überhaupt binden? Also, sagt das irgendwann Mama und Papa zu mir? Ich denke, das könnte auch
00:38:42: eine große Sorge sein von vielen Pflegern. Wie siehst du das? Und die Frage geht an euch beide,
00:38:48: bei dir aus der Experten Sicht. Und Anna, du kannst sagen, wie sie sind in der Praxis. Vor allem
00:38:53: heute. Also das, was ich so mitbekomme, ist, das sind häufig Kinder, wenn die schon älter sind,
00:38:58: die ungefähr um ihre Situationen wissen. Also die, ja, wissen, dass sie vielleicht in Bereitschaftspflege
00:39:05: oder in eine Einrichtung darauf warten, nochmal irgendwie in eine Familie vermittelt zu werden.
00:39:10: Und die haben schon einen sehr, sehr großen Wunsch nach Bindung häufig. Also die sind manchmal
00:39:16: mehr als bereit, sag ich mal, einem erwachsenen, also sich an erwachsenen Menschen zu binden oder, ja,
00:39:22: also die wünschen sich wirklich dringend manchmal eine Mutter, sodass sowas wie Mama oder Papa auch
00:39:29: relativ schnell fällt. Also das ist manchmal erstaunlich. Das ist natürlich dann aus Experten
00:39:34: Sicht auch manchmal zu schnell. Da reden wir dann von Distanzlosigkeit eher. Aber es ist schon so,
00:39:40: dass wenn das, sag ich mal, sich so setzt und auch eine Weile anhält und die Kinder da einziehen und
00:39:45: auch bleiben, dass dann da auch was Tragfähiges daraus entstehen kann, durchaus auch eine Bindung.
00:39:50: Also am Anfang ist es dann manchmal ein bisschen zu schnell für uns Erwachsene oder Experten. Aber
00:39:55: irgendwann kann man schon auch sagen, ja, jetzt ist es auch authentisch, dass hier auch Mama gesagt
00:40:00: wird oder Papa gesagt wird und sich das einfach wie eine Familie anfühlt. Und das passiert auf
00:40:04: jeden Fall auch bei den älteren Kindern. Anna, ja, du bist die Expertin für deine Kinder. Wenn dich
00:40:12: jemand fragen würde, so ein älteres Pflegekinder aufzunehmen, das sagt doch niemals Mama und Papa
00:40:19: zu dir, Mama zu dir an der Stelle. Wie ist das denn bei euch? Ja, also grundsätzlich ist mir das
00:40:25: gar nicht wichtig. Es war bei uns so, bei dem Ersten, bei unserem Pflegesohn war es so, dass er nach
00:40:30: drei Monaten Mama gesagt hat und nach einem halben Jahr zu meinem Mann Papa gesagt hat. Und das
00:40:37: hatten wir einfach so auch gelassen in seinem Tempo, wie er es wollte. Bei unserer Pflegetochter
00:40:42: war es ein bisschen anders. Da war ich selber überrascht. Wir hatten einen Besuchskontakt mit
00:40:48: ihr, wir sind mit ihr weggefahren und waren auf so einem Spielplatz und dann kam sie plötzlich und
00:40:53: sagte, kann ich mit ihr sprechen? Und ich sagte, ja, dann bin ich mit ihr hin. Und sie fragte mich
00:40:58: tatsächlich zu dem Zeitpunkt schon, kann ich dich Mama nennen? Und ich, ja, du kannst aber, wenn du
00:41:06: möchtest, auch weiter Anna sagen. Und sie, nein, Mama. Und das war für mich erst mal so ein echt
00:41:12: Schock. Ich muss da selber erst verdauen. Und dann ging sie zu meinem Mann und sagte,
00:41:16: kann ich mit dir sprechen? Und dann fragte sie ihn, kann ich dich Papa nennen? Und also wir waren beide
00:41:22: ziemlich überrascht. Dann sind sie auch spielen gegangen, die beiden zusammen. Und wir mussten das
00:41:27: erst mal ein bisschen verdauen tatsächlich. So, das ist ja schnell. Sie wohnt ja noch nicht
00:41:31: mal bei uns. Und möchte das, dieser Bedürfnis hatte sie ja, dass sie eine Mama und sie rief uns
00:41:38: ab dann Mama und Papa. Wo uns das auch am Anfang viel war. Also die erste Momente, so erste Tage,
00:41:45: wo ich dachte, ui ui ui. Und sie hat ja auch dann in einer Wohngruppe, wo sie gelebt hat,
00:41:50: auch dann schlechte Erfahrungen gesammelt, weil die Kinder zu ihr gesagt haben, das sind nicht
00:41:54: deine Eltern. Und sie wollte aber trotzdem weiter Mama und Papa sagen. Uns persönlich war das
00:42:00: tatsächlich nicht wichtig. Sie hatte bis heute, dürfte sie Anna sagen. Also das finde ich für
00:42:05: eine Beziehung oder eine Bindung gar nicht wichtig, wie man genannt wird. Hauptsache,
00:42:10: wie man es lebt eher. Und dass man die Liebe spürt. Aber das ist egal, wie man es nennt. Ihr
00:42:17: war sehr, sehr wichtig, dass wir Mama und Papa sind. Ja. Und ihr seid den Weg mitgegangen mit
00:42:22: einem etwas merkwürdigen Gefühl. Und wie ist es heute? Ja, also mittlerweile hat man so nicht
00:42:29: daran gewöhnt. Sie wohnt ja auch zwei Jahre und drei Monate jetzt mittlerweile bei uns. Manche
00:42:35: Momenten denke ich, wenn sie einen Wutanfall hatte, besser wär mehr sie nicht. Nicht Mama ruft. Dann
00:42:41: wär besser der Vorname. So nach dem Motto "Ich kann nichts dafür". Grundsätzlich ist es jetzt für
00:42:50: uns alle auch okay. Also wir sind Mama und Papa für sie. Und das leben wir auch. Also wir sind
00:42:56: auch für beide Kinder eben Ersatzeltern, Eltern geworden. Ja. Rike, ist das genau das, was du
00:43:06: gerade gesagt hast? Von wegen, manchmal ist es dann ein bisschen, geht es in die Distanzlosigkeit,
00:43:14: wenn man das so schnell sagt. Und hat sich das dann bei der Pflegetochter dann so gesetzt,
00:43:20: dass das mittlerweile eine sichere Bindung ist und das quasi normalisiert ist? Wie würdest du es
00:43:27: sagen? Also ich glaube schon, dass zwei Jahre so ein Zeitraum sind, wo man sagen kann, da hat sich
00:43:31: auch was gesetzt. Aber ich glaube, das wird auch immer noch mal mehr. Also da baut man immer
00:43:36: weiter drauf aus. Das ist das, was ich von Pflegeeltern oft vererlebe, dass die wirklich auch nach
00:43:41: langer Zeit noch sagen, weil jetzt hat sich wieder irgendwie was gesetzt, jetzt ist die wieder richtig
00:43:44: angekommen. Und ja, bei der Pflegetochter würde ich auch sagen, die hatte ein turbulentes erstes
00:43:51: Jahr, ein etwas ruhigeres zweites Jahr und es geht in die Richtung von, da setzt sich ganz viel. Bei
00:43:58: ihr hatte Bindung aber auch wirklich, es war auch ein Thema, weil das für sie ein Fluch und Segen
00:44:06: zugleich ist. Also Bindung war für sie auch etwas, wo sie auch manchmal überprüfen musste, ob die
00:44:11: überhaupt hält oder ob das, was entsteht, auch hält. Das ist so ein bisschen klassisch für die
00:44:17: Pflegetochter, dass sie immer, wenn sie Bindungs- oder Beziehungspersonen hat, das schon auch
00:44:22: wirklich ausprobieren muss, wie standhaft das ist. Und das setzt sich immer mehr. Und ich glaube,
00:44:28: aber das ist immer noch weiter ausbauffähig. Das war nicht das so. Bei anderen Pflegeverhältnissen
00:44:35: auch beim Pflegesohnen so beobachtet, dann sind die Jahre da einfach immer wieder Gold fährt und
00:44:40: da passiert immer noch ganz viel. Ja, was da auch zum Beispiel auch so wichtig auch war bei unserer
00:44:46: Pflegetochter, dass sie auch erlebt hat. Also wie Rike schon gesagt, das erste Jahr war ziemlich
00:44:52: tombolent. Das heißt, sie hatte auch Wutausbrüche. Und was da auch sehr wichtig war, dass wir sie immer
00:44:58: wieder nach jedem Wutausbruch, der auch manchmal sehr heftig war oder immer sehr heftig war,
00:45:04: trotzdem sie immer genommen haben, in einem genommen haben, immer weiter gesagt haben,
00:45:09: dass wir sie lieb haben, dass es richtig ist. Es ist okay, dass sie jetzt auslebt,
00:45:13: auch wenn es für uns gerade nicht schön war. Und dann auch wieder sich mit ihr zusammen,
00:45:19: meistens was ihr auch abends, also dann wirklich ins Bett legt, trotzdem mir was vorsinkt. Also
00:45:24: diese Nähe und ihr immer wieder zeigt, trotzdem bist du richtig. Du bist ja nicht auf mich jetzt
00:45:28: wütend, du bist jetzt wütend vielleicht auf das Leben, was du jetzt gerade hattest und kommst
00:45:33: gerade an und dann nach jedem Wut zu sehen, für sie auch für die Bindung. Ich werde immer noch
00:45:40: geliebt, ich werde nicht weggegeben, ich werde, ich muss nicht nach jedem Ausflippen Angst haben,
00:45:44: dass ich ausziehen muss und das war auch für die Beziehung und die Bindung total auch wichtig
00:45:51: gerade bei ihr. Und sie hatte ja auch sehr viele Beziehungsabbrüche und sie ist ja, wir
00:45:58: wären jetzt dann die sechste Station gewesen mit ihren Eltern, ihren leiblichen Eltern,
00:46:03: sie war die sechste und das ist für so ein Kind schon ziemlich heftig, das was sie erlebt hat.
00:46:08: Deswegen hat sie das natürlich ein Jahr überprüft, was auch schlimm war, heftig war.
00:46:15: Das Kind hatte gute Gründe für das Verhalten, denn wenn man solche Abbrüche hat, wie kann man
00:46:21: sicher sein, dass das diesmal nicht der Fall ist? Das braucht vor allem, glaube ich, erst mal Zeit.
00:46:25: Was hat euch geholfen, um da ruhig zu bleiben, wie du es gerade gesagt hast, immer wieder ihr die
00:46:31: Nähe zu geben, auch nach Wut ausbrüchen, was hilft da, da auch die Lockerheit, die Entspanntheit
00:46:37: vielleicht so bewahren? Also wir haben auch sehr viel, mein Mann und ich, wir haben dann dieses
00:46:43: meistens gemeinsam gemacht, diese Dinge und haben anschließend auch reflektiert tatsächlich. Wir
00:46:52: haben fast jeden Abend, manchmal auch mit meinen Sohn, der auch hier noch im Haus oben wohnt,
00:46:57: dann kam er, weil es zum Laut wurde, dann haben wir uns darüber unterhalten, was kann man anders
00:47:03: machen, warum ist es jetzt so passiert? Wo war der Trigger, den wir nicht erkannt haben, nicht
00:47:06: gesehen haben. Und dann natürlich, wenn es abends noch ging, habe ich Metrieke telefoniert oder
00:47:12: Tag später und durfte ihr das alles so erzählen. Und da haben wir auch manchmal Stunde telefoniert und
00:47:19: diese Gespräche geführt, reflektiert, geschaut. Wie wollen wir kommen, was weitermachen? Ja, ich
00:47:24: habe auch diese Fähigkeit vielleicht tatsächlich auch unter anderem, dass ich das überhaupt nicht
00:47:29: übel nehme. Also ich nehme es nicht persönlich, ich nehme es überhaupt nicht persönlich, wenn sie
00:47:33: wütend geworden ist und auf mich sauer war, um mich vielleicht beschimpft hat, habe ich nie
00:47:39: persönlich genommen und deswegen konnte ich das auch tatsächlich. Also ich weiß, dass es nicht
00:47:44: meins ist, dass es bei ihr ist und dass sie mit der Wut raus muss tatsächlich und ja und ich war
00:47:50: jetzt eben da und dann habe ich es aufgenommen und wie gesagt mit Rike eben dann zusammen ja doch
00:47:58: durchgesprochen alles. Und nach jedem Ausfall. Also wir haben sehr viele, sehr viele Telefonate
00:48:04: geführt, sehr viele. Genau, da war ich immer ganz eng angebunden, das war super und dann konnten
00:48:08: wir auch wirklich immer überlegen, was ist jetzt gerade hilfreich und ich glaube, uns beiden oder
00:48:13: uns allen war wichtig, dass die Beziehung aufrechterhalten bleibt, auch wenn das manchmal ziemlich
00:48:17: erheftig war. Wenn viel Wut irgendwie da war, sich dann wieder ruhig mit ins Bett zu legen,
00:48:23: zu tröst und zu singen, das ist schon auch eine große Herausforderung für eine Pflegemutter
00:48:28: oder Pflegeeltern und das habt ihr aber gut gemacht und geschafft so, das war wirklich
00:48:34: hilfreich, dass die Pflegetochter sich da jetzt nicht herabgesetzt oder genau oder angst hat,
00:48:40: dass sie ausziehen muss. Machst du eigentlich also entweder bewusst oder unbewusst Unterschiede
00:48:51: zwischen den Kindern? Nein, tatsächlich nicht. Also mit der Patchwork-Familie am Anfang war es
00:48:58: tatsächlich auch so, dass ich dann eher auf meine Kinder und das Bedürfnis hatte, meine Kinder zu
00:49:07: beschützen. Mit der Zeit wurden wir ja zur Familie und das läuft richtig super. Also ich bin
00:49:16: nicht zwar die Mama von den Kindern, aber schon sehr enge Beziehung führen und als die Kleinen
00:49:23: zu uns gekommen sind, sag ich jetzt mal, da war es tatsächlich auch so, dass es zu mein geworden
00:49:29: sind. Also ich würde sagen, ich weiß nicht, wenn ich eine Entscheidung treffen musste,
00:49:35: die muss ich Gott sei Dank nicht, aber würde ich jetzt sagen, nein. Vielleicht aber auch,
00:49:41: weil meine Kinder groß sind, weil ich auch keine Konkurrenz, meine Kinder sind nicht
00:49:46: eifersüchtig, meine Kinder mögen die Kinder und ich glaube, das war auch ein Vorteil tatsächlich,
00:49:51: dass ich meine Kinder oder die großen jetzigen damals sich beschützen musste, sondern wirklich
00:49:57: die haben ihr eigenes Leben geführt, die habe ich begleitet noch weiter bis heute, aber da ist
00:50:06: für mich kein Unterschied tatsächlich jetzt, gar nicht. Auch nicht zwischen meinem Pflegesorn und
00:50:12: unserer Pflegetochter, wo sie aber viel mehr mit Wut und viel mehr Aggression uns gezeigt hat,
00:50:19: trotzdem habe ich weideliebt, also tatsächlich. Haben die beiden, du hast es eben schon Besuchskontakt
00:50:28: gesagt, also die haben Kontakt zu ihren Eltern oder wie ist das geregelt? Ja, unsere Pflegesorn hat
00:50:34: von Anfang an, also nach so einem halben Jahr, glaube ich, oder ein Jahr, was ungefähr, als er bei
00:50:40: uns angekommen ist, hat er, ein bisschen eher, ich weiß es nicht so genau, aber in dem Dreh schon
00:50:47: mit der Mutter Kontakt gehabt, mit dem Vater auch, mit Großeltern und die haben wir die ganze Zeit,
00:50:52: so alle acht Wochen treppen wir uns abwechselnd, da die Eltern nicht mehr zusammenleben und das läuft
00:51:00: super, ganz gut. Also wenn er keine Lust mehr hat, dann sagt er geht jetzt nach Hause und hat auch
00:51:09: schon mal unterbrochen, weil er irgendwie keine Lust hatte, es lief nicht so, wie er es wollte,
00:51:13: aber grundsätzlich die Kontakte richtig toll und auch liebevoll und nett und wir verstehen uns
00:51:21: mittlerweile auch ganz gut nach so vielen Jahren, sind wir auch jetzt schon per du und genau. Und die
00:51:27: Mama reagiert auch entspannt ab, wenn unsere Pflegesorn zu mir auch Mama sagt, dann sagt sie
00:51:33: manchmal welche Mama, also es ist eher schon mit Spaß und Humor und Freude und von daher läuft das
00:51:40: ganz gut. Bei unserer Pflegetochter, die hatte jetzt erst das erste Mal dem Vater gesehen, weil
00:51:47: sie es gerne wollte und hat letzte Woche das erste Mal auch wieder ihrer Schwester gesehen. Es waren
00:51:53: auch so schöne Kontakte und ja, das Baum war auf, also dass sie auch weiter Kontakte zu ihren Eltern
00:52:01: hat. Da es mir auch sehr, sehr wichtig ist, dass die Kinder ihre Eltern sehen, ihre Ursprungsfamilie
00:52:08: kennen, ihre Großeltern, alles was dazu gehört, damit sie einfach gut wachsen können, damit sie
00:52:15: nicht suchen müssen. Und wenn sie Erwachsene sind und dann nie wissen wer ist, wer bin ich eigentlich
00:52:21: oder wo komme ich her, das ist auch wieder ja nicht gut in Erwachsenenalter sich damit zu
00:52:27: beschäftigen. Und wenn wir das in Kindesalter schon reintun, dass die Eltern sieht, dass wir auch
00:52:33: wohlwollend sind, also er spürts auch, dass es wohlwollend ist, dass wir es auch wollen und es
00:52:38: wichtig ist, können sie viel besser aufwachsen, können sie viel besser frei sein. Die müssen
00:52:45: nicht suchen. Die sind dann irgendwann mal auch angekommen und das ist uns sehr, sehr wichtig.
00:52:49: Deswegen haben wir auch Metricke gesprochen, dass es sehr, sehr wichtig ist, dass unsere Pflegetochter
00:52:55: auch ihre Familie kennenlernen sollte, dass sie weiß wo sie herkommt, wer ist mein Vater,
00:53:01: wer ist meine Mutter, wer ist meine Geschwister, wer bin ich und das war uns sehr, sehr wichtig und
00:53:06: das haben wir jetzt auch durchgesetzt und der Papa hat auch unsere Pflegetochter auch getroffen.
00:53:11: Genau um das zu ergänzen, da war es so ein bisschen anders rum. Manchmal sind es ja eher die Eltern,
00:53:16: die da sagen jetzt wollen wir aber mal und in dem Fall war es so rum, dass wir ja die Eltern da
00:53:22: sehr zu aufgefordert haben, sich jetzt mal mit uns zu treffen. Genau und das war wirklich auch schön
00:53:27: und zum Glück auch erfolgreich, dass das geklappt hat. Ja, ich denke gerade bei der Pflegetochter,
00:53:33: wenn die schon so viele Stationen erlebt hat, ist es wahrscheinlich umso wichtiger, dass sie
00:53:37: weiß wo meine Wurzeln sind, dass man überhaupt nicht weiß wo bin ich eigentlich, wie groß geworden
00:53:43: und wer sind meine Eltern und welche Stationen gab es dazwischen und das aufzudröseln. Es war
00:53:47: wahrscheinlich auch ein Prozess, der wird noch lange Zeit brauchen, aber das hat ja den ersten
00:53:52: wichtigen Schritt jetzt gegangen an der Stelle, über Dippen kennenlernen. Vielleicht kann ich auch
00:53:56: nochmal ergänzen zu der Ansprache, der Pflegesohn hat ja dann so nach ungefähr einem halben
00:54:01: Jahr oder nach drei Monaten Mama und nach einem halben Jahr Papa gesagt, das war schon auch ein
00:54:05: Thema für die Mutter, also die leibliche Mutter von dem Pflegesohn. Das hat sich einfach so positiv
00:54:13: über die Jahre entwickelt, dass es wirklich ja zu immer wieder für ein Lacher sorgt, wenn er Mama
00:54:19: ruft und beide Frauen gucken und gucken sich dann an und ich fand schön in einem der letzten Termine
00:54:24: hat er auch gesagt, ja ich lass mir zwei mal Mama auf meinen Arm tätowieren, wenn ich groß bin,
00:54:28: irgendwie so, da hat er so eine Idee dazu und er geht da super mit um, weil die Erwachsenen damit
00:54:33: auch wirklich richtig, richtig gut umgehen. Also Anna geht damit ganz entspannt um, hat da keinen
00:54:39: Konkurrenzgefühl und auch die Mutter hat das nicht. Das hat sich entwickelt, bei der Pflegetochter ist
00:54:46: es schon, da sind wir noch in der Aufklärung tatsächlich, da hatten wir den ersten Besuchskontakt
00:54:52: und die Pflegetochter hat Mama gesagt und ich merkte schon eine Reaktion bei dem Papa und Anna hat
00:54:59: das dann im Laufe des Termins aber auch nochmal wirklich erklärt und wir haben beide versucht das
00:55:04: zu erklären, da weiß man natürlich nicht wie das ankommt, aber um das nochmal deutlich zu machen,
00:55:09: warum Pflegekinder das vielleicht auch so schnell tun. Ja, ich habe ihm erst mal auch gesagt, ob es
00:55:14: ihm vielleicht aufgefallen ist, dass die unsere Pflegetochter eben Mama zu mir sagt, er sagte,
00:55:20: ja war aus sehr vorsichtig, sehr schüchtern und sehr zurückhaltend der Papa und dann habe ich
00:55:27: ihm erzählt, dass es ja ja sehr wichtig ist, dass sie jetzt gerade eine Mama hat, wir wissen,
00:55:32: dass sie eine hat, aber wo sie jetzt lebt, dass sie eine hat und das ist ihr Herzenswunsch war
00:55:38: und ja, wir schauen mal einfach wie sie damit jetzt umgehen können und er sagte, er kann es verstehen
00:55:46: ja und natürlich wird es vielleicht schwieriger, wenn die Mama dazu käme, da denke ich mal,
00:55:53: dass es vielleicht eher problematischer wird. Da schauen wir mal, wenn es da ist, wenn es die
00:55:58: Situation da ist und wir wachsen immer Stück für Stück rein in die Situation. Ah, schön. So langsam
00:56:05: würde ich zum Abschluss kommen, ein paar Fragen habe ich aber noch. Wenn eure Familie so ein
00:56:11: Fotoalbum hätte, und das habt ihr wahrscheinlich mit so besonderen Momenten, gibt es so einen Bild,
00:56:16: wo man sagen würde, das verdient auf die Titelseite zu kommen. Also das muss kein reales Bild sein,
00:56:23: aber einen Moment, wo der sollte, das sollte das Settelbild sein. Ja, also wir machen mit unseren
00:56:33: Kindern jedes Jahr zum Jahrestag von unseren Pflegekindern, geben wir alle zusammen Essen,
00:56:41: eine ganze Familie, das heißt auch die großen... Zum Einzugs-Tag. Zum Einzugs-Tag, genau, jeder hat
00:56:47: seinen eigenen Einzugs-Tag, unsere Pflegetochter in April und unser Pflegesund im September.
00:56:52: Und da gehen wir mit allen Kindern und die ganze Familie plus an Hang, weil mittlerweile haben
00:56:57: die auch sind verheiratet oder haben Freund oder Freundin. Wir gehen dann alle zusammen essen und
00:57:02: die Kinder dürfen sich auch den Lokal im Aussuchen, wo wir essen gehen. Und wenn wir das so alle
00:57:08: zusammen sind, finde ich das total schön. Also es erfreut mich richtig, also mein Herz geht auf,
00:57:16: weil diese tolle Akzeptanz da ist, die Kleinen sagen zu den anderen "Hab dich lieb" und sehen
00:57:23: als Geschwister und die Großen sehen die Kleinen als Geschwister und das sind so Momente, wo ich dachte,
00:57:28: da musste man alleine jetzt ein Foto schießen und aber auch diese Freude in uns zu sehen. Also
00:57:34: diese, was wir bis jetzt geschafft haben oder wie toll das eigentlich, wie schnell wir eine
00:57:40: große Familie geworden sind. Aus zwei wurden vier und dann sechs und dann noch plus wir. Also es ist
00:57:45: schon der Wahnsinn. Und das kann man, glaube ich, gar nicht fotografieren, diese Freude. Wie
00:57:52: schön das halt ist. Das sind so die Momente. Wie gewinnt nimmst du die Familie heute warm? Also ich
00:58:00: habe mir das gerade so an und freue mich auch so richtig. Ich bin auch ein bisschen gerührt. Also
00:58:03: ich finde es einfach großartig, was die Familie auch geleistet hat, auch vor allen Dingen für die
00:58:08: Kinder geleistet hat, was für einen schönen Platz die hier gefunden haben. Und ja, ich hoffe einfach,
00:58:12: dass es so weitergeht. Ich würde am liebsten hier noch ganz viele Pflegekinder reinvermitteln. Also
00:58:16: Anna muss für immer jung bleiben mit. Ich finde, das ist ein toller Ort hier für Kinder und ja,
00:58:22: ein gutes Beispiel, wo halt auch einfach ganz viel gut gelebt wird und ganz viel richtig gemacht wird.
00:58:27: Anna, siehst du für dich auch heute neben diesen Sachen, dass du keine Lust hat, das irgendwie
00:58:33: nochmal Wendeln zu wechseln und diese Ganzkörmomente. Siehst du für dich noch andere Vorteile, dass du,
00:58:38: dass ihr euch bewusst, also insbesondere beim zweiten Kind, da war es ja wirklich älter,
00:58:44: aber auch beim ersten mit knapp vier Jahren, dass ihr euch halt für ältere Pflegekinder entschieden
00:58:49: habt? Ja, wir kriegen ja auch was zurück. Klar, von kleinen Kindern kriegt man auch was zurück. Die
00:58:56: Erwartung, aber das Größere uns was zurückgeben, das heißt Dankbarkeit, Liebe, Umarmung. Also die
00:59:02: kommen zu uns und sagen uns das auch, dass sie uns lieb haben, dass sie bei uns bleiben wollen.
00:59:07: Die sind dankbar auch für diese Momente und das sind auch so die Dinge, die einfach toll sind. Also
00:59:17: ich glaube, die können das auch, ich kann mir denen richtig reden und reflektieren und über nach
00:59:24: jeden Situation, die vielleicht nicht so gut gelaufen ist, können wir drüber auch nachhinein
00:59:28: reden und schauen, wie wir anders machen können, wie ich es anders machen kann, weil ich auch Fehler
00:59:34: mache in meinem Leben, aber wir lernen alle aus den Fehlern und die Kinder dürfen auch aus dem
00:59:39: Fehlern lernen und das ist so das Tolle, deswegen auch größere Kinder. Also es ist so ein bisschen
00:59:44: mehr miteinander reden, miteinander fühlen, sein und das ist das, was mich so eigentlich an
00:59:52: großeren Kindern eher beeindruckt und toll finde und ich möchte auch, dass sie mir sagen, wenn
00:59:57: ich was falsch gemacht habe, also wenn ich blöd war, dann kann ich das ja auch schauen und
01:00:01: reflektieren, okay, stimmt, hast du recht und das ist auch eine Übung als Erwachsener zu sagen,
01:00:05: wow, du hast recht, ich war jetzt gerade blöd zu dir und nicht nur du bist blöd,
01:00:10: aber du fällst dich falsch oder so was, oder sagen wir sowieso nicht, wir sagen eher so,
01:00:15: dein Verhalten war jetzt gerade nicht so schön, also wir versuchen dem Kind ja auch gar nichts
01:00:19: zur Schuld zu geben und das kann letztendlich größere Kinder uns geben und wir als Erwachsene
01:00:24: lernen daran. Ich hatte es jetzt gerade eben mit dem Bild, gibt es denn vielleicht einen
01:00:31: Satz oder Zitat, das für dich gut beschreibt, was Pflegefamilie für euch so bedeutet? Ja,
01:00:41: Pflegefamilie, also ich würde sagen, es ist nicht nur so ein Ort, sondern ein, ja schon ein Ort,
01:00:55: die leben ja hier, aber es ist ja sowas wie Vertrauen, Halt, Geborgenheit und Liebe letztendlich,
01:01:02: das ist so Pflegefamilie, was ausmacht. Natürlich bieten wir ja auch den Rahmen,
01:01:06: aber das Wichtigste ist eben Liebe, Vertrauen, Halt, Beziehung aufzubauen, das ist so,
01:01:15: das macht Pflegefamilie aus tatsächlich, ja. Rike, würdest du das so unterschreiben? Ja,
01:01:22: auf jeden Fall, also vor allen Dingen die Gefühle dazu und die Kinder so zu nehmen wie
01:01:27: sie sind und vor allen Dingen immer wieder auch in Beziehung zu gehen, auch wenn es mal
01:01:31: schwierig war, die aufrecht zu halten, das müssen die Erwachsenen machen und dann können Kinder
01:01:37: auch wirklich lernen, auch in Beziehungen lernen, was sie vielleicht vorher so gar nicht, also
01:01:42: das Gegenteil erlebt haben. Ja, gibt es etwas, was du als Mensch oder ihr als Familie, durch
01:01:50: eure Pflegekinder, dass ihr etwas über euch selber gelernt habt, wie ihr seid, wie ihr tickt
01:01:57: oder vielleicht über das Leben selbst gelernt habt, also welche Prozesse kam quasi dazu, wo ihr
01:02:03: denkt, wow, das ist gar nicht so geblickt ohne die. Wir haben tatsächlich viel gelernt in diesen
01:02:10: acht Jahren jetzt und erst mal, dass wir tatsächlich sehr gelassen sein können, sehr ruhig sein können,
01:02:19: dass wir miteinander, so mein Mann und ich, dass wir da auch eine Linie haben, dass wir zusammen
01:02:26: auch da zusammengehen, zusammen diese Momente, die vielleicht nicht so schön sind, aber auch schöne
01:02:32: Momente, dass wir die gemeinsam auch machen können, dass wir viel Austausch haben deswegen, also durch
01:02:38: unsere Pflegekinder und da sind wir auch sehr als Familie tatsächlich gewachsen. Also auch mein
01:02:46: Mann und ich, diese Gemeinsamkeit eben ja gefunden haben und haben und reflektieren können, das
01:02:52: finde ich schon sehr toll in der Zeit, wo das so alles passiert ist und natürlich auch, wie wir
01:03:00: hinaus wachsen und den Stresses tun, wo wir denken, krass, das haben wir jetzt geschafft. Also das
01:03:07: ist schon mal toll. So, dann hätte ich jetzt noch zum Abschluss eine Frage und die gilt euch beiden
01:03:13: und ihr braucht wieder, ich habe es heute mit irgendwie mit setzen, wenn ihr heute Menschen,
01:03:23: die überlegen, könnten älteres Pflegekind etwas für mich sein, wenn ihr denen Einsatz geben
01:03:31: möchtet, ganz kurz und knapp. Welcher wäre das? Ja, also ich würde sagen, erst mal Mut auch dazu zu
01:03:42: haben, weil große Kinder auch verdient haben, geliebt zu werden und dass sie auch eine Familie
01:03:56: haben können, die sie lieben und das wäre wichtig, wenn Menschen mehr Mut haben, diese Schritte zu
01:04:00: wagen und sagen, okay, ich nehme auch ein älteres Kind, denn ich denke jedes Kind braucht oder soll
01:04:07: geliebt werden und soll angekommen sein und da wäre es sehr wichtig, dass die Menschheit viel mehr
01:04:15: Mut dazu hat, tatsächlich. Ja, ich glaube, ich würde sagen, dass man sich nicht sorgen sollte,
01:04:22: dass man da nicht in Beziehungen kommt oder dass die Bindung da anders sein kann. Das ist nicht so,
01:04:28: also das erleben wir immer wieder, dass das durchaus nachholbar ist und auch einiges auch
01:04:34: geheilt oder ausgeglichen werden kann durch die richtigen Beziehungen, dann die dann dazu kommen
01:04:38: genau und dass man dann auch noch mal wirklich Mama und Papa werden kann auch vom Gefühl her. Auf
01:04:44: jeden Fall. Super, dann danke ich euch vielmals für dieses Interview. Ich danke auch. Danke schön,
01:04:52: ja. Vielen Dank. Das war unser Gespräch über Pflegekinder, die im Kindergarten oder im Schulalter
01:04:59: in eine Pflegefamilie kommen und darüber, wie Bindung, Vertrauen und Alltag ganz neu wachsen
01:05:06: können. Vielen Dank an Anna für ihre persönlichen Einblicke und vielen Dank an Rike für die
01:05:12: fachliche Begleitung. Wenn du dir vorstellen kannst, einem älteren Kind ein Zuhause zu geben,
01:05:17: melde dich gern bei uns. Alle Infos und Kontakttaten findest du auf unserer Website www.netzwerk-flegefamilien.de
01:05:26: Danke fürs Zuhören und bis zur nächsten Folge.
Neuer Kommentar