...und von da an waren wir Familie!

Shownotes

In dieser Folge hört ihr die Geschichte einer Pflegefamilie, die einem 6-jährigen Kind ein neues Zuhause gegeben hat. Wir sprechen über das Kennenlernen, den Einzug, die sogenannte "Honeymoonphase" und wie es ihnen gelungen ist, auch schwierige Phasen als Familie und Paar sicher zu meistern.

Des Weiteren hört ihr den zweiten Teil des Gesprächs mit den Familienberaterinnen Sevda Fazlic und Grazyna Rottach. Wir vertiefen dabei die Themenwelten Bindungstypen und Vertrauensaufbau, diskutieren über Entlastungsstrategien und wie wir Kindern das Gefühl geben können: Du bist richtig, so wie du bist!

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00:00:00: Und von da an waren wir Familie.

00:00:03: Also man hat zu Beginn, wenn man mit einem Pflegekind in einen Familienkonstrukt reinwachsen

00:00:09: will, hat man erstmal so eine schöne Phase, in der dann, wenn man sagt jetzt komm zieh

00:00:14: dich bitte an, dann sagt das Kind alles klar, das mach ich sofort.

00:00:17: Ich koche euch auch noch einen Kaffee und den Frühstückstisch.

00:00:20: Ja, natürlich gehe ich jetzt meine Zähne putzen und irgendwann kommt einmal der Tör,

00:00:24: wo dann diese Bindung, die man bis zu diesem Zeitpunkt aufgebaut hat, dann nochmal kurz

00:00:29: geprüft wird.

00:00:29: So kurz war das mit den Prüfen gar nicht.

00:00:31: Wenn das Kind mich in seinen Rucksack schauen lässt, dann ist es bei mir angekommen.

00:00:37: Netzwerkpflegefamilien - der Podcast

00:00:44: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Netzwerkpflegefamilien - der Podcast.

00:00:51: In der heutigen Folge reden wir wieder über das Thema "Ankommen von Pflegekindern in

00:00:55: einer Pflegefamilie".

00:00:56: Wir reden über den Aufbau von Bindung und Vertrauen.

00:00:59: Wir hören dabei den zweiten Teil meines Interviews mit den Familienbaraterinnen Scepter Faslitsch

00:01:04: und Krage Narottach.

00:01:05: Wenn ihr den ersten Teil noch nicht gehört habt, dann hört euch den doch am besten zuerst an.

00:01:10: Wenn ihr den ersten Teil schon kennt, dann seid ihr hier genau richtig.

00:01:14: Zu Beginn möchte ich euch jedoch einige Ausschnitte eines Gesprächs mit einer Pflegefamilie vorspielen,

00:01:20: welke sich vor einiger Zeit geführt habe, nämlich mit Familie Hellmann.

00:01:24: Herr und Frau Hellmann sind Mitte Ende 20, als sie sich entschieden haben, Pflegeeltern zu werden.

00:01:29: Ich habe die beiden zuerst gefragt, wie sie überhaupt zu der Idee kamen, ein Pflegekind aufzunehmen.

00:01:35: Die Idee kam schon relativ früh.

00:01:39: Da waren wir bestimmt schon 4, 5 Jahre zusammen, als wir das erste Mal uns darüber unterhalten

00:01:43: haben, dass wir halt nicht nur leibliche Kinder in unserer Familie halt großziehen wollen oder werden

00:01:49: und dann mit den Jahren hin.

00:01:51: Wir waren auch im Studium, wir wussten, dass wir halt auch mit unserer eigenen Kinderplanung nicht während des Studiums

00:01:56: anfangen wollten, weil wir ein gesichertes Einkommen haben.

00:01:59: Bei Familie Hellmann war es nicht nur besonders, dass sie sehr jung Pflegeeltern werden wollten.

00:02:03: Sie kannten ihr späteres Pflegekind schon im Vorfeld.

00:02:06: Sie sind beide Trainer in einem Sportverein, wo auch ein junges Kind trainierte.

00:02:11: Dieses Kind war in einer Bereitschaftspflegefamilie.

00:02:14: Und unser Pflegekind war zum Zeitpunkt, dass der Aufnahme auch schon 6 Jahre alt.

00:02:18: Und der Weg für sie sollte woanders hingehen.

00:02:21: Es gab schon Gespräche mit einer Wohngruppe in einer anderen Stadt,

00:02:25: wo der Weg eingeleitet werden soll, dass sie dahin geht, weil es schwierig ist,

00:02:30: für Kinder in diesem Alter eine Pflegefamilie zu finden.

00:02:33: Und diesen Weg haben wir für unsere Pflegetochter einfach nicht gesehen,

00:02:37: dass sie vielleicht in ein System kommt, was nicht familien- und bindungsnah ist,

00:02:41: sondern wir wollen diese Bindung und die Familie mit ihr zusammen sein und gründen.

00:02:45: Familie Hellmann wurde durch das Jugendamt auf ihre Rolle als Pflegeeltern vorbereitet.

00:02:50: Die Möglichkeit, dass das damal 6-jährige Kind bei Familie Hellmann auf Dauer leben sollte,

00:02:55: wurde von allen für gut befunden.

00:02:57: Die Aufregung bei Familie Hellmann war dennoch sehr groß, als das Jugendamt anrief.

00:03:02: Auch wenn man sich da auch vorbereitet, dass man den Wunsch äußert,

00:03:05: dass Kind darf es bei uns einziehen.

00:03:08: Die Entscheidung hat jemand anderes getroffen, ob das so kommt oder nicht.

00:03:11: Aber alles, was man sich vorher ausmalt, das wird in diesem Anruf rund Stunden oder die Tage danach,

00:03:16: das wird noch mal ein totales Gefühlskaus.

00:03:18: War es die richtige Entscheidung? Wir kriegen jetzt ein Kind aus diesem breinen Theorie.

00:03:23: Wir müssen alles umbauen, wir haben noch keine Anziehsachen.

00:03:26: Machen wir das Richtige? Machen wir das Richtige?

00:03:29: Ja, wir waren uns vorher schon sehr sicher.

00:03:31: Aber jetzt kam der Anruf, ist es denn wirklich das Richtige?

00:03:34: Ja.

00:03:35: Das ist eine kleine Sache, aber das legt sich dann auch mit der Zeit.

00:03:38: Aber es ist trotzdem auf einmal, bist du verantwortlich für ein Kind.

00:03:43: Und da spielt dann also die Theorie, egal wie gut man vorher vorbereitet ist,

00:03:49: man wird überwältigt.

00:03:52: Das ist dann nochmal was ganz anderes.

00:03:55: Aber da wächst man total schnell rein.

00:03:58: Und die Euphorie schwingt immer mit.

00:04:00: Man konnte das kaum erwarten, als das Datum festgelegt wurde während der Anbahnung,

00:04:04: die wir mit ihr hatten, wann sie bei uns einzieht.

00:04:07: Den Tag konnten wir kaum erwarten.

00:04:09: Also man hat den quasi abgekreuzt im Kalender und wie viele Treffen haben wir bis dahin noch.

00:04:14: Und haben wir alles, was wir brauchen, haben wir genug Kleidung, haben wir alles um sie glücklich zu machen.

00:04:21: Womit spielt sie eigentlich mit sechs Jahren?

00:04:23: Womit spielt ein Kind mit sechs Jahren?

00:04:25: Das waren so Fragen, die wir uns in dem Zeitpunkt total oft dann gestellt haben.

00:04:29: "Einmal, was hab ich denn mit sechs gemacht?"

00:04:32: "Und wie war das denn bei mir?"

00:04:34: "Und passt das überhaupt noch in die heutige Zeit?"

00:04:37: Das war spannend.

00:04:38: Wir feiern bis heute noch ihren Einzugstag.

00:04:40: Also jedes Jahr dann an dem Tag, wo sie bei uns eingezogen ist,

00:04:43: dann kommt Familie und wir essen gemeinsam Kuchen und feiern den Tag, an dem sie bei uns eingezogen ist.

00:04:48: Natürlich gibt es auch neue Spielzeug.

00:04:50: Immer eine Kleinigkeit.

00:04:52: Die sogenannte Anbahnungsphase, also die Zeit, wo sich Pflegeeltern und zukünftiges Pflegekind aneinander annähern, sich kennenlernen,

00:05:00: ist eine sehr besondere Zeit.

00:05:02: Und jede ist für sich einzigartig.

00:05:04: Bei Familie Hellmann ist es einerseits besonders durch den Umstand, dass sie das Pflegekind schon im Vorfeld kannten

00:05:10: und gleichzeitig ist ein Anbahnungsprozess mit einer sechsjährigen ein ganz anderer als bei Pflegekindern,

00:05:16: beispielsweise im Kleinkind oder Babyalter.

00:05:18: Also wir haben angefangen, sie dann nachmittags mal abzuholen und dann haben wir einen kleinen Ausflug gemacht.

00:05:23: Oder als es hinterher mehr in Richtung Einzugstag ging, hat sie auch mal ein ganzes Wochenende bei uns geschlafen,

00:05:30: wo wir die Zeit dann aber auch viel mehr genutzt haben, dass nicht in dieses euphorische und diese Familie kommt und nimmt mich immer mit.

00:05:37: Und dann machen wir die besonderssten Sachen dieser Welt.

00:05:39: Das haben wir von Anfang an versucht, nicht zu machen, weil das ein falsches Konstrukt bildet, in unserer Vorstellung zumindest.

00:05:46: Also wir haben schon mit ihr Fahrradfahrten gemacht oder wir sind spazieren gegangen, haben aber auch uns in unseren Räumlichkeiten aufgehalten,

00:05:54: wo sie irgendwann ihr Zuhause finden sollte.

00:05:56: Und was ich glaube für uns der wichtigste Schritt war und auch für Sie zu erkennen, hier geht es bald wirklich hin, war, dass wir jetzt immer gemeinsam eingerichtet haben.

00:06:04: Also wir haben jetzt zu dem Zeitpunkt nicht alles vor die Nase gesetzt und gesagt, das ist jetzt dein neues Bett und das ist deine Wandfarbe

00:06:10: und das ist dein neues Spielzeug, sondern das war so ein gemeinsamer Prozess, den wir da gestaltet haben.

00:06:15: Die Anballungsphase der zukünftigen Pflegeeltern und ihrem Pflegekind ging langsam in die finale Phase.

00:06:21: Rückblickend betrachten die Pflegeeltern vor allem die Bereitschaft der Pflegetochter, das Wagnis mit der neuen Pflegefamilie einzugehen, als eine große Ressource.

00:06:31: Sie war total bereit dafür. Sie war absolut bindungsoffen uns gegenüber.

00:06:35: Sie hatte uns von der ersten Sekunde an das Gefühl vermittelt, ja, das ist die Familie, die ich mir wünsche und da möchte ich hin.

00:06:43: Also sie hat zu keinem Zeitpunkt der Anbahnung irgendwie eine ablehnende Haltung oder ähnliches gehabt.

00:06:49: Oder Angst geäußert, Verhankt, das war, also ich weiß nicht wo es herkam, aber es war immer eine große Freude.

00:06:56: Auch der Abschied bei der Bereitschaftspflegefamilie, sie hat zu dem Zeitpunkt fast ein Jahr bei der Bereitschaftspflege verbracht, was schon sehr lang ist.

00:07:04: Sie war sehr integriert in das Familiennetzwerk, der Bereitschaftspflegefamilie und um ihr den Prozess zu erleichtern, haben wir auch gemeinsam noch so eine Art

00:07:12: Abschiedsgeschenk gestaltet, in der sie dann zu dem Zeitpunkt jetzt gerade eingeschult worden und gerade die ersten Buchstaben gelernt.

00:07:20: Ein schönen Brief an die Bereitschaftspflegemutter und die anderen Kinder verfasst hat.

00:07:24: Und das haben wir auch eine Leinwand übertragen und das als Abschied geschenkt.

00:07:28: Und wir haben auch den letzten Tagen mit der Bereitschaftspflegefamilie auch gemeinsam verbracht.

00:07:34: Also wir haben noch mal zusammengegrillt, dann haben wir noch in Lagerfeuer gemacht und noch Marschmehr losgeröstet,

00:07:40: bis dann irgendwann der Zeitpunkt gekommen war, wo man als normale Familie sagt so, wir packen jetzt unsere Sachen schon spät, wir fahren nach Hause.

00:07:47: Und von da an waren wir Familie.

00:07:50: Das Konstruktfamilie war auf einmal da und weder sie noch wir haben viel dafür investieren müssen, sondern das ist einfach ein Gefühl, was einfach da war.

00:08:01: Ja, das ist vielleicht die lange Vorbereitung und die geistige Auseinandersetzung mehr mit, aber im Grundprinzip auf einmal war man da.

00:08:09: Genau, auf einmal war man drin.

00:08:11: Und dann, es lief einfach, so was jetzt nichts mit, was unseres mit großer Mühe zu tun hat.

00:08:19: Wir waren einfach wir, unsere Pflegetochter, wir waren einfach sie selbst und daraus haben wir dann Familie gemacht.

00:08:27: Familie bis heute, erfolgreich.

00:08:30: Von einem Tag auf den anderen waren die Helmands Pflegeeltern einer sechsjährigen Tochter, was ihre Alltagsgewohnheiten nachhaltig auf den Kopf stellte.

00:08:38: Das war wie so eine Findungsphase.

00:08:40: Urlaub für sie.

00:08:42: Ich glaube, wir haben das passend zu den Ferien gemacht.

00:08:45: Dann hatten wir ja nochmal Zeit, einen ganz anderen Alltagsrhythmus zu finden.

00:08:50: Und ich glaube, das hat uns ganz gut getan.

00:08:52: Wann steht das Kind überhaupt morgens auf?

00:08:54: Ist es ein Langschläfer, ist es direkt wach?

00:08:57: Wir haben herausgefunden, es ist direkt wach und redet mehr als wir morgens, bevor wir einen Kaffee getrunken haben.

00:09:03: Aber was wir auch herausgefunden haben, wir müssten für sie eher aufstehen.

00:09:08: Sie brauchten doppelt so lange, wie wir zusammen morgens um sich fertig zu machen, allein schon anziehen, zähne putzen.

00:09:13: Und das hat dann, da konnten uns dann darauf, ich sag mal, für den Schulalltag gut darauf vorbereiten,

00:09:18: als wir morgens zu arbeiten mussten sie immer aufstehen, ach du, das Haus verlassen oder spätestens vierte, vor acht, das ging.

00:09:24: Heute stehen wir um sechs Uhr auf, damit wir alle zu dritt dann pünktlich das Haus verlassen können.

00:09:29: Sie haben mit uns gemeinsam den Alltag gebaut.

00:09:32: Natürlich mussten wir erst mal einen komplett neuen Rahmen für uns, als Paar natürlich auch,

00:09:38: und für uns als Familie finden, weil sie aus einem ganz anderen Familienkonstrukt kamen.

00:09:43: Sie kannte ganz andere Regeln und ganz andere Abläufe.

00:09:46: Und unsere Abläufe waren bis dahin ja auch komplett andere.

00:09:49: Das heißt, das war so ein Weg, den wir gemeinsam gefunden haben, wo wir auch an manchen Stellen gesagt haben, oh, nee,

00:09:56: hier müssen wir umdrehen, die Abbiegung war falsch, das funktioniert nicht.

00:09:59: Das hat nicht so gut geklappt, ja.

00:10:01: Familie Hellmann wächst mit der Zeit als Pflegefamilie zusammen, gemeinsame Rituale entstehen.

00:10:07: Die Pflegetochter ist zu Beginn sehr angepasst.

00:10:10: In der Fachwelt heißt diese Phase Anpassungsphase.

00:10:14: Hier schaut das Kind erst einmal, wo es steht und ist vielleicht auch etwas zurückgezogen.

00:10:19: Häufig sind die Kinder in der Zeit sehr brav, angepasst und gehen keine Risiko ein.

00:10:24: Nach mehreren Monaten beginnt das Kind sich sicher zu fühlen.

00:10:28: Und alte Erfahrungen und negative Erwartungen auf die neuen Bezugspersonen zu übertragen und testet Grenzen aus.

00:10:35: Hierbei spricht man von der Übertragungsphase.

00:10:38: Für Pflegefamilien häufig eine sehr anstrengende Zeit, auch für Familie Hellmann.

00:10:43: Ja, es gab einen Turn, ne? Also am Anfang ist es diesen Weg.

00:10:47: Das ist diese Hamminge Phase, oder?

00:10:49: Genau, also man hat zu Beginn, wenn man mit einem Pflegekind in einen Familienkonstrukt reinwachsen will,

00:10:54: hat man erstmal so eine schöne Phase, in der dann, wenn man sagt, jetzt komm zieh dich bitte an,

00:10:59: dann sagt das Kind, alles klar, das mach ich sofort.

00:11:02: Ich koche euch auch noch einen Kaffee und direkt den Frühstückstisch.

00:11:05: Ja, natürlich gehe ich jetzt meine Zähne putzen.

00:11:07: Und irgendwann kommt einmal der Turn, wo dann diese Bindung, die man bis zu diesem Zeitpunkt aufgebaut hat,

00:11:12: dann nochmal kurz geprüft wird.

00:11:14: Also man wird kurz auch einen Prüfstand gestellt, in dem man dann quasi das Kind alles umdreht,

00:11:19: was man vorher gelernt hat, dieses Konstruktregeln und Abläufe und Strukturen,

00:11:24: wird dann einmal kurz geprüft und zu sagen, ne, ich putze jetzt nicht meine Zähne.

00:11:28: Das sehe ich jetzt gar nicht ein, warum muss ich das machen?

00:11:30: So kurz war das mit den Prüfen gar nicht.

00:11:32: Dann kam das, boah, jetzt stehe ich mal gar nicht auf, oder ich putze mir jetzt einfach mal nicht die Zähne.

00:11:37: Wie reagieren wir überhaupt darauf?

00:11:39: Und das ist halt diese neue Grenztestungsphase.

00:11:43: Wenn braucht es für die Zeit, wenn diese Honeymoonphase, wie mein Mann gerade gesagt hat, vorbei ist,

00:11:48: einfach viele Nerven und eine stabile Partnerschaft.

00:11:52: Also wir hatten das zeitweise dann so, dass wenn einer von uns den Konflikt mit ihr hatte

00:11:57: oder irgendwas gerade total anstrengend und schwierig war, dass dann immer noch jemand anderes da war, der dahinter stand und gesagt,

00:12:02: hey komm, du machst das schon, du bist gut so, ne?

00:12:05: Du bist eine gute Mutter, du bist ein guter Vater, mach, du musst das jetzt nur durchhalten.

00:12:09: Du musst den Schritt mit ihr gemeinsam gehen und wir gehen den gemeinsam.

00:12:12: Das waren dann die langen Gespräche abends auf der Coach. War das so gut?

00:12:16: Haben wir das gut gemacht?

00:12:17: Oder ja, das haben wir heute gut gemacht, ne?

00:12:20: Wir probieren morgen mal das.

00:12:21: Genau, vom nächsten Mal, wenn es vorkommt, probieren wir mal was anderes.

00:12:24: Das hat jetzt heute nicht so gut funktioniert, aber auch das, das ist ganz normal.

00:12:29: Das ist ganz normal.

00:12:32: Das ist glaube ich ein sehr schöner Abschlussplatz für so etwas Besonderes und vielleicht ein Verrücktes,

00:12:37: als junge Menschen eine sechsjährige Tochter aufzunehmen.

00:12:40: Vielen Dank an Familie Hellmann, die uns einen Einblick in ihre Geschichte gegeben haben.

00:12:44: Mit diesen Input starten wir nun in den zweiten Teil meines Gesprächs

00:12:48: mit den Familienberaterinnen Zerfda Faslitsch und Grajina Rottach.

00:12:51: Auch mit den beiden habe ich dieses Interview angehört

00:12:54: und sie gefragt, was ihnen bei der Geschichte von Familie Hellmann auffiel.

00:12:58: Viel Spaß mit dem zweiten Teil vom Interview.

00:13:01: Mir blieb hängen, dass die Familie den Einzug extra feiert.

00:13:07: Das machen tatsächlich ganz viele Pflegefamilien.

00:13:10: Es ist ja auch ein besonderer Tag.

00:13:12: Es ist ein besonderer Ereignis.

00:13:14: Das ist dann für viele wie so ein zweiter Geburtstag, den die da feiern.

00:13:17: Das ist auch echt etwas, was ich von ganz vielen Familien höre.

00:13:22: Den richtigen Geburtstag zu feiern, aber auch den Einzug.

00:13:26: Und viele gestalten das unterschiedlich.

00:13:29: Manche machen das wirklich wie ein Geburtstag mit Kuchen und Geschenken.

00:13:33: Andere sagen, dass es so etwas Persönliches für uns.

00:13:37: Wir machen als Familie was Schönes, dass hier irgendwas Schönes für sich

00:13:41: als Familie unternehmen.

00:13:43: Und da ist auch so eine Verbundenheit.

00:13:45: Ab dem Tag waren wir Familie.

00:13:47: Das finde ich immer total schön.

00:13:49: Und ich glaube, das ist auch etwas, was ich gerne so auch bei den anderen

00:13:52: Pflegefamilien so weitergeben will.

00:13:54: Machen Sie ruhig, feiern Sie ruhig.

00:13:56: Da sind Sie Familie geworden.

00:13:58: Und das ist etwas, was Sie alle miteinander verbindet.

00:14:01: Das ist eigentlich ein schönes Ereignis.

00:14:03: Ich fand das noch mal ganz interessant, dass die Pflegemutter darüber gesprochen hat,

00:14:08: dass ihr Pflegekind von Anfang an für Sie bindungsoffen war.

00:14:12: Was kann ich darunter genau verstehen?

00:14:15: Kraschenamen.

00:14:17: Es ist ja so, wie ich am Anfang schon kurz erwähnt habe,

00:14:20: dass Kinder eine hohe Bindungsbereitschaft einfach mitbringen von vorne rein.

00:14:25: Und das ist halt so.

00:14:27: Wir sind als Menschen, kommen wir sehr hilflos auf die Welt.

00:14:32: Das heißt, wir sind ja davon abhängig, dass sich jemand anders um uns kümmert, uns versorgt.

00:14:39: Wir sind aber auch auf Emotionen angewiesen, also auch auf diese emotionale Versorgung.

00:14:46: Und die ist in der Regel bei den Kindern in der Familie zu kurz gekommen.

00:14:53: Und daher ist es so, wenn das Kind dann anderen Erwachsenen gegenüber im Grunde eine sehr hohe Bereitschaft hat,

00:15:01: sich an die zu binden.

00:15:04: Die sind sehr schnell bereit, auch auf den Schoß zu kommen, die Hand zu nehmen.

00:15:10: Also auch ganz schnell bereit, einfach zu zeigen, ich will zu euch gehören.

00:15:16: Oder ich gehöre zu euch.

00:15:18: Und bei Pflegekindern ist es so, es hat zum einen Teil, es ist natürlich ein Vorteil,

00:15:24: weil dadurch lässt sich das Kind natürlich auch sehr schnell, man muss ja bedenken, eigentlich, es ist ein Kind,

00:15:31: das ist bei der Familie herausgenommen worden, hat dann in einer Bereitschaftspflegefamilie gelebt,

00:15:37: dort hat es sich ja auch schon auf die Erwachsenen eingelassen und ist dann wieder, selbst wenn eine Anbahnung,

00:15:43: drei Monate dauert, ist es ja trotzdem sehr, sehr schnell, wie das Kind auch wieder bereit ist,

00:15:49: bei anderen Erwachsenen zu leben, sich auf die einzulassen.

00:15:53: Und das ist halt durch diese Bindungsoffenheit der Kinder, die sind quasi wie auf der Suche.

00:15:59: Die suchen, wer ist da der Erwachsene für mich, auf den ich mich verlassen kann, der mir Sicherheit geben kann.

00:16:08: Und daher diese Offenheit, das ist eine Stärke, weil dadurch bleiben die auch bei den Pflegeeltern,

00:16:15: lassen sich auf die ein, sind manchmal auch sehr schnell bereit, Mama und Papa zu sagen, das wird gar nicht von denen gefordert,

00:16:23: also ist jetzt nicht so, dass dann die Pflegeeltern sagen, du musst jetzt Mama und Papa zu uns sagen,

00:16:27: aber die signalisieren sehr schnell, ich möchte zu euch gehören, ich möchte bei euch bleiben,

00:16:32: ihr sollt meine Familie werden, weil das ist auch die hohe Sehnsucht eines Kindes.

00:16:38: Gleichzeitig birgt es natürlich die Gefahr, dass das Kind halt auch, ich sag mal, falschen Erwachsenen gegenüber,

00:16:47: die halt nicht immer nur freundliche Absichten haben, sich da auch sehr schnell gegenüber halt offen zeigt.

00:16:54: Man sagt oftmals, das ist so Problem in Nähe und Distanz, das heißt, das Kind geht manchmal zu nahe,

00:17:01: an Erwachsenen zeigt sich zu offen, naja, glaubt halt auch sehr schnell den Erwachsenen, so das Gute

00:17:11: und da ist natürlich auch immer eine Gefahr für Missbrauch und für andere Dinge,

00:17:16: aber es normalisiert sich oftmals im Laufe der Pflegebeziehung, dass Kinder auch irgendwann die Bindung zu den Pflegeeltern wird stärker,

00:17:27: die wird auch eindeutiger, wird ein Stück weit sicherer und dass die dann auch schon eher unterscheiden können,

00:17:35: so wie gehe ich mit Fremden um und was bedeutet eigentlich Familie oder Menschen im nahen Umkreis,

00:17:43: aber es ist insgesamt, es ist ein Thema, durch diese Bindungsoffenheit besteht halt auch immer die Gefahr,

00:17:50: dass die Kinder dann sich ausnutzen lassen an Erwachsene geraten, die halt eher missbräuchlich mit Kindern umgehen würden

00:17:59: und da muss man dann halt auch immer gut drauf aufpassen.

00:18:03: Ja und man sagt ja auch oft, bei Kindern, die nicht in Pflegefamilien aufwachsen, ach das kennt die so offen,

00:18:11: das geht total gerne auf andere zu, bei Pflegekindern muss man da schon so ein bisschen vorsichtiger sein,

00:18:17: weil die es einfach nicht anders kennen.

00:18:19: Ich sage dann oft zu den Pflegeeltern, wenn die Kinder da neu eingezogen sind,

00:18:24: dass die, wenn das Kind hinfällt oder wenn es Durst hat oder wenn irgendwas ist, dass es zu den Pflegeeltern kommt

00:18:30: und sagt ne, Mama ich habe Durst oder ich habe mehr Wege getan und selbst wenn es bei der Oma hinfällt

00:18:36: und die Eltern sind da nie, dass die Oma dann sagt, oh je, geh mal zu Mama, die soll dir ein Plaster geben,

00:18:42: damit die Kinder erst mal zu den Pflegeeltern eine Beziehung aufbauen können, bevor die anderen Familienmitglieder dazu kommen.

00:18:49: Das fällt oft schwer, weil natürlich auch die Oma, die da ist, natürlich sofort handeln möchte

00:18:54: oder das Kind sofort auf den Schoß nehmen möchte, um zu trösten, vor allem am Anfang,

00:18:59: aber mit der Zeit kriegen die das gut hin und wenn das Kind dann irgendwann weiß,

00:19:03: okay, wenn ich mir Wege getan habe, gehe ich zu meinen Eltern, wenn ich Durst habe, gehe ich dahin,

00:19:08: erst dann können dann die anderen Familienmitglieder dazu geholt werden

00:19:12: und das klappt eigentlich ganz gut so am Anfang.

00:19:16: Nicht bei allen Kindern, es gibt Kinder, das bleibt dann einfach, auch auf dem Spielplatz.

00:19:21: Dann muss man halt die mal wieder gucken und sich vergewissern, ist das Kind noch in der Niveau oder ist es schon weg?

00:19:27: Also Nähdistanz ist wahrscheinlich ein häufiges Thema von Pflegekinder, aber wahrscheinlich auch Pflegekinder

00:19:33: sind ja auch individuell, da gibt es wahrscheinlich auch unterschiedliche Typen,

00:19:37: vielleicht auch Kinder, die erstmal sehr auf Distanz gehen.

00:19:41: Könnt ihr da so unterschiedliche Typen von Pflegekindern bilden oder ist eure Erfahrung sagen, wie das so ist?

00:19:50: Das sind ja im Grunde nicht unterschiedliche Typen von Pflegekindern,

00:19:54: sondern es sind unterschiedliche Erfahrungen, die die Kinder gemacht haben

00:19:58: und eine unterschiedliche Art und Weise, wie das verortet wird im Gehirn,

00:20:06: wie damit umgegangen wird.

00:20:08: Das ist sicherlich typisch abhängig, es gibt nur nach Temprament und so auch des Kindes,

00:20:15: aber es gibt natürlich auch Kinder, die im Grunde aufgrund der Bindungserfahren, der sehr unsicheren Bindung,

00:20:22: die haben halt erfahren, dass meine Bedürfnisse, die ich habe, nicht regelmäßig, nicht sicher,

00:20:29: manchmal auch überhaupt nicht befriedigt werden.

00:20:32: Und das führt dann oftmals dazu, dass die Kinder, ich habe ja gesagt,

00:20:38: so eine Vorstellung über das Leben, über sich selbst, wie werde ich von anderen gesehen,

00:20:44: wie viel Wert habe ich auch, wie wichtig bin ich, wie zuverlässig ist, aber auch meine Umwelt.

00:20:51: Und wenn das Kind häufig diese Erfahrung gemacht hat, dann wird es eher so ein Bild aufbauen,

00:20:58: die Welt ist nicht zuverlässig, ich kann mich nur auf mich selbst verlassen

00:21:03: und Kinder haben aber natürlich auch beschränkte Mittel für sich selbst zu sorgen.

00:21:09: Und dann führt es oftmals dazu, dass das Kind dann eher auf Distanz geht,

00:21:14: wenig Vertrauen den Erwachsenen zeigt, weil es halt die Erfahrung gemacht hat,

00:21:19: ich kann mich gar nicht auf die verlassen.

00:21:21: Heute bekomme ich das morgen aber noch lange nicht, so, das sind auch nicht bewusste Prozesse,

00:21:27: das sind oftmals Prozesse, die halt aufgrund von Gefühlen basieren, die halt einfach da sind.

00:21:34: Und daher ist es so, dass manchmal Kinder eher mit Distanz reagieren

00:21:39: und mit Abwehr selber die Kontrolle behalten möchten, über die Situation auch Kontrolle schwer abgeben können,

00:21:47: weil wenn ich jemand anderen für mich etwas machen lasse, dann muss ich ja auch die Kontrolle darüber abgeben.

00:21:53: So, weil ich muss ja darauf vertrauen, der andere wird es schon so machen, dass es mir dabei auch gut geht.

00:21:59: Und wenn das Kind aber nicht diese Erfahrung gemacht hat, nicht dieses Fundament, halt sich gebildet hat,

00:22:06: dann ist es ja auch eigentlich zuerst mal ganz schön schlau zu entscheiden, ja, das ist nicht bewusst,

00:22:12: aber zu sagen, ich mache das alles selber und auf den Erwachsene-Fällen lasse ich mich erst mal gar nicht.

00:22:18: Für die Erwachsenen, gerade für Pflegeeltern, es ist dann natürlich auch sehr schwer,

00:22:23: weil die Salte wirklich ja mit Liebe machen, weil sie es halt für das Kind gut machen möchten

00:22:29: und da ist oftmals so ein Unverständnis, warum reagiert das Kind dann gerade schroff oder ablehnt,

00:22:36: aber es liegt oftmals in dem Bindungserfahrung, die das Kind gemacht hat.

00:22:41: Genau, das hatte ich auch gerade, die Eltern wollen ja an der Stelle,

00:22:45: die Pflegeeltern wollen ja an der Stelle nur das Beste und geht dann mit Liebe ran

00:22:49: und dann ist es wahrscheinlich aber auch für euch dann eine große Aufgabe,

00:22:52: das immer wieder zu erklären, dass das Kind ja diese Ablehnung nicht aus böse Absicht macht,

00:22:59: sondern dass es wirklich eher eine Überlebungsstrategie tatsächlich wahrscheinlich ist.

00:23:04: Ja, und das ist auch schwierig für die Pflegeelter, weil die sind natürlich total euphorisch,

00:23:09: wollen, die sind Kind ein Zuhause geben, Liebe geben, das, was das so benötigt

00:23:13: und das Kind distanziert sich aber. Also es gibt Kinder, die verstecken sich halt unter dem Tisch,

00:23:19: hinter der Couch, die zeigen sich gar nicht. Und dann ist es echt für die Pflegeelter eine Herausforderung,

00:23:25: damit umgehen zu können oder die Wippen im Bett, um sich selber zu beruhigen, weil die es nicht anders kennen.

00:23:33: Also dieses Hausbitalismus.

00:23:35: Genau, oder sind so Starr da drauf einmal.

00:23:38: Oder eine Pflegefamilie hat mal zu mir gesagt, die ist dann wie so ein Tunnel, wir kommen da gar nicht dran.

00:23:44: Und das ist total schwer, das auszuhalten. Ich finde sowieso, die Pflegeeltern,

00:23:49: und auch wir als Berater, müssen dieses Aushalten immer ganz viel machen.

00:23:55: Also, ich empfehle jetzt das Wort, aber ganz vieles irgendwie aushalten müssen

00:24:00: und das auch zu lernen, dass wir Sachen aushalten müssen.

00:24:03: Das ist echt irgendwie, das ist das, was ich, glaube ich, am meisten den Pflegeeltern sage.

00:24:08: Es ist schwer, aber sie müssen das jetzt aushalten.

00:24:11: Und was wichtig ist, ist auch, dass die Pflegeeltern das nicht auf sich beziehen dürfen.

00:24:17: Es ist in der Regel selten eine Reaktion auf das aktuelle Verhalten der Pflegeeltern.

00:24:24: Es ist oftmals eine Reaktion auf frühere Erfahrung, die das Kind da zeigt.

00:24:31: Und das dann so zu sehen, dass es wirklich nicht persönlich, also nicht auf,

00:24:38: dass die Pflegemutter bezogen ist oder auf den Pflegevater oder auf den Pflegegeschwister,

00:24:44: sondern dass es wirklich aufgrund von früheren Erfahrungen einfach da ist, dieses Verhalten.

00:24:50: Und genau, das ist halt früher ein

00:25:00: einfach zur Überleben-Strategie gehörte, aber jetzt natürlich in Situationen gezeigt wird,

00:25:00: die das nicht mehr erfordern. Aber das ist dann nicht so einfach. Das ist kein Prozess, der dann mal eben,

00:25:07: da kann man nicht dem Kind sagen, das brauchst du jetzt nicht mehr machen, bei uns hast du es gut,

00:25:11: oder bei uns hast du immer Essen. Du brauchst jetzt nicht einfach Essen, Horten oder irgendwo verstecken.

00:25:18: Ja, es sind halt einfach Situationen, das ist wie so ein Automatismus und diesen Automatismus auch

00:25:25: beim Kind, so diese Verhaltensmuster zu verändern, das raucht sehr viel Zeit, Geduld, manchmal Therapie,

00:25:32: Psychotherapie und manchmal bleiben manche Verhaltensweisen einfach ein Leben lang. Da muss man halt

00:25:39: einfach gucken. Wir alle entwickeln Muster, wie wir mit Dingen umgehen und bei den Pflegekindern ist es

00:25:46: oftmals so, dass die halt schon im sehr sehr jungen Jahr Dinge erlebt haben, wo es manchmal dann ganz

00:25:53: gut war entweder zu erstarren oder sich gar nicht auf sich aufmerksam zu machen, einfach um, ich sage

00:26:01: mal so, in Anfangstrichen um zu überleben oder in dieser Situation trotzdem irgendwie aufwachsen

00:26:08: zu können. Ja, und also auch, dass irgendwie den Pflegekindern daüber zu sprechen, auch nicht nur,

00:26:14: dass sie es nicht persönlich nehmen sollen, sondern auch, dass sie nicht gekränkt sind. Es gibt

00:26:19: Kinder, die spielen den ganzen Tag mit dem Pflegevater, der kann die ins Bett bringen, aber der kann

00:26:23: die nicht baden. Sobald es Richtung Badeweine geht, schreit dieses Kind und möchte nicht vom

00:26:29: Pflegevater gebadet werden und dann sagen die dann auch manchmal, Frau Fasel, ich irgendwie verstehe

00:26:33: mir das nicht. Wir spielen den ganzen Tag, aber Baden funktioniert nicht. Ja, das liegt daran,

00:26:38: weil das Kind eine negative Erfahrung damit gemacht hat. Vielleicht war es eine Strafmaßnahme

00:26:43: früher, wenn du nicht gehäust, kriegst du eine heiße Dusche ab oder eine kalte Dusche. Und das ist

00:26:51: auch etwas echt, was man den Pflegeeltern nahebringen muss und denen auch erklären muss,

00:26:56: dass das nichts Persönliches ist. Das ist etwas, was von vorher war, was sie jetzt immer noch dabei

00:27:02: haben. Und was, also bei dieser Badegeschichte, da hatte ich tatsächlich eine Pflegefamilie und das

00:27:07: hat sich gelegt mit der Zeit. Als es irgendwie verstandert, okay, mein Pflegevater kann mich baden,

00:27:12: da passiert mir nichts. Ja, und diese die Sicherheit des Pflegekindes, das ist ein riesiger Prozess

00:27:20: zu verstehen, zu merken und das wirklich in Sicht zu haben. Ich kann meinen Pflegeeltern vertrauen,

00:27:27: das überschreibt sich halt nicht in in mehreren Wochen, sondern es sind mehrere Monate, Jahre,

00:27:34: wie du gerade gesagt hast, gerade in der Teile davon vielleicht nie. Ich wollte noch einen

00:27:40: anderen Aspekt aufgreifen. Familie Helman hat das beschrieben als "Hannimunphase". Gerade am Anfang

00:27:47: ihr Pflegekind soll ich euch noch ein Kaffee machen, hat der Pflegevater gesagt. Das fand ich

00:27:53: ein schönes Beispiel. So eine gewisse Form von, ist das Überanpassung in der ersten Zeit, was

00:27:59: passiert da bei einem Pflegekind? Das hört man ja häufiger, dieser "Hannimunphase". Ich finde,

00:28:04: das ist ein schönes Wort eigentlich. Das ist immer unterschiedlich, aber tatsächlich ist es in den

00:28:08: meisten Fällen so, dass die Pflegeltern zu mir sagen, ich weiß gar nicht, was alle haben. Es ist

00:28:14: großartig, es schläft gut, wir haben überhaupt keine Probleme mit den Essen, klappt gut und

00:28:20: dann schmunzelig ein bisschen und sagt, ja, warten Sie noch ein bisschen. Also grob gerechnet sagt man

00:28:28: so ein Jahr ungefähr, dauert es, bis das Kind bei der Pflegefamilie ankommt und dann lernt man es

00:28:33: richtig kennen. Und dann ist die "Hannimunphase" so ein bisschen vorbei, aber es gibt auch Kinder,

00:28:38: die, das habe ich gerade auch, die nach drei Monaten schon gut abgeht und das ist auch ein

00:28:44: Prozess. Das Kind, wenn es Sicherheit gewonnen hat und das Gefühl hat, okay, hier geht es mir gut,

00:28:50: hier kann ich wahrscheinlich bleiben, dann testet es die Pflegeeltern aus und dann ist die Anpassungszeit

00:28:56: erstmal vorbei. Was testet das aus? Die Grenzen der Pflegeeltern. Was muss ich tun, um hier raus

00:29:03: zu fliegen oder auch nicht raus zu fliegen? Es testet einfach das Familienleben aus, ob es immer

00:29:12: noch sicher ist oder ob es immer noch da bleiben kann. Also ich habe quasi erste Fäden, eine

00:29:18: neuen Bindung gezogen und muss an der Stelle mal ein Reistest machen, ob das auch hält.

00:29:25: Das kann man das so beschreiben. Ja, und gleichzeitig muss man halt einfach sehen,

00:29:31: dass den Kindern ja tatsächlich aufgrund der Bindungserfahrung, die die bisher gemacht haben,

00:29:37: tatsächlich dieses Urvertrauen einfach fehlt. Ich habe ja so mal gesagt von der mentalen Landkarte.

00:29:43: Das sind ja so die Gedanken und Emotionen, die ich dazu habe, wie sehen mich andere,

00:29:50: wie werde ich von anderen gesehen. Die Kinder haben ja schon sehr, sehr früh die Erfahrung gemacht.

00:29:55: Meine Eltern oder wird ja so gedacht von dem Kind, meine Eltern wollten mich nicht. Ich bin ja weggegeben,

00:30:01: ich lebe ja nicht in meiner Familie. So oder auch ich bin nicht gut genug. Ich war ein böses Kind,

00:30:11: ich war ein schlechtes Kind. Kinder sind ja auch sehr schnell bereit, die Verantwortung für das

00:30:18: Verhalten der Erwachsenen auch auf sich zu beziehen. Ich bin nicht richtig, deswegen konnte ich da nicht

00:30:24: bleiben. Und die Pflegekinder haben auch nochmal die Erfahrung, manchmal auch, wenn die in einer

00:30:31: Bereitschaftspflegefamilie waren, auch dort mussten sie ja wieder gehen und manche Kinder mussten auch

00:30:37: schon mal aus einer Pflegefamilie wiedergehen, weil das doch nicht das richtige Lebensform für die war.

00:30:44: Und dieses fest verankerte Denken, so ich bin nicht okay, ich bin nicht in Ordnung. Das testen die Kinder

00:30:56: insofern auch unbewusst einfach aus, weil sie so einerseits ist das ein Selbstschutz. Ich komme

00:31:05: hier sowieso wieder raus. Also dieser Selbstschutz auch noch von mehr Verletzung und gleichzeitig

00:31:13: aber halt führt es oftmals dann dadurch, dass das Verhalten so schwierig wird, dass manchmal

00:31:17: die Pflege Eltern tatsächlich an die Grenzen kommen. Und da muss man halt gut aufpassen. Und es ist so,

00:31:22: dass die Kinder zum Teil ganz normal die Grenzen austesten. Also im Grunde auch gucken welche

00:31:27: Regeln gelten hier, was darf ich, was darf ich nicht, wie das aber auch alle Kinder machen. Das

00:31:33: kennen ja alle Eltern, dass Kinder halt auch immer über die Grenzen, die halt gesetzt werden, auch

00:31:38: über möchten. Das ist zum Teil auch notwendig, um sich weiter zu entwickeln, weil wenn ich nur

00:31:44: immer in meinem Bereich, den ich darf, bleibe, dann werde ich mich auch nicht weiter entwickeln,

00:31:49: ja, so dass das Kind irgendwann mal dann doch auf einen höheren Kletter gerüst möchte und so

00:31:55: und die Eltern das auch aushalten müssen. Das führt ja dann dazu, dass das Kind sich halt

00:31:59: auch mehr traut und halt auch besser klettern lernt. Und gleichzeitig ist es aber bei Pflegekindern

00:32:06: tatsächlich so dieses sehr negative Selbstbild und dieses fehlende Urvertrauen, dass es halt im

00:32:13: Grunde als Form wie so ein psychologischen Selbstschutz sich nicht so 100 Prozent auf die Beziehung

00:32:20: einlässt, sondern immer wieder testet. So und das ist auch das, was für die Pflegeelter eine

00:32:26: hohe Herausforderung ist, den Kind immer wieder zu zeigen. Dein Verhalten, was du im Moment zeigst,

00:32:33: das ist nicht okay. Aber dich als Mensch, als Kind, dich lieben wir. Ja und wir werden, du bist

00:32:42: unser Kind, egal in Anführungsstrichen, was du machst, du bleibst aber bei uns. Wir sind dein Zuhause

00:32:49: und das ist bei Kindern unterschiedlich. Das kommt auch davon, was haben sie erlebt, ja so und

00:32:56: dann lassen die Kinder sich irgendwann darauf ein und zeigen dann auch Verhaltensweisen, die

00:33:03: vielleicht nicht so leicht zu handhaben ist, aber dann ist es auch erst überhaupt möglich, dass diese,

00:33:09: ich sage mal, diese Wunden auch heilen können, dass das Kind halt einfach zeigt, was seine

00:33:16: ursprünglichen Verhaltensweise, seine Überlebensstrategien zeigt es ja und dann ist aber das

00:33:23: halt die Basis, dass diese halt auch in irgendeiner Form therapeutisch oder in anderer Form bearbeitbar

00:33:30: sind. Das finde ich ganz spannend, das hat mal Irmila Wiemann so ähnlich erzählt, auch Psychologin

00:33:38: und ich glaube mit so einer der bekanntesten Persönlichkeiten im Pflegekinderwesen, die hat

00:33:42: das mal gesagt, wenn man das zum ersten Mal, als ich es zum ersten Mal gelesen habe, fand ich das so

00:33:47: irritieren, wenn dann das steht, wenn mich mein Pflegekind beleidigt oder stark misstrauisch ist,

00:33:53: ist das eher ein Liebesbeweis. Das fand ich so dieses Denk musste zu haben, von wegen, das Kind

00:34:00: meint es nicht böse, sondern das ist eher wirklich ein Schritt hin, dass wir hier eine Entwicklung

00:34:05: machen, dass wir als Pflegefamilie wirklich zusammenwachsen. Das ist glaube ich auch nicht so

00:34:10: leicht für die Pflegefamilie, aber seht ihr ähnlich, das kann man als Liebesbeweis deuten.

00:34:15: Ja, es ist ein Zeichen von Vertrauen, weil das Kind zeigt ja wirklich seine Überlebensstrategien.

00:34:21: Es ist so ein Zeichen von Vertrauen, aber auch von so einem Sicherheitsgefühl. Es fühlt sich sicher

00:34:29: genug, dass auch, ich sage mal so, unangenehme Verhaltensweisen zu zeigen und es macht dann aber

00:34:38: auch, wenn es den Pflegeeltern gelingt, adäquat mit solchen Verhalten umzugehen oder anders damit

00:34:47: umzugehen, dass das Kind es früher gewohnt war, dann auch neue Lernerfahrung zu machen. Ja,

00:34:54: also und oftmals ist es auch so, ich habe ja gesagt, dass das Kind so einen Glauben daran hat,

00:35:00: ich bin schlecht, ich bin nicht richtig, ich habe es verdient und das ist zuerst auch schwer

00:35:07: verständlich, das sind aber alles Prozesse, die nicht bewusst passieren. Manchmal fordert das

00:35:12: Kind dieses Verhalten, dass es kennt zum Beispiel geschlagen zu werden, fordert es heraus, ja,

00:35:18: weil es ist ja, ich sage mal, man könnte es so kurz erklären, so wurde doch immer darauf reagiert,

00:35:24: ja und ich habe es doch verdient geschlagen zu werden und das ist doch richtig, ja, Kinder

00:35:29: nehmen Eltern, erwachsen das Verhalten von Erwachsenen, begründen sie auch als Ursache ihres

00:35:35: Verhaltens, ihrer Reaktion und wenn sie dann geschlagen werden würden, dann bestätigt das das,

00:35:42: ja, dann haben die ihr Bild, ja, ich bin schlechtes Kind, ich habe es verdient geschlagen zu werden

00:35:48: und jetzt wurde ich doch auch geschlagen und wenn es dann aber nicht geschlagen wird, sondern dem

00:35:53: Kind auch irgendwann gesagt wird, ja, aber wie reagieren so und so darauf und es muss nicht,

00:36:00: schlagen ist nicht die einzige mögliche Lösung und wenn das Kind sich darauf einlässt, dann macht

00:36:06: es neue Erfahrungen, das sind dann auch neue Bindungserfahrungen, neue Bindungs- und Beziehungserfahrungen,

00:36:11: die das Kind macht und das ist wichtig, ja, das nicht das, was ich, was das Kind kennt, auch an

00:36:18: negativen Verhaltensweisen, dass das halt nicht wieder, ich sage mal, immer wieder wiederholt

00:36:25: wird, also so reaktiviert wird und das ist aber schwierig, das ist auch für die Pflegeeltern

00:36:30: eine Herausforderung, nicht jetzt mit schlagen, das ist ganz klar, dass das nicht geht, aber zum

00:36:36: Beispiel nicht schreien, nicht laut werden, ja, weil das ist ja auch eine Form von Gewalt und das ist

00:36:42: nicht einfach, da weiter in ruhig zu bleiben, angemessen auf das Kind zu reagieren und da versuchen

00:36:49: wir das halt immer wieder durch Beratung halt dann zu fördern. Ich finde es ist schwierig,

00:36:56: halt immer in dieser reflektierenden, wachsenden Rolle zu sein, gerade für Pflegeeltern immer zu

00:37:01: überlegen, das liegt jetzt nicht an mir, sondern das Kind hat seine Erfahrung gemacht, es ist,

00:37:06: glaube ich, für alle Eltern kann das schwierig und herausfordernd sein. Wie können sich Eltern

00:37:12: an der Stelle überhaupt stärken, um diese herausfordernden Situation zu meistern, dass man halt

00:37:17: nicht zu dem, was quasi einfach ist, zu einer schwierigen Situation zu schreien und quasi eine

00:37:24: Form von psychischer Gewalt anzuwenden, sondern immer in dieser reflektierenden Rolle bleiben zu können,

00:37:29: in der erwachsenen Rolle bleiben zu können. Welche Ressourcen gibt ihr Pflegeeltern an der Stelle

00:37:35: mit auf dem Weg? Also erstens würde ich nochmal einfach kurz sagen wollen, es geht ja nicht darum,

00:37:43: immer perfekt zu sein, ja, auch werden auch mal Pflegeeltern laut, den platzt auch mal die

00:37:48: Hutschnur, Nervenkorsett ist auch nicht immer gleich, darum geht es eigentlich nicht, es geht

00:37:54: halt nur nicht ständig so zu reagieren und da hilft wirklich die Reflexion mit Beraterinnen,

00:38:02: was halt aber auch wirklich hilfreich ist, sich mit anderen Pflegeeltern einfach auszutauschen,

00:38:09: weil ich glaube, wenn ich mich dann austausche und höre, dass andere Menschen oder andere

00:38:15: Pflegeeltern auch diese Erfahrungen machen, ist es für mich einfacher wirklich zu der

00:38:21: Überzeugung zu kommen, es liegt tatsächlich nicht an mir, ja, so, weil das ist ja auch oftmals das

00:38:27: Pflegeeltern so das Gefühl haben, es liegt an uns, wir versagen, so und dass die halt einfach merken,

00:38:34: es liegt tatsächlich an der psychischen, an den Mustern, an der Situation, die das Kind gelernt,

00:38:40: einfach im Laufe der Zeit gelernt hat und sich dazu stärken, aber auch zu gucken, wer kann mich

00:38:50: auch noch unterstützen, wen gibt es in der Familie, zudem das Kind auch einen guten Kontakt hat,

00:38:56: wer kann da halt auch mal für eine Auszeit sorgen, aber auch zu schauen, gibt es andere

00:39:03: Unterstützungsmöglichkeiten, kann man zum Beispiel bestehenden Anspruch auf Pflegegeld über die

00:39:10: Pflegekasse, es gibt auch Anbieter, die Urlaube, Freizeiten für auch für Pflegekinder, Anbieten

00:39:20: speziell oder insgesamt Kinder- und Jugendfreizeiten, ist das halt auch eine Möglichkeit, passt das für

00:39:26: uns als Familie, passt das für uns als das Kind, einfach gut dafür zu sorgen bei den Pflegeeltern,

00:39:37: wie können wir es schaffen auch als Paar weiterhin gemeinsam was zu machen, also welche

00:39:43: Möglichkeiten gibt es einfach und da gucken wir auch als Berater Beraterin drauf im Rahmen der

00:39:51: Gespräche, die Pflegeeltern darin auch zu unterstützen, wo sind die eigenen Ressourcen,

00:39:57: wo kann ich auch wieder Kraft auftanken, was kann ich auch mal für mich tun und ja.

00:40:05: Ja und also genau wie du es gesagt hast, wir unterstützen die auch bei Entlastungsangebote,

00:40:10: was gibt es, dann setzen wir uns auch hin und suchen Sachen raus, wo wir denken,

00:40:14: das würde gut passen, das habe ich auch bei einigen Familien, wo die Kinder regelmäßig

00:40:18: in den Ferien für eine Woche zum Beispiel eine Ferienfreizeit machen, damit die Eltern

00:40:23: einmal eine Energie tanken können und durchatmen, aber ich habe auch Pflegeeltern, die sagen,

00:40:28: wir gehen dann einmal aus der Situation raus, dann geht er eine Runde mit den Hunden raus

00:40:32: oder geht noch eine Runde joggen oder noch eine Runde spazieren oder gucken, was gelingt mir gut

00:40:38: und was klingt meinem Partner gut, klappt es besser, wenn mein Partner das Kind ins Bett bringt,

00:40:42: dass man sich so Aufgaben aufteilt, wem gelingt was besser, dass man sich da besser abspricht

00:40:48: und nicht trotzdem mit dem Kind in einen Kampf zieht und wenn es dem Vater besser gelingt,

00:40:55: das Kind ins Bett zu bringen, dann gucken, dass er dann diese Aufgabe übernimmt,

00:41:00: da wir dafür übernehmen, eine andere Aufgabe, sich gut abzusprechen und zu ergänzen und

00:41:06: noch mehr Ressourcen zu schaffen innerhalb der Familie auch oder Freundeskreis.

00:41:11: Ja, das glaube ich auch, dass es halt noch Dinge gibt außerhalb dieser besonderen

00:41:18: Familiensituation, sondern dass man auch Zeit für sich hat, Zeit für Hobbys hat,

00:41:22: ich glaube, das ist ganz wichtig, dass sich auch der eigene Kosmos nicht nur um das Pflegekind

00:41:27: gräbt, gerade wenn es problembehaftet ist, die Situation gerade, dass es da auch noch andere

00:41:32: Sachen gibt im Leben, die einen Kraft geben, um jede Hürde zu meistern. Wir kommen so ganz

00:41:38: langsam zum Schluss. Ich weiß nicht, ob ihr die Hörspielreihe, den Podcast kennt Mira und das

00:41:44: Fliegen der Haus, das ist gerade bei Kindern sehr beliebt und die Mira vermittelt den Kindern in

00:41:52: jeder Folge immer den Satz, den ich sehr, sehr wichtig finde, du bist gut so wie du bist. Und

00:41:59: ich habe überlegt, der muss ja eigentlich für Pflegekindern noch viel mehr gelten,

00:42:04: dass den Kindern auch zu vermitteln, du bist gut so wie du bist, gerade auch mit den Themen,

00:42:11: die Pflegekindern mitbringen können. Seht ihr das ähnlich? Definitiv, das hast du ja vorhin auch

00:42:16: so schön gesagt, Rajinane, dass Kinder ja oft sich die Schuld geben. Ich musste gehen,

00:42:22: weil ich schlecht war, ich musste gehen, weil ich böse war. Das ist auch das, wenn ich mit den

00:42:27: Pflegekindern, wir haben ja auch Einzelkontakte mit den Pflegekindern, je nachdem wie alt die sind

00:42:31: und ob es passt, dass wir uns so ein bis zweimal mit den Kindern alleine treffen und die haben ja

00:42:37: Schuldgefühle und sind auch in Loyalitätskonflikte ganz oft und dann ist es total wichtig, den

00:42:41: Kindern zu vermitteln. Du bist nicht Schuld, du bist genau richtig, du bist gut wie du bist und du

00:42:47: bist das Kind. Die Erwachsenen haben in dem Moment versagt und waren nicht gut genug, sondern nicht

00:42:54: du als Kind. Deswegen finde ich den schon bei Pflegekindern extrem wichtig. Du sehe ich das genau so.

00:43:00: Es geht dann nicht darum, die Eltern, also die leiblichen Eltern schlecht zu machen, aber es ist

00:43:08: halt einfach schon klarzustellen, du bist halt einfach bei Erwachsenen gewesen, die nicht in der Lage

00:43:13: waren, sich gut um dich zu kümmern oder dir das zu geben, was ein Kind brauchte und es liegt nicht

00:43:19: an dir, sondern es ist halt einfach so, weil Kinder bestimmte Dinge brauchen und das war da nicht

00:43:25: möglich und deswegen wohnst du da nicht mehr und so wie du bist, bist du gut genug und das ist

00:43:32: halt auch wichtig, dass auch Pflegeeltern halt so zu erklären, weil manchmal natürlich die Kinder

00:43:40: auch Einschränkungen haben und dauerhaft auch haben werden, wo vielleicht die Pflegeeltern es

00:43:47: auch nicht den so leicht damit geht. Es stellt sich dann doch heraus, dass die geistigen Fähigkeiten

00:43:54: deutlich eingeschränkt sind und da halt auch zu akzeptieren, wir haben jetzt hier ein Kind,

00:43:59: was nicht die Regelschule besuchen wird, sondern halt schon Förderbedarf hat und auch

00:44:06: vielleicht der Förderbedarf auch bleiben wird und das gehört auch dazu, du bist gut genug so wie

00:44:15: du bist, du bist okay so wie du bist, nur den Kind gleichzeitig zu vermitteln, manche Verhaltensweisen,

00:44:23: die müssen sich verändern, die sind nicht richtig, die passen so nicht, aber du als Mensch bist

00:44:31: gut, bist wichtig, bist richtig und das ist ja auch dieses, wenn die Kinder dann nochmal Verhaltensweisen

00:44:39: zeigen, die für die Pflegeeltern einfach sehr herausfordernd sind, dann ist es halt auch nochmal

00:44:48: schwieriger, das so dem Kind zu vermitteln und das stärken wir dann halt aber, indem wir immer

00:44:54: wieder versuchen auch zu erklären, woher kommt dieses Verhalten und sicherlich auch nochmal so zu

00:45:02: gucken, wie kann ich meine Grundhaltung auch einfach verändern, wenn ich halt akzeptiere, dass das Kind

00:45:10: zum Beispiel aufgrund seiner Behinderung immer wieder gesagt bekommen muss, was der nächste Schritt

00:45:16: ist, was es machen muss, auch wenn es schon acht oder neun ist und so ein Lern sehr, sehr langsam

00:45:21: stattfindet, die Pflegeeltern wissen das aber und lassen sich darauf ein, dann ist es natürlich

00:45:27: wesentlich einfacher, als wenn ich immer wieder die Hoffnung habe, auch irgendwann muss es doch

00:45:31: drin sein und selber frustriert bin, dass das Kind diese Dinge nicht macht und wenn ich aber weiß,

00:45:38: okay, ich werde es ihm sagen, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass es die nicht behält, dann

00:45:43: gehe ich damit anders um und auch dann vermittle ich dem Kind, du bist okay so wie du bist, weil

00:45:49: Kinder haben schon ein ganz feines Gespür dafür und kriegen es schon mit, ob wir Erwachsenen

00:45:54: eigentlich andere Ansprüche haben und andere Ergebnisse sehen wollen, also einfach akzeptieren,

00:46:02: dass das, was das Kind momentan zeigt, kann es auch nur zeigen und mehr nicht. Ja und ergänzen

00:46:09: dazu, die Kinder kommen ja nicht direkt von den leiblichen Eltern in die Pflegefamilien, sondern es

00:46:15: gibt Kinder, die haben schon mehrere Stationen hinter sich, aber auch von einer anderen Pflegefamilie

00:46:20: ausgezogen, also schon mal einen Abbruch, weil es nicht gepasst hat, das haben auch einige Kinder

00:46:26: schon hinter sich und deswegen ist sowieso dieser Satz finde ich gut, wenn man den dann auch den

00:46:32: Kindern auch vermittelt, weil die auch wenig Selbstwertgefühl haben, oft Pflegekinder haben

00:46:37: echt, das sind nicht so selbstbewusst, haben auch nicht so viel Selbstwertgefühl, weil die einfach

00:46:41: immer die Schuld bei sich gesucht haben durch diese mehrere Stationen vor allem, ich habe

00:46:47: bald auch 15-Jährige, die schon von einer Pflegefamilie rausgeflogen sind, in den anderen Zeichen

00:46:52: und dann in die nächste Pflegefamilie eingezogen sind und dann ist es auf jeden Fall wichtig,

00:46:57: solchen Kindern auch zu vermitteln, du bist gut, so wie du bist. Du hast gerade das krasse Beispiel

00:47:04: von geistiger Behinderung gebracht, so krass muss es ja auch gar nicht sein, es reicht ja auch,

00:47:09: wenn das Pflegekind in eine Familie kommt, wo vielleicht einige leibliche Kinder sind und es

00:47:15: zum Usus der Familie gehört, das Kind macht Abitur und das Pflegekind schafft es vielleicht nicht,

00:47:22: dass auch das okay ist an der Stelle und es auch okay ist, wenn sich das nicht hundertprozentig an

00:47:30: alle Vorstellungen und Hobbys und dem ganzen Habitus, den die Pflegefamilie hat, nicht komplett

00:47:37: anpassen kann, anpassen lässt, auch das an der Stelle okay sein kann, finde ich glaube ich auch

00:47:44: an der Stelle nochmal wichtig, das zu betonen. Ja, dann kommen wir zum heutigen Schluss,

00:47:50: Sevda Raje, vielen Dank, ich habe viel mitbekommen und viel mitgenommen. Erstmal vielen, vielen Dank

00:47:59: dafür, ich entlasse euch aber erst, wenn ihr mir folgende Aufgabe löst, wir haben da eben schon

00:48:04: kurz darüber gesprochen und ihr seid, dass es unfassbar schwer, ich stelle sie euch trotzdem und

00:48:09: zwar dieses höchst komplexe Thema "Ankommen in der Pflegefamilie Bindung". Wenn ihr das aus

00:48:16: Einsatz komprimieren müsstet, was wäre dieser Satz? Ich glaube ich würde sagen, mit viel Geduld,

00:48:26: Liebe und Geborgenheit, Familie werden. Ich würde sagen, wenn das Kind mich in sein Rucksack

00:48:36: schauen lässt, dann ist es bei mir angekommen. Eins plus mit Sternchen, vielen Dank euch beiden.

00:48:43: Das war er, der zweite Teil vom Interview mit Sevda Fasilic und Raje Narottach.

00:48:51: Ich hoffe ihr hattet wieder Spaß an dieser Folge und konntet einige Inputs für euch mitnehmen.

00:48:56: Ich fand es beispielsweise spannend zu hören, dass viele Pflegeeltern den Tag des Einzugs vom

00:49:01: Pflegekind richtig feiern, quasi wie ein zweiten Geburtstag. Es finde ich wirklich eine sehr schöne

00:49:06: Idee, weil es die Besonderheit, die ein Pflegekind nur einmal hat, positiv würdigt. Ebenso fand ich es

00:49:12: spannend zu hören, dass sich durch das Durchstehen von schwierigen Zeiten in der Pflegefamilie

00:49:17: Dinge zum Positiven verändern können. So können Kinder neue und korrigierende Erfahrungen machen

00:49:23: und Pflegefamilien eine enge und vertrauensvolle Bindung aufbauen. Vielen Dank, dass ihr zugehört

00:49:29: habt. Bis zum nächsten Mal, euer Stefan Such.

00:49:32: Netzwerk Pflegefamilien, der Podcast

00:49:39: von der U2-Familie.

00:49:41: [Musik]

00:49:43: [MUSIK]

00:49:45: [MUSIK]

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